Wohlstandsverwahrlosung (JsB): Unterschied zwischen den Versionen
Aurora (Diskussion | Beiträge) (→Wissenschaftliche Definition von Wohlstandsverwahrlosung) |
Aurora (Diskussion | Beiträge) (→Ursachen für Wohlstandsverwahrlosung) |
||
Zeile 12: | Zeile 12: | ||
===Ursachen für Wohlstandsverwahrlosung=== | ===Ursachen für Wohlstandsverwahrlosung=== | ||
+ | *Zeitgeist, Modeerscheinungen, aktuelle Tendenzen der Erziehung zum Wohlstand | ||
+ | *die Ungleichmäßigkeit der Reife: Überforderung durch ein „Viel-zu-früh“ in Orientierung, Lebensform, Wissen und Erfahrung und Unterforderung durch die so genannte „Käseglocke“ und ein zu-wenig in der emotionalen Förderung. | ||
+ | *Verminderte emotionale Tiefe und Dauer durch leistungsmäßige und emotionale Überforderung | ||
+ | |||
+ | ====Auf der Ebene des Lernens==== | ||
+ | *Die Lerntheoretische und sozialpsychologische Richtung der Psychologie verweist auf die Einflüsse des Modelllernens bei der Ausbildung von Verwahrlosungsstruktur und Verwahrlosungserscheinungen. | ||
+ | *Wir alle geben Modelle ab; imitiert werden dabei bevorzugt die Vorbilder die mit ihrem Verhalten Erfolg haben, sozial geschätzt sind und Anerkennung erfahren. Es spielt keine Rolle ob das erfolgreiche Modell „gutes“ oder „schlechtes“ Verhalten vorlebt. | ||
+ | |||
+ | ====Elternverhalten und Familienstruktur==== | ||
+ | *Angst vor der Verantwortung und Delegation (= Übertragung/ abgeben von) der Verantwortung | ||
+ | *Selbstverwirklichung: der Begriff wird missverstanden durch „Ich muss etwas für mich tun,ich brauche mehr Zeit für mich“ was wiederum schnell in die „Egoismus - Falle“ führt. Selbsterfahrung ist im wesentlichen eine Grenzerfahrung. Die Grenzen emotionaler und intellektueller Belastbarkeit betrifft vor allem die bewusste Auseinandersetzung mit Kindern. | ||
+ | *Elternverhalten ist vor allem Verhalten aufgrund einer Rollenerwartung: In unserer heutigen Zeit gibt es keine klar strukturierten Rollenbilder mehr, sondern individuelle Lösungen bzw. haben Mann und Frau gleichartige und gleichwertige Rollenidentifikationen. Viele Eltern verfolgen unterschiedliche Erziehungsrichtlinien, welche als mit verursachend bei der Entwicklung von Verwahrlosungsstrukturen gesehen werden. Dem Kind fehlen somit konsistente Richtlinien und Verhaltensanweisungen. Das Kind lernt daraus Kapital zu schlagen und agiert zwischen den Fronten das heißt, es spielt die Elternteile gegeneinander aus. | ||
+ | *Auflösungs- und Annäherungsprozesse der weiblichen und der männlichen Rolle endet häufig in frustrierten Beziehungserwartungen. Die Folgen sind emotionale Defizite. Oft tritt dann jene Situation ein, dass das Kind zu einer Art „Ersatz“ wird, d.h. das es nicht allein für das Glück der Eltern da ist, sondern dem Vater die Tochter als Mutter und der Sohn der Mutter als Ehemann. | ||
+ | *Das Kind lernt, dass es nicht um es selbst geht und lässt sich materiell dafür entschädigen,die Eltern denken sie können sich damit ihren Schuldgefühlen entledigen | ||
+ | *Hüh – und – Hott – Erziehung ist die Folge, d.h. an einem Tag wird etwas erlaubt was am nächsten Tag schon wieder nicht mehr gilt | ||
+ | *Die Unsicherheit der Eltern verstärkt die Unsicherheit der Kinder, Hilfe lässt sich in Erziehungsratgebern „finden“ die aufgrund unterschiedlicher Konzepte die Unruhe in Kindern nur noch mehr steigern und es innerlich noch mehr verwirren | ||
+ | *Ein weiterer Punkt ist der abwesende Vater bzw. die abwesende Mutter, der Druck Vater und Mutter zugleich zu sein führt zu Schuldgefühlen, welche in Verwöhnung und materiellen Ausgleich führen | ||
+ | |||
+ | ====Hauptursachen der Wohlstandsverwahrlosung==== | ||
+ | *Abwesender Elternteil | ||
+ | *Rollen- und Beziehungsprobleme | ||
+ | *Schuldgefühle materiell loszuwerden | ||
+ | Davor schützt auch nicht die nach außen hin präsentierte strukturell intakte Familie. | ||
+ | |||
+ | ====Der Versuch einer tiefenpsychologischen Erklärung==== | ||
+ | *Verwöhnung kann als Abwehrmechanismus dienen, wenn das Kind nicht so mitmacht wie geplant, wenn es den Erwartungen der Eltern nicht entspricht z.B.: soll nach außen hin heißen „Seht, wie ich mein Kind liebe.“ | ||
+ | *Verwöhnung kann sich auch in der Overprotection – Haltung zeigen, die so genannte „Käseglocke“, dieser Schutz kann jedoch schnell zu einer Schädigung werden | ||
+ | |||
+ | ====Ein weiterer Bestimmungsversuch/ weitere Ursachen==== | ||
+ | *innere Verwahrlosung steht im Zusammenhang mit dem psychologischen Grunderlebnis des Misstrauens | ||
+ | *häufig wechselnde, widersprüchliche Beziehungs- und Umgebungsverhältnisse | ||
+ | *die Welt wird als unzuverlässig und unberechenbar erlebt | ||
+ | *Inkongruenz und Rollenunsicherheit | ||
+ | *häufig wechselnde Bezugspersonen die unterschiedlich erziehen | ||
+ | *abweichende partnerschaftliche Rollenerwartungen führen zum psychologischen Missbrauch des Kindes | ||
+ | (vgl. Zöllner, Ulrike „Die armen Kinder der Reichen – Was macht der Wohlstand aus unseren Kindern?") | ||
+ | |||
===Merkmalskatalog=== | ===Merkmalskatalog=== | ||
===Defizite und Schwachstellen der Persönlichkeit=== | ===Defizite und Schwachstellen der Persönlichkeit=== | ||
===Folgen von Wohlstandsverwahrlosung=== | ===Folgen von Wohlstandsverwahrlosung=== | ||
===Prävention von Wohlstandsverwahrlosung=== | ===Prävention von Wohlstandsverwahrlosung=== |
Version vom 11. Juni 2007, 17:38 Uhr
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wohlstandsverwahrlosung
Wohlstandsverwahrlosung
Was ist Wohlstandsverwahrlosung?
Wohlstandsverwahrlosung beschreibt die seelische Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen. Der Begriff entstand aus der Zusammenziehung von Wohlstand und Verwahrlosung. In vielen Fällen hört man auch von Verwöhn – Verwahrlosung.
Wohlstandsverwahrlosung bedeutet eine Erziehung ohne Grenzen bezüglich materieller Dinge zu führen. Die Eltern sorgen für das materielle Wohl der Familie und Kinder, es fehlt aber an emotionaler Zuwendung und Liebe.
Wissenschaftliche Definition von Wohlstandsverwahrlosung
„Psychische Verwahrlosung/Vernachlässigung bei Kindern und Jugendlichen bei gleichzeitigen materiellen Überfluss.“
(Zöchling, Elisabeth: Verwahrlosungsprobleme bei Sekundarschülern/ Diplomarbeit, 1996, S.56)
Ursachen für Wohlstandsverwahrlosung
- Zeitgeist, Modeerscheinungen, aktuelle Tendenzen der Erziehung zum Wohlstand
- die Ungleichmäßigkeit der Reife: Überforderung durch ein „Viel-zu-früh“ in Orientierung, Lebensform, Wissen und Erfahrung und Unterforderung durch die so genannte „Käseglocke“ und ein zu-wenig in der emotionalen Förderung.
- Verminderte emotionale Tiefe und Dauer durch leistungsmäßige und emotionale Überforderung
Auf der Ebene des Lernens
- Die Lerntheoretische und sozialpsychologische Richtung der Psychologie verweist auf die Einflüsse des Modelllernens bei der Ausbildung von Verwahrlosungsstruktur und Verwahrlosungserscheinungen.
- Wir alle geben Modelle ab; imitiert werden dabei bevorzugt die Vorbilder die mit ihrem Verhalten Erfolg haben, sozial geschätzt sind und Anerkennung erfahren. Es spielt keine Rolle ob das erfolgreiche Modell „gutes“ oder „schlechtes“ Verhalten vorlebt.
Elternverhalten und Familienstruktur
- Angst vor der Verantwortung und Delegation (= Übertragung/ abgeben von) der Verantwortung
- Selbstverwirklichung: der Begriff wird missverstanden durch „Ich muss etwas für mich tun,ich brauche mehr Zeit für mich“ was wiederum schnell in die „Egoismus - Falle“ führt. Selbsterfahrung ist im wesentlichen eine Grenzerfahrung. Die Grenzen emotionaler und intellektueller Belastbarkeit betrifft vor allem die bewusste Auseinandersetzung mit Kindern.
- Elternverhalten ist vor allem Verhalten aufgrund einer Rollenerwartung: In unserer heutigen Zeit gibt es keine klar strukturierten Rollenbilder mehr, sondern individuelle Lösungen bzw. haben Mann und Frau gleichartige und gleichwertige Rollenidentifikationen. Viele Eltern verfolgen unterschiedliche Erziehungsrichtlinien, welche als mit verursachend bei der Entwicklung von Verwahrlosungsstrukturen gesehen werden. Dem Kind fehlen somit konsistente Richtlinien und Verhaltensanweisungen. Das Kind lernt daraus Kapital zu schlagen und agiert zwischen den Fronten das heißt, es spielt die Elternteile gegeneinander aus.
- Auflösungs- und Annäherungsprozesse der weiblichen und der männlichen Rolle endet häufig in frustrierten Beziehungserwartungen. Die Folgen sind emotionale Defizite. Oft tritt dann jene Situation ein, dass das Kind zu einer Art „Ersatz“ wird, d.h. das es nicht allein für das Glück der Eltern da ist, sondern dem Vater die Tochter als Mutter und der Sohn der Mutter als Ehemann.
- Das Kind lernt, dass es nicht um es selbst geht und lässt sich materiell dafür entschädigen,die Eltern denken sie können sich damit ihren Schuldgefühlen entledigen
- Hüh – und – Hott – Erziehung ist die Folge, d.h. an einem Tag wird etwas erlaubt was am nächsten Tag schon wieder nicht mehr gilt
- Die Unsicherheit der Eltern verstärkt die Unsicherheit der Kinder, Hilfe lässt sich in Erziehungsratgebern „finden“ die aufgrund unterschiedlicher Konzepte die Unruhe in Kindern nur noch mehr steigern und es innerlich noch mehr verwirren
- Ein weiterer Punkt ist der abwesende Vater bzw. die abwesende Mutter, der Druck Vater und Mutter zugleich zu sein führt zu Schuldgefühlen, welche in Verwöhnung und materiellen Ausgleich führen
Hauptursachen der Wohlstandsverwahrlosung
- Abwesender Elternteil
- Rollen- und Beziehungsprobleme
- Schuldgefühle materiell loszuwerden
Davor schützt auch nicht die nach außen hin präsentierte strukturell intakte Familie.
Der Versuch einer tiefenpsychologischen Erklärung
- Verwöhnung kann als Abwehrmechanismus dienen, wenn das Kind nicht so mitmacht wie geplant, wenn es den Erwartungen der Eltern nicht entspricht z.B.: soll nach außen hin heißen „Seht, wie ich mein Kind liebe.“
- Verwöhnung kann sich auch in der Overprotection – Haltung zeigen, die so genannte „Käseglocke“, dieser Schutz kann jedoch schnell zu einer Schädigung werden
Ein weiterer Bestimmungsversuch/ weitere Ursachen
- innere Verwahrlosung steht im Zusammenhang mit dem psychologischen Grunderlebnis des Misstrauens
- häufig wechselnde, widersprüchliche Beziehungs- und Umgebungsverhältnisse
- die Welt wird als unzuverlässig und unberechenbar erlebt
- Inkongruenz und Rollenunsicherheit
- häufig wechselnde Bezugspersonen die unterschiedlich erziehen
- abweichende partnerschaftliche Rollenerwartungen führen zum psychologischen Missbrauch des Kindes
(vgl. Zöllner, Ulrike „Die armen Kinder der Reichen – Was macht der Wohlstand aus unseren Kindern?")