Anatolij Lunatscharski: Unterschied zwischen den Versionen
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Krywalski Diether, Knaurs Lexikon der Weltliteratur – Autoren, Werke, | Krywalski Diether, Knaurs Lexikon der Weltliteratur – Autoren, Werke, | ||
Sachbegriffe, Droemer Knaur Verlag, München 1995, ISBN 3-426-77169-1 | Sachbegriffe, Droemer Knaur Verlag, München 1995, ISBN 3-426-77169-1 | ||
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Der Brockhaus, multimedial 2001 premium, Bibliographisches Institut & F.A. | Der Brockhaus, multimedial 2001 premium, Bibliographisches Institut & F.A. | ||
Brockhaus AG, Mannheim 2000 | Brockhaus AG, Mannheim 2000 | ||
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Lunatscharski Anatoli, Über die Volksbildung, Volk und Wissen Volkseigener | Lunatscharski Anatoli, Über die Volksbildung, Volk und Wissen Volkseigener | ||
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Lunatscharski Anatoli, Philosophie – Kunst – Literatur, VEB Verlag der Kunst | Lunatscharski Anatoli, Philosophie – Kunst – Literatur, VEB Verlag der Kunst | ||
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Lunatscharski Anatoli, Das Erbe, VEB Verlag der Kunst Dresden 1965 | Lunatscharski Anatoli, Das Erbe, VEB Verlag der Kunst Dresden 1965 | ||
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Lunatscharski, Über die Volksbildung, Berlin 1971, Volk und Wissen | Lunatscharski, Über die Volksbildung, Berlin 1971, Volk und Wissen | ||
Volkseigener Verlag, S.3 | Volkseigener Verlag, S.3 | ||
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Aktuelle Version vom 17. Januar 2007, 10:45 Uhr
Anatolij Wassiljewitsch Lunatscharski (*6.12.1875 in Poltawa/ Ukraine, †26.12.1933 in Mentone/ Frankreich) war russisch-sowjetischer Politiker, Schriftsteller, Kunstkritiker, Literaturkritiker und Philosoph. Von 1917 bis 1929 war er Volkskommissar für das Volksbildungswesen (Narkompros) in der Sowjetunion. Lunatscharski gilt als einer der bedeutendsten marxistischen Kulturpolitiker.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Vorab sei gesagt, dass die Literaturbeschaffung von Werken Lunatscharskis sich als äußerst schwierig erwiesen hat. Es gibt kaum Übersetzungen aus dem Russischen. Außerdem ist die Übersetzung von Werken Lunatscharskis leider mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Er schrieb seine wissenschaftlichen Abhandlungen in nahezu dichterischer Weise, was das Verstehen seiner Werke nicht leichter macht. Ab dem Jahr 1917 diktierte er seine Forschungsarbeiten ausschließlich und überarbeitete sie kaum, sodass es zu einigen Missverständnissen kam, bei denen die Redakteure scheinbare „Sinnentstellungen“ wieder ausbessern mussten, um den eigentlichen Sinn wieder herstellen zu können.
Das Leben Lunatscharskis
Anatolij Wassiljewitsch Lunatscharski wurde am 6.Dezember 1875 in Poltawa geboren. Sein Vater war ein liberaler Beamter. Bereits als Schüler des Kiewer Gymnasiums gehörte er einem illegalen Selbstbildungszirkel an, der unter dem Einfluss der russischen Sozialdemokratie stand. Als „politisch unzuverlässig“ verweigerte man ihm die Aufnahme in die Moskauer Universität. Deshalb emigrierte er nach der Absolvierung des Gymnasiums in die Schweiz, wo er an der Universität Zürich Philosophie und Naturwissenschaften studierte. In dieser Zeit wird Lunatscharski mit dem philosophischen System des Machisten R. Avenarius, Professor an der Universität Zürich, vertraut. Der Einfluss dieses bürgerlichen Philosophen und die Freundschaft zu dem machistischen Sozialdemokraten A. A. Bogdanow wirkten sich auf die Anschauungen von Lunatscharski lange Zeit aus.
Nach zwei Jahren Emigration kehrte Lunatscharski nach Russland zurück. Er nahm als Propagandist, Agitator und Organisator die illegale revolutionäre Arbeit wieder auf. Sein weiteres Wirken wurde durch Verhaftung, Einkerkerung und Verbannung oft unterbrochen.
Nach dem II. Parteitag der SDAPR (in Brüssel 1903) trat Lunatscharski der Fraktion der Bolschewiki bei. Lunatscharski arbeitete unter der Leitung Lenins in der Redaktion der bolschewistischen Zeitungen „Wperjod“ (Vorwärts), „Proletari“ (Der Proletarier) und „Nowaja Shisnj“ (Neues Leben). Außerdem sprach Lunatscharski im Auftrag von Lenin auf Parteitagen und Parteikonferenzen.
Nach dem Scheitern der Revolution von 1905 trat Lunatscharski einer Gruppe unter der Leitung von A. Bogdanow bei, die sich gegen die Politik Lenins innerhalb der Partei richtete. Er war begeistert von den Auffassungen der russischen Machisten, die den „Glauben an die Stelle des Wissens“ stellten. Lenin unterzog, in seinem Werk „Materialismus und Empiriokritizismus“, die Anschauungen der Machisten einer scharfen Kritik. In einer erweiterten Redaktionssitzung des „Proletari“ (1909) wurde die philosophische Position der Anhänger Bogdanows eindeutig verurteilt. Lunatscharski nahm erst 1912, nach langem Zurückführen Lunatscharskis zum Bolschewismus durch Lenin, seine Mitarbeit bei der bolschewistischen Presse wieder auf.
Ende 1905 wurde Lunatscharski erneut von den zaristischen Behörden verhaftet. Er konnte jedoch dem Gerichtsverfahren entgehen und ging erneut in die Emigration. Dort verweilte er bis zur Oktoberrevolution im Jahre 1917.
Anfang 1917 trat Lunatscharski der so genannten „Zwischengruppe“ bei. Auf dem VI. Parteitag (in Petrograd 1917) wurde er in die Bolschewistische Partei aufgenommen. Nach der Oktoberrevolution vertraute ihm die Partei die Leitung des Volkskommissariats für Bildungswesen an, welches er zwölf Jahre lang leitete. 1929 wurde er Leiter des Komitees für die Forschungs- und Lehranstalten beim Zentralexekutivkomitee der UdSSR. Im Jahre 1933 wurde er zum bevollmächtigten Vertreter der UdSSR in Spanien ernannt. Diese Aufgabe konnte er jedoch nicht mehr wahrnehmen, da er schon schwer herzleidend war. Am 26. Dezember 1933 starb Lunatscharski in Mentone, im Süden Frankreichs.
Philosophische Position
Lunatscharskis philosophische Position wurde vor allem von Marx, Nietzsche, Lenin und Avenarius beeinflusst.
In seiner Schulzeit wurde Lunatscharski mit den Ideen von Karl Marx vertraut, von denen er bis zu seinem Tod überzeugt war. Lunatscharski war ein überzeugter Marxist. Deshalb beteiligte er sich schon während seiner Gymnasialzeit bei Schülerzirkeln, die unter bolschewistischen Einfluss standen.
Da Lunatscharski als politisch „unzuverlässig“ galt, musste er in die Schweiz emigrieren um studieren zu können. Dort hatte Richard Avenarius, Professor an der Universität Zürich, einen großen Einfluss auf Lunatscharski. Die Lehre von Avenarius wirkte sich lange Zeit auf die philosophischen Ansichten Lunatscharskis aus, vor allem auf seine ästhetischen Überlegungen. Avenarius versuchte mit einem kritischen Empirismus eine von dogmatischer Metaphysik unabhängige Wirklichkeitslehre zu geben (Positivismus). Unter Positivismus versteht man eine Richtung der Philosophie und Wissenschaftstheorie die im 20. Jahrhundert verbreitet war. Der Positivismus geht davon aus, dass die Quelle der Erkenntnis das erfahrungsmäßig Gegebene, die „Tatsache“ sei. In der Neuzeit vertraten D. Hume, J.S. Mill, R. Avenarius u.a. ein positivistisches Weltbild.
Da Lunatscharski eine Empfänglichkeit für alles Formstarke und künstlerisch Emotionale besaß, erlag er der Wirkung Nietzsches, wie auch viele andere Philosophen seiner Zeit. Erst spät hat sich die marxistische Kritik mit den Lehren von Nietzsche befasst, so auch Lunatscharski.
Das erste Zusammentreffen Lenins mit Lunatscharski war, als er Lunatscharski bat, gemeinsam mit ihm und anderen Marxisten für die Zeitung „Wperjod“ zu arbeiten. Lenin sah in Lunatscharski ein wertvolles Mitglied der Partei und wollte ihn von den „Irrlehren“ von Avenarius befreien. Lenin sah in der Philosophie von Avenarius einen subjektivistischen Idealismus und bekämpfte dessen starke Wirkung auf die russische Philosophie. Die heftige Kritik Lenins in seinem Werk „Materialismus und Empiriokritizismus“ galt den russischen Machisten, vor allem aber auch Lunatscharski. Lenin und Lunatscharski standen auch später noch oft in heftiger Kritik zueinander. Jedoch konnte dies ihre Zusammenarbeit nie ernsthaft gefährden.
Ästhetik
Lunatscharskis Theorie der Ästhetik ist von R. Avenarius, H. Spencer beeinflusst, aber auch von A. Schopenhauer und C. Darwin. Entwickelt hat er sie in „Grundlagen einer positiven Ästhetik“ (1904).
Die Frage „Was ist Leben?“ ist der Ausgangspunkt seiner ästhetischen Überlegungen. Biomechanische und psychologische Überlegungen stellen für Lunatscharski, das für die „positive Ästhetik“ notwendige Fundament dar, da die Ästhetik die Wissenschaft von der Wertung, zum Teil auch von der schöpferischen Tätigkeit ist, welche der Wertung entspringt.
Nach welchen Gesetzen entwickelt sich die Kunst? Die Kunst, aber auch die Wissenschaft, Religion und Philosophie, entwickeln sich innerhalb einer bestimmten Gesellschaft. Diese Entwicklung ist auch folglich mit der Struktur der Gesellschaft und deren wirtschaftlichen Basis verbunden. Die Kunst soll lediglich Freude und Freiheit schenken. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn die „ursprünglichen Bedürfnisse" zumindest zeitweilig befriedigt sind.
Zitate
„Die Ästhetik ist die Wissenschaft von der Wertung. Die Erkenntnistheorie und Ethik sind im Grunde nur Zweige von ihr, die natürlich charakteristische Besonderheiten aufweisen.“
„Das Ideal der Erkenntnis ist das philosophische Erfassen der Welt, während der philosophische Idealismus ihre Verfälschung darstellt. In der wahren Erkenntnis verarbeitet das philosophische Denken die empirisch erkannte Wirklichkeit; in der idealistischen Philosophie will sich das Denken hingegen in seinem eigenen Schatten vor der Wirklichkeit verbergen. Das gelingt ihm zum Glück aber nicht: Die Tatsachen sprechen mit eiserner Stimme ihr <Nein>, und die zerbrechlichen Systeme der Idealisten zerschellen unvermeidlich an den unumstößlichen Felsen der Wirklichkeit.“
Sonstiges
Lunatscharski war ein sehr vielseitiger Mensch. Er wird als Mensch von großem Wissen beschrieben und dass sein Interessenbereich von der Antike bis zur Gegenwart reichte. Seine Arbeiten zur Geschichte der Kunst sind sehr wertvoll. Er verfasste kritische Schriften über Dichter und Schriftsteller von Weltruf, wie z.B.: Puschkin, Tolstoi, Dostojewski, Shakespeare, Moliere, Swift, Schiller, Goethe und Heine. Außerdem schrieb er über die Maler Tizian, Raffael, van Dyck, Rembrandt, und über die berühmten Komponisten Beethoven, Schubert, Chopin, Tschaikowski und viele andere große Künstler. Die sowjetische Kulturpolitik und Kunst der 1920er Jahre hat Lunatscharski entscheidend mitgeprägt. Er hat den so genannten Proletkult mitbegründet.
Außerdem wurde ein Theater nach ihm benannt: Das Anatolij Lunatscharski Theater in Sewastopol.
Literatur
Werke von Lunatscharski
Die Revolution und die Kunst Das Erbe Über die Volksbildung Philosophie-Kunst-Literatur Schlaglichter Musik und Revolution Vom Proletkult zum sozialistischen Realismus Wie war Lenin? Damit eine kämpferische proletarische Kultur entsteht Über den Film Faust und die Stadt Die Kulturaufgaben der Arbeiterklasse Der befreite Don Quichote Profile der Revolution Die Bärenhochzeit Tempel oder Werkstatt
Quellennachweis
Krywalski Diether, Knaurs Lexikon der Weltliteratur – Autoren, Werke, Sachbegriffe, Droemer Knaur Verlag, München 1995, ISBN 3-426-77169-1
Der Brockhaus, multimedial 2001 premium, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 2000
Lunatscharski Anatoli, Über die Volksbildung, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1971
Lunatscharski Anatoli, Philosophie – Kunst – Literatur, VEB Verlag der Kunst Dresden 1986
Lunatscharski Anatoli, Das Erbe, VEB Verlag der Kunst Dresden 1965
Weblinks
http://www.studgen.uni-mainz.de/418.php
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D28377.php
http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/SET=1/TTL=11/NXT?FRST=1
http://de.wikipedia.org/wiki/Anatoli_Wassiljewitsch_Lunatscharski
http://www.trivago.de/sewastopol-87196/hotel/lunatscharski-theater-137084
Bildnachweis
Lunatscharski, Anatolij Wassiljewitsch: nach Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski, Über die Volksbildung, Berlin 1971, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, S.3
--Dan85 21:39, 2. Jan 2007 (CET)