Überraschungsforschung (Text): Unterschied zwischen den Versionen

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'''3.4. Schreck vs. Überraschung'''
 
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Überraschung kann als Emotion gelten, Schreck hingegen nicht, obwohl viele Leute das Wort synonym verwenden. Im Fall von Schreck wird ein eintreffendes Ereignis fehlerwartet, im Unterschied zu einem unerwarteten. Schreck lässt sich als eine hauptsächlich defensive Reaktion auf einen unerwarteten, plötzlichen (ohne vorhergehende Hinweisreiz) eintreffenden Reiz verstehen (Voss,...). So unterscheiden sich die beiden Zustände auch in ihrem Erscheinungsbild:
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Überraschung kann als Emotion gelten, Schreck hingegen nicht, obwohl viele Leute das Wort synonym verwenden. Im Fall von Schreck wird ein eintreffendes Ereignis fehlerwartet, im Unterschied zu einem unerwarteten. Schreck lässt sich als eine hauptsächlich defensive Reaktion auf einen unerwarteten, plötzlichen (ohne vorhergehende Hinweisreiz) eintreffenden Reiz verstehen (Voss,...). So unterscheiden sich die beiden Zustände auch in ihrem Erscheinungsbild.
 
 
 
 
 
Bei einer Schreckreaktion werden die Augen zugekniffen, die Augenbrauen sind gesenkt und die Lippen sind fest angespannt. Im Gegensatz dazu, sind bei einer Überraschungsreaktion die Augen weit aufgerissen, die Augenbrauen angehoben und das Kiefer fallt nach unten. Zusätzlich unterscheidet sich Schreck von Überraschung noch in 3 weiteren Punkten.
 
Bei einer Schreckreaktion werden die Augen zugekniffen, die Augenbrauen sind gesenkt und die Lippen sind fest angespannt. Im Gegensatz dazu, sind bei einer Überraschungsreaktion die Augen weit aufgerissen, die Augenbrauen angehoben und das Kiefer fallt nach unten. Zusätzlich unterscheidet sich Schreck von Überraschung noch in 3 weiteren Punkten.
 
(1) Der Zeitrahmen von Schreck noch begrenzter als der von Überraschung. Der entsprechende Gesichtsausdruck erscheint binnen einer Viertelsekunde auf dem Gesicht und ist nach anderthalb Sekunden vorüber. Er ist von so kurzer Dauer, das er schon bei kurzem Zwinkern übersehen wird. (2) Vermag die Mitteilung, dass im nächsten Augenblick ein unerwartetes Ereignis (z.B. ein lauter Knall) erfolgen wird, die Intensität der Reaktion bei den meisten Menschen zwar abzuschwächen, nicht aber ganz zu verhindern. Überraschung empfinden sie nicht mehr, wenn gewusst wird was einem erwartet. (3) Schließlich kann niemand die Schreckreaktion ganz zu unterbinden, selbst wenn genau erklärt wird, wann das Ereignis eintritt (der Knall erfolgen wird). Die meisten Menschen vermögen alle äußerlich sichtbaren Anzeichen einer Emotion bis auf ein Minimum zu unterdrücken insbesondere, wenn sie darauf vorbereitet sind. (Ekmann, 2004). Schreckreaktionen sind bereits in den ersten Lebenstagen eines Neugeborenen zu beobachten. Überraschung kann erst auf der Basis von bereits vorhanden kognitiven Schemata (wie im vorigen Abschnitt erläutert), die eine antizipatorische Handlung begründen, eintreten.
 
(1) Der Zeitrahmen von Schreck noch begrenzter als der von Überraschung. Der entsprechende Gesichtsausdruck erscheint binnen einer Viertelsekunde auf dem Gesicht und ist nach anderthalb Sekunden vorüber. Er ist von so kurzer Dauer, das er schon bei kurzem Zwinkern übersehen wird. (2) Vermag die Mitteilung, dass im nächsten Augenblick ein unerwartetes Ereignis (z.B. ein lauter Knall) erfolgen wird, die Intensität der Reaktion bei den meisten Menschen zwar abzuschwächen, nicht aber ganz zu verhindern. Überraschung empfinden sie nicht mehr, wenn gewusst wird was einem erwartet. (3) Schließlich kann niemand die Schreckreaktion ganz zu unterbinden, selbst wenn genau erklärt wird, wann das Ereignis eintritt (der Knall erfolgen wird). Die meisten Menschen vermögen alle äußerlich sichtbaren Anzeichen einer Emotion bis auf ein Minimum zu unterdrücken insbesondere, wenn sie darauf vorbereitet sind. (Ekmann, 2004). Schreckreaktionen sind bereits in den ersten Lebenstagen eines Neugeborenen zu beobachten. Überraschung kann erst auf der Basis von bereits vorhanden kognitiven Schemata (wie im vorigen Abschnitt erläutert), die eine antizipatorische Handlung begründen, eintreten.

Version vom 19. Juni 2006, 15:43 Uhr

„Alles zu bezweifeln oder alles zu glauben, das sind zwei gleichermaßen bequeme Lösungen, denn beide entheben sie uns des Nachdenkens.“ Henri Poincaré, >>La science et l’hypothèse<<

„Phantasie ist wichtiger als Wissen“ Albert Einstein (1897-1955)


Vorwort

Im Zuge des Seminars “Geld – Macht – Spaß – Bildung“, wurden an die Teilnehmer der Lehrveranstaltung Referatsthemen verteilt. Mein gewähltes Thema war Überraschungsforschung, da ich den Titel äußerst interessant fand. Bis dahin hatte ich keine konkrete Vorstellung, um was es sich bei Überraschungsforschung handelt. So nutzte ich die Gelegenheit um mich eingehender damit zu beschäftigen. Da sich mein „Forschungsgebiet“ in dem Themenblock Spaß befand, war es mir ein Anliegen diese Komponente in mein Referat mit einzubeziehen. Bei der Literaturreschere stieß ich auf den Artikel „Mit Humor geht alles besser“, der sich mit der Komponente Spaß im Unterricht befasst. Aus der anschließenden Diskussion meines Referats, regten besonders zwei Themen zur verstärkten Diskussion an. Dies war zum Einem, ob es sich bei Überraschung tatsächlich um eine Emotion handelt, die als positiv erlebt wird. Zum Anderen war dies die Frage, ob der Lehrstoff, wenn dieser von positiven Emotionen begleitet wird besser gemerkt wird. Um diese Diskussionsbrennpunkte zu berücksichtigen und sie in angemessener Form zu beantworten, stellen sie in der vorliegenden Arbeit meine Hypothesen dar.


1. Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Lernen und Emotionen, mit spezieller Betonung der Emotion Überraschung. Emotionen begleiten Menschen jeden einzelnen Tag ihr ganzes Leben lang. So gibt es Tage an denen Menschen fröhlich, unbeschwert und heiter durch das Leben gehen, an anderen Tagen werden sie von Traurigkeit, Wut oder Furcht begleitet. Von Kindesbeinen an besteht ein wesentlicher Teil unseres Lebens aus Lernen. Als Baby werden die ersten Schritte oder Sprechen gelernt. Anschließend gilt es in der Schule Mathematik, Literatur oder Geschichte zu lernen. Wird eine Reise in ein fernes Land unternommen, ist es nicht unwichtig, ob die landesweite Sprache gesprochen bzw. verstanden wird. Auch im späteren Berufsleben heißt die Devise: lebenslanges Lernen. So kann es sein dass die Absolvierung von Weiterbildungsseminaren ein wichtiger Bestandteil des Berufs ist. Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, in wie weit Emotionen einen Lernprozess in positiver Weise beeinflussen können.

Das Thema der Arbeit ist als pädagogisch relevant zu sehen, da untersucht wird, welchen Einfluss Emotionen auf den Lernprozess haben.

Ausgegangen wird von folgender Fragestellung: Kann die Emotion Überraschung Lernerfahrungen intensivieren und werden durch diese Emotionalisierung Lernerfahrungen positiv verstärkt? Es soll geklärt werden, ob Inhalte besser gemerkt werden, wenn sie von positiven Emotionen begleitet sind.

Ausgehend von der Fragestellung, wird als erste Hypothese angenommen, dass es sich bei Überraschung um eine Emotion handelt, die als positiv erlebt wird. Als zweite Hypothese wird vermutet, dass Inhalte, die von einer angenehmen erlebten Emotion begleitet werden besser gemerkt und somit leichter wieder abgerufen werden können.

Zur Beantwortung der Fragestellung und der damit verbunden Hypothesen erfolgt eine literarische Auseinandersetzung mit der Thematik.

Um die Fragestellung ausreichend zu beantworten wird folgendermaßen vorgegangen. Zunächst wird durch das Kapitel Emotion in die Thematik eingeführt.


2. Emotion

Emotionen entstehen in den meisten Fällen ganz unvermittelt, oftmals so plötzlich, dass unser bewusstes Selbst gar nicht daran beteiligt ist. Häufig wird nicht einmal erkannt, welcher Auslöser zur Entstehung einer spezifischen Emotion geführt hat. (Ekmann, 2004)

Dieses Kapitel dient als Einführung in die Grundlagen der Emotionen. Zunächst erfolgt eine Definition des Begriffs Emotion. Weiters wird auf die Physiologie von Emotionen eingegangen. Anschließend wird im Detail auf die Funktion von Emotionen eingegangen. Abschließend wird die Rolle der Emotionen im Informationsprozess behandelt. Am Ende des Kapitels erfolgt eine Zusammenfassung mit Schlussbemerkungen.


2.1. Begriffsbestimmung

„Psychologen definieren eine Emotion als ein komplexes Muster von Veränderungen, das physiologische Erregung, Gefühle, kognitive Prozesse und Verhaltensweisen umfasst. Diese treten als Reaktion auf eine Situation auf, die ein Individuum als persönlich bedeutsam wahrgenommen hat.“ (Zimbardo, Gerrig, 1996, 359).

Einer der ersten der sich mit dem Thema Emotion auseinandergesetzt hat, war Charles Darwin in seinem Werk „The Expression of Emotions in Man and Animal“ (1872). Darwin richtete seine Aufmerksamkeit auf die adaptiven Funktionen der Emotion, die er nicht als unkalkulierbare, individuelle Zustände ansah, sondern als hochspezifische, koordinierte Wirkungsweisen des menschlichen Gehirns. Laut Darwin sind Emotionen spezialisierte erbliche Gemütszustände, die zur Bewältigung einer bestimmten Kategorie immer wiederkehrender Situationen im Leben dienen. (Zimbardo, Gerrig, 1996, 360) Es wird davon ausgegangen, dass die primären Emotionen (Glück – Freude, Trauer, Furcht, Wut, Überraschung und Ekel) in der Evolution der höheren Primaten und der Menschen als Mechanismus der Informationsausgabe über ablaufende Motivationen entwickelt wurden. Zum Beispiel signalisiert Furchtausdruck und Weglaufen Gefahr, oder teilt Trauer nach Verlust Isolation oder Hilfsbedürfnis mit. Diese Beispiele veranschaulichen die Bedeutung von Emotionen in einer sozialen Struktur. (Birbaumer, Schmidt, 1999, 643). Emotionen entstehen in den meisten Fällen ganz unvermittelt, oftmals so plötzlich, dass unser bewusstes Selbst gar nicht daran beteiligt ist. Oft wird nicht einmal erkannt, welcher Auslöser zur Entstehung einer spezifischen Emotion geführt hat. Bewusste Auslöser von Emotionen sind von mannigfacher Natur. Jeder Mensch hat bzw. erwirbt im Laufe seines Lebens ein eigenes, individuelles Spektrum an Emotionsauslösern. So haben einige Leute große Angst vor Spinnen, sie verfallen in hypochondrische Panik schon beim Anblick des pelzigen Krabbeltieres, andere wiederum zeigen sich von diesen kleinen Tieren unbeeindruckt. Paul Ekmann spricht auch von universellen Auslösern, die fast allen Menschen kulturübergreifend gemein sind. (Ekmann, 2004). So gibt es nicht nur universelle Auslöser von Emotionen, sondern auch universelle Reaktionen, die in unterschiedlichen Kulturen auftreten gleiche Erscheinungsbild haben. Eine Untersuchung mit Neugeborenen aus den USA und Japan hat bestätigt, dass manche emotionalen Reaktionen universell sind. In dem genannten Experiment fassten die Forscher 5 und 12 Monate alte Babys an den Handgelenken, um dann die Hände des Babys über den Bauch zu falten. Die Reaktionen der Babies wurden auf Video aufgezeichnet. Es zeigte sich, dass Säuglinge beider Kulturen ihre Gesichtsmuskulatur nach denselben Mustern bewegten. Sie entwickelten einen ähnlichen Ausdruck des Leidens. Das Experiment konnte weiter zeigen, dass die negativen lautlichen Äußerungen und die physischen Anstrengungen ähnlich waren. (Zimbardo, Gerrig, 1996).


2.2. Physiologie der Emotion

Die primären Emotionen sind Reaktionsmuster, die in vielen Kulturen gleich ablaufen. Wobei ihre Dauer selten Sekunden überschreitet. Dies ist die Zeitspanne, die maximal für die ununterbrochene Dauer eines Gefühls angegeben und in der gleichzeitig verstärkte physiologische Reaktionen (z.B. Herzratenanstieg) gemessen werden. Die Zeit vom Auftreten eines emotionalen Reizes bis zur Messung erster gefühlsspezifischer Reaktionen im Gehirn kann im Extremfall wenige ms sein. Bis zum Auftreten einer voll ausgebildeten primären Emotion begleitet von dem entsprechenden Ausdruck müssen aber mindestens 70-100 ms. vergehen. (Birbaumer, Schmidt, 1999)

Durch die Wirkung von Sympathikus und Parasympathikus (über das vegetative Nervensystem) wird der Körper, auf emotionale Reaktionen vorbereitet. Die Balance zwischen den beiden Systemen ist abhängig von Qualität und Intensität des Reizes. Erfolgt eine unangenehme Reizung ist der Sympathikus aktiver, bei angenehmer Reizung der Parasymapthikus. Starke Emotionen wie z.B. Angst aktivieren das Notreaktionssystem des Körpers, das ihn schnell und unbewusst auf drohende Gefahr vorbereitet. Das sympathische Nervensystem steuert die Abgabe von Hormonen der Nebennierenrinde. Diese wiederum veranlassen die inneren Organe zur Ausschüttung von Blutzucker, zur Erhöhung des Blutdrucks und zur verstärkten Schweiß- und Speichelbildung. Ist die Notsituation vorüber wird die Ausschüttung der aktivierenden Hormone durch den Parasympathikus gehemmt. Die Koordination der hormonalen und neuronalen Aspekte der Erregung erfolgt durch das limbische System und den Hypothalamus. Das diese Systeme kontrollieren Emotionen und Angriff-, Verteidigungs- und Fluchtmuster. Im limbischen System kommt der Amygdala ( dem Mandelkörper) große Bedeutung zu, da sie als <<Tor zur Emotion>> und als Gedächtnisfilter dient. (Zimbardo, Gerrig, 1996)


2.3. Die Funktion von Emotionen

Im Folgenden werden werden einige Funktionen von Emotion näher betrachtet. Diese sind die motivierende, die soziale und die kognitive Funktion.


2.3.1. Motivation und Erregung

Emotionen gelten oft als Auslöser für gesetzte Handlungen. Sie motivieren zum Handeln in bezug auf ein tatsächlich erlebtes oder ein vorgestelltes Ereignis. Zum Beispiel sitzt man am Steuer eines Autos und plötzlich kommt einem auf der selben Fahrbahn ein Fahrzeug entgegen. Um einen Zusammenstoß zu verhindern, wird eine Handlung gesetzt (dies kann bewusst oder unbewusst erfolgen). Emotionen ermöglichen es sich mit wichtigen Ereignissen auseinander zu setzen, ohne lange darüber nachdenken zu müssen (Ekmann, 2004). „Emotionen richten dann das Verhalten auf spezielle Ziele und halten es aufrecht.“ (Zimbardo, Gerrig, 1996, S. 367) um einer geliebten Person nahe zu sein, würde man um die halbe Welt fliegen, oder im Kampf für Ideale oder das Vaterland opfern manche Menschen sogar ihr Leben. Emotionen können auch Auskunft bzw. Rückmeldung über den eigenen motivatonalen Zustand zu geben. Durch die Intensivierung bestimmter Lebenserfahrungen signalisieren sie, dass eine Reaktion von außerordentlicher Bedeutung ist oder der ein Ereignis selbstrelevant ist. So sind Emotionen in der Lage innere Spannungen bewusst zu machen. Dies kommt zum Vorschein, wenn wahrgenommen wird, dass eine Person unvernünftig oder unangemessen auf eine bestimmte Situation reagiert. Reagiert man auf eine leichte Kränkung durch einen Freund übermäßig stark, können dadurch verborgenen Gefühle wie Wut oder Eifersucht bewusst gemacht werden. (Zimbardo, Gerring, 1996)


2.3.2. Soziale Funktion

Die soziale Funktion von Emotionen liegt in der Regulierung sozialer Interaktionen. Im positiven Sinn verbinden sie Menschen, im negativen Sinne schaffen die Distanz zwischen Menschen. (Zimbardo, Gerrig, 1996). So ist man eher dazu geneigt auf Menschen die einem anlächeln ein weitaus positveres Gefühl zu entwickeln, als zu denjenigen die den morgendlichen Gruß mit einem griesgrämigen Gesicht entgegnen mit negativ besetzten Gefühlen in Verbindung zu bringen. Wenn Menschen veranlasst werden, sich wohl zu fühlen, sind sie eher dazu geneigt, sich auf unterschiedlicher Art hilfsbereit zu zeigen. Eine Untersuchung zeigte, dass Sich Versuchsteilnehmer, die sich durch einen Fehler schuldig fühlten, eher dazu bereit waren, in einer darauffolgenden Situation als freiwillige Helfer zu fungieren (Zimbardo, Gerrig, 1996). Emotionen helfen oft bei sozialer Kommunikation (bewusst oder unbewusst). Zum Beispiel weicht man zurück, wenn jemand Wut entbrannt zu herumzuschreiben beginnt. Oder es werden stark negative Emotionen, wie Wut oder Hass aus Respekt vor dem Status oder der Macht eines anderen Menschen unterdrückt. Ein Grossteil der menschlichen Kommunikation findet auf in Form von einer lautlosen Sprache emotionaler expressiver nonverbalen Botschaften statt. (Zimbardo, Gerrig, 1996).


2.3.3. Emotionale Wirkung auf kognitive Prozesse

Emotionen dienen kognitiven Funktionen, indem sie beeinflussen, wohin seine Aufmerksamkeit wird richtet, wie man sich selbst und andere wahrnimmt und wie verschiedene Merkmale von Lebenssituationen interpretiert und erinnert werden. Wissenschaftler haben belegt, dass emotionale Zustände großen Einfluss auf das Lernen, das Gedächtnis, die soziale Urteilsfähigkeit und die Kreativität haben. Darüber hinaus sind Emotionale Reaktionen der Einordnung und Organisation persönlicher Lebenserfahrungen von großer Bedeutung. (Zimbardo, Gerrig, 1996).


2.4. Emotionen und Informationsverarbeitung

Die Rolle der Emotion in der Informationsverarbeitung wurde von Gordon Bower 1981, 1991) und seinem Team untersucht. Erlebt ein Mensch in einer bestimmten Situation eine bestimmte Emotion, so ist sie nach Bowers Modell als Teil eines Zusammenhangs im Gedächtnis festgehalten. Ausgehend von diesem Darstellungsmodell des Gedächtnisses kommt es zu einer stimmungsabhängigen Verarbeitung bzw. zu einem stimmungsabhängigen Abruf.

Eine stimmungsabhängige Verarbeitung findet statt, wenn Menschen zur Aufnahme von Information sensibilisiert werden, die mit der momentanen Stimmung übereinstimmen. Steht zum Beispiel ein Lehrstoff mit der vorherrschenden Stimmung in Einklang wird ihm eher Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser wird besser aufgenommen und mit ausführlicheren Assoziationen verarbeitet. Eine Untersuchung in denen Menschen gebeten wurden, ihren Gesundheitszustand zu beurteilen, zeigt den Einfluss der stimmungsabhängigen Informationsverarbeitung. Waren die Probanden traurig, waren sie eher dazu geneigt anzugeben, dass sie in der Vergangenheit häufig von Krankheiten und Beschwerden geplagt wurden. Waren sie jedoch in einer emotional neutralen Verfassung, war die Anzahl der angegeben Beschwerden und Krankheitsvorfälle deutlich geringer. (Zimbardo, Gerrig, 1996). Der Einfluss von Stimmung auf die Kognition wird durch eine weitere Untersuchungen bestätigt. So zeigte sich, dass fröhliche Menschen mehr kreative Lösungen bei Standardtests zur Kreativität entwickelten, als emotional neutral gestimmte oder schlecht gestimmte Personen. (Zimbardo, Gerrig, 1996).

Unter stimmungsabhängigem Abrufen wird der Abruf eines vergangen emotionalen Ereignisses aus dem Langzeitgedächtnis verstanden. Dieser tritt auf, wenn die betreffende Person wieder in der gleichen Stimmung ist wie bei einem früheren Ereignis. Ist ein Mensch traurig, so neigt er dazu, sich an negative Ereignisse aus der Vergangenheit zu erinnern. Im Gegensatz dazu, ruft ein glücklicher Mensch eher schöne Momente aus der Gedächtnis ab. Auch bei depressiven Patienten, tritt dieser Verzerrungseffekt häufig auf. Durch ihre negative Grundstimmung veranlasst sie vermehrt negative Erinnerungen wachzurufen, was dazu führt dass ihre depressive Stimmung aufrecht erhalten wird. (Zimbardo, Gerrig, 1996).


2.5. Zusammenfassende Darstellung und Schlussbemerkungen

Emotionen sind in der Evolutionsgeschichte tief verwurzelt. Sie dienen seit jeher, zum Informationsgewinn über ablaufende Handlungen. Auslöser von Emotionen können individueller oder universeller Natur sein. So wird auch von universellen emotionalen Reaktionen gesprochen, dies bestätigte eine Untersuchung mit Neugeborenen. Emotionen sind oft auslösend für gesetzte Handlungen, dies beeinflusst das soziale Gefüge und die Interaktionen die innerhalb diesen erfolgen. Des weiteren haben Emotionen großen Einfluss auf das Lernen, das Gedächtnis und die Kreativität eines Individuums. Dies wird im Prozess der Informationsverarbeitung ersichtlich. So funktioniert die Verarbeitung von Information besser, wenn der Lehrstoff mit einer positiven Grundstimmung im Einklang ist. Dies hat zur Folge, dass dem Lehrstoff größere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass durch das Hinwenden der Aufmerksamkeit, Inhalte besser behalten werden und diese leichter reproduzierbar sind ist größer, als bei einem Inhalt der sich nicht mit der vorherrschenden Stimmung deckt. Auch beim Abrufen von Information spielen Emotionen eine wichtige Rolle, so erfolgt auch hier eine enge Verknüpfung zwischen Emotion und Lerninhalt. Für die eingangs gestellte Forschungsfrage mit den dazugehörigen Hypothesen ist dies soweit von Bedeutung, als festgestellt werden konnte, dass Emotionen Prozess der Informationsverarbeitung eine wesentliche Rolle spielen. Im wesentlichen wird dadurch die zweite Hypothese gestützt die besagt, dass Inhalte die von einer angenehm erlebten Emotion begleitet werden, besser gemerkt und somit leichter wieder abgerufen werden können.



3. Überraschung

Dieses Kapitel widmet sich der Emotion Überraschung. Zunächst erfolgt eine Begriffsbestimmung, anschließend wird das kognitiv-evolutionäre Modell von Überraschung vorgestellt. Hinterher wird Überraschung über den Zugang der Erwartungshaltung behandelt. Abschließend wir auf den Experimentellen Rahmen von Überraschung eingegangen. In der zusammenfassenden Darstellung werden die wichtigsten Ergebnisse des Kapitels aufgezeigt.


3. 1. Begriffsbestimmung

Laut Gernot Horstmann, kann „Überraschung als Reaktionssyndrom aus Veränderungen des subjektiven Erlebens, des Verhaltens sowie der Physiologie beschrieben werden. Im subjektiven Erleben tritt ein charakteristisches Überraschungsgefühl auf, das hedonisch eher neutrale Qualität aufweist und von relativ kurzer zeitlicher Dauer ist (Shand, 1914). Die Veränderungen des Verhaltens umfassen vor allem einen bestimmten nonverbalen – insbesondere mimischen – Ausdruck (Darwin, 1872; Ekmann & Friesen, 1975), weiterhin Veränderungen der Körperhaltung und eine Orientierung der Sinnesorgane auf den überraschenden Reize, sowie eine Unterbrechung der gerade ausgeführten Handlung (z.B. Darwin, 1872). Als physiologische Merkmale der Überraschung gelten eine kurzzeitige Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit der Haut sowie eine kurzzeitige Abnahme der Herzrate (Niepel, 2001).“ (vgl. Horstmann, 2001)

Manche Emotionsforscher zählen Überraschung nicht zu den Emotionen, weil die sie der Ansicht sind, dass sie weder angenehm noch unangenehm sei, und sie auf dem Standpunkt stehen alle Gefühle müssten entweder das eine oder andere sein. Nach Paul Ekmann, dem führenden Wissenschaftler im Bereich des mimischen Emotionsausdrucks, zufolge fühlt sich Überraschung für die meisten Mensch an wie eine Emotion. In dem Augenblick, in dem versucht wird herauszubekommen, was eben passiert ist, bevor zu dem einen oder anderen Gefühl umstellen wird oder auch emotionslos weitergemacht wird, kann sich Überraschung durchaus gut oder schlecht anfühlen. (Ekmann, 2004) Laut Ekmann, gibt es kulturübergreifende Überlappungen im Hinblick auf die Ausdruckssprache des Gesichts. Er und seine Mitarbeiter konnten nachweisen, dass die Spezies Mensch über ein universelles Ausdrucksrepertoire verfügt. (Zimbardo, Gerrig, 1996) Dieses Repertoire besteht aus 7 Emotionen, die weltweit in gleicher Weise erkannt und ausgedrückt werden, dazu zählen: (1) Fröhlichkeit, (2) Überraschung, (3) Wut, (4) Ekel, (5) Furcht, (6) Traurigkeit und (7) Verachtung.


3.2. Kognitiv evolutionäre Modell

Der Kern Modells sind die durch überraschende Ereignisse hervorgerufenen mentalen Prozesse. Es wird angenommen, dass dadurch eine dreistufige Sequenz von mentalen Prozessen in Gang gesetzt wird. Das Modell behandelt hauptsächlich solche kognitiven Prozesse, die (1) durch Überraschung verursacht werden, die (2) den eigentlichen Überraschungsmechanismus bilden und die (3) regelmäßig in der Folge von Überraschung auftreten. (Reisenzein et al, 1996).


3.2.1. Überraschung durch Schemaabweichung

Dem kognitiv-evolutionären Modell zufolge wird Überraschung durch unerwartete Ereignisse hervorgerufen. Wobei Unerwartetheit als Abweichung eines in Gang gesetzten kognitiven Schema angesehen wird. Schemata lassen sich als informelle Theorien über Objekte, Ereignisse und Ereignisabfolgen (einschließlich Handlungen und Handlungsabfolgen) begreifen. Es handelt sich um organisierte Wissensstrukturen, die Wahrnehmung, Denken, Handeln beeinflussen. Schemata „dienen der Interpretation gegenwärtiger Ereignisse (einschließlich Erinnerungen) sowie die Vorhersage zukünftiger Ereignisse und damit letztlich der flexiblen, adaptiven Planung und Steuerung des Handelns.“ (Horstmann, 2001). Die tatsächlichen Gegebenheiten und das vorhandene Schema müssen übereinstimmen, damit Interpretation und Vorhersage zum Zwecke der Handlungssteuerung funktionieren können. Da sich Umweltgegebenheit verändern können und das Wissen über die Umwelt häufig unvollständig ist müssen die vorhanden Schemata immer wieder einer neuen Prüfung unterzogen werden. Wird das gegenwärtige Schema falsifiziert, so muss es verändert werden, ist dies nicht der Fall wird es beibehalten. Eine Schemaabweichung führt dazu, das der Überraschungsmechanismus in Gang gesetzt wird. (Reisenzein, Meyer & Schützwohl)


3.2.2. Aufbau der Überraschungsfunktion





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Die momentane Handlung wird abgebrochen, der gerade ablaufende Verarbeitungsprozess wird unterbrochen. Die Aufmerksamkeit orientiert sich an dem überraschenden Ereignis und es entsteht das Überraschungsgefühl. Die kognitiven Prozesse der Aufmerksamkeitsorientierung und der Unterbrechung der Verarbeitung schaffen die Vorraussetzung für die Analyse und Bewertung des überraschenden Ereignisses. In den meisten Fällen führt dies dann zu einer Schemaveränderung. (Horstmann, 2001)


3.2.3. Biologische Funktion

„Der Begriff der biologischen Funktion entstammt der Evolutionstheorie und bezeichnet diejenige Wirkung eines vererbten Merkmals, das die Überlebens- und Fortpflanzungschancen des Individuums und seiner genetischen Verwandten erhöht und somit die Ausbreitung des Merkmals innerhalb der Art begünstigt.“ (Horstmann, 2001) Das kognitiv – evolutionäre Modell analysiert die Bedingung und Wirkung von Überraschung unter Berücksichtigung auf evolutionstheoretische Überlegungen. Meyer et al (1996) gehen davon aus, dass Überraschung ein phylogenetisch alter Mechanismus ist, der sich im Laufe der Evolution lange vor der Entstehung der menschlichen Spezies herausgebildet hat. Mit der Adaption von Überraschung sind zwei Ziele verbunden. Einerseits soll Überraschung dem Individuum eine unmittelbar angepasste Reaktion (kurze Anpassung) auf das überraschende Ereignis verhelfen. Andererseits soll Überraschung zu einer Veränderung des fehlerhaften Schemas führen, und somit die Vorraussetzung für die Vorhersage des Ereignisses und damit für das angemessene Handeln (langfristige Anpassung) wieder geschaffen werden. Um das Ereignis zu verstehen und sein Eintreten in Zukunft besser vorhersagen zu können, erfolgt eine Suche nach den Ursachen sowie deren Analyse.


3.3.Überraschung unter Berücksichtung der Erwartungshaltung

Überraschung erfüllt eine wichtige Funktion bei der psychischen Verarbeitung und Regulation von Ereignissen in der unmittelbaren Umwelt des Individuums. Immer dann, wenn eine unerwartete Veränderung in den momentan wirksamen Reizens des Wahrnehmungsfeldes eintritt und wenn entsprechende Anpassungsleistungen und wenn entsprechende Anpassungsleistungen des Individuums erforderlich sind führt Überraschung zu einem situationsangemessenen Handeln des Organismus. Hauptmerkmal von Überraschung ist die Reaktion auf ein Ereignis, das anstatt eines anderen erwarteten Ereignis ohne vorherige Hinweisreize eintritt. Vorraussetzung ist, dass eine gegenwärtig wirksame Erwartung besteht, die sich auf einen bestimmten Inhalt bezieht. Zum Beispiel, der Besuch eines Freundes wird für den Nachmittag erwartet. Erwartung bezeichnet eine Prozessvariable, ein hypothetisches Konstrukt und im subjektiven Erleben unmittelbar vorhanden ist. Auf das Problem unterschiedlicher Grade der Bewusstheit von Erwartung (unter Umständen somit auch die Grade der Überraschung) kann hier nicht genauer eingegangen werden. Die Stärke der Erwartung ist eine Funktion verschiedener Variablen: (1) Der Stärke von gelernten Verknüpfungen zwischen Hinweisreizen, die das kritische Ereignis ankündigen, (2) des Grades an „kognitiver Klarheit“ der gegebenen Erwartung, (3) ihrer Aktualität (unmittelbar bevorstehendes Ereignis), (4) der subjektiven Wahrscheinlichkeit, mit der das Ereignis eintritt und der (5) Bedeutsamkeit oder Wichtigkeit, die das Ereignis für die betreffende Person hat. Die Antizipation des Ereignisses kann mit einer positiven oder negativen Gefühlstönung einhergehen. (Voss, ..) Ferner ist es in Betracht zu ziehen, dass Erwartung sich nicht auf externe Ereignisse in der unmittelbaren Umwelt des Individuums richten, auch Annahmen, die im Verlaufe eines Denkprozesses gebildet und geprüft werden. lassen sich als gedankliche Vorausnahmen von bestimmten Ergebnissen begreifen. Entscheidend für den Überraschungseffekt ist dabei, dass nicht die Falsifikation einer Hypothese, sondern das Fehlen einer spezifischen Hypothese, d.h. sozusagen der „spontane Einfall“, zu einer Lösung des Denkproblems führt. Beispiel dafür ist das sogenannte Aha-Erlebnis.

3.4. Schreck vs. Überraschung

Überraschung kann als Emotion gelten, Schreck hingegen nicht, obwohl viele Leute das Wort synonym verwenden. Im Fall von Schreck wird ein eintreffendes Ereignis fehlerwartet, im Unterschied zu einem unerwarteten. Schreck lässt sich als eine hauptsächlich defensive Reaktion auf einen unerwarteten, plötzlichen (ohne vorhergehende Hinweisreiz) eintreffenden Reiz verstehen (Voss,...). So unterscheiden sich die beiden Zustände auch in ihrem Erscheinungsbild. Bei einer Schreckreaktion werden die Augen zugekniffen, die Augenbrauen sind gesenkt und die Lippen sind fest angespannt. Im Gegensatz dazu, sind bei einer Überraschungsreaktion die Augen weit aufgerissen, die Augenbrauen angehoben und das Kiefer fallt nach unten. Zusätzlich unterscheidet sich Schreck von Überraschung noch in 3 weiteren Punkten. (1) Der Zeitrahmen von Schreck noch begrenzter als der von Überraschung. Der entsprechende Gesichtsausdruck erscheint binnen einer Viertelsekunde auf dem Gesicht und ist nach anderthalb Sekunden vorüber. Er ist von so kurzer Dauer, das er schon bei kurzem Zwinkern übersehen wird. (2) Vermag die Mitteilung, dass im nächsten Augenblick ein unerwartetes Ereignis (z.B. ein lauter Knall) erfolgen wird, die Intensität der Reaktion bei den meisten Menschen zwar abzuschwächen, nicht aber ganz zu verhindern. Überraschung empfinden sie nicht mehr, wenn gewusst wird was einem erwartet. (3) Schließlich kann niemand die Schreckreaktion ganz zu unterbinden, selbst wenn genau erklärt wird, wann das Ereignis eintritt (der Knall erfolgen wird). Die meisten Menschen vermögen alle äußerlich sichtbaren Anzeichen einer Emotion bis auf ein Minimum zu unterdrücken insbesondere, wenn sie darauf vorbereitet sind. (Ekmann, 2004). Schreckreaktionen sind bereits in den ersten Lebenstagen eines Neugeborenen zu beobachten. Überraschung kann erst auf der Basis von bereits vorhanden kognitiven Schemata (wie im vorigen Abschnitt erläutert), die eine antizipatorische Handlung begründen, eintreten.