HEUBLEIN, Karin (Arbeit2): Unterschied zwischen den Versionen

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* verfasst von Karin Heublein; Matr.Nr. 9807214
 
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Aktuelle Version vom 17. Februar 2009, 18:35 Uhr

DISKUSSION (2.Arbeit HEUBLEIN, Karin)

2. Schriftliche Arbeit zur Ring-Vorlesung von Gerhard Gotz am 23.10.2008

  • verfasst von Karin Heublein; Matr.Nr. 9807214


Ich möchte folgende Themen der Ring-Vorlesung von Gerhard Gotz ansprechen: 1. Kurzwiederholung der Ring-Vorlesung am 16.10.2008 (Reflexion, Sprache) 2. Methode der Erfahrungswissenschaft 3. Schwächen der Methode der Erfahrungswissenschaft 4. Zweck 5. Egoismus 6. Ideologie 7. Wille

ad 1.) Hinführung zur Philosophie: hier unterscheidet Kant zwischen Philosophie lernen (hier wird nur der Lernstoff erfasst) und Philosophieren lernen (damit ist das selbständige Denken gemeint). Menschen sind prinzipiell philosophierfähig - zum Philosophieren gehört auch die Reflexion, ein Wissen, das über unsere Einzelheit hinausreicht und auch die Außenwelt einbezieht. Das Wissen von sich selbst ist aber mehr als Sinnlichkeit, dem bloßen Wahrnehmen von Etwas, denn wir wissen um unser Wissen (im Gegensatz zu Tieren). Reflexion bedeutet, dass das Wissen nicht nur auf Inhalte geht bzw. sich der Körper empfindet, sondern dass das Wissen auf sich selbst rückbezogen ist und von sich weiß. Im menschlichen Handeln ist die Reflexion immer mit dabei, d.h. wir handeln aus dem Denken heraus. Das Wissen schließt alle Bewusstseinsinhalte ein – man kann von jedem Inhalt auf das Bewusstsein zurückreflektieren, dadurch bekommen die Bewusstseinsinhalte einen Doppelcharakter: einerseits die Qualitäten der Wahrnehmung und Gefühle, die unmittelbar erlebt werden und andererseits die Integration der Inhalte in die Reflexion (Verallgemeinerung), die zu Begriffen werden. Diese Relation zwischen Begriffen können auch mit Begriffen bezeichnet werden, durch diese Vernetzung entsteht Sprache. Sprache selbst ist etwas Gewusstes (z.B. wir wissen, dass wir „deutsch“ sprechen) und ist der Ausdruck der Selbstreflexion. Das Wissende steht über der Sprache, da jedem Gewussten ein Wissendes vorausgesetzt ist. Ohne Sprache gibt es keine Reflexion und ohne Reflexion gibt es keine Sprache, beides muss zugleich vorhanden sein. Bei der Reflexion stellt sich aber auch die Problematik, dass sie uns auf unsere Grenzen aufmerksam macht: wir sind nicht sicher, ob die Welt wirklich so ist, wie wir glauben oder ob die Gegenstände tatsächlich so beschaffen sind, wie wir annehmen.

ad 2.) Wahre Erkenntnis der Wirklichkeit erfordert ein methodisches Vorgehen. Die objektive Erkenntnis muss nachvollziehbar, objektivierbar und kommunizierbar sein. Methode der Erfahrungswissenschaft: Hier muss das wissenschaftliche Denken (die Theorie über Fakten) und die wissenschaftliche Wahrnehmung (die Beobachtung der Fakten) eine Beziehung zu den Objekten herstellen. Bei der Beobachtung von Fakten werden Objekte und Ereignisse in Gruppen zusammen gefasst und nach ihren charakteristischen Merkmalen eingeteilt – sie werden klassifiziert. In den Einzelwissenschaften werden sie weiter durch Quantifizierung (wie z.B. messen oder wägen) bestimmt. Diese beiden Seiten ermöglichen eine Beobachtung auf wissenschaftlicher Ebene. Beobachtung alleine ist jedoch noch keine Erfahrungswissenschaft. Die gewonnenen Daten und Fakten sollen aus Gründen ableitbar sein, wobei begründete Aussagen zuerst nur hypothetisch gemacht werden können. Diese Hypothesen müssen danach noch geprüft werden (z. B. durch Experimente und Beobachtung). Je öfters diese Prognosen zutreffen desto besser und treffender ist die Prognose bestätigt. Aus dieser objektiven Erkenntnis lässt sich dann eine Theorie herausarbeiten.

ad3.) Diese Methode hat natürlich auch Schwächen: - Eine Seite dieser Schwäche zeigt uns die Begrenztheit der Wahrnehmung: bei dieser Methode kann nicht alles erfasst werden und dies führt zur Unsicherheit, da nicht alles Gegenstände zur Gänze erfasst werden können. Es ist hier eine deutliche Grenze der Exaktheit vorhanden, weil wir eine Auswahl treffen müssen, die in einer Weise tendenziell ist - Die zweite Schwäche zeigt die Überprüfung der angenommenen Gründe der Beobachtung (Begründungsverhältnis): selbst wenn genau die Ereignisse eintreten, die abgeleitet werden, können dennoch nie die Gründe selbst beobachtet werden. Es können nur die Auswirkungen betrachtet werden, das Beobachtete zeigt nur Oberflächliches. Die Gründe selbst werden eigentlich nie bestätigt. Was in die beobachteten Fakten hineininterpretiert wird, sind Konstrukte unseres Denkens und nicht die Wirklichkeit. Ich möchte an dieser Stelle ein Beispiel bringen: wenn wir einen Gegenstand zu Boden fallen lassen, dann sehen wir zwar, dass er fällt – wir wissen, dass dies aufgrund der Schwerkraft passiert, die Schwerkraft selbst ist aber nicht sichtbar. Wir sehen nur die Auswirkung der Schwerkraft, nämlich dass ein Gegenstand zu Boden fällt. Die Erfahrungswissenschaft reicht an die Wirklichkeit nicht heran, das Handeln bleibt nach wie vor unsicher. Die Erfahrungswissenschaft ermöglicht zwar die Naturbe-herrschung, sie kann aber nicht erklären, wann sie selbst anwendbar und brauchbar ist. Die Erfahrungswissenschaft ist nicht das Streben nach der wissenschaftlichen Wahrheit sondern ein praktisches Instrument.

ad 4.) In unserem Handeln sind wir zurückgeworfen auf unsere subjektive Meinung, denn alles menschliche Wissen ist nur Meinung. Sicher ist nur die Unsicherheit, die durch unsere Reflexionsfähigkeit bedingt ist. Wir sind ständig mit unserer Endlichkeit konfrontiert. Wie werden wir aufgrund dieser permanenten Unsicherheit mit der Endlichkeit fertig, wie gehen wir praktisch damit um? Die fraglose Reaktion der Tiere wird durch das Wissen auf verschiedenen Reflexionsstufen zerbrochen. Wir wissen uns immer auch eingeordnet in große Zusammenhänge z.B. in Beziehungen zu anderen Menschen, zu der Natur. Dadurch gewinnen wir die Distanz zur Unmittelbarkeit, die unmittelbare, spontane Reaktion wird gebremst. Zwar ist die unmittelbare Reaktion im Körper wie z.B. Reflex, Blutkreislauf oder Verdauung immer noch vorhanden, diese Reaktionen sind aber keine Handlungen, denn Handlung erfordert Reflexion. Der Antrieb wird durch die Reflexion in Handlungsmöglichkeiten verwandelt. Wie kommt man aber nun von den verschiedenen Möglichkeiten zur tatsächlichen Handlung? Handlungen selbst sind ja nur Mittel, nicht der Zweck, denn der Zweck bestimmt die Mittel. Zweck ist somit ein Kriterium dafür, welche Handlung ausgewählt wird. Der Zweck ist der Handlungs-grund. Es gibt aber mögliche Zwecke, viele Möglichkeiten, aus denen ich auswählen kann. Hier stellt sich wieder das Problem der Auswahl. Damit ich aber einen obersten Zweck erreichen kann, wird der Reflexionsprozess abgebrochen und der Wille setzt sich einen subjektiv obersten Zweck.

ad 5.) Welche subjektiv obersten Zwecke bieten sich nun an? Die eine Seite ist die Unmittelbarkeit – der Wille kann die eigene Unmittelbarkeit selbst zum obersten Zweck machen. Der oberste Zweck ist der absolute Lustgewinn, ist also ein egoistischer Zweck. Sich als Einzelperson als höchsten Wert zu nehmen, können wir somit als Egoismus bezeichnen. Wir machen uns selbst zum obersten Zweck und alles andere soll Mittel sein, alles andere möchte ich als Zweck benutzen. Der Egoismus in sich ist jedoch problematisch, denn wenn wir uns zum höchsten Zweck machen, heißt das natürlich nicht, dass uns auch die Umwelt zum höchsten Zweck macht. Darüber hinaus ist der Egoismus nur relativ, da der eigene Körper vergänglich ist. Egoismus ist eine reflexive Handlung. Tiere können nicht reflektieren und können daher nicht egoistisch sein. Das Wort Egoismus bedeutet ursprünglich „Eigennützigkeit“ uns ist in unserer Alltagssprache negativ behaftet. Man verbindet damit hauptsächlich ein Handeln, das einem Anderen schaden könnte, man es jedoch trotzdem ausführt, da man aus diesem Handeln heraus einen Vorteil erzielen kann. Aber unter Berücksichtigung gewisser Aspekte wie z.B. Moral, ist Egoismus durchaus wichtig.

ad 6.) Ein zweiter Punkt, sich einen subjektiv obersten Zweck zu setzen, sind Ideologien wie z.B. Religion. Hier werden im Zusammenleben andere Werte herangezogen, die über den Egoismus hinausgehen. Diese Ideologien appellieren an unsere Reflexivität. Aber auch hier ist eine Problematik vorhanden: Ideologien selbst sind nicht argumentierbar, sie sind Axiome, die nur angenommen sind und die man nicht begründen kann. Ideologie ist eine gemeinsame Meinung, damit eröffnen sich allgemeine Werte (im Gegensatz zum Egoismus, wo man selbst der höchste Zweck ist). Dennoch ist sie nicht die universale Wahrheit sondern eine eingeschränkte Wahrheit einer Gruppe von Menschen.

Weder Egoismus noch Ideologie kann höchster Zweck des Menschen sein: sie stehen in Konkurrenz und sind auch nur Möglichkeiten. Wir brauchen einen Handlungsgrund, der entscheidet, was gewählt wird und der über Egoismus und Ideologie hinausgeht. Wir stehen als Wissende über dieser Problematik. Die Reflexivität ist der Grund unserer menschlichen Endlichkeit, sie muss uns also einen Grund liefern können. Aber das reflexive Wissen ist nur eine Seite und nicht der Grund der radikalen Differenz: das reflexive Wissen braucht selber einen mittelbaren Grund, damit es Beziehung zur Unmittelbarkeit bekommt. Das Denken übersteigt seine eigene Problematik nur um sie wieder zu bestätigen. Dadurch entsteht die Selbsterkenntnis der eigenen Endlichkeit – dabei fällt die Endlichkeit aber nicht weg. Denken führt nur zur negativen Freiheit, sie kann sich nicht positiv einen bestimmten Wert setzten, weil alles nur relativ ist, es sind wieder nur Möglichkeiten.

ad 7.) Wenn es wirkliche Zwecke gibt, muss noch eine andere Instanz – außer Egoismus und Ideologie - vorhanden sein, sonst gäbe es kein Handeln. Diese Instanz ist der Wille. Der Wille muss von Reflexion und Unmittelbarkeit unterschieden werden: der Wille ist die Kraft, die über das Denken hinausgeht und kann daher den Reflexions-prozess abbrechen. Er kann entscheiden und sich auch über das Risiko der Mittel und über das Risiko der Zwecksetzung hinwegsetzen. Obwohl sich der Wille nicht über allgemeine Denkgesetzte hinausbewegen kann, kann er sie aber missachten. Der Wille ist eine Tätigkeit, die wir individuell ausführen müssen. Er kann eine positive Zwecksetzung hervorbringen. Der Wille zeigt uns, wie wir handeln können, aber zeigt er auch, wie wir handeln sollen? Dieses Problem wird von der Philosophie behandelt. Der Wille alleine ist nicht die absolute Kraft, er muss über sich hinaus einen Grund haben, der alle Endlichkeit übersteigt, sonst wäre er vom Willen dominiert. Dieser absolute Grund oder Sinn kann sich nicht relativieren lassen – er muss den Gesamtsinn alles Seiende umfassen. Diese absolute Dimension zu erfassen, ist die eigentliche Aufgabe der Philosophie. Philosophie ist demnach eine universale Grundlagenwissenschaft in praxisorientierter Absicht.

Verfasst von Karin Heublein, Matr.Nr. 9807214


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