Bestandsaufnahme (JsB - Migration): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 7. Juni 2007, 10:28 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Gesamtsituation
Differenziert nach Art des Migrationshintergrundes ergeben sich für 2002 folgende Daten (Troltsch/Ulrich 2003):
- Deutsche, im Ausland geboren haben eine Ausbildungsquote von 37,7%
- Ausländer, in Deutschland geboren haben eine Ausbildungsquote von 38,0%
- Ausländer, im Ausland geboren haben eine Ausbildungsquote von 25,9%
(zum Vgl.: Deutsche, in Deutschland geboren haben eine Ausbildungsquote von 56,7%.)
Mit der Art des Schulabschlusses als Unterscheidungskriterium ergeben sich, dass Deutsche Jugendliche mit Haupt- oder Sonderschulabschluss in 43,4% der Fälle eine Lehrstelle erhalten, doch von der ausländischen Vergleichsgruppe schaffen es nur 22,8%. Auch eine mittlere Reife verbessert die Chancen der ausländischen Jugendlichen nur marginal auf 23,9% (Deutsche 60,5%). Und auch die Fachhochschul- oder Hochschulreife ermöglicht nur 34,4% der Migranten die gewünschte Lehre (Deutsche 63,6%).
Nach Alter gestaffelt ergeben die Daten von Troltsch & Ulrich (2003), dass Migranten im Alter von 20 Jahren nur noch zu 9,2% eine Chance auf Ausbildungsverträge haben (Deutsche 41,2%), während ihre Chancen zwischen 17 und 18 am besten sind (31,6%).
2004 beginnen 40% der deutschen, aber nur 29% der Bewerber mit Migrationshintergrund eine betriebliche Lehre. 21% aller Bewerberinnen für einen Ausbildungsplatz haben einen Migrationshintergrund, sie können 17% der Ausbildungsplätze antreten. Diese Situation ist bei den männlichen jugendlichen Bewerbern mit Migrationshintergrund schlechter (20% zu 13%). (Granato 2005:2f)
Branchenspezifische Situation
2003 lag die größte Ausbildungsbeteiligung von Jugendlichen mit ausländischem Pass in der Branche der freien Berufe. Hier herrscht allerdings ein Frauenanteil von 95,7%. Gefolgt wird sie vom Handwerk mit 7%. In dieser Branche ist der Männeranteil unter den ausländischen Jugendlichen bei fast 75%. In Industrie und Handel stellen ausländische Jugendliche 6% (Granato 2005:6).
Genauere Daten liefert Granato (2003:477) für das Jahr 2001:
Geschlechterspezifische Situation
Trotz besserer Schulabschlüsse im Vergleich zu den männlichen Bewerbern mit ausländischem Pass (30%) sind 2003 lediglich 25% der jungen nicht-deutschen Frauen in einer Ausbildung im dualen System (Granato 2005:5). „Dies wird u.a. darauf zurückgeführt, dass insbesondere im Dienstleistungsbereich, einem Gebiet mit überproportional hohem Frauenanteil, die Ausbildungsquote von Jugendlichen mit Migrationshintergrund besonders niedrig ist und es zu einer Konkurrenzsituation zu den jungen deutschen Frauen mit qualitativ besseren Schulabschlüssen kommt.“ (Stomporowski 2004:8)
2003 machen die Ausländerinnen einen Anteil von 7% an allen weiblichen Auszubildenden aus. Ihre männliche Vergleichsgruppe entspricht mit 42.300 Azubis im gleichen Jahr nur 6% aller männlichen Auszubildenden (Granato 2005:5ff).
Sonderfall Ausbildungsabbruch & Vertragslösungen
37% der jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund ohne Berufsabschluss haben eine Ausbildung begonnen und diese wieder abgebrochen. (Troltsch 1999)
In den alten Bundesländern wurden im Jahr 2001 25% aller Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Die Quoten sind besonders hoch in den Wirtschaftsbereichen, zu denen Jugendliche mit Migrationshintergrund am ehesten Zugang haben (Handwerk 34%, Freie Berufe 29%, Arzthelferin/Zahnarzthelferin 26%/33%). Im Handwerk betrifft dies besonders Maler & Lackierer (43%), Gas- & Wasserinstallateure (37%), Elektroinstallateure (33%), Zentralheizungslüftungsbauer (32%) und KFZ-Mechaniker (28%). Auch in den kaufmännischen Bereichen, in die Jugendliche ausländischer Herkunft stärker einmünden, liegt die Quote über dem Durchschnitt: Verkäufer 29% und Kaufleute im Einzelhandel 28%. (Granato 2003:479f)
Eine Untersuchung aus dem Jahr 1992 (Beer 1992) zufolge lässt die Tendenz erkennen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund ihre Ausbildungen besonders häufig in Betrieben mit bis zu neun Beschäftigten abbrechen (33%), wogegen es in Betrieben mit über 500 Mitarbeitern nur 13% waren. Bestätigt wurden diese Ergebnisse durch eine Umfrage des BIBB aus dem Jahr 2003 (Schöngen 2003).
Gründe für Vertragslösungen waren im Jahr 2001/2002 (Doppelnennungen waren bei der Umfrage möglich)
- Betriebliche Gründe (70%)
- Persönliche Gründe, d.h. Familie, Gesundheit, etc. (46%)
- Gründe im Zusammenhang mit der Berufsorientierung (33%)
Literatur
Granato, Mona (2003): Jugendliche mit Migrationshintergrund in der beruflichen Bildung. In: WSI Mitteilungen Heft 8
Granato, Mona (2005): Junge Frauen und Männer mit Migrationshintergrund: Ausbildung adé. In: INBAS (Hrsg.): Werkstattbericht 2005. Frankurt, Berlin
Schöngen, Klaus (2003): Ausbildungsvertrag gelöst = Ausbildung abgebrochen? (Arbeitstitel), in: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 5
Stomporowski; Stephan (2004): Die misslungene berufliche Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund. In: Kipp; Martin, Seyd, Wolfgang (Hrsg.): Förderung benachteiligter und behinderter Jugendlicher, bwp@ Ausgabe Nr. 6, Juni 2004
Troltsch, Klaus (1999): Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Struktur und Biographiemerkmale, in: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 5
Troltsch, Klaus & Ulrich, Joachim Gerd (2003): Problemgruppen unter den Ausbildungsstellenbewerbern 2002. In: Nutzung und Nutzen des Internets bei der Berufswahl und bei der Lehrstellensuche. Ergebnisse der BA/BIBB-Lehrstellenbewerberbefragung 2002/2003. - Nürnberg, 2003. - S. 1725 - 1734
Autor: Michael Hölzle (2007)