Badiou über Pferde (CP): Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 14. Januar 2011, 09:23 Uhr
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Alain Badiou: Logique des mondes. L'être et l'éveénement 2 S. 25-29 deutsch
Wandmalereien in der Höhle von Chauvet
Zeichnungen Pablo Picassos
Die Relativistin hat das erste Wort. Es handelt sich um zwei völlig verschiedene Welten. Die Rolle der Pferde und die Rolle der Bilder von Pferden sind nicht vergleichbar.
Sinn ergibt sich aus dem Kontext, also aus der Rolle, welche ein Signifikant im Symbolsystem spielt. Wir können plastisch beschreiben, wie unterschiedlich die Kontexte der Pferdabbildung sind.
Und dennoch: es handelt sich um eine "ewige Wahrheit"! Die Kontextabhängigkeit bleibt bestehen, aber man muss auch die andere Seite sehen: Nur wegen der Konstanz "des Pferds" können wir es in den verschiedensten Umständen "wiedererkennen". Wir denken gleichzeitig die Vielfältigkeit der Welten und die Invarianz der Wahrheiten.
"Wir sehen etwas unter dem Einfluß vorweg bestehender Kenntnisse. Begriffe artikulieren Typologien, ohne welche uns die sensorischen Inputs überschwemmen. In dieser Theorie stehen hinter den Urteilsakten Urtypen. Die Frage, woraus die Welt besteht, ist äquivalent zur Frage, wie sich mit Hilfe vor-investierten Wissens die Wahrnehmungsdaten zu relativ stabilen Aggregaten ordnen lassen." (h.h.)
Ein "intellektuelles Paradigma" bietet eine konstante Form als Einschnitt in den Lauf der Dinge. Diese Form trifft uns unmittelbar, wenn wir die Bilder aus Chauvet mit den Zeichnungen Picassos vergleichen.
Anmerkung: Das Beispiel ist genau zur platonischen Theorie gewählt.
Platon umgedreht. Das Bild in der Höhle (!) signalisiert die Idee. Das Pferd existiert ewig für das Denken. Große Worte. Vorsichtiger ausgedrückt: Sofern wir uns des Ausdrucks "Pferd" bedienen, um einen bestimmten Zug in den uns verständlichen Praktiken hervorzuheben, demarkieren wir einen Weltausschnitt, der nicht in unserer Sprache verhandelbar ist. Der sie prägt, indem wir ihn mit unserer Sprache prägen. Wenn wir versuchen wollten, den Gebrauch dieses Ausdrucks zu modifizieren, kämen wir in einen Bereich, in dem "Pferd" sich nicht mehr auf ein Pferd bezieht. Das können wir zwar ausprobieren: "Kennst Du ein Pferd, das mit mir über Badiou diskutiert?" Aber damit kommt man überall hin. "Mein Pferd ist einen Kilometer groß."
"tout est affair de trait": es geht um den Strich, die Zeichnung, "ohne Reue". Sie skizziert in einem Pferd das Pferd.