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'''Ich habe jetzt mal eine eigene Seite angelegt, wo ich Notizen sammle, nicht sehr wissenschaftlich formuliert:'''
 
  
1. Das Argument bezüglich primärer Erfahrung versus sekundärer Erfahrung, dass Mr.S. anführt ist aus mehrern Gründen nicht ganz stichhaltig. Sicherlich wird niemand abstreiten, dass primäre Erfahrungen für Kinder (oder alle Menschen) wichtig sind. Dennoch ist das, was wir eben unter Kultur verstehen, zu einem großen Masse medial vermittelte Erfahrung, mediale Inhalte, die man auch erst verstehen lernen muss.
 
Dazu gehören auch Bilderbücher. Das Beispiel mit den 3D Bilderbüchern hinkt, denn auch ein 3D Bilderbuch vermittlet eine mediale Erfahrung, keine "echte". Eine Türe im Bilderbuch aufzumachen, ist nicht ein Ersatz für eine echte Türe, ein bisschen Plüsch zu streicheln, ist nicht dasselbe wie ein echtes, lebendges Tier zu streicheln. Auch ein Leuchtlämpchen in einem Bilderbuch über Glühwürmchen (mein Sohn hatte dieses Bilderbuch) ist nicht dass gleiche, wie echte Glühwürmchen in einer lauen Sommernacht zu erleben.
 
 
Jackie Marsh, Prof für Education is Sheffield schrieb aktuell in ihrem Blog, in einem anderen Zusammenhang:
 
 
"Education in the early years has focused almost exclusively on the off-line bounded setting and there needs to be consideration of the potential role that mediated online environments can have. This creates an interesting tension in relation to one of the cornerstones of early years education, the value of 'first hand experience'. I was once told by an early years/ literacy consultant (who will remain nameless!) that my work with young children using laptops to create animated films was not good early years practice because it wasn't 'first-hand experience'. I would like to contest the notion that first-hand experiences in the off-line world should be privileged in early years education; this position needs re-thinking in the digital age. '''Of course, children often experience online what are in fact representations of the off-line world, so in that sense they are second, not first-hand, but this does not mean that those experiences are intrinsically of less value to children's social, emotional, cognitive and linguistic development, nor does it mean that they are less 'real' experiences, in my view.'''[http://digitalbeginnings.blogspot.com/2007/11/first-hand-experience.html]
 
 
Und Angela Thomas in ihrem neuen Buch "Youth online, Identity and Literacy in the Digital Age" führt ausführlich aus, wie wir auch sogenannte "virtuelle" Erfahrungen, zB Gefühle beim Computerspielen oder sonstiger Parizipation im Netz ja nicht irgendwo virtuell, sondern in unseren Körpern erleben. [http://www.peterlang.com/Index.cfm?vID=67854&vHR=1&vUR=3&vUUR=4&vLang=E]
 
 
Über das Problem der sekundären Erfahrung haben sich schon viele Leute, vor allem Künstler Gedanken gemacht, bei Goethe ist da der entscheidende Begriff Anschauung, "Die Didaktik beginnt mit der Anschauung"[http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/49157/].
 
"Für Johann Wolfgang Goethe versteht sich gerade der Begriff der Anschauung als dem bloßen intellektuellen Verstehen entgegengesetzt und wohl überlegen: versucht doch der Blick, das Ganze in seinem organischen Zusammenhang zu fassen, während das Verstehen – das ein Hören oder Hören als Lesen ist – stets nur ein Bearbeiten des Partikularen sein kann, dass der Sache nicht gerecht wird."(aus Wikipedia [http://de.wikipedia.org/wiki/Weltanschauung])
 
 
In der Literatur oder beim Film wurde und wird kritisiert, wenn sich ein Werk quasi nur auf andere Werke, dh auf sekundäre Erfahrungen bezieht und aus ihnen schöpft, was dann eben zu Klischees, Stereotypen, Kitsch etc. führt.
 
 
Das ist aber etwas anderes beim lernenden Kind und Jugendlichen - sei es beim Malen oder Schreiben, immer werden zuerst andere Stile, Autoren etc imitiert, auch um die Techniken zu erlernen, später dann entwickeln manche eben eine "authentische Stimme" oder "Handschrift" oder "Stil", wobei hier echten primären Erfahrungen auf neue Art und Weise Ausdruck gegeben wird. Dass heisst aber dennoch noch immer nicht, dass nicht auch hinter Klischees und Kitsch authentische Erfahrungen oder Gefühle stehen können (eine fertige Weihnachtskarte zu kaufen und zu verschicken, heisst ja nicht unbedingt, dass ich das nicht ''meine'', was ich damit ausdrücken will.) Denn nicht jeder dazu fähig oder bereit, GANZ NEUE Wege des Ausdrucks oder der Artikulation zu finden, die meisten sind durchaus glücklich damit erworbene erlernete kulturell geprägte und verortete Narrative aufzugreifen und diese für ihr eigenes Weltverständnis zu ihren eigenen zu machen, und für ihre Identitäätskonstruktiuon zu instrumentalisieren.
 
 
Um wieder auf Mr.S zurückzukommen, diese frühen medialen Erfahrungen, seien es Bilderbücher oder Fernsehsendungen bedeuten ein frühes "Lesen" lernen, zB von Bildern oder bewegten Bildern, nur weil das scheinbar so natürlich vor sich geht, und nicht extra wie das Schreiben in der Schule gelernt werden muss, wird übersehen, dass das Bilderlesen so wie das Sprechen auch eine allmählich erworbene Fertigkeit ist (Literacy), und zwar gleichzeitig kognitiver Prozess aber auch ein Prozess der Sozialisation.
 
 
Ausserdem haben viele Studien gezeigt (zB David Buckingham, Maya Götz u.a.), dass Kinder, zB wenn sie Fernsehen, das durchaus differenziert verstehen, und auch sich besonders für Inhalte interessieren, bzw. Inhalte in ihrem Spiel, in ihren Zeichungen etc. aufgreifen und aufarbeiten, die für sie ''persönlich'', je nach Disposition, interessant und wichtig sind, und das kann sehr unterschiedlich und vielfältig sein.
 
 
1. '''Hier hab ich aus der Definition von "Populismus" aus Wikipedia einige Punkte etwas gekürzt übernommen, die m.A. auf Mr.S zutreffen:
 
'''
 
"Populismus, Populist (v. lat.: populus = Volk) bezeichnet politische Strömungen bzw. Politiker, die vereinfachende, sich auf Stimmungen (Emotionen) beziehende Parolen und Aktionen zur Lösung akuter Probleme anbieten.
 
 
Wirkmechanismen
 
Es werden häufig Themen aufgegriffen, die bei möglichst vielen Bürgern starke Emotionen hervorrufen (...).
 
 
Der Populist arbeitet mit vorhandenen Klischees, Stereotypen, und Vorurteilen. Er macht Versprechen, die er nicht zu halten beabsichtigt. Er gibt sich volksnah, ungeachtet seines realen Lebensstils. (...)
 
 
Dabei profitiert er tendenziell von mangelnder Bildung bei seinem Publikum. Er ist angewiesen auf Massenmedien und Methoden der Werbung und steht dabei an der Spitze einer hierarchischen Kommunikationspyramide. In der Weise, wie er seinem Publikum schmeichelt und wie dieses ihm huldigt, ist er einem Star ähnlich.
 
 
Populismus bietet für komplexe Probleme einfache Lösungen an, die für den Laien dem Gefühl nach gut klingen - auch wenn der Experte abwinken mag: Häufig werden z.B. mehr Investitionen in innere Sicherheit gefordert, auch wenn real die Kriminalstatistik einen positiven Verlauf nimmt, aber die "gefühlte Kriminalität" - etwa aufgrund entsprechender Medienberichterstattung - dennoch zunimmt. Es werden ökonomische Aussagen ohne Sachverstand getätigt. Sündenböcke werden als Ursache komplexer Mißstände gesucht und diffamiert.
 
 
Es wird der Stammtisch bedient, ein holzschnittartiges Bild der Wirklichkeit entworfen, einfache, einprägsame Slogans und Lösungen werden angeboten, um so mehr Aufmerksamkeit zu erlangen, als es einer bedächtigen, aber eigentlich realistischeren Darstellung von Zwischentönen gelänge."
 
 
3. Wikipedia: Dazu noch eine spitze Anmerkung: Die Wikipedia-Diskussionen über M.S. sind  kontrovers, als ich vor einiger Zeit draufgeschaut habe, war der Beitrag noch viel kritischer, bzw vieldeutiger, zB die Anmerkung zu seinem Lebenslauf: "Spitzer studierte [[Medizin]], [[Philosophie]] und [[Psychologie]] und fand in seiner Musikbegeisterung daneben noch Zeit, als ''Einmannorchester'' aufzuspielen. " Performer war er also schon immer gerne. Der Einträg derzeit ist wesentlich gesäubert, wirkt jetzt viel seriöser.
 
 
 
Mr. S.: "Kinder können Realität und Fiktion nicht unterscheiden"
 
Es gibt eine Menge Untersuchungen, die das Gegenteil behaupten. Kinder tendieren zu glauben, dass Weihnachtsmann und Osterhase real sind, aber das sind Bereiche, in denen sie von Erwachsenen aktiv dazu ermutigt werden, es zu glauben. Ich habe ein paar Untersuchungen unten zitiert. Bei Mr.S.s Common Sense Argument wird impliziert, dass Fernsehfiktion von Kindern als Realität aufgefasst wird. (zB Gewalt)
 
 
Wenn Vorschulkinder wissen, dass Elfen und Zwerge und sprechende Tiere nicht real sind, ist es umso mehr anzunehmen, dass sie wissen, dass Figuren im Fernsehen, zB in Zeichentrickfilmen oder Videoospielen nicht real sind. Tatsächlich ist die Frage nach dem, was im Fernsehen Realität und was Fiktion ist, auch für Erwachsene nicht immer leicht zu unterscheiden und der Kern komplexer Debatten. Das Verhältnis von Realität und Fiktion macht den Reiz und die Spannung von fiktionalen Filmen aus (Wann hört ein Film auf glaubwürdig zu sein? Wieweit ist das Publikum bereit, sich auf Fiktionen einzulassen). Oder man denke an Wrestling. Auch sachbezogene Filme, Dokumentarfilme sind konstruierte Texte. Auch Nachrichten sind konstruiert, denken wir an die Berichterstattung über den Irakkrieg.
 
Kritiker sagen dann polemisch, dass es nicht die Kinder sondern die Erwachsenen sind, die Probleme haben, Realität und Fiktion auseinanderzuhalten, nämlich wenn sie auf fiktionale Gewalt (im Fernsehen, in Computerspiel) so geschockt reagieren, als ob es reale Gewalt wäre.
 
 
 
1. Pascal Boyer (1997) Further Distinctions between Magic Reality Religion and Fiction. Child Development, December 1997, Vol 68, No 6 Page 1012-1014
 
 
2. Skolnick D , Bloom P (2006) What does Batman think about SpongeBob? Children's understanding of the fantasy/fantasy distinction Cognition, Vol. 101, No. 1. (August 2006), pp. B9-B18.
 
'''Children can tell fact from fiction'''
 
 
"Children are able to distinguish between reality and fantasy between the ages of 3 and 5, according to new research at The University of Texas at Austin.
 
Woolley and her colleague at the University of Virginia studied about 400 children between the ages of 3 and 6 who were asked to determine whether a series of new words were real or imaginary. For some children, the researchers presented the words in scientific terms: “Doctors use hercs to make medicine.” For others, they introduced the words in fantastical terms: “Fairies use hercs to make fairy dust.” The researchers found when children heard the new words in a scientific context they were more likely to believe the words represented real things than when they heard the words described in a fantastical context.
 
 
“These studies provide new insight into the development of children’s ability to make the fantasy-reality distinction,” Woolley said. '''“It is clear from the studies that young children do not believe everything they hear, and that they can use the context surrounding the presentation of a new entity to make inferences about the real versus fantastical nature of that entity.”''' By Christian Clarke Casarez
 
 
3. Woolley JD (1997) Thinking about Fantasy: Are Children Fundamentally Different Thinkers and Believers from Adults? Child Development, Vol. 68, No. 6. (1997), pp. 991-1011.
 
"Young children are often viewed as being unable to differentiate fantasy from reality. This article reviews research on both children's and adults' beliefs about fantasy as well as their tendency to engage in what is thought of as "magical thinking." It is suggested that children are not fundamentally different from adults in their ability to distinguish fantasy from reality: Both children and adults entertain fantastical beliefs and also engage in magical thinking."
 
 
Young children continually are exposed to new information through conversations, books and the media. Much of the information is factual such as the names of planets, but some is fictional such as the existence of the Easter Bunny. Jacqueline Woolley, psychology professor at the university, found that by the age of 4, children learn to use the context in which new information is presented to distinguish between fact and fiction. The research findings are published in the November/December 2006 issue of Child Development.
 
 
4. Sharon T.; Woolley J.D. (2004) Do monsters dream? Young children's understanding of the fantasy/reality distinction. British Journal of Developmental Psychology, Volume 22, Number 2, June 2004 , pp. 293-310(18)
 
British Psychological Society
 
 
The influence of this perspective is still felt in early childhood education, media and common sense beliefts of adults. However the view that children confuse fantasy and reality is at odds with a large body of rsearch showing that children as young as three years old are able to make various other non-reality/reality distinctions.
 

Aktuelle Version vom 26. Februar 2008, 09:57 Uhr