Überraschungsforschung (Exzerpte): Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 6. Juni 2006, 15:44 Uhr
Reisenzein, R., Meyer, W.-U., Schützwohl A.: Reactions to Surprising Events: A Paradigm for Emotion Research. appeared in: N. Frijda (1996, Ed.), Proceedings of the 9th conference of the International Society for Research on Emotions (pp. 292-296).
Die Autoren wollen mit der Erforschung der emotionalen Reaktion auf überraschende Ereignisse ein Paradigma für die Emotionsforschung vorschlagen, dass erlaubt sich auf experimenteller Weise sich mit den Problemen der Allgemeinen Emotionstheorie zu beschäftigen. Erstens kann die Emotion Überraschung Licht auf die Natur und Funktion der Emotionen im Allgemeinen werfen. Überraschung teilt Eigenschaften mit anderen prototypischen Emotionen, wie Angst oder Wut. Zweitens ist die Erforschung der Reaktionen auf überraschende Ereignisse auf andere Emotionen ausgeweitet werden. In der Tat scheint es so, dass die meisten Emotionen auch als Antwort auf unerwartete Ereignisse und daher in diesem Zusammenhang untersucht werden können. Das Herzstück des Modells ist die Beschäftigung mit den mentalen Prozessen die durch überraschende Ereignisse hervorgerufen werden. Diese Prozesse beginnen mit der Einschätzung eines kognizierten Ereignisses als unerwartet, wird mit dem Erleben des Überraschungsgefühls fortgesetzt, der Unterbrechung der momentanen Informationsverarbeitung und der Zuwendung der Aufmerksamkeit auf das Ereignis und kumulieren mit der Analyse und der Evaluation des Ereignisses. Die ersten beiden Schritte des Prozesses können mit der Tätigkeit des Überraschungsmechanismus identifiziert werden. Es wird darüber hinaus angenommen, dass einmal berechnete Einschätzungen eines Situationsschemas abgespeichert werden. Furthermore, we assume that once the appraisals of an unexpected event have been computed, the are stored as part of the schema for the event. (S. 2) Als Konsequenz dessen, kann die Einschätzung nachfolgender Ereignisse substantiell verkürzt werden.
Euler, H., Mandl, H.: Emotionspsychologie. Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen. Urban & Schwarzenberg, München-Wien-Baltimore, 1983, S. 177-182.
In dem ausgewählten Text wird die Emotion Überraschung der Emotion Interesse gegenübergestellt. Einleitend charakterisiert der Autor die beiden Emotionen. Laut Hans-Georg Voss führt, Überraschung zu einer situationsangemessenen Handlung, wenn eine unerwartete Veränderung der kognitiven Reize unserer Wahrnehmung eintritt und wenn demzufolge entsprechende Anpassungsleistungen von Seiten des Individuums erbracht werden müssen. Interesse ist im Gegensatz dazu durch die aufmerksame Zuwendung zu eine Objekt bzw. einer Situation und die aktive Auseinandersetzung damit gekennzeichnet. Hinzu kommt, dass Interesse auf zielgerichtete, absichtsvolle und beständige Aktivitäten verweist. Hauptmerkmal von Überraschung ist die Reaktion auf ein Ereignis, das anstelle eines anderen, erwarteten Ereignisses ohne vorherige Hinweisreize eintritt. (S. 178) In einem nächsten Abschnitt thematisiert der Autor inwieweit Überraschung mit Erwartung korreliert. In diesem Zusammenhang wird festgehalten, dass die Intensität des Gefühls der Überraschung eng mit der Erwartungshaltung verbunden ist. Bei Überraschung uns Schreck verhält es sich laut Hans-Georg Voss so, dass das eintreffende Ereignis fehlerwartet wird im Unterschied zu einem erwarteten Ereignis. Im Gegensatz zur Überraschung sind Schreckreaktionen bereits in den ersten Lebensjahren eines Kindes sichtbar. Überraschung dagegen kann erst auf Basis von bereits etablierten kognitiven Schemata, die eine antizipatorische Handlung begründen eintreten.(S. 178) In einem weiteren Schritt geht der Autor auf die mimischen Reaktionen und die Komponenten des Erlebens von Überraschung ein. Bei den mimischen Begleiterscheinungen beruft er sich auf Charles Darwin (1872) der diese charakterisiert. Im Zusammenhang des Erlebens von Überraschung beruft er sich auf Autoren wie Tomkins (1962), der die Funktion der Überraschung im Freimachen der Kanäle des Nervensystems von vorhandener Information zum Zwecke der Aufnahme von neuer Information sieht. wird Wundt (1912) genannt, der Überraschung zu den indifferenten Spannungsaffekten zählt. Barlett und Izard (1972), führten eine Untersuchung zur Situationen die Überraschung hervorrufen durch, mit dem Ergebnis, dass Überraschungssituationen mit positiven Gefühlen korrelieren. Abschließend wird die Rolle der Aufmerksamkeit in Bezug auf Überraschung besprochen. Das Unterbrechen einer Handlung, das Hinwenden der Aufmerksamkeit auf eine andere Situation bzw. ein Objekt und schlussendlich das Einsetzten einer explorativen Handlung sind Kennzeichen der Überraschung. Überraschung setzt ein motivationales Handlungssystem in Gang, dass zur Veränderung von kognitiven und emotionalen Strukturen führt. Die allgemeine Wirkung von Überraschung, die Aufmerksamkeit an ein bestimmtes Objekt über einen bestimmten Zeitraum zu richten, ist gleichbedeutend mit der Etablierung von Interesse und Begeisterung.
Horstmann, G.: Die Unterbrechungsfunktion der Überraschung. Ein neues experimentelles Paradigma und eine Überprüfung der Automatizitätshypothese. Dissertation, Universität Bielefeld, 2001. Gernot Horstmann untersucht in seiner Dissertation die Komponente der Emotion Überraschung, nämlich die Unterbrechungsfunktion. Bei der Unterbrechungsfunktion handelt es sich um diejenige Eigenschaft von Überraschung, die zur Unterbrechung von Denkvorgängen und äußeren Handlungen führt. Überraschung kann als Reaktionssyndrom aus Veränderungen des subjektiven Erlebens, des Verhaltens sowie der Physiologie beschrieben werden. (S.10) Ziel der Arbeit ist es die Unterbrechungsfunktion eingehend zu Untersuchen. In diesem Zusammenhang wird zwischen automatisch vs. willentliche kontrollierten Prozesse unterschieden. Im ersten Kapitel erfolgt eine Darstellung des kognitiv-evolutionären Modells der Überraschung. Im zweiten Kapitel wird das Konzept der Automatizität vorgestellt. Unter Automatizität ist folgendes zu verstehen: Daß Emotionen keine Handlungen sind, ausgeführt um ein bewusst verfolgtes Ziel zu erreichen, sondern vielmehr mentale Phänomen, deren Auftrten unmittelbar und unausweichlich durch äußere Reize oder Gedanken hervorgerufen zu sein scheint, ist vermutlich ein Teil der alltagspsychologischen (common-sense) Theorie der Emotion. Emotionen erscheinen den Menschen, die sie erleben, als reflexartige oder automatische Reaktionen auf die auslösenden Reize. (S. 34) Im dritten Kapitel wird eine theoretische Analyse von Überraschung mit den durch das Konzept der Automatizität bereitgestellten Begriffen durchgeführt. Hierbei liegt der Fokus auf der Unterbrechungsfunktion von Überraschung. Abschluss des theoretischen Teils, bildet eine Darstellung und Erläuterung der experimentellen Vorgehensweise. Der experimentelle Teil besteht in der Durchführung von 5 Experimenten. Diese lassen sich in zwei Blöcke gliedern. Die Beschäftigung eines experimentellen Beleg der Existenz der Unterbrechungsfunktion stellt den ersten Block dar, der insgesamt drei der fünf Experimente umfasst. Im zweiten Block liegt der Schwerpunkt auf der Überprüfung des Merkmals der Automatizität. Abschluss der Arbeit stellt eine Diskussion dar. In der darlegt wird, ob und inwieweit die gesetzten Ziele (Beleg der Unterbrechungsfunktion, sowie deren ausführliche Untersuchung) erreicht wurden. Das Ende der Arbeit bildet ein Ausblick auf ein mögliches Forschungsprogramm zur Untersuchung von kognitiven Mechanismen der Entstehung von Emotionen, dass auf der vorliegenden Arbeit aufbaut.