Seminararbeit Ebner Elisabeth: Unterschied zwischen den Versionen

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In diesem Teil der Arbeit wird auf das Kapitel 7 aus dem Buch von Quandt, Thorsten (1997): Musikvideos im Alltag Jugendlicher, bezug genommen. Es geht in diesem Teil des Buches um eine qualitative Rezeptionsstudie. Es wurden Interviews mit fünf weiblichen und fünf männlichen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 bis 18 Jahren durchgeführt.  
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Die folgenden wörtlichen Zitate aus der Studie von Quandt (1997) sollen ein Verständnis davon vermitteln, dass es Vorurteile gegenüber Musikvideos gibt die den Mitarbeitern an der Studie bewusst sind. Jedoch möchten diese nicht einfach hingenommen werden und so wird auf verschiedene Untersuchungen hingewiesen die auch auf positive Aspekte von Musikvideos verweisen bzw. soll auch die von Quandt durchgeführte Studie positive Aspekte von Musikvideos hervor bringen.
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„... fast immer steht die Frage im Vordergrund, inwieweit Heranwachsenden mit den Clips geschadet wird. So wird oft behauptet, Musikvideos schränkten den Assoziationsspielraum und die Phantasie der Jugendlichen bei der gedanklichen Bebilderung von Musik ein, oder sie überforderten die Heranwachsenden. Auch wird häufig von einer Vereinsamung vor dem Bildschirm gesprochen. (Quandt 1997, S.2) „Im Gegensatz dazu wurde jedoch in verschiedenen Untersuchungen festgestellt, dass Videoclips durchaus Sozialisationsfunktionen übernehmen können und oftmals im Freundeskreis rezipiert werden.“ (Quandt 1997, S.3)
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Aktuelle Version vom 14. Juli 2008, 20:00 Uhr

  • Seminararbeit von Ebner Elisabeth: 0503449, A297
  • LV- Leiter: V. Prof. Dr. Swertz
  • 5.2.2 Erziehung und Medien


Steigern Musikvideos die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen?


Inhaltsverzeichnis:

  • 1. Einleitung
  • 2. Zwei ausgewählte Interviewpartner aus der Studie von Quandt 1997
  • 2.1. Interviewpartner (Dirk)
  • 2.2. Interviewpartnerin (Ina)
  • 3. Interpretation des Liedtextes von Sido „Schlechtes Vorbild“
  • 4. Musikvideos als echte Gefahr, oder doch nur ein von Kritikern aufgebauschtes Thema?
  • 4.1. Definition von Gewalt
  • 4.2. Theoretische Ansätze zur Wirkung von Medien
  • 4.3. Zusammenführung von Ergebnissen
  • 5. Schlussbemerkung
  • 6. Literaturverzeichnis


1. Einleitung:

Die Forschungsfrage ob Musikvideos die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen steigern, wurde angeregt durch das Medium Fernsehen. So werden immer wieder Jugendliche gezeigt die skrupellos und scheinbar wahllos auf ihnen unbekannte Mitmenschen einprügeln. Als jüngstes Beispiel soll auf die beiden „U-Bahn-Schläger“ verwiesen werden. Hierbei handelt es sich um einen 18 und einen 21 jährigen die gemeinsam einen 76 jährigen Mann nachdem er sie auf das Rauchverbot in U-Bahnen hingewiesen hatte, fast tot getreten haben. Als „Entschuldigung“ wird auf deren Alkohol und Drogenkonsum verwiesen. (vgl.http://www.focus.de/panorama/welt/tid-10922/schlaeger-prozess-angeklagte-flehen-um-milde_aid_314380.html [Stand 2008-07-10] Zwar lässt sich durch die Erarbeitung der vorliegenden Arbeit nicht klären, ob die von ihnen angegebenen Gründe auch die tatsächlichen Gründe für ihre Tat sind, dies ist jedoch auch nicht die Intention dieser Arbeit. Vielmehr soll erarbeitet werden ob möglicherweise Musikvideos die Bereitschaft zu solchen Taten erhöhen oder nicht. Mehrere Teilschritte sollen hier zu einer Beantwortung führen. So wird zunächst der Musikvideokonsum von zwei ausgewählten Interviewpartner, nämlich Dirk und Ina aus der Studie von Quandt 1997 dargestellt. Anschließend soll ein Textauszug von Sidos Lied „Schlechtes Vorbild“ einer genaueren Analyse unterzogen werden. Dies hat den Zweck heraus zu finden welche möglichen Gefahren die unterschiedlichen Rezeptionsweisen in sich bergen könnten. Als solche Gefahren werden angegeben, dass ein allgemein gesellschaftlich akzeptiertes Gewaltniveau erzeugt wird, die Hemmschwelle gesenkt und die Bereitschaft erhöht wird selbst Gewalt auszuüben. (vgl. Marek 2005, S. 159) Um zu überprüfen ob diese Annahme möglicherweise stimmt, wird zunächst definiert was unter dem Begriff der „Gewalt“ verstanden werden kann. In einem weiteren Schritt soll aufgezeigt werden welche Formen von Gewalt es gibt und es sollen auch einige zum Teil sehr widersprüchliche Theorien was das Betrachten von Gewalt auslösen kann beschrieben werden. Diese sich zum Teil wiedersprechenden Theorien sollen dann zu einer Theorie führen, die davon absieht dem Konsum von Musikvideos die alleinige „Schuld“ an gesellschaftlich akzeptierten Gewaltniveaus zu geben. Auch soll dadurch deutlich werden, dass das Rezipieren von Musikvideos nicht als der alleinige Grund betrachtet werden, dass die Hemmschwelle gesenkt und die Bereitschaft erhöht wird selbst Gewalt auszuüben. Vielmehr soll davon ausgegangen werden, dass mehrere Faktoren zusammenwirkend ein Verhalten hervorrufen können.


2. Zwei ausgewählte Interviewpartner aus der Studie von Quandt 1997:

In diesem Teil der Arbeit wird auf das Kapitel 7 aus dem Buch von Quandt, Thorsten (1997): Musikvideos im Alltag Jugendlicher, bezug genommen. Es geht in diesem Teil des Buches um eine qualitative Rezeptionsstudie. Es wurden Interviews mit fünf weiblichen und fünf männlichen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 bis 18 Jahren durchgeführt. Die folgenden wörtlichen Zitate aus der Studie von Quandt (1997) sollen ein Verständnis davon vermitteln, dass es Vorurteile gegenüber Musikvideos gibt die den Mitarbeitern an der Studie bewusst sind. Jedoch möchten diese nicht einfach hingenommen werden und so wird auf verschiedene Untersuchungen hingewiesen die auch auf positive Aspekte von Musikvideos verweisen bzw. soll auch die von Quandt durchgeführte Studie positive Aspekte von Musikvideos hervor bringen.

„... fast immer steht die Frage im Vordergrund, inwieweit Heranwachsenden mit den Clips geschadet wird. So wird oft behauptet, Musikvideos schränkten den Assoziationsspielraum und die Phantasie der Jugendlichen bei der gedanklichen Bebilderung von Musik ein, oder sie überforderten die Heranwachsenden. Auch wird häufig von einer Vereinsamung vor dem Bildschirm gesprochen. (Quandt 1997, S.2) „Im Gegensatz dazu wurde jedoch in verschiedenen Untersuchungen festgestellt, dass Videoclips durchaus Sozialisationsfunktionen übernehmen können und oftmals im Freundeskreis rezipiert werden.“ (Quandt 1997, S.3)

Im folgenden wird auf einen männlichen Interviewpartner und auf eine weibliche Interviewpartnerin eingegangen.


2.1. Interviewpartner (Dirk):

Allgemeine Angaben: Dirk besucht die 10. Klasse einer Realschule und ist 15 Jahre alt. Seine Hobbys sind Fußballspielen, Musik hören und mit Freunden zusammen sein. Er mag Hip Hop und Rap. Darüber hinaus hört er auch Rock und Hard Core. Abgelehnt werden von ihm Boy- Groups. Er besitzt einen eigenen Fernseher in seinem Zimmer, wobei sein Musikvideokonsum dadurch eingeschränkt wird, dass er aufgrund einer Verschlüsselung den Musiksender MTV nicht empfangen kann. Deswegen ist er auf die Sendung „Hitclip“ angewiesen. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass er immer nur zu einer bestimmten Zeit Musikvideos ansehen kann und nicht rund um die Uhr, so wie es bei den Musiksendern MTV oder VIVA der Fall wäre.

Wann schaut er Musikvideos? Bei ihm laufen Musikvideos entweder tätigkeitsbegleitend neben den Hausaufgaben oder er rezipiert sie gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden. Auch schaut er diese bei schlechter Laune oder Langeweile um sich die Zeit zu vertreiben bzw. aus Unterhaltungsgründen.


Textauszüge aus dem Interview: Was er sich von einem guten Videoclip wünscht: „Ja, eben Action und nicht diese [...] schöne Welt, die immer gezeigt wird.“ (Quandt 1997, S. 186)

Er gibt an, um die Problematik der Gewaltdarstellungen die möglicherweise gewaltverherrlichend sind bescheid zu wissen,(Hervorh. durch die Verfasserin) weist aber darauf hin, dass in einigen Videos kritisch mit der Gewalt umgegangen wird.

In welcher Form er sich jedoch trotz der von ihm angesprochenen Problematik mit Musikvideos im Alltag auseinander setzt, wird durch das folgende Zitat sehr deutlich: „Ja, ich mache mir da nicht so riesige Gedanken drüber. Guckt man sich einfach an und denkt da nicht weiter drüber nach [...].“ (Hervorh. durch die Verfasserin) (vgl. Quandt 1997, S. 185ff) Im ersten Moment scheint sich diese Aussage mit seiner zuvor getätigten zu widersprechen. So gibt er zwar an über die Gewaltdarstellungen bescheid zu wissen und dennoch ist seine folgende Aussage, dass man sich solche Videos einfach ansieht und nicht weiter darüber nachdenkt. Dieser mögliche Wiederspruch könnte daher rühren, dass er zwar von seinem Umfeld auf mögliche Problematiken bzw. Gefahren die von Musikvideos ausgehen können hingewiesen wird z.B. von seinen Eltern und deswegen darüber „bescheid weiß“, er sich jedoch für sich keine Gedanken darüber macht was er da eigentlich rezipiert und er somit auch nicht reflektieren kann was in ihm dadurch ausgelöst werden kann oder bereits ausgelöst wurde. Diese unkritische und unreflektierte Form der Rezeption kann im übrigen für drei weitere Interviewpartner geltend gemacht werden.


2.2. Interviewpartnerin (Ina):

Allgemeine Angaben: Ina ist 18 Jahre alt und besucht die 13. Klasse eines Gymnasiums. Sie hört vor allem Rock- und Popmusik, lehnt darüber hinaus jedoch klassische Musik nicht ab. Musik und Musikvideos haben für die Befragte einen großen Stellenwert. Da sie über keinen eigenen Fernseher in ihrem Zimmer verfügt, schaut sie Musikvideos auf dem „Familiengerät“. Genau wie Interviewpartner Dirk kann sie die Sender MTV und VIVA nicht empfangen, wodurch sie genau wie er auch auf die Sendung ,Hitclip` angewiesen.

Wozu dienen ihr die Clips? Das schauen von Musikvideos dient ihr zur Vertreibung von Langeweile und schlechter Laune, zum Ausspannen, aber auch um mit Schulkameraden und mit ihrer Familie über das Gesehene zu sprechen.

Wie sieht ihr ,Hitclip` Konsum aus? Ina verfolgt die Sendung fast jeden Tag. Dies tut sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern. Musikvideos haben in dieser Familie, mit Ausnahme dem Vater einen so hohen Stellenwert, dass eine Erweiterung der Empfangsmöglichkeiten in betracht gezogen wird. Laut ihren Angaben macht sie bei Videos die ihr nicht gefallen Hausaufgaben oder sie liest während dessen etwas. Prinzipiell setzt sie sich im familiären Kreis mit den Videoclips aktiv auseinander. Es wird darüber diskutiert welches sehr gelungen ist und welches eher weniger, über manche wird sich wie sie selbst sagt „tot gelacht“. Auch macht sie sich über soziale und politische Aussagen die in Musikvideos vorkommen Gedanken und verfügt darüber hinaus auch über ein nötiges Problembewusstsein in Bezug auf einen möglichen schädlichen Einfluss, welcher von den Musikvideos ausgehen kann. (vgl. Quandt 1997, S. 197ff)

Ergänzend soll bemerkt werden, dass die Mehrheit der Befragten ähnlich wie Interviewpartner Dirk Musikvideos rezipieren und Interviewpartnerin Ina eine Ausnahme in dieser von 1997 durchgeführten Studie dargestellt hat. Welche möglichen Folgen dies nach sich ziehen kann, soll in einem späteren Kapitel erarbeitet werden.


3. Interpretation des Liedtextes von Sido „Schlechtes Vorbild“

„Der Begriff „Musikvideo“ besteht aus zwei Wortteilen- Musik und Video. In Untersuchungen wird jedoch meist nur auf die visuelle Komponente eingegangen, dabei kommt es zu einer Vernachlässigung der musikalischen Seite von Videoclips.“ (Quandt 1997, S. 9) Möglicherweise hat Quandt jedoch vergessen, dass ein Musikvideo aus drei Teilen besteht, nämlich aus Musik, Video und Text. Deswegen wird in diesem Kapitel der Liedtext von Sido „Schlechtes Vorbild“ einer genaueren Betrachtung unterzogen. Dies soll dazu dienen, ein Verständnis dafür zu bekommen was der Interpret möglicherweise mit seinem Text vermitteln möchte. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, mit was das zumeist junge Publikum beim Rezipieren von Musikvideos konfrontiert wird.

In einem weiteren Schritt wird auf die beiden Interviewpartner Dirk und Ina verwiesen. Es soll geschaut werden, welche Art von Rezeption, wenn sich dies so sagen lässt, besser, schlechter, gefährlicher oder ungefährlicher in Bezug auf mögliche gewaltfördernde Einflüsse ist.

Wer ist Sido? Paul Würdig mit Künstlernamen Sido, ist ein am 30. November 1980 geborener Rapper. vgl. http://www.pooltrax.com/biografie/s/sido.html [Stand 2008-05-21] In seinem Lied „Schlechtes Vorbild“ beschreibt er sich so wie er sich selbst erlebt, wahrnimmt und sieht bzw. wie ihn andere sehen. Auf dieser http://www.youtube.com/watch?v=9jjvlT78pU4 [Stand 2008-05-20] angegebenen Internetseite kann das Musikvideo „Schlechtes Vorbild“ von Sido angesehen werden. Dies hat den Sinn sich einen ganzheitlichen Eindruck davon zu machen, welch eine Art von Musik sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene heutzutage anhören. „Ganzheitlich” soll heißen, Video anschauen, Melodie und Text anhören und vielleicht sogar beim Liedertext mitlesen.


Textauszug aus dem Lied „Schlechtes Vorbild“ von Sido: Strophe 1

<br-/> Scheiß egal eh..

Das Gesetz bedeutet nichts für mich

ich geb schon immer nen Fick drauf was richtig ist

ich hab ne große Fresse auch wenn du ein Grizzly bist

mein Freund ich bin wie ich bin man es ist wies ist

ich hab ne Abneigung gegen Lehrer und ne sechs in Mathe

ich habs ihm einfach weggenommen wenn er was besseres hatte

ich behalt alles für mich ich geb nie ab

ich scheiß auf Mitleid und Gefühle ich geb n fiack

ich bin unberechenbar ich lass nicht mir reden

ich hab kein Problem damit die Kasse mitzunehmen

und dir nen Tritt zu geben, wenn du mich stresst du Penner

denn wir hier bei der Sekte regeln das wie echte Männer

Homeboy ich kann es sehn du würdest gerne sein wie ich

du würdest alles tun für ein Leben aus meiner Sicht

denn deins ist langweilig, du bist brav wie immer

und ich geh ab los machs mir nach du Spinner (Hervorh. durch die Verfasserin)

http://www.onlylyrics.com/hits.php?grid=12&id=1009915 [Stand 2008-05-20]


Er beschreibt sich in Strophe 1 wie folgt. Gesetze scheint er zu ignorieren, gegen Lehrer hat er eine Abneigung, vielleicht auch deswegen weil er um es in seinen Worten zu formulieren eine „sechs in Mathe“ hat. An dieser Stelle soll angemerkt werden, dass er von der Gegenwart spricht, so als ob er noch heute die Schule besuchen würde und schlechte Noten hätte. Dies ließe sich so deuten, dass er vielleicht damit seine Hörer direkt ansprechen möchte. Denn vermutlich wird jeder Schüler einen Lehrer haben, der ihm weniger sympathisch ist vielleicht auch weil ihm dieses Fach welches der besagte Lehrer unterrichtet nicht so liegt. Er hält nichts von Mitleid oder Gefühlen und scheint auch nicht mit anderen zu teilen. Er selbst beschreibt sich als unberechenbar mit dem man nicht reden kann. Dies lässt darauf schließen, dass er beispielsweise in Konfliktsituationen nicht diskutiert sondern vielleicht Fäuste „sprechen“ lässt. Diese Annahme lässt sich dadurch bestätigen da er schreibt, dass er kein Problem damit hat jemandem der stresst, so wie er es ausdrückt einen Tritt zu geben. Diese Art der Konfliktbewältigung befindet er selbst für gut, da er glaubt, dass so „echte Männer“ handeln. Er verwendet den Begriff „Homeboy“, was so viel wie Bruder bedeutet. http://www.rapdict.org/Homeboy [Stand 2008-07-10] In jedem Fall unterstellt er, dass man gerne so sein würde wie er und mehr noch, sogar alles dafür tun würde, da das eigene Leben laut ihm langweilig ist. Er hat demnach anscheinend eine genaue Vorstellung davon, wie ein langweiliges Leben aussieht. Deswegen fordert er dazu auf das „brave und langweilige“ Leben hinter sich zu lassen und sich seinem anzuschließen.

Mir gibt jedoch das Wort „Spinner“ zu denken. Man weiß nicht ob er damit die „Homeboys“ meint oder er sein angeblich so tolles Leben vielleicht selbst auch kritisch sieht und er es unbewusst selbst als dumm bezeichnen würde, wenn jemand den gleichen Lebensstiel freiwillig wählen würde. Dann wären die Personen, die dieser Aufforderung nachgehen die „Spinner“, ist er unter diesem Gesichtspunkt vielleicht auch selbst einer?


Refrain

Ich bin all das wovor deine Eltern dich immer gewarnt haben

doch ich hab Geld, hab Frauen, hab Spaß und du musst immer noch Bahn fahren

ich bin ein schlechtes Vorbild

na und wer sagt was schlecht ist? (Hervorh. durch die Verfasserin)

ich passe nicht in dein Konzept

egal mir geht es prächtig

pass doch auf, hör mir zu, machs mir nach

machs mir nach du Spinner

ich bleib so wie ich bin egal was ihr sagt

http://www.onlylyrics.com/hits.php?grid=12&id=1009915 [2008-05-20]Stand


Im Refrain gibt er an Geld zu haben, Frauen, Spaß und ein Auto das sind anscheinend die Dinge die man braucht um ein Leben zu führen das nicht langweilig und brav ist, um zur Strophe 1 Bezug zunehmen. Gleichzeitig gibt er jedoch auch an, das zu sein wovor Eltern ihre Kinder warnen. Ihm ist also durchaus bewusst, dass er in der Gesellschaft eine Erscheinung ist, die geteilte Meinungen hervor ruft.

Er selbst beschreibt sich als eine Person die nicht in das Konzept von seinen Gegnern passt. Dies ist ihm jedoch egal da er sagt, dass er so bleibe wie er ist egal was andere davon halten. Auch sieht er sich als ein „schlechtes Vorbild“, dennoch fordert er seine Hörer dazu auf, sich ihn als solches zu nehmen, da man dadurch Geld, Frauen, Spaß und ein Auto haben kann. Unterstellt wird dabei, dass man durch diese Art der Lebensführung von Personen die nicht so leben beneidet würde. Er gibt zwar an ein „schlechtes Vorbild“ zu sein, dennoch fragt er danach wer vorgibt was gut oder schlecht ist. Hier lässt sich eine kritische Auseinandersetzung mit seiner eigenen Person und mit gesellschaftlich vorgegebenen Bedingungen erkennen. Die Personen die ihn als „schlecht“ ansehen, vertreten andere Werte, verfolgen eine andere Lebensart und sehen von ihm vielleicht dadurch eine Bedrohung ausgehen, dass Personen die ihn unkritisch rezipieren zu einer erhöhten Gewaltbereitschaft neigen und Menschenverachtende Sichtweisen sich zu eigen machen könnten.

Diese Vermutungen sollen noch behandelt werden und zu einer möglichen Beantwortung meiner am Beginn gestellten Forschungsfrage führen.

Dennoch möchte ich jetzt schon festhalten, dass Sido sehr viele Anhänger hat die seine Lieder täglich sehen und hören. Es lässt sich erkennen, dass die Rezeptionsweisen der Jungendlichen sehr unterschiedlich aussehen können, so wie es große Unterschiede zwischen den Interviewpartnern Dirk und Ina gab. So ließe sich behaupten, dass Ina ein ganz anderes Verständnis von dem Lied „Schlechtes Vorbild“ von Sido hätte, als es bei Dirk vermutlich der Fall wäre, der nach eigenen Angaben sich Musikvideos einfach ansieht ohne weiter darüber nach zu denken.

An dieser Stelle soll darauf verwiesen werden, dass der gesamte Liedertext auf dieser http://www.onlylyrics.com/hits.php?grid=12&id=1009915 [Stand 2008-05-20] angegebenen Internetseite zu finden ist.


4. Musikvideos als echte Gefahr oder doch nur ein von Kritikern aufgebauschtes Thema?

In diesem Teil der Arbeit soll es wie bereits angekündigt darum gehen, eine mögliche Antwort auf die Frage zu finden ob durch das schauen von Musikvideos und den Texten die dabei vermittelt werden dahingehend eine Gefahr ausgeht, dass dadurch ein allgemein gesellschaftlich akzeptiertes Gewaltniveau erzeugt wird, die Hemmschwelle gesenkt und die Bereitschaft erhöht wird selbst Gewalt auszuüben. (vgl. Marek 2005, S. 159)

Darüber hinaus wird unterstellt, dass menschenverachtende Sichtweisen verbreitet würden und vor allem Frauen in sexistisch verachtender Weise dargestellt werden. Diese Aussage lässt sich bekräftigen durch die Veröffentlichung die auf der Internetseite http://www.pooltrax.com/biografie/s/sido.html [Stand 2008-05-21] zu finden ist. Dort steht nämlich, dass die beiden Lieder „Weihnachtssong“ und „Arschficksong“ beide sind von Sido, bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften zur Prüfung vorliegen. Beide dürfen jedoch weiter frei verkauft werden, „obwohl vor allem der `Arschficksong` mit frauenverachtenden Textpassagen geradezu inflationär aufwartet. Nur das Video zu diesem Sido- Song darf nicht gezeigt werden.“ http://www.pooltrax.com/biografie/s/sido.html [Stand 2008-05-21]

Beginnen werde ich mit meinen Ausführungen so, dass ich zunächst den Begriff „Gewalt“ definieren möchte.


4.1. Definition von Gewalt

Wenn man versucht Gewalt zu definieren ist es wichtig darauf zu verweisen, dass kein Anspruch auf Vollständigkeit, Eindeutigkeit etc. erhoben werden kann. Dennoch werden im folgenden verschiedene Vorschläge für Gewaltbegriffe gemacht.

1- Unterscheidung zwischen personaler und struktureller Gewalt: Unter Personaler Gewalt wird nach Kunczik (1994) „die beabsichtigte physische und/oder psychische Schädigung einer Person, von Lebewesen und Sachen durch eine andere Person“ verstanden. (zit. n. Fuchs 2005, S. 159) Da bei dieser Beschreibung nur von einer beabsichtigten Schädigung die Rede ist, wird „in Anlehnung an Merten (1993) - zwischen intentionaler (also vom Täter beabsichtigter) und nonintentionaler Gewalt (z.B. Unglücke, Naturkatastrophen) differenziert.“ (zit. n. Fuchs 2005, S. 159) Da die strukturelle Gewalt für die weiteren Ausführungen keine Relevanz hat, wird auf diese Form auch nicht eingehen und so wird gleich auf ein weiteres Differenzierungskriterium von Gewalt eingegangen.

2- Unterscheidung zwischen realer und fiktiver Gewalt: Als Beispiele für reale Gewalt führt die Autorin Fuchs Dokumentationssendungen und Nachrichten an. Diese beiden Beispiele lassen sich durch ein weiteres ergänzen. Wenn Schüler beobachten können, dass am Schulhof gerade ein Mitschüler verprügelt wird, kann von realer Gewalt gesprochen werden.

Als Beispiel für fiktive Gewalt nennt sie Spielfilme oder Krimis, diese beruhen auf erdachten Konzepten und können daher als fiktiv betrachtet werden. (vgl. Fuchs 2005, S. 160)

Unterscheiden lassen sich vier Formen von Gewalt: - Gewalt in verbaler Form (hierzu zählen Beleidigungen, andere zu belügen, oder zu lästern) - Psychische Gewalt (zu dieser Form von Gewalt lassen sich Belästigungen zuordnen) - Eigentumsdelikte (Erpressung, Diebstahl, Sachbeschädigung) - Physische Gewalt (Ohrfeige, Rempler, Körperbedrohung, - verletzung) (vgl. Bofinger 2001, S. 30)

Die Definition von Gewalt und die vier angeführten Formen von Gewalt wurden deswegen angeführt, da es nötig ist aufzuzeigen von welchem Gewaltbegriff in der jeweiligen Studie ausgegangen wurde. Auch erachte ich es als existentiell die Begriffe die in meiner Forschungsfrage vorkommen zu definieren.


4.2. Theoretische Ansätze zur Wirkung von Medien

Im folgenden werden einige ausgewählte Theorien beschrieben, die zum Teil sehr widersprüchliche Ansichten vertreten welche Beziehung zwischen der Gewaltbetrachtung in den Medien und der Gewaltausübung besteht.

1. So geht das Konzept der Wirkungslosigkeit davon aus, dass es abgesehen von pathologischen Fällen, keine Beziehung zwischen der Betrachtung medialer Gewaltdarstellungen und einer vermehrten Gewalttätigkeit gibt.

2. Dem gegenüber wird in der Katharsisthese davon ausgegangen, dass der gedankliche Mitvollzug von Gewalthandlungen zur Folge hat, dass die Bereitschaft danach selbst Gewalt auszuüben gesenkt würde.

3. Bei der Suggestions-/Imitationsthese wird die Ansicht vertreten, dass Rezipienten durch die Betrachtung von Gewaltdarstellungen zur Nachahmung des Gesehenen angehalten werden.

4. In der Habitualisierungsthese wird davon ausgegangen, dass durch das häufige Betrachten von Gewaltdarstellungen, ein Gewöhnungseffekt eintritt durch den schließlich Gewalt als ein alltägliches Verhalten akzeptiert wird. (vgl. Fuchs 2005, S. 162ff)

Wie bereits angekündigt vertreten die verschiedenen Theorien sehr unterschiedliche Ansichten. So reicht das Verständnis von der Wirkungslosigkeit der Medien hin zu, dass der gedankliche Mitvollzug die Bereitschaft Gewalt auszuüben senken würde, bis hin zur Ansicht, dass Rezipienten zur Nachahmung des Gesehenen angehalten werden.

Welche Ansicht kann nun bei der Fülle von Theorien als angemessen betrachtet werden? Grundsätzlich ist zu sagen, dass der Konsum von Medien im speziellen Fall der Konsum von Musikvideos, nicht die alleinige „Schuld“ an gesellschaftlich akzeptierten Gewaltniveaus hat, auch wenn festzuhalten ist, dass „die Akzeptanz von Gewalt in den Medien in den letzten zehn Jahren moderat zugenommen hat.“ (Fuchs 2005, S.188) Auch kann der Konsum nicht als der alleinige Grund betrachtet werden, dass die Hemmschwelle gesenkt und die Bereitschaft erhöht wird, selbst Gewalt auszuüben. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass mehrere Faktoren zusammenwirkend ein Verhalten hervorrufen können. Dies lässt sich durch ein Zitat von Lamnek bekräftigen, indem es heißt, „Grundlegender Ausgangspunkt (...) ist gleichwohl, dass der Medienkonsum mindestens einer von mehreren Faktoren ist, die Gewalttätigkeiten provozieren (können) (Lamnek 1997a).“ (zit. n. Fuchs 2005, S. 164)

Auch ist festzuhalten, dass Medien nicht grundsätzlich einen negativen Einfluss auf Kinder und Jugendliche haben. So soll auf Sendungen wie „Löwenzahn“ oder „Die Sendung mit der Maus“ verwiesen werden. Diese sind dadurch pädagogisch sinnvoll und nützlich, da durch diese Rollen- und Verhaltensmuster erlernt werden können, das Selbstvertrauen und die Selbstkontrolle gestärkt werden kann, Vorurteile abgebaut werden können und über heikle Themen aufgeklärt wird. All diese angeführte Dinge, können sogar dazu beitragen Gewalt zu vermeiden. (vgl. Fuchs 2005, S. 160)

Und auch das folgende Zitat von Kunczik geht nicht von einem grundsätzlichen negativen Einfluss von Medien aus. Vielmehr werden laut ihm die Auswirkungen die von Gewaltdarstellenden Medien hervorgerufen werden können, von mehreren Faktoren beeinflusst. Zu diesen Faktoren zählt er die Art der Darbietung, den Konsumenten und den sozialen Kontext in dem Medien rezipiert werden.

„Die Auswirkungen von Gewaltdarstellungen in den Medien hängen mitunter von der Art der Darbietung (Handlungskontext, Inszenierung, Art und Weise der Gewaltdarstellung), der Person des Konsumenten (Alter, Geschlecht, Aggressivität, soziale Integration) und schließlich auch vom sozialen Kontext ab, in welchem der Medienkonsum stattfindet (alleine, mit Freunden, mit der Familie) (Kunczik 1993).“ (zit. n. Fuchs 2005, S. 161)

Dieses Zitat soll durch einige Studienergebnisse von Bofinger 2001 gestützt werden, die in weiterer Folge mit den Interviewpartnern Dirk und Ina in Verbindung gebracht werden.

So wurde in der Studie von Bofinger festgestellt, dass Jugendliche die Musik mit Freunden oder Bekannten rezipieren, mit 64% Anhänger der Musikrichtungen Rap und HipHopp sind und zu 61% der Musikrichtung Hardrock und Punk angehören. (vgl. Bofinger 2001, S. 173) Auch wird angegeben, dass Realschüler in der Jahrgangsstufe 9 zu 23% Rapp und HipHopp mögen. (vgl. Bofinger 2001, S. 169) An diesen Ausführungen lässt sich erkennen, dass die Ergebnisse mit den Angaben von Dirk dem Interviewpartner aus der Studie von Quandt 1997 korrelieren. Er hat angegeben 15 Jahre alt zu sein, die Realschule zu besuchen, Musik entweder alleine oder mit Freunden zu rezipieren und Anhänger der Musikrichtungen Rap und HipHopp zu sein, darüber hinaus hört er auch Rock und Hard Core.

Interviewpartnerin Ina hat angegeben klassische Musik nicht abzulehnen. Diese Musikrichtung lässt sich also als eine Musikvorliebe Inas, neben der Rock- und Popmusik bezeichnen. Auch gab sie an Musikvideos gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern zu rezipieren. In der Studie von Bofinger kam man zu dem Ergebnis, dass 36% der Befragten die als Freizeitpartner ihre Familie angegeben haben, konservative Musik- worunter auch die Klassik fällt, zu ihren Musikvorlieben zu zählen. (vgl. Bofinger 2005, S. 173) Aus meinen gewählten Ausführungen lässt sich erkennen, dass die Annahmen von Kunczik sich bestätigen lassen. Es scheint offenbar einen Unterschied zu machen ob Jugendliche Musikvideos mit Freunden oder der Familie rezipieren. Es lassen sich auch Unterschiede in den Schultypen bzw. in den Jahrgangstufen feststellen. Diese verschiedenen Faktoren zusammen, können dann zu verschiedenen Auswirkungen führen.


4.3. Zusammenführung von Ergebnissen:

Grundsätzlich lässt sich der Musikvideokonsum der Jugendlichen wie folgt zusammen fassen:

- Musikvideos dienen dem Zeitvertreib und der Unterhaltung bei schlechter Laune oder Langeweile.

- Auch wird angegeben, dass Musikvideos zum Ausspannen betrachtet werden.

- Jugendliche sehen sich diese entweder alleine, im besein von Freunden und eher selten mit der Familie an. Wie bereits beschrieben stellte die Interviewpartnerin Ina in ihrer Rezeptionsweise eine Ausnahme dar.

- Manche der Jugendlichen gab an über das Gesehene und Gehörte mit niemandem zu sprechen, andere wiederum reden und „amüsieren“ sich mit Freunden über die Musikvideos. Auch hier stellte Ina eine Ausnahme dar, da sie das Gesehene mit ihrer Familie bespricht.

- Es wurde angegeben, dass Musikvideos nicht immer aktiv rezipiert werden, sondern diese laufen auch häufig tätigkeitsbegleitend zum Beispiel beim Machen der Hausübung oder beim Aufräumen als Hintergrundmedium.

- Es wurde auch erwähnt, dass Musikvideos häufig dann als gut befunden werden, wenn diese eine Geschichte erzählen, da so das Video zum Textverständnis beiträgt.

- Manche der Jugendlichen gab an sich Gedanken über das Gesehene zu machen. Dirk zum Beispiel gab an um die Problematik der Gewaltdarstellungen bescheid zu wissen.

- Einige verweisen auch auf den kritischen Umgang mit sozialen und politischen Aussagen in Musikvideos.

- Und dennoch wird „die übliche Auseinandersetzung mit Musikvideos im Alltag der (...) Jugendlichen (...) durch das folgende Zitat Dirks sehr deutlich: „Ja, ich mache mir da nicht so riesige Gedanken drüber. Guckt man sich einfach an, und denkt da nicht weiter drüber nach [...].“ (Quandt 1997, S. 187) (vgl. Quandt 1997, S. 180- 199)


Die oben angeführten Ergebnisse beziehen sich nicht nur auf die beiden beschriebenen Interviewpartner Dirk und Ina, sondern stellen eine Zusammenfassung aller Interviewpartner dar. In der von Quandt 1997 durchgeführten Studie kann wie bereits erwähnt festgehalten werden, dass Ina eine Ausnahme darstellt wie mit dem Medium Musikvideo umgegangen werden kann. Sie betrachtet Musikvideos zumeist gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern. Über das Gesehene wird sich zum Teil sehr aktiv sprachlich unterhalten und auseinander gesetzt. Es werden sich auch Gedanken über das Medium Fernsehen und die Musik gemacht. Durch diese sehr aktive Auseinandersetzung hat Ina gegenüber anderen Jugendlichen die sich beispielsweise alleine oder mit gleichaltrigen mit dem Gesehenen auseinander setzen einen Vorteil. Sie hat die Möglichkeit gewaltdarstellende und frauenverachtende Musikvideos mit zum Teil für Jugendliche sehr bedenklichen Textpassagen, mit einer Erwachsenen, nämlich ihrer Mutter zu besprechen. Damit besteht für Ina die Möglichkeit das Gesehene nicht einfach „unverdaut“ rezipieren zu müssen, sondern sie kann sich sehr kritisch damit auseinander setzen.


Im Unterschied dazu ist Dirk zu betrachten. Er gibt einen Satz von sich der nicht nur für ihn alleine steht, sondern für eine Vielzahl von Interviewpartnern, nämlich „Ja, ich mache mir da nicht so riesige Gedanken drüber. Guckt man sich einfach an, und denkt da nicht weiter drüber nach [...].“ (Quandt 1997, S. 187) Er scheint auf kein Elternteil zurück greifen zu können wenn er sich zum Teil für Jugendliche sehr bedenkliche Musikvideos ansieht. Es soll darauf hingewiesen werden, dass es natürlich nicht nur gewaltdarstellende und frauenverachtende Musikvideos gibt. Es gibt durchaus auch sehr sozialkritische, romantische, lustige, etc. Videos, aber man kann sich nicht aussuchen welche gezeigt werden und so werden Jugendliche mit jeglicher Art konfrontiert. So stellt sich die Frage, was es mit Jugendlichen macht wenn sie zum Teil gedankenlos jedes Musikvideo das gesendet wird rezipieren, es sich unkritisch ansehen, sich einfach „berieseln“ lassen.


Sollte man davon ausgehen, dass diese unkritische und unreflektierte Form der Rezeption dazu beiträgt, dass die gesellschaftlich akzeptierten Gewaltniveaus erhöht, die Hemmschwelle gesenkt und die Bereitschaft erhöht wird selbst Gewalt auszuüben, dann wäre an dieser Stelle noch einmal festzuhalten, dass der Konsum von Musikvideos nicht die alleinige „Schuld“ daran hätten. Es wird vielmehr davon ausgegangen, dass mehrere Faktoren zusammenwirkend ein Verhalten hervorrufen können um auf Lamnek zu verweisen. (zit. n. Fuchs 2005, S. 164) Ein weiterer Faktor könnte zum Beispiel die häusliche Gewalt darstellen. (vgl. Fuchs 2005, S. 109) Und auch Kunczik spricht sich in ähnlicher Weise aus. Bei ihm werden die Auswirkungen die von gewaltdarstellenden Medien hervorgerufen werden können, von mehreren Faktoren beeinflusst. Zu diesen Faktoren zählt er die Art der Darbietung, den Konsumenten und den sozialen Kontext in dem Medien rezipiert werden. (vgl. n. Fuchs 2005, S. 161)


5. Schlussbemerkung:

„Unser Ansatz war (...), dass der Konsum gewalttätiger Medieninhalte und die Ausübung von Gewalt gemeinsam auftreten und miteinander korrelieren.“ (Fuchs 2005, S. 188) Das heißt, dass festgestellt werden konnte, dass der Konsum von gewalttätigen Medieninhalten und die selbst ausgeübte Gewalt gemeinsam auftreten. Was jedoch nicht bewiesen werden konnte ist, ob der Grund warum jemand Gewalt ausübt der Konsum von gewalttätigen Medieninhalten ist. Und auch konnte nicht bewiesen werden, ob wenn jemand Gewalt ausübt deswegen auch gewalttätige Medieninhalte konsumiert.

Es wäre also sinnvoll Jugendliche zu kritische und reflektierte Rezipienten zu befähigen nämlich dadurch, dass Eltern sich für die Interessen ihrer Kinder interessieren, mit ihnen über das Rezipierte sprechen und ihnen somit helfen mit Bildern und Textteilen aus Musikvideos mit denen sie sich noch nicht in der nötigen Weise auseinander setzen können oder wollen, umgehen lernen. In diesen Ausführungen lässt sich hoffentlich die Rezeptionsweise von Ina erkennen.


6. Literaturverzeichnis:

  • Bofinger, Jürgen: Schüler- Freizeit- Medien: eine empirische Studie zum Freizeit- und Medienverhalten 10- bis 17-jähriger Schülerinnen und Schüler.- München: kopaed-Verl., 2001
  • Bofinger Jürgen, Lutz Brigitta, Spanhel Dieter (1999): Das Freizeit- und Medienverhalten von Hauptschülern: Eine explorative Studie über Hintergründe und Zusammenhänge
  • Fuchs, Marek/Lamnek, Siegfried/ Luedtke, Jens/Baur, Nina (2005): Gewalt an Schulen.- VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2005
  • Quandt, Thorsten (1997): Musikvideos im Alltag Jugendlicher: Umfeldanalyse und quantitative Rezeptionsstudie. Mit einem Geleitw. von Christina Holtz-Bacha.- Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 1997