DISKUSSION (2.Arbeit ORTH, Karoline): Unterschied zwischen den Versionen

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Zur Frage der Moral
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In Anlehnung an die Klausurarbeit von K. Orth „Die Moral“ möchte ich eine kurze Kritik an der Moral aus der Perspektive der naturalistischen Ethik üben.
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Wie bereits in der Klausurarbeit festgestellt wurde, spielen moralische Überlegungen schon seit je her eine wichtige Rolle in der Philosophie. Gehen moralische und ethische Überlegungen oft Hand in Hand und sind schwer von einander unterscheiden, so gibt es dennoch aus einer naturalistischen Sichtweise einen, in meinen Augen bedeutenden, Einwand.
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Da ich auch Rechtswissenschaft studiere, interessiert mich auch in diesem Zusammenhang die Frage nach der Moral und der Ethik, ist der Streit zwischen dem „Positiven Recht“ und dem „Naturrecht“ nicht einer, der seit langer Zeit in der Rechtswissenschaft geführt wird.
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Neigt man dazu zu glauben, dass evolutionäre Humanisten, die einen naturalistischen Standpunkt vertreten, in ihrem Weltbild dazu tendieren würden, ihre Werte aus der Natur zu schöpfen und den damit einhergehenden Naturrechtsgedanken, so liegt man grundsätzlich falsch.
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Ethische Werte sind uns weder von der Natur, noch einem herbei gezauberten Gott vorgegeben. Da die meisten Naturalisten überzeugte Atheisten und Agnostiker sind, sind gerade sie es, die zu den schärfsten Kritikern des sog. „naturrechtlichen Konzep“ gehören.
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Versucht man nämlich aus der Natur „Sollens-Sätze“ abzuleiten, dann sollte man bedenken, so mein Einwand, dass die Natürlichkeit eines Verhaltens in der Natur rein gar nichts über seine ethische Legitimität aussagt.
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Aus dem „was“ ist, lässt sich nicht ableiten was „sein“ sollte. Zwischen Seins-Sätzen und Sollens-Sätzen herrscht eine unüberbrückbare Kluft. Wer diese Kluft leugnet, unterliegt dem „Naturalistischen Fehlschluss“.
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„Naturwissenschaftliche Erkenntnisse bleiben für die ethische Diskussion weiterhin hoch relevant, allerdings steht im Mittelpunkt des Interesses nicht mehr die Frage, ob wir ein bestimmtes, ethisch gefordertes Verhalten zeigen sollten, sondern vielmehr die Fragen ob wir ein bestimmtes verhalten überhaupt zeigen können bzw. ob wir es – trotz aller moralischen Verbote! - mit größter Wahrscheinlichkeit nicht doch zeigen werden“, so der deutsche Philosoph Michael Schmidt-Salomon.
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Das wichtige für die Ethik ist vor allem, dass die unter Menschen unweigerlich auftretenden Interessenkonflikte so zu lösen sind, dass alle Betroffenen diese Lösung als möglichst fair erachten.
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In der Moral geht es aber um die subjektive Wertigkeit von Menschen und nicht wie in der Ethik um die objektive Angemessenheit von Handlungen anhand intersubjektiv festgelegter und immer wieder  neu festgelegten Spielregeln. Moralische Argumentation zielt auf die Frage der persönlichen Schuldfähigkeit ab und basiert auf dem Vorhandensein des „Freien Willens“. Eine naturalistische Ethik kann auf diese Annahme getrost verzichten.
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Eine naturalistische Ethik fragt prinzipiell nur nach der objektiven Verantwortbarkeit und nicht nach der subjektiven Verantwortung.
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Salomon zeigt deutlich, den von mir als sehr wichtigen Einwand gegen die Moral:
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„Während die naturalistische Ethik die Eigennützigkeit der Menschen unumwunden akzeptiert und nur ihre Realisierungs-Chancen und Legitimationen problematisiert, stellen für Moralisten die menschlichen Bedürfnisse selbst das zentrale Problem dar, dass überwunden werden muss. Um für diesen existentiellen Kampf gewappnet zu sein, träumen sie sich eine besondere Seelensphäre herbei, die die Rolle des trotzigen Widerparts zum tierischen-eigennützigen Organismus spielen soll („Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach“). Doch der für den Moralismus unverzichtbare Körper-Geist-Dualismus ist eine empirisch widerlegte Fiktion.“
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In diesem Sinne können wir auf die Moral getrost verzichten, so mein Einwand.
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- von Christoph Altenburger
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Version vom 18. Februar 2009, 19:41 Uhr

Thema

  • DIE MORAL – EIN ABRISS
  • verfasst von Karoline Orth

Hinweis!

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Diskussion, Kommentare, Feedback

Sebastian Baldinger

Lieber Frau Kollegin! Danke, dass Sie Ihren Beitrag hier zur Diskussion stellen!

- von Sebastian Baldinger

Christoph Altenburger

Zur Frage der Moral


In Anlehnung an die Klausurarbeit von K. Orth „Die Moral“ möchte ich eine kurze Kritik an der Moral aus der Perspektive der naturalistischen Ethik üben.

Wie bereits in der Klausurarbeit festgestellt wurde, spielen moralische Überlegungen schon seit je her eine wichtige Rolle in der Philosophie. Gehen moralische und ethische Überlegungen oft Hand in Hand und sind schwer von einander unterscheiden, so gibt es dennoch aus einer naturalistischen Sichtweise einen, in meinen Augen bedeutenden, Einwand.

Da ich auch Rechtswissenschaft studiere, interessiert mich auch in diesem Zusammenhang die Frage nach der Moral und der Ethik, ist der Streit zwischen dem „Positiven Recht“ und dem „Naturrecht“ nicht einer, der seit langer Zeit in der Rechtswissenschaft geführt wird.

Neigt man dazu zu glauben, dass evolutionäre Humanisten, die einen naturalistischen Standpunkt vertreten, in ihrem Weltbild dazu tendieren würden, ihre Werte aus der Natur zu schöpfen und den damit einhergehenden Naturrechtsgedanken, so liegt man grundsätzlich falsch.

Ethische Werte sind uns weder von der Natur, noch einem herbei gezauberten Gott vorgegeben. Da die meisten Naturalisten überzeugte Atheisten und Agnostiker sind, sind gerade sie es, die zu den schärfsten Kritikern des sog. „naturrechtlichen Konzep“ gehören.

Versucht man nämlich aus der Natur „Sollens-Sätze“ abzuleiten, dann sollte man bedenken, so mein Einwand, dass die Natürlichkeit eines Verhaltens in der Natur rein gar nichts über seine ethische Legitimität aussagt.

Aus dem „was“ ist, lässt sich nicht ableiten was „sein“ sollte. Zwischen Seins-Sätzen und Sollens-Sätzen herrscht eine unüberbrückbare Kluft. Wer diese Kluft leugnet, unterliegt dem „Naturalistischen Fehlschluss“.

„Naturwissenschaftliche Erkenntnisse bleiben für die ethische Diskussion weiterhin hoch relevant, allerdings steht im Mittelpunkt des Interesses nicht mehr die Frage, ob wir ein bestimmtes, ethisch gefordertes Verhalten zeigen sollten, sondern vielmehr die Fragen ob wir ein bestimmtes verhalten überhaupt zeigen können bzw. ob wir es – trotz aller moralischen Verbote! - mit größter Wahrscheinlichkeit nicht doch zeigen werden“, so der deutsche Philosoph Michael Schmidt-Salomon.

Das wichtige für die Ethik ist vor allem, dass die unter Menschen unweigerlich auftretenden Interessenkonflikte so zu lösen sind, dass alle Betroffenen diese Lösung als möglichst fair erachten.

In der Moral geht es aber um die subjektive Wertigkeit von Menschen und nicht wie in der Ethik um die objektive Angemessenheit von Handlungen anhand intersubjektiv festgelegter und immer wieder neu festgelegten Spielregeln. Moralische Argumentation zielt auf die Frage der persönlichen Schuldfähigkeit ab und basiert auf dem Vorhandensein des „Freien Willens“. Eine naturalistische Ethik kann auf diese Annahme getrost verzichten.

Eine naturalistische Ethik fragt prinzipiell nur nach der objektiven Verantwortbarkeit und nicht nach der subjektiven Verantwortung.



Salomon zeigt deutlich, den von mir als sehr wichtigen Einwand gegen die Moral:

„Während die naturalistische Ethik die Eigennützigkeit der Menschen unumwunden akzeptiert und nur ihre Realisierungs-Chancen und Legitimationen problematisiert, stellen für Moralisten die menschlichen Bedürfnisse selbst das zentrale Problem dar, dass überwunden werden muss. Um für diesen existentiellen Kampf gewappnet zu sein, träumen sie sich eine besondere Seelensphäre herbei, die die Rolle des trotzigen Widerparts zum tierischen-eigennützigen Organismus spielen soll („Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach“). Doch der für den Moralismus unverzichtbare Körper-Geist-Dualismus ist eine empirisch widerlegte Fiktion.“

In diesem Sinne können wir auf die Moral getrost verzichten, so mein Einwand.

- von Christoph Altenburger



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