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(Zweites Beispiel zur Bildung)
 
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Hauptthema ist Heidegger (Bsp.: Nida-Rümelin mit seiner Aufsatzsammlung, Rezension von Hrn.Arnswald)). Der Humanismus ist eine zentrale Kategorie im Selbstverständnis der gebildeten europäischen traditionsbewussten Gesellschaftseliten.
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Zusammenfassung zur 8.VO (29.5.09)
=='''Eine Vorschau: Humanismus, Heidegger und Obama- was beim Höhlengleichnis schief lief'''==
 
  
Heidegger ist ein dramatischer Revolutionär in der Geschichte der Philosophie. Hrachovec  rekurriert auf Barack Obama, dessen Kairoer Rede als Geste der Aufklärung und der Menschlichkeit das Wirken der humanistischen Tradition aufzeigt. Heidegger demonstriert vom Höhlengleichnis Platons ausgehend, d.h. dem Standard-Beispiel des Bildungsgedanken dass bereits im Höhlengleichnis  etwas schiefgegangen ist, das dazu führte, dass die Möglichkeiten der Menschlichkeit (im abendländischen Prozess ist Menschlichkeit die Möglichkeit des Bildungsprozesses der Menschen) in eine falsche Richtung führte, eine hoch phantasievolle, anspruchsvolle, spekulative Bewegung darstellt. Mit dem  Unterfangen diese falsche Richtung aufzuzeigen,  will Heidegger hinweisen,  dass wir nach zweieinhalb Tausend Jahren europäischer Geschichte einen neuen Anfang  des Denkens brauchen.
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= Einleitendes und erstes Argument aus dem Publikum =
Die zu 80Prozent in der Tradition von Heidegger stehenden Philosophen Derrida und Foucault beschreiben eine neue Form der Geschichte, der Macht, Geschichte der Entrechteten, Geschichte der Ausgeschlossenen.
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Zu Beginn fällt die Frage welche Anreize es für Wissende geben mag, ihr Wissen in Datenbanken zur Verfügung zu stellen. Ein möglicher Anreiz wäre der finanzielle (Daten, die heruntergeladen werden, werden verrechnet). Das Wichtigste aber ist für die fragende Person, die Möglichkeit der Interaktivität und dass es dahingehend eine gewisse Einheitlichkeit gibt bzw. dass den Studenten der Zugriff auf die Informationen erleichtert wird. Hrachovec meint dazu, dass dies auch mit seinen Interessen zusammenhängt, er jedoch aufgrund des stressigen Universitätsalltags weniger getan habe, als er eigentlich hätte tun können.
Einer der zentralen Anknüpfungs-und Kritikpunkte Heideggers  liegt in Platons ''eidos''. Hrachovec setzt Heidegger mit Platon und seinen Ideen, z.B.: Idee der Gerechtigkeit, des Bettes, des Dings in Beziehung und diesen wiederum zu Wittgenstein und seinem Tractatus und in diesen vorkommenden Urbildern. Heidegger  steht mit seinem Plädoyer von der philosophischen Systematik an der gleichen Stelle wie Wittgenstein, dass: ''„Wir müssen uns von dieser Form von Typologie und Festschreibung, die damit zusammenhängt, dass wir die ganze Welt ordnen wollen und die Ordnung der Welt geschieht durch- ich nenn’s jetzt mal nicht philosophisch, sondern informatisch-Datentypen,….“(Hrachovec, 2009:3), distanzieren''. Bereits im Höhlengleichnis (der platonischen Ursprungserzählung der Bildung) gab es Ideen, die zu einer Fixierung auf diese Form von Welteinteilung führten.
 
Die Informatik, die im Wiener Kreis fundiert ist, ist ein Produkt der philosophischen Entwicklungsgeschichte des Abendlandes. Die, auf das griechische Wort ''techné'': Kunst, Handwerk, Fertigkeit, zurückgehende Gestalt der Technik produziert über die abendländische Philosophie, über den Tractatus in die Informatik hinein eine Bestimmung der Kultur, die zu unserer heutigen technik-, effizienz-, erfolgs- und ergebnisorientierten Zivilisation führt, die einzig bestimmte Zwecke der Maximierung, Optimierung, Evaluierung verfolgt.
 
Mit Heidegger lässt sich feststellen, dass der Mensch bereits im Prozess der technischen Zivilisation gefangen ist und es nicht einerseits freie menschliche Entfaltung und andererseits technische Überfremdung des Dings gibt. Daher ist es nicht mehr möglich von einem Gegensatz von Bildung-und Datenbanken auszugehen, sondern der sie konstituierende Zusammenhang ist zu hinterfragen.
 
Das Sich- Distanzieren von der Geschichte ist bei Heidegger terminologisch festgelegt als ''Überwindung der Metaphysik''. Der Ausdruck Metaphysik charakterisiert  den Prozess von Platon bis zur Informatik und zur Überwindung der Herrschaft der Technik. Derrida greift diesen Begriff auf und spricht vom ''Logozentrismus.'' Nach Heidegger steht das Denken, das seine Wurzeln im abendländischen Denken hat vor einer großen Herausforderung. 1947 besteht sie im Kalten Krieg, in der Auseinandersetzung zwischen Kommunismus und Amerikanismus.
 
=='''Anti-Anti-Amerikanismus'''==
 
  
Heidegger kritisiert die us-amerikanische, positivistische Unkultur, die wie er meint fast so schlimm, wie der Kommunismus ist. Die einzige Hoffnung ist jedoch, dass die US-amerikanischen Söldnertruppen uns vor dem Kommunismus bewahren. (Dennoch kritisiert er in einem Brief über den Humanismus die Leute, die den Amerikanern Unkultur vorwerfen).
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= Publikationsdatenbank =
=='''Der gute Zugang zu den Griechen'''==
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In diesem Abschnitt erzählt Hrachovec von einem Schockerlebnis, bei dem es nicht um die Lehre, sondern um Publikationen geht. Er verweist dann von Neuem auf die Homepage des Institutes für Philosophie  [http://homehobel.phl.univie.ac.at/]. Was er allerdings übersehen hat ist, dass es bei pr4hobel [http:// pr4hobel.phl.univie.ac.at:8090/philovie/], das dieselbe Maske hat aber eine andere Maschine ist, Links zur Homepage des Institutes für Philosophie gibt. Man findet dort aber auch die Publikationsdatenbank des Institutes für Philosophie. Die ist zwar allgemein zugänglich aber sehr schwer zu finden, weil auf der Homepage des Institutes für Philosophie der Link zu dieser anderen Seite fehlt.  
  
Heidegger konstatiert den Deutschen einen besonders guten Zugang zu den Griechen. Die aus den USA stammende Informatik ist wiederum ein Beleg für die Unkultur der US-Amerikaner, eine Attacke gegen die europäische Tradition und eine Kritik, die Neu-und Wiederbesinnung auf das europäische Kulturpotential nach sich ziehen muss.
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= Verwaltung von Datenbanken =
Nach Hrachovec werden wir, (wenn in einer Neulesung des Original-Platon eine neue Zugangsweise zu diesen Problemen des Denkens entwickeln, die nur in Europa möglich ist und zu einer Infragestellung des Regimes der Technik führen, die jetzige Sichtweise hinter uns lassen. Die, im deutschen Bereich zu 50-70Prozent vorhandene Nachbuchstabierung der Heideggerschen Technik-Auffassungen wird auch in Amerika von einem Mustereuropäer wie Obama, der auf Rawls rekurriert, rezipiert. Es ist humanistisches Gedankengut, das wir als allgemeines Gedankengut postulieren. Erbe der revolutionären weißen von Heidegger angezettelten Revolution
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Viel wichtiger als das, was in diversen Datenbanken zu finden ist, sind die organisationstechnischen Rahmenbedingungen bzw. wie eine Datenbank gestaltet werden soll. Erneut stellt sich die Frage danach, was derjenige, der gewisse Dinge in eine Datenbank stellt, davon hat. Eine Antwort darauf könnte Geld sein. Hrachovec weist aber auch auf seinen Beitrag auf Science –ORF [http://sciencev1.orf.at/science/hrachovec] hin, in dem er über die neue Initiative von Google spricht, nämlich das Einscannen von Büchern. Dies hat nun den Vorteil, dass es jederzeit heruntergeladen werden kann – man erspart sich somit den Weg zur Bibliothek und die Wartezeit bis das gewünschte Buch wieder zur Ausleihe zur Verfügung steht. Mit der klassischen Auffassung von Wissenschaft hängen aber beispielsweise die Publikationslisten zusammen, die auf philosophischen Webseiten im Netz zu finden sind.  
=='''Der Wesenswandel der Wahrheit in Platons Lehre'''==
 
  
In der VO wurden Textausschnitte von zwei Schriften von Heidegger vorgestellt: „Platons Lehre von der Wahrheit“ und der „Brief über den Humanismus.“ In der ersten Schrift versucht Platon terminologisch zu zeigen, dass es einen Wesenswandel der Wahrheit gibt. Hinter dem Wesenswandel liegt die Metaphysik, auf die Heidegger schaut.
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= Publikationslisten =
Heidegger schlägt dem philosophisch Gebildeten  eine neue Leseart von Passagen des Höhlengleichnisses vor, die einen neuen Blick auf das Höhlengleichnis und den damit verbundenen Bildungsgedanken eröffnet.
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Das Vorhandensein solcher Publikationslisten weißt darauf hin, dass diese Professoren/Professorinnen, die diese Listen veröffentlichen, professionell arbeiten – das Angeben von Publikationslisten unterstreicht also ihr wissenschaftliches Potential.
=='''Lesearten des Höhlengleichnis'''==
 
  
Im Höhlengleichnis sitzen Leute in der Höhle und glauben, dass, die an die Wand geworfenen Schatten, die wirklichen Dinge ihrer Umwelt sind. Diese sind für die normalen sinnlichen Wesen ein Bild. Das Höhlengleichnis kann hinterfragt werden.
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= Publikationslisten im Web =
Nach Hrachovec ist das Schöne, Geniale am Höhlengleichnis, dass es ein Bild ist, das eine Zusatzdimension, eine  Zweistufigkeit ermöglicht. Platon unterscheidet zwischen Höhle und Normalwelt mit dem Effekt, dass im Bild jeder versteht, dass es eine Höhle gibt aus der wir gehen können um ins Licht-eine andere Welt- zu kommen. Platon wendet dieses Bild auf unsere sinnliche Situation an. Bei dieser ist es jedoch zunächst nicht so, dass ein Aufstieg in eine andere Sphäre möglich ist.
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Wie vorher schon erwähnt, verfolgt Google hier eine ganz andere Strategie. Google geht also in die Bibliotheken und scannt die Bücher einfach ein. Das stößt bei denen, die diese Werke verfasst haben aber oft auf Unverständnis, denn sie pochen auf die Autonomie ihrer wissenschaftlichen Leistung und sind nicht damit einverstanden, dass Google diese Informationen weitergibt.
=='''Die Truman-Story-ein Höhlengleichnis'''==
 
  
Die Truman Story bzw. der Film ist mit einer Wand konzipiert, die wenn man dagegen läuft ein als Ausgang aus dieser Welt fungierendes Loch aufweist. Für Truman ist das Bild dieser zweiten Welt notwendig, das Wissen, dass die Widersprüche in der ersten Welt auf Manipulationen in einer zweiten Welt mit der zu rechnen ist, zurückzuführen sind. Erst die Erkenntnis einer zweiten Welt ermöglicht einen greifbaren und methodischen Anhaltspunkt dafür, dass die erste Welt als Teilwelt und als solche als weniger Gute begriffen wird.
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= Kleiner Exkurs zum Eigentumsrecht =
Platon projiziert durch das Höhlengleichnis ein Angebot einer solchen Zweitwelt in unseren Alltag hinein. Die Zweitwelt sind die Ideen, das ist die Welt der Vernunft. Es geht um das Überwinden der Attitüde der Schaulustigen.
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Was natürlich auch erwähnt werden muss, ist dass Google nur Bücher zur Verfügung stellen kann, die ziemlich alt sind. Das hängt mit der Eigentumsordnung zusammen, die besagt, dass Google die Bücher erst 70 Jahre nach dem Tod des Autors einscannen darf, nur dann wird juristisch korrekt vorgegangen. Es ist nun aber nicht verwunderlich, dass diese Verordnung vermehrt unter Druck gerät.  
=='''Triebe, Neugierde und Philosophie-ein Aufstieg in eine höhere Welt'''==
 
  
Es gibt eine Triebstruktur des Erkennens, eine Neugierde, die dem Menschen immanent ist  und bei der es um Inhalte geht und auch um Wahrheit. In der Philosophie geht es darum die vielen Streben der Wahrheit zu unterscheiden, von dem was die Liebe der Weisheit ausmacht. Charakterisiert wird der Erkenntnisprozess im Hinblick auf die Wahrheit durch die Abwendung, Abgrenzung von den Schaulustigen  und, dies geht wiederum über die Begriffe, über die Ideen.
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= Zweites Argument aus dem Publikum =
Im Konnex zum Tractatus weist Hrachovec darauf hin, dass man zu den Ideen über wahre und falsche Sätze kommt.
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An dieser Stelle weist jemand darauf hin, dass das Onlinestellen von ganzen Büchern als Marketingstrategie verwendet werden kann, denn in der Regel liest niemand ein ganzes Buch auf dem Computer, sondern kauft es sich dann.
Im Bild des Höhlengleichnis, sind wir an der Stelle, das der Aufstieg in die höhere Welt ein Aufstieg der Vernunft, ein Aufstieg in den Bereich ist, indem wir mit wahren oder falschen Behauptungen definitive Aussagen nach den Gesetzen der Vernunft machen können. Für Platon ist der Endpunkt der vielfältigen Ausrichtungen, Bestrebungen die Idee des Gutes.
 
=='''Platon und Tractatus- das Gute ist immer das Höchste'''==
 
  
Im Tractatus kommt z.B.: in den Urbildern das Gute nicht mehr vor. Indem Wittgenstein das Gute extrahiert macht er einen entscheidenden systematischen Schnitt aus der platonischen Welt.
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= Datenbanken und ihre soziale Einbettung =
Stattdessen wird einfach eine Weltstruktur durch Formen, die nach  Wittgenstein keine Wertigkeit haben, erschaffen.
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Publikationen wurden bisher auf gewisse Weise geschützt. Etwas wird geschrieben, gedruckt und verkauft bzw. in Bibliotheken zur Verfügung gestellt. Um an die Informationen zu kommen, muss man allerdings in die Bibliothek gehen und außerdem eine Berechtigung haben Bücher auszuborgen (Ausweis). Mit der Verfügbarkeit der Texte im Netz eröffnen sich daher Vorteile von gigantischem Ausmaß, denn man kann sich diese Inhalte gratis und wann man will herunterladen. Nun stellt sich das aber als Problem für die gegenwärtigen Produktionen heraus, die durch diese neuartigen technischen Möglichkeiten unter Druck gesetzt werden.  
Platon hingegen überlagert den Bereich der Ordnung der Welt und den Bereich woraufhin menschliches Streben in dieser geordneten Welt hingen soll, darf und kann. Durch die Überlagerung dieser beiden Bereiche erhält man die Idee. Dies ist das Ordnungscharakteristikum. Die Idee des Guten, ist die höchste Idee nach  Platon woraufhin alles ausgerichtet ist. Im Bereich der Vernunfterkenntnis ist die Idee des Guten nur zu allerletzt und mühsam wahrzunehmen.
 
Das Höhlengleichnis versinnbildlicht dies, die Anschauung der Ideen, der Idee des Guten müsste die Einsicht nach sich ziehen, dass das Gute die Ursache von Regelmäßigkeit und Schönheit sein, indem in der sichtbaren Welt das Licht und die Sonne erzeugt werden.
 
=='''Das Gute-eine synkretistische Sonne'''==
 
  
Im Synkretismus der beiden Welten wird die Sonne als höchster Bezugspunkt des Guten, der in der Welt der Ideen zu finden ist, als Auslöser, als Verursachung des Stellvertreterbildes des Guten in der sinnlichen Welt gedacht. Die Sonne hat in der sinnlichen Welt eine ähnliche Funktion wie das Gute. Sie ist einerseits ein Faktor der sinnlichen Welt- wir können sie sehen, darstellen, wahrnehmen bemerken, dass sie untergeht, aufgeht. Philosophisch gesehen ist sie die Bedingung der Möglichkeit, dass wir überhaupt sehen können. Sichtbar ist die Sonne durch das Licht, das von ihr kommt.
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= Open Access =
In der höheren-durch die Vernunft erkennbaren Welt (=2.Teil des Synkretismus), ist die Sonne selbst Herrscherin. Sie gewährt uns die Wahrheit und Vernunfteinsicht.  Durch die Existenz der Sonne, ist ermöglicht, dass wir im Licht der Sonne Dinge sehen können, die wir als wahr oder falsch behaupten können. Wir können durch diese Wissenschaft betreiben, Erkenntnis gewinnen und vernünftig agieren.
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Hrachovec meint, dass der Verlag, bei dem er publiziert, folgende Regelung hat: Im ersten Jahr soll nichts vom Inhalt des Buches online sein, aber danach kann der Herausgeber machen was er will, denn nach einem Jahr ist es rentabler die Werbeeffekte zu nützen, anstatt das Buch weiter zu verkaufen.
Die Sonne ist jedoch nur ein sinnliches Surrogat für eine Idee und die Idee ist die Idee des ultimativen Weltzwecks.
 
=='''Heideggers Kritik an Platon'''==
 
  
Es schaut so aus, als ob es am Ende eine Form gibt und nicht nur eine Form, sondern eine Form der Formen eine alles ermöglichende Form. In dieser ermöglichenden Form der Form gibt es die Möglichkeit die Welt wahrzunehmen, zu erkennen, Wissenschaft zu betreiben und dorthin zu kommen. Dies ist die Platonische Geschichte.
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= Überlegungen zum frühen Wittgenstein, Hegel und Heidegger =
Heidegger dreht seine Leseart um die Termini ''eidos''-ist die Form und ''aletheia''- ist die Wahrheit.
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Nun sind wir wieder zurück in der Philosophiegeschichte, mit der wir uns auch schon letzte Stunde beschäftigt haben. Hrachovec spricht von der Konzeption des Bildungsgedankens, die sich an die platonische Idee bezieht aber auch mit Hegel zu tun hat. Er verweist auch auf die in der ersten Stunde geführte Bologna-Diskussion, in der es auch um den Stellenwert der Bildung geht. Außerdem kommt er auf eine Rezession zu sprechen, in der es um den neuen Humanismus geht, der auf einem Menschenbild basiert, das sich völlig vom homo oeconomicus unterscheidet. [http://iablis.de/iablis_t/2008/arnswaldrez08.html]
Im ersten Text ''Platon und die Lehre der Wahrheit'' liegt der Fokus auf der Idee des Guten, die nur zu allerletzt und mühsam wahrzunehmen ist.
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Die drei für Hrachovec wichtigsten Philosophen des 19 und 20 Jh., nämlich Heidegger, Wittgenstein und Hegel , sind aber weniger mit dem Bildungsgedanken in Verbindung zu bringen, sondern gehen einen anderen Weg.  
Im zweiten Text geht es um die Rolle, die die Idee des Guten im Bereich der Ideenwelt, der Vernunfterkenntnisse spielt. In der durch die Vernunft erkennbaren Welt, die im Kontrast zu sichtbaren  Welt steht, ist sie selbst, die Idee des Guten die Herrin der Wahrheit.
 
Heidegger nimmt hier jetzt eine Drehung vor, indem er sagt. ''„Hier wird die Idee zur Herrin der Wahrheit.“'' Man muss etwas sehen, bevor man es behaupten kann. Die Wahrheit, die sich verbindet mit dem das man etwas behaupten kann, ist  ermöglicht durch diese sonnenartige Idee. Hinter dem höchsten Gut steckt nach Heidegger die Wahrheit. Damit eine Gestalt sich als Gestalt zeigt, muss sie sich zeigen.
 
=='''Heiderggers phänomenologischer Hintergrund'''==
 
  
Nach Heidegger zeigen sich Formen vor einem Umfeld, vor einem Hintergrund. Wesentlich ist der Kontext, die Umgebung in der sich eine Form zeigt. Die Wahrnehmung von Gegenständen ist abhängig von der Beleuchtung, der Einnahme von Tabletten etc.
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= Der Begriff Humanismus und der „Brief über den Humanismus“ =
Das Gute und den Punkt Omega als die allerhöchsten Formen muss man nach Platon auch danach befragen, wie sie sich zeigt und von woher sie sich zeigt. Dass die Menschen auf den höchsten Zweck der Welt aus sind ist eine geschichtlich gewordene Tradition.
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Im „Brief über den Humanismus“ (1947) (siehe auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Brief_über_den_Humanismus|] Wikipedia dazu) von Heidegger sieht man, dass er den Humanismus nicht als das Schöne versteht, was man schon daran erkennt, dass Humanismus unter Anführungszeichen gesetzt wurde. Heidegger ist also gegen Humanismus als Leitkultur und übt dahingehend auch Kritik an Platon aus.
=='''Trickreiche Etymologie'''==
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Bei Hegel geht es um den objektiven Geist, der in der subjektiven Erziehungsgeschichte des Individuums eingeholt werden soll. Bildung ist also ein Prozess, Bildung kann beim Übergang von der gedachten Substanz zur Wirklichkeit helfen. Laut Hegel ist zu Beginn also ein Individuum, das sich nach und nach in die Gesellschaft einfügen soll. Nur so kann dem Individuum etwas Wesentliches einfallen, wesentlich ist etwas, wofür es eine Garantie gibt.
  
Der geniale Trick Heideggers ist  der Hinweis, dass auf ''aletheia'' philosophisch übersetzt Unverborgenheit, Nicht-Verbergung heißt.  Nicht-Verbergen steht für die Dimension der Umgebungsbedingungen. Es bezeichnet den Rahmen von woher sich etwas zeigt und innerhalb dessen eine Form sichtbar wird.  Heidegger spricht hier von Entbergen. Selbst das höchste Gut ist das Ergebnis von etwas, von einer Enthüllung, Entbergung.
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= Bildung als Zerrissenheit und Zerstörung =
Nach Heidegger ist hier etwas schiefgegangen, wenn die Gestalt die Herrin der Wahrheit geworden ist und diese dominiert und nicht umgekehrt. Ausgangsdimension sollte in Wirklichkeit die Wahrheit als dieses Sich-Enthüllen, als das was sich zeigt, von woher es sich zeigt sein.
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Laut Hegel soll man sich also nicht an Bildung orientieren, denn sie verursacht nur Zerrissenheit. Das kann man auf Seite 384 der Phänomenologie des Geistes, im Kapitel B. "Der sich entfremdete Geist; die Bildung" nachlesen.
Er kritisiert, die Entwicklung eines Begriffes von Wahrheit: ''„… in dem nicht mehr dieses Es-Zeigt-Sich von vornherein deutlich geworden ist und wichtig gewesen ist, sondern in dem wichtig geworden ist, dass es eine Idee gibt, und dass wir uns bestimmten Formen, bestimmten Ideen, als Formvorgaben, Ideen angleichen müssen.“( Heidegger: 14)''
 
Durch die Idee des höchsten Guten ist ermöglicht, dass es zwischen dem, dass wir sehen und wie wir sehen, eine Korrespondenz gibt. Auf Griechisch ist diese Korrspondenz homoios, auf Lateinisch adaqequatio, auf Deutsch Abbildung. In der Tradition wird dies dann als das Wichtigste, die Wahrheit angenommen.
 
Nach Heidegger verliert die Wahrheit den Charakter des Erschließens, Sich-Öffnens (alanthanain) unter den Umständen, dass wir keinen Gedanken  nach der Herkunft der höchsten Idee  verschwenden, sondern nur daran denken, dass diese uns alles erschließt. Die Wahrheit wird zu etwas, was er orthotes (=gr.Begriff der Korrektheit, Übereinstimmung) nennt.
 
Es geht darum  die Herrschaft der Idee über die Wahrheit umzudrehen und der Idee wieder eine Wahrheit zu unterwerfen und zu unterlegen. Die Aufgabe des postmetaphysischen Denkens ist, dass die Wahrheit als aletheia gedacht werden muss.
 
=='''Die Zügellosigkeit- Heideggers Kritik am westlichen Aufklärungsgedanken'''==
 
  
Heideggers wesentliche Kritik  des westlichen Aufklärungsgedankens ist, dass wir auch, wenn wir frei von den Fesseln der Sinnlichkeit und in die Welt der Vernunft gekommen sind, noch mit der Zügellosigkeit zu kämpfen haben, die der Freiheit droht.
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= Erstes Beispiel zu Bildung =
Dieser Zug des heideggerianischen Denkens verweist auf das Anti-Aufklärerische, Völkische, Geschichtsverbundene, Nicht-Rationalistische. Die Zügellosigkeit kommt aus dem Formenschatz der Kritik der entwurzelten, rationalistischen, demokratischen Beliebigkeit. Danach werden die Leute, wenn man ihnen die Fesseln wegnimmt, nicht frei, sondern zügellos.
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In dem ersten Beispiel wird beschrieben, dass Schüler des Gymnasiums im Zuge des Griechischunterrichtes die ersten Seiten des griechischen Originals der von Homer verfassten Odyssee auswendig lernen müssen. Dies geschieht immer mit der Begründung, dass es einmal nützlich sein kann bzw. dass man es sich merken wird und einmal seinen Enkelkindern erzählen können wird. Hegel sieht daran das Phänomen der Zerrissenheit, weil die Kinder nicht verstehen wieso sie den Text  auswendig lernen sollen, sie ärgern sich darüber und lernen es nur um einen Note zu bekommen.  
=='''Das Ziel der Bildung'''==
 
  
Heidegger führt  mit  seiner semantischen Verschiebung, dass die Befreiung von den Fesseln eine Zügellosigkeit darstellt, die Idee einer neuen Zügelung, einer neuen Maßstabsetzung, Maßgeblichkeit ein.  
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= Zweites Beispiel zur Bildung =
Die Formung der verstandes-vernunftmäßig zugänglichen Welt ist gleichzeitig das, was die Bildungsideale definiert und wohin diese führen soll. Bildung ist in diesem Sinne als ein Prozess gedacht, der Kompetenzen mit sich bringt und  nicht als eine willkürliche zügellose Form mit Freiheit umzugehen, sondern erfordert eine Orientierung an den vorgefundenen Gestalten der Welt.  
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Im zweiten Beispiel geht es um ein Zitat aus dem Faust, der zweifelsohne ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung ist. Der entscheidende Satz ist: [http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/H#Hier_bin_ich_Mensch.2C_hier_darf_ich.27s_sein| Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein] – der kommt uns vermutlich allen in leicht abgewandelter Weise bekannt vor. Er kommt in der DM – Werbung in folgender Weise vor: Hier bin ich Mensch, hier kauf’ ich ein. Das ist eine geniale Persiflage auf das Zitat von Goethe. Die Umformung kommt also einer Zerstörung gleich und man kann wieder gut die Zerrissenheit zwischen dem in der Schule erlernten Zitat und der im Alltag verwendeten Verformung sehen. Auf der einen Seite kann man also empört darüber sein, dass ein Goethe Zitat derart zerstört wird, auf der anderen Seite kann man einsehen, dass sich die Werbeindustrie solcher Zitate bedient um damit Geld zu verdienen. Mit dieser Zerrissenheit muss man laut Hegel operieren. Das Problem ist also, dass die Humanität durch die Konsumgesellschaft zerstört worden ist, also durch den homo oeconomicus.
Bildung als sich  Anverwandeln einem solchem Urbild erscheint jedoch problematisch und somit werden wir mit einer Dekonstruktion konfrontiert, da die Gestalten mit denen wir konfrontiert werden selber als etwas Gewordenes gedacht werden müssen. Dies hat nach Heidegger etwas mit Wahrheit zu tun, die an dieser Stelle eine ganz neue Funktion übernommen hat.
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Man könnte nun sagen, dass die Ökonomie ausgeblendet werden muss und man sich wieder auf das Humane konzentrieren soll. Auf die Bologna-Diskussion bezogen heißt das, dass man sich fragen muss, was die Universität zu erfüllen hat.
=='''Einleitung zum Humanismusbrief'''==
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Heidegger hat hier gemeint, dass wir nicht zu Hegel zurückgehen sollen. Er meint auch, dass schon Platon schuld daran ist, dass es heute so eine Zerrissenheit gibt und dass die Ära der großen Philosophen mit ihm (Heidegger) geendet hat. Heute können wir also nicht mehr von Humanismus reden.
  
Wesentlich ist, dass der Wandel des Wesens der Wahrheit mit der Etablierung von Technik zu tun, und die Technik schließlich überwunden werden soll. Sodass nicht einer neuen Bildung eine Chance gegeben wird, sondern dass ein neues Denken gestartet werden kann.  
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= Heidegger: Brief über den Humanismus =
Heidegger hat nach Hrachovec denselben Effekt wie der Tractat:
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Heideggers Brief über den Humanismus war eine Antwort auf den Brief Jean Beaufrets, der ein Freund von Heidegger war. Jean Beaufret fragte Heidegger in diesem Brief wie man denn heute noch von Humanismus reden könne. Darauf antwortet Heidegger, dass wir heute nicht mehr von Humanismus sprechen können und sollen und dass eine andere Art von Philosophie produziert werden muss. Heidegger meint auch, dass die datenbankgesteuerte Welt mit Platon ihren Anfang nahm.
''„nämlich Sätze zu formulieren, die völlig einfach und für jede Person verstehbar sind und die gleichzeitig sich verbinden mit dem Wissen davon, dass man nichts versteht, obwohl man alles an dieser Stelle verstehen kann. Und Philosophie besteht darin, den Weg  auszubuchstabieren zwischen dem was jeder versteht, der das liest und dem , was and der Stelle alles drinnen stecken kann“. (Hrachovec: 16)''
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= Hegel und Wikipedia =
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Das Vorbild für die Verlorenheit des Bildungsbewusstseins ist das Werk von Dieter R., der den verschwenderischen Absolutismus unter Ludwig XIV darstellt.
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Zweitens ist wichtig, dass in der Phänomenologie des Geistes eine überraschende Stelle zu finden ist, an der Hegel nämlich sagt, dass Bildung nicht über die schon erwähnte Zerrissenheit, sondern über das Sammeln und Sichten von Informationen zu erlangen ist. Das ist als deutlicher Hinweis auf die Enzyklopädie zu sehen, die modernere Version davon ist Wikipedia.
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= Bildung durch Wissen =
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Hier veranschaulicht Hrachovec, dass die Bildungsrhetorik bis in unser Rechtssystem hineinreicht und verweist auf das Universitätsgesetz.
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= Ausschnitt aus der aktuellen Situation unserer Regierung =
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2006 sollte es eine Novelle des UG02 geben, in die die Kritik des VfGH eingearbeitet wurden. Diese konnte nicht mehr beschlossen werden, denn die alte Regierung ist ja auseinandergebrochen. Diese Vorlage wurde dann von der neuen Regierung übernommen, ohne das klar erkennbar ist, wofür hier eigentlich das Ministerium steht.
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Am 28.5. gab es dann eine Sitzung im Wissenschaftsministerium, an der 10-15 Leute teilnahmen. Die meisten von ihnen hatten aber nicht einmal einen Entwurf der Novelle. Nach einer halbstündigen Diskussion wurden die Teilnehmer wieder entlassen. Der Entwurf ging danach zum Ministerrat und dann ins Parlament. Im Herbst wird dann ein Entschluss gefällt.
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= Heidegger: Wesenswandel der Wahrheit =
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In diesem Abschnitt geht es um das Unterwandern der Bildungstradition und die Frage wie Heidegger das macht. Antwort: er macht das durch eine rhetorische Figur, die er Wesenswandel der Wahrheit nennt. Er meint, dass es in unserer Geschichte einen durch das Höhlengleichnis von Platon ausgelösten Wesenswandel der Wahrheit gibt. Platon ist also von den griechischen Ursprüngen der Zivilisation abgewichen, das müsste nun rückgängig gemacht werden, um aus dem aktuellen Dilemma zu entkommen. Später skizziert Heidegger eine neue Wahrheitstheorie, die sich gegen den Wiener Kreis und Wittgenstein wendet.
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= Was ist wahr und welche Rolle spielt dabei die Wissenschaft? =
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Es gibt gewisse Leute, zum Beispiel Sprachphilosophen, die sich eingehend mit dem Aussagesatz beschäftigt haben. Sätze sind laut der Abbildtheorie von Wittgenstein richtig, wenn sie mit der Realität übereinstimmen, wenn also das subjektive Bewusstsein und die Wirklichkeit eins sind. Heidegger meint aber, dass dieser Art von Beschäftigung mit Behauptungen bzw. Sätzen etwas vorausgehen muss, dass die Sätze also erst der zweite Schritt sind, Zuerst kommt nämlich das, was Husserl Lebenswelt nennt. Das heißt, dass der Mensch sein Verhalten an die Umgebung anpassen muss. Das ist also die Vorraussetzung dafür, dass wir uns überhaupt fragen können ob dieser Satz nun richtig ist oder nicht.  
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= Einbettung, Individuum und Zerrissenheit =
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Im Gegensatz zum Individuum wie Hegel es beschreibt, sieht Heidegger das Individuum als ein Wesen das in seiner Umgebung zusammen mit anderen handelt. Der Mensch ist laut Heidegger auch mit zahlreichen individuellen Phänomen ausgestattet und stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Daseins. Hier ist also schon deutlich der Essentialismus herauszuhören. Hier erkennt man auch wieder die berühmte Wende Heideggers, bei der dann die Einbettung des Individuums in den seinsgeschichtlichen Zusammenhang im Vordergrund stellt.

Aktuelle Version vom 28. November 2009, 02:29 Uhr

Zusammenfassung zur 8.VO (29.5.09)

Einleitendes und erstes Argument aus dem Publikum

Zu Beginn fällt die Frage welche Anreize es für Wissende geben mag, ihr Wissen in Datenbanken zur Verfügung zu stellen. Ein möglicher Anreiz wäre der finanzielle (Daten, die heruntergeladen werden, werden verrechnet). Das Wichtigste aber ist für die fragende Person, die Möglichkeit der Interaktivität und dass es dahingehend eine gewisse Einheitlichkeit gibt bzw. dass den Studenten der Zugriff auf die Informationen erleichtert wird. Hrachovec meint dazu, dass dies auch mit seinen Interessen zusammenhängt, er jedoch aufgrund des stressigen Universitätsalltags weniger getan habe, als er eigentlich hätte tun können.

Publikationsdatenbank

In diesem Abschnitt erzählt Hrachovec von einem Schockerlebnis, bei dem es nicht um die Lehre, sondern um Publikationen geht. Er verweist dann von Neuem auf die Homepage des Institutes für Philosophie [1]. Was er allerdings übersehen hat ist, dass es bei pr4hobel [http:// pr4hobel.phl.univie.ac.at:8090/philovie/], das dieselbe Maske hat aber eine andere Maschine ist, Links zur Homepage des Institutes für Philosophie gibt. Man findet dort aber auch die Publikationsdatenbank des Institutes für Philosophie. Die ist zwar allgemein zugänglich aber sehr schwer zu finden, weil auf der Homepage des Institutes für Philosophie der Link zu dieser anderen Seite fehlt.

Verwaltung von Datenbanken

Viel wichtiger als das, was in diversen Datenbanken zu finden ist, sind die organisationstechnischen Rahmenbedingungen bzw. wie eine Datenbank gestaltet werden soll. Erneut stellt sich die Frage danach, was derjenige, der gewisse Dinge in eine Datenbank stellt, davon hat. Eine Antwort darauf könnte Geld sein. Hrachovec weist aber auch auf seinen Beitrag auf Science –ORF [2] hin, in dem er über die neue Initiative von Google spricht, nämlich das Einscannen von Büchern. Dies hat nun den Vorteil, dass es jederzeit heruntergeladen werden kann – man erspart sich somit den Weg zur Bibliothek und die Wartezeit bis das gewünschte Buch wieder zur Ausleihe zur Verfügung steht. Mit der klassischen Auffassung von Wissenschaft hängen aber beispielsweise die Publikationslisten zusammen, die auf philosophischen Webseiten im Netz zu finden sind.

Publikationslisten

Das Vorhandensein solcher Publikationslisten weißt darauf hin, dass diese Professoren/Professorinnen, die diese Listen veröffentlichen, professionell arbeiten – das Angeben von Publikationslisten unterstreicht also ihr wissenschaftliches Potential.

Publikationslisten im Web

Wie vorher schon erwähnt, verfolgt Google hier eine ganz andere Strategie. Google geht also in die Bibliotheken und scannt die Bücher einfach ein. Das stößt bei denen, die diese Werke verfasst haben aber oft auf Unverständnis, denn sie pochen auf die Autonomie ihrer wissenschaftlichen Leistung und sind nicht damit einverstanden, dass Google diese Informationen weitergibt.

Kleiner Exkurs zum Eigentumsrecht

Was natürlich auch erwähnt werden muss, ist dass Google nur Bücher zur Verfügung stellen kann, die ziemlich alt sind. Das hängt mit der Eigentumsordnung zusammen, die besagt, dass Google die Bücher erst 70 Jahre nach dem Tod des Autors einscannen darf, nur dann wird juristisch korrekt vorgegangen. Es ist nun aber nicht verwunderlich, dass diese Verordnung vermehrt unter Druck gerät.

Zweites Argument aus dem Publikum

An dieser Stelle weist jemand darauf hin, dass das Onlinestellen von ganzen Büchern als Marketingstrategie verwendet werden kann, denn in der Regel liest niemand ein ganzes Buch auf dem Computer, sondern kauft es sich dann.

Datenbanken und ihre soziale Einbettung

Publikationen wurden bisher auf gewisse Weise geschützt. Etwas wird geschrieben, gedruckt und verkauft bzw. in Bibliotheken zur Verfügung gestellt. Um an die Informationen zu kommen, muss man allerdings in die Bibliothek gehen und außerdem eine Berechtigung haben Bücher auszuborgen (Ausweis). Mit der Verfügbarkeit der Texte im Netz eröffnen sich daher Vorteile von gigantischem Ausmaß, denn man kann sich diese Inhalte gratis und wann man will herunterladen. Nun stellt sich das aber als Problem für die gegenwärtigen Produktionen heraus, die durch diese neuartigen technischen Möglichkeiten unter Druck gesetzt werden.

Open Access

Hrachovec meint, dass der Verlag, bei dem er publiziert, folgende Regelung hat: Im ersten Jahr soll nichts vom Inhalt des Buches online sein, aber danach kann der Herausgeber machen was er will, denn nach einem Jahr ist es rentabler die Werbeeffekte zu nützen, anstatt das Buch weiter zu verkaufen.

Überlegungen zum frühen Wittgenstein, Hegel und Heidegger

Nun sind wir wieder zurück in der Philosophiegeschichte, mit der wir uns auch schon letzte Stunde beschäftigt haben. Hrachovec spricht von der Konzeption des Bildungsgedankens, die sich an die platonische Idee bezieht aber auch mit Hegel zu tun hat. Er verweist auch auf die in der ersten Stunde geführte Bologna-Diskussion, in der es auch um den Stellenwert der Bildung geht. Außerdem kommt er auf eine Rezession zu sprechen, in der es um den neuen Humanismus geht, der auf einem Menschenbild basiert, das sich völlig vom homo oeconomicus unterscheidet. [3] Die drei für Hrachovec wichtigsten Philosophen des 19 und 20 Jh., nämlich Heidegger, Wittgenstein und Hegel , sind aber weniger mit dem Bildungsgedanken in Verbindung zu bringen, sondern gehen einen anderen Weg.

Der Begriff Humanismus und der „Brief über den Humanismus“

Im „Brief über den Humanismus“ (1947) (siehe auch [4] Wikipedia dazu) von Heidegger sieht man, dass er den Humanismus nicht als das Schöne versteht, was man schon daran erkennt, dass Humanismus unter Anführungszeichen gesetzt wurde. Heidegger ist also gegen Humanismus als Leitkultur und übt dahingehend auch Kritik an Platon aus. Bei Hegel geht es um den objektiven Geist, der in der subjektiven Erziehungsgeschichte des Individuums eingeholt werden soll. Bildung ist also ein Prozess, Bildung kann beim Übergang von der gedachten Substanz zur Wirklichkeit helfen. Laut Hegel ist zu Beginn also ein Individuum, das sich nach und nach in die Gesellschaft einfügen soll. Nur so kann dem Individuum etwas Wesentliches einfallen, wesentlich ist etwas, wofür es eine Garantie gibt.

Bildung als Zerrissenheit und Zerstörung

Laut Hegel soll man sich also nicht an Bildung orientieren, denn sie verursacht nur Zerrissenheit. Das kann man auf Seite 384 der Phänomenologie des Geistes, im Kapitel B. "Der sich entfremdete Geist; die Bildung" nachlesen.

Erstes Beispiel zu Bildung

In dem ersten Beispiel wird beschrieben, dass Schüler des Gymnasiums im Zuge des Griechischunterrichtes die ersten Seiten des griechischen Originals der von Homer verfassten Odyssee auswendig lernen müssen. Dies geschieht immer mit der Begründung, dass es einmal nützlich sein kann bzw. dass man es sich merken wird und einmal seinen Enkelkindern erzählen können wird. Hegel sieht daran das Phänomen der Zerrissenheit, weil die Kinder nicht verstehen wieso sie den Text auswendig lernen sollen, sie ärgern sich darüber und lernen es nur um einen Note zu bekommen.

Zweites Beispiel zur Bildung

Im zweiten Beispiel geht es um ein Zitat aus dem Faust, der zweifelsohne ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung ist. Der entscheidende Satz ist: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein – der kommt uns vermutlich allen in leicht abgewandelter Weise bekannt vor. Er kommt in der DM – Werbung in folgender Weise vor: Hier bin ich Mensch, hier kauf’ ich ein. Das ist eine geniale Persiflage auf das Zitat von Goethe. Die Umformung kommt also einer Zerstörung gleich und man kann wieder gut die Zerrissenheit zwischen dem in der Schule erlernten Zitat und der im Alltag verwendeten Verformung sehen. Auf der einen Seite kann man also empört darüber sein, dass ein Goethe Zitat derart zerstört wird, auf der anderen Seite kann man einsehen, dass sich die Werbeindustrie solcher Zitate bedient um damit Geld zu verdienen. Mit dieser Zerrissenheit muss man laut Hegel operieren. Das Problem ist also, dass die Humanität durch die Konsumgesellschaft zerstört worden ist, also durch den homo oeconomicus. Man könnte nun sagen, dass die Ökonomie ausgeblendet werden muss und man sich wieder auf das Humane konzentrieren soll. Auf die Bologna-Diskussion bezogen heißt das, dass man sich fragen muss, was die Universität zu erfüllen hat. Heidegger hat hier gemeint, dass wir nicht zu Hegel zurückgehen sollen. Er meint auch, dass schon Platon schuld daran ist, dass es heute so eine Zerrissenheit gibt und dass die Ära der großen Philosophen mit ihm (Heidegger) geendet hat. Heute können wir also nicht mehr von Humanismus reden.

Heidegger: Brief über den Humanismus

Heideggers Brief über den Humanismus war eine Antwort auf den Brief Jean Beaufrets, der ein Freund von Heidegger war. Jean Beaufret fragte Heidegger in diesem Brief wie man denn heute noch von Humanismus reden könne. Darauf antwortet Heidegger, dass wir heute nicht mehr von Humanismus sprechen können und sollen und dass eine andere Art von Philosophie produziert werden muss. Heidegger meint auch, dass die datenbankgesteuerte Welt mit Platon ihren Anfang nahm.

Hegel und Wikipedia

Das Vorbild für die Verlorenheit des Bildungsbewusstseins ist das Werk von Dieter R., der den verschwenderischen Absolutismus unter Ludwig XIV darstellt. Zweitens ist wichtig, dass in der Phänomenologie des Geistes eine überraschende Stelle zu finden ist, an der Hegel nämlich sagt, dass Bildung nicht über die schon erwähnte Zerrissenheit, sondern über das Sammeln und Sichten von Informationen zu erlangen ist. Das ist als deutlicher Hinweis auf die Enzyklopädie zu sehen, die modernere Version davon ist Wikipedia.

Bildung durch Wissen

Hier veranschaulicht Hrachovec, dass die Bildungsrhetorik bis in unser Rechtssystem hineinreicht und verweist auf das Universitätsgesetz.

Ausschnitt aus der aktuellen Situation unserer Regierung

2006 sollte es eine Novelle des UG02 geben, in die die Kritik des VfGH eingearbeitet wurden. Diese konnte nicht mehr beschlossen werden, denn die alte Regierung ist ja auseinandergebrochen. Diese Vorlage wurde dann von der neuen Regierung übernommen, ohne das klar erkennbar ist, wofür hier eigentlich das Ministerium steht.

Am 28.5. gab es dann eine Sitzung im Wissenschaftsministerium, an der 10-15 Leute teilnahmen. Die meisten von ihnen hatten aber nicht einmal einen Entwurf der Novelle. Nach einer halbstündigen Diskussion wurden die Teilnehmer wieder entlassen. Der Entwurf ging danach zum Ministerrat und dann ins Parlament. Im Herbst wird dann ein Entschluss gefällt.

Heidegger: Wesenswandel der Wahrheit

In diesem Abschnitt geht es um das Unterwandern der Bildungstradition und die Frage wie Heidegger das macht. Antwort: er macht das durch eine rhetorische Figur, die er Wesenswandel der Wahrheit nennt. Er meint, dass es in unserer Geschichte einen durch das Höhlengleichnis von Platon ausgelösten Wesenswandel der Wahrheit gibt. Platon ist also von den griechischen Ursprüngen der Zivilisation abgewichen, das müsste nun rückgängig gemacht werden, um aus dem aktuellen Dilemma zu entkommen. Später skizziert Heidegger eine neue Wahrheitstheorie, die sich gegen den Wiener Kreis und Wittgenstein wendet.

Was ist wahr und welche Rolle spielt dabei die Wissenschaft?

Es gibt gewisse Leute, zum Beispiel Sprachphilosophen, die sich eingehend mit dem Aussagesatz beschäftigt haben. Sätze sind laut der Abbildtheorie von Wittgenstein richtig, wenn sie mit der Realität übereinstimmen, wenn also das subjektive Bewusstsein und die Wirklichkeit eins sind. Heidegger meint aber, dass dieser Art von Beschäftigung mit Behauptungen bzw. Sätzen etwas vorausgehen muss, dass die Sätze also erst der zweite Schritt sind, Zuerst kommt nämlich das, was Husserl Lebenswelt nennt. Das heißt, dass der Mensch sein Verhalten an die Umgebung anpassen muss. Das ist also die Vorraussetzung dafür, dass wir uns überhaupt fragen können ob dieser Satz nun richtig ist oder nicht.

Einbettung, Individuum und Zerrissenheit

Im Gegensatz zum Individuum wie Hegel es beschreibt, sieht Heidegger das Individuum als ein Wesen das in seiner Umgebung zusammen mit anderen handelt. Der Mensch ist laut Heidegger auch mit zahlreichen individuellen Phänomen ausgestattet und stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Daseins. Hier ist also schon deutlich der Essentialismus herauszuhören. Hier erkennt man auch wieder die berühmte Wende Heideggers, bei der dann die Einbettung des Individuums in den seinsgeschichtlichen Zusammenhang im Vordergrund stellt.