Freie Marktwirtschaft und Bildung: Unterschied zwischen den Versionen

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===Kritik am System der freien Marktwirtschaft===
 
===Kritik am System der freien Marktwirtschaft===
  

Version vom 1. Juni 2006, 08:53 Uhr

IN ARBEIT

Die Welt hat genug für jedermans Bedürfnisse, aber nicht für jedermans Gier.
Mahatma Gandhi (1869-1948)


Einleitung

Diese Wiki-Seite gibt einen Überblick über Milton Friedmans Theorien zum System der freien Marktwirtschaft und ihren Bezug zum Bildungswesen. Zuerst wird auf das Leben und Wirken des als wichtigsten Denker der neoliberalen Linie bezeichneten Amerikaners eingegangen. Dieses erste Kapitel soll den großen Einfluss den Friedman, als bedeutender amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, auf die verschiedensten Nationen dieser Erde ausgeübt hat verdeutlichen. Anschließend werden im zweiten Kapitel seine wichtigsten Theorien zum System der freien Marktwirtschaft dargestellt sowie seine Vorschläge zum Umbau des Bildungswesen. Die darauf folgende Kritik im dritten Kapitel bezieht sich einerseits auf seine Wirtschaftstheorien und andererseits auf seine Überlegungen zum Bildungssystem. Die Schlussbemerkung ist eine Stellungnahme der Autorin und soll noch einmal die gesellschaftlichen Veränderungen, die die von Friedman propagierte und heute allgegenwärtige Logik des Profits mit sich gebracht hat, zu Bewusstsein bringen. Vielleicht dient sie sogar als Anregung das eigene Verhalten im Bezug auf Profitorientierung und Verwertungslogik im wirtschaftlichen Bereich wie auch in Hinsicht auf Bildung zu überdenken und zu verändern.

Leben und Wirken

Milton Friedman wurde am 31. Juli 1912 in New York als viertes Kind jüdischer Einwanderer aus dem Gebiet der heutigen Ukraine geboren. Mit der Ökonomin Rose Director hat er zwei Kinder, Tochter Janet und Sohn David. Er wuchs in New Jersey auf, wo er auch an der Rutgers University studierte und 1932 mit einem B.A. in Wirtschaftswissenschaften graduierte. Danach wechselte er an die University of Chicago, wo er 1933 den Master-Titel erwarb. Er blieb auch danach, bis 1935, als wissenschaftlicher Assistent in Chicago. Nicht nur er selbst wurde von der University of Chicago geprägt, später wurde er zu einer wichtigen und maßgeblichen Persönlichkeit für diese Universität, die ihre Denkrichtung nachhaltig prägte. Er lehrte dort 35 Jahre lang (1948-1983) als ordentlicher Professor Wirtschaftswissenschaften. Zuvor arbeitetet er jedoch unter anderem als Wirtschaftsexperte im National Resources Committee in Washington DC, im National Bureau of Economic Research, in der Abteilung für Steuerforschung des US-Schatzamtes und in der Abteilung für statistische Kriegsforschung der Columbia University. Dort promovierte er 1946 und kehrte erst dann an die Chicagoer Universität zurück. Friedman war auch für mehrere amerikanische Präsidenten Berater in Sachen Wirtschaftspolitik. 1981-1988 arbeitete er im Economic Policy Advisory Board von Präsident Reagan. Höhepunkt seiner Karriere war die Verleihung des Ökonomie-Nobelpreises 1976. Außerdem wurde er von Präsident Bush 2002 als „bedeutendster Volkswirtschaftler der vergangenen 100 Jahre“ geehrt. Seit seiner Emeritierung in Chicago 1977, bis heute, ist er für das Hoover Institut der Stanford University tätig. Seine Konzepte haben nicht nur in den USA großen Einfluss auf die Wirtschaftspolitik ausgeübt, sondern ebenso auf jene der Weltfinanzinstitutionen, wie der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Als „führende Kraft der Chicago School“ entsandte er seine Schüler in die ganze Welt und wirkte so maßgeblich auf Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik in vielen Staaten dieser Erde ein. Mit seinen Forderungen nach verstärkter Privatisierung, Deregulierung, Ausgabenkürzung und außerwirtschaftlicher Liberalisierung wurde er zu einer „Galionsfigur des Neoliberalismus“. Diese Wirtschaftsordnung, die in den vergangenen beiden Jahrzehnten weite Verbreitung und großen Zuspruch gefunden hat, ist mit seinem Namen so stark verbunden wie mit kaum einem anderen. (vgl. Wagner, 20004) Bekannt wurde Friedman Ende der 60er Jahre, mit seiner Geldtheorie, die als Monetarismus bezeichnet wird. Sie entstand als Gegenpol zum Keynesianismus von John Maynard Keynes. Friedman untersuchte welchen Einfluss die im Umlauf befindende Geldmenge auf die Konjunktur hat, um Keynes Position – „money doesn’t matter“ – empirisch zu widerlegen. Der Monetarismus von Friedman besagt, dass Geldpolitik und somit das Wirtschaftswachstum nicht über den Zinssatz, sondern über die Geldmenge gesteuert werden sollte. Dadurch, dass der Staat die Geldmenge entsprechend der Zunahme der Güterproduktion ausweitet, kann die Konjunktur gestärkt werden. Mit dieser Behauptung steht er im Gegensatz zu Keynes, der die Erhöhung der Staatsausgaben in Krisensituationen fordert. Weiters wird im Monetarismus eine feste und langfristige Beziehung zwischen Geldmenge und Inflation angenommen. Inflation entsteht demnach dann, wenn die Geldmenge schneller wächst als die Wertschöpfung in der Realwirtschaft. Diese auf die Beeinflussung der Geldmenge konzentrierte Wirtschaftspolitik ignoriert die Probleme der Arbeitslosigkeit, zumal sie eine so genannte natürliche Arbeitslosenrate einkalkuliert. Es wird angenommen, dass diese natürliche Arbeitslosenrate auf Grund von strukturellen Faktoren sowie Unvollkommenheiten des Marktes, wie Informationsmängel, Mobilitätshemmnisse, Anpassungskosten und demographischen Veränderungen zu stande kommt. Diese sind jedoch kurzfristiger Natur, daher lasse sich die natürliche Arbeitslosenrate längerfristig durch Strukturreformen reduzieren. Es wird idealistisch angenommen, dass sie in einem vollkommenen Markt gegen null geht. Die natürliche Arbeitslosenrate in den USA wird mit 4-6 Prozent aller Arbeitssuchenden angegeben. Durch den erheblichen Einfluss den Friedman und seine „Chicago Boys“ auf die Entwicklung zahlreicher Länder ausüben erlangte er nicht nur als Mentor der neoliberalen Denker Berühmtheit, er steht auch im Kreuzfeuer der Kritik, insbesondere von Non Govermental Organisations (NGO), wie z.B. attac. Als Paradebeispiel für die Macht der „Chicago Boys“ gilt Chile. Die Universitat Católica de Chile unterhielt ein Austauschabkommen mit der University of Chicago. Diese Studierenden der Wirtschaftswissenschaften und Schüler Friedmans gelangten „während der Pinochet-Diktatur in die Schlüsselpositionen in Staat und Wirtschaft und leiteten einen radikalen Strukturwandel der chilenischen Wirtschafts- und Sozialordnung ein.“ (Wagner, 2004) Dieser Wandel stand ganz im Zeichen des neoliberalen Gedankengutes. Die Privatisierung zahlreicher staatlicher Unternehmen wie Telekommunikation, Transportunternehmen, Wasserversorgung, Rentenversicherung und Bergbau brachte zwar kurzfristig einen wirtschaftlichen Aufschwung, ging jedoch mit einer starken Erhöhung der Tarife einher und führte zu massiven sozialen Unruhen. Nicht zuletzt, weil sich auch herausstellte, dass nur 3 von 47 Unternehmen des Großbergbaus Steuern zahlten. (vgl. Wagner, 2004) Die zahlreichen Gegner Friedmans kritisieren nicht nur sein zum Paradigma erhobenes Streben nach Profit und sein Abschieben der sozialen Verantwortung der Wirtschaftstreibenden, sie bezweifeln auch den von ihm als Wirtschaftswissenschaftler erhobenen Anspruch auf Allgemeingültigkeit seiner Theorien. NGO’s weisen auch auf die Probleme hin, die die freie und globale Bewegung des die Finanzwelt dominierenden Kapitals mit sich bringt. Die enormen Summen, die innerhalb kürzester Zeit von einer Nation zur anderen bewegt werden können, stellen eine Gefahr für die Autonomie nationaler Wirtschaftspolitik und sozial gerecht verteilte Einkommen dar. Und nicht zuletzt wehren sich die Kritiker massiv dagegen, dass Friedman sämtliche gesellschaftliche Bereiche der Logik des Profits unterwirft.

Friedmans Position

Friedmans ideale Gesellschaft ist eine liberale Gesellschaft, die wirtschaftliche und politische Freiheit garantiert und vor Übergriffen der Regierung schützt. Das oberste Ziel dieser Gesellschaft ist das Vermehren von Gewinn. Seine zentrale Forderung ist, der Staat solle sich aus Wirtschaft und Gesellschaft zurückziehen und unbeschränkter Konkurrenz im Wettbewerbskapitalismus Platz machen. Nur so könne die maximale persönliche Freiheit erreicht werden und gleichzeitig das, als natürlich angenommene und sich selbst regulierende, Gleichgewicht des Marktes aufrechterhalten werden. Für ihn ist wirtschaftliche Freiheit die notwendige Voraussetzung für politische und individuelle Freiheit. Politische und individuelle Freiheit folgen jedoch nicht automatisch und mit Sicherheit daraus. In seinem nach wie vor sehr populären und auch für Laien gut lesbaren Buch „Kapitalismus und Freiheit“ schreibt Friedman dazu: „Ökonomische Einrichtungen spielen eine doppelte Rolle bei der Erreichung einer freien Gesellschaft. Auf der einen Seite wird die Freiheit bei wirtschaftlichen Vereinbarungen selbst als eine Komponente der Freiheit verstanden, sodass wirtschaftliche Freiheit bereits ein Ziel für sich darstellt. Zum Zweiten ist die wirtschaftliche Freiheit ein unverzichtbarerer Bestandteil bei der Erreichung politischer Freiheit.“ (Friedman, 2002, S30) „Betrachtet man sie als ein Mittel zum Zweck der politischen Freiheit, so sind die wirtschaftlichen Arrangements wichtig, weil sie einen Einfluss auf die Konzentration und die Verteilung von Macht ausüben. Die wirtschaftliche Organisationsform, die unmittelbar für wirtschaftliche Freiheit sorgt, nämlich der Wettbewerbs-Kapitalismus, sorgt auch für politische Freiheit, da sie die wirtschaftliche Macht von der politischen Macht trennt und es dabei beiden Mächten ermöglicht, sich gegenseitig zu neutralisieren.“ (Friedman, 2002, S32) Auch wenn Friedmans Ansatz Entscheidungsprozesse verstärkt von der politischen Ebene in die marktwirtschaftliche verlagert, sieht auch er die Notwendigkeit eines institutionellen Rahmens, der als einheitstiftende Instanz allem zu Grunde liegt. Bevor nun auf die grundlegenden Annahmen Friedmans genauer eingegangen wird, soll noch verdeutlicht werden, dass, auch wenn er als Wirtschaftswissenschaftler den Anspruch auf Allgemeingültigkeit seiner Theorien erhebt, die freie Marktwirtschaft in ihrer reinen Form so real nicht existiert, sondern Theorie geblieben ist.

Wirtschaftsordnung

Die freie Marktwirtschaft erhebt die individuelle Entscheidungsfreiheit des Einzelnen ohne staatliche Eingriffe zum Prinzip. Die Selbstverwirklichung des Einzelnen gilt als die beste Möglichkeit zur optimalen Bedürfnisbefriedigung aller am Wirtschaftsprozess Beteiligten. Die Voraussetzungen dafür sind ein idealer Wettbewerb, freie Konsumwahl und Wahl des Arbeitsplatzes, freie Spar- und Investitionsentscheidungen sowie eine Garantie des Privateigentums an Produktionsmitteln. Dann sollte sich auch die Preisbildung allein durch Angebot und Nachfrage auf dem freien Markt regeln.
Der Mensch als Wirtschaftssubjekt ist bei Friedman nutzenorientiert und rational. Er verfolgt seine persönlichen Interessen also in einer rationalen Art und Weise. Die primäre Frage ist für Friedman daher, wie diese Vielzahl an verschieden Interessen koordiniert werden können, damit sie zum gegenseitigen Vorteil verwendet werden können, also damit sie den größtmöglichen Profit einbringen.
Deregulierung: Er fordert eine Deregulierung und Liberalisierung der Wirtschaft im Sinne einer Reduzierung der Gesetze und Verordnungen, soweit sie als übertrieben und nicht wirklich notwendig angesehen werden, weil dadurch einzelwirtschaftliche Handlungen verhindert werden.
Privateigentum ist eine Voraussetzung für eine freie Marktwirtschaft. Es ist nicht die Aufgabe des Staates unternehmerisch tätig zu werden. Es wird behauptet, es sei effektiver und Kosten sparender die Produktionsmittel in die Hände Einzelner zu geben. Die Forderungen nach vermehrter Privatisierung von Staatsbetrieben, insbesondere von staatlichen Monopolen im Beriech der Infrastruktur wie Telekommunikation, Verkehr, Energie oder Bildung ist ein zentrales Anliegen. Der Vorrang von privatwirtschaftlichen Regelungen gegenüber staatlichem Einfluss wird mit der Behauptung begründet, der volkswirtschaftliche Wohlstand steige je mehr Eigentum sich in privater Hand befindet.
Freiwilligkeit im Austausch von Gütern und die weitgehende Abwesenheit von Druck, in Kombination mit Wettbewerb und Konkurrenz sind weitere wichtige Voraussetzungen für das Funktionieren des freien Marktes. Diese Kombination ist vor allem deswegen wichtig, um die ungleiche Verteilung der wirtschaftlichen Macht auszugleichen. Der Wettbewerb ist grundlegende Bedingung für die wirtschaftliche Freiheit des Individuums. Friedman weist jedoch darauf hin, dass auf Grund der zahlreichen Hemmnisse das idealistisch angenommen natürliche Gleichgewicht des Marktes so nicht existiert. Daher ist eine übergeordnete Instanz notwendig um die „Regeln des Spiels“ festzusetzen und zu überwachen.
Die Aufgabe der Regierung ist es die „Regeln des Spiels“ festzusetzen und ihnen Geltung zu verschaffen, mit einer minimalen Anwendung von Druck. Friedman bezeichnet die Regierung als „Spielleiter und Schiedsrichter“. Konkret hat sie dafür zu sorgen, dass Verträge eingehalten und Eigentumsrechte eingehalten werden. Außerdem soll sie Menschen vor negativen Auswirkungen der Handlungsweisen Einzelner schützen. Diese als „neighborhood effects“ bezeichneten Auswirkungen entstehen oftmals unvorhergesehen und unbeabsichtigt. Weiters hat die Regierung paternalistische Pflichten zu erfüllen, d.h. sie hat Menschen, die nicht fähig sind selbständig zu handeln, zu versorgen und zu pflegen.
Monopole: die Konzentration von viel Macht in der Hand weniger sieht Friedman generell als Bedrohung jeder freien Gesellschaftsordnung. Nicht nur auf politischer Ebene, ebenso auf wirtschaftlicher, nämlich in der Form von Monopolen. Ein Monopol ist dann gegeben, wenn auf der Seite des Angebots oder der Nachfrage ur jeweils ein Käufer oder Verkäufer vorhanden ist. Die daraus resultierende Marktbeherrschung kann zu Missbrauch führen und wird daher in den meisten Industrienationen bekämpft (Kartellgesetz). Friedman nennt drei wesentliche Formen des Monopols, 1. das Monopol in der Industrie, 2. das Monopol im Gewerkschaftswesen, 3. das staatliche oder staatlich subventionierte Monopol. Weiters nennt er drei Hauptursachen der Monopolbildung:
1. Technische Erwägungen,“ die besagen, dass es wirkungsvoller oder wirtschaftlicher ist, ein Unternehmen zu betreiben als viele. Die offensichtlichsten Beispiele hierfür sind das Telefonnetz, die Wasserversorgung und Ähnliches in einer Gemeinde.“ (Friedman, 2002, S159)
2. Direkte und indirekte staatliche Unterstützung: diese werden als die wichtigste Ursache der Monopolbildung genannt. Direkte staatliche Unterstützung erfolgt in Form von jeglicher Art von Subventionen, indirekte durch Zolltarife und Steuergesetzgebung.
3. Private Absprachen: ihnen wird der geringste Anteil bei Monopolbildungen zugesprochen. Private Absprachen sind in der Wirtschaft alltägliche Vorkommnisse. Ohne Unterstützung seitens der Regierung sind sie jedoch für gewöhnlich instabil und von kurzer Dauer.
Die soziale Verantwortung von Unternehmen: die freie Marktwirtschaft basiert auf privatem Unternehmertum. Jene die das Kapital besitzen haben demnach das Recht frei zu entscheiden was sie mit diesem Kapital machen, vorausgesetzt sie befolgen die Gesetze und handeln entsprechend der ethischen und sozialen Normen. Unternehmen, also Zusammenschlüsse von Kapitalbesitzern, werden von Friedman von sozialer Verantwortung, die über das Vermehren von Profit hinausgehen, freigesprochen, da ihm nach nur einzelne Individuen zur Verantwortung gezogen werden können. „Tatsächlich ist ein Hauptziel des Liberalismus, die ethischen Probleme dem Individuum zu überlassen, damit es mit diesen Problemen allein fertig werden kann.“ (Friedman, 2002, S35) Allein das Vermehren von Profit wird als soziale Verantwortung von Unternehmen genannt und es wird auch behauptet, dass jeder der etwas anderes als das eben genannte als soziale Verantwortung von Unternehmen einfordert, die Grundlagen der Freien Gesellschaft untergräbt, nämlich das Recht auf Privateigentum, den Wettbewerb am freien Markt und die Unternehmer, die in ihm agieren.
Die Bekämpfung von Armut würde Friedman mittels privater Wohltätigkeit vorantreiben. Da dies aber in großen und unpersönlichen Gemeinden so nicht funktioniert, schlägt er ein aus öffentlicher Hand finanziertes Grundeinkommen für jeden vor. Als konkrete Finanzierungsmaßnahme nennt er eine so genannte „negative Einkommenssteuer.“ D.h., jeder dessen Einkommen unter dem gesetzlichen Steuerfreibetrag liegt, würde die Differenz als Förderung vom Staat bekommen, genauso wie jeder Betrag der darüber liegt vom Staat besteuert wird.
Liberale Wirtschaftsethik: das höchste Ziel der liberalen Gesellschaft, nämlich die Freiheit, fordert vom Individuum selbst die Verantwortung dafür zu übernehmen was es mit dieser Freiheit anfängt, sagt Friedman. In „Kapitalismus und Freiheit“ schreibt er dazu aber nur folgendes: “Der Liberale stellt sich den Menschen als ein unvollkommenes Wesen vor. Das Problem der sozialen Organisation betrachtet er ebenso als ein negatives Problem, also „schlechte“ Menschen daran zu hindern, Schlimmes zu tun, wie „gute“ Menschen in den Stand zu setzen, Gutes zu tun; dabei können natürlich die „schlechten“ und die „guten“ Menschen die selben sein, wobei alles davon abhängt, wer sie beurteilt. Das Grundproblem der sozialen Organisation lautet: Wie kann man die wirtschaftlichen Aktivitäten einer großen Menge von Menschen koordinieren?“ (Friedman, 2002, S35) Er setzt sich mit einer grundlegenden Ethik für seine Theorien nicht weiter auseinander, sondern verweist einen für ein tiefer gehendes Verständnis ausdrücklich auf die Philosophie.

Bildungswesen

Friedmans Vorschlag ist, die liberalen Prinzipien der freien Marktwirtschaft auch auf das Bildungswesen zu übertragen. Er bezweifelt die Effektivität des aktuellen Systems, in dem der Staat für den größten Teil der anfallenden Kosten im Bildungswesen aufkommt und es weitgehend verwaltet. Friedman stellt sich klar gegen die aktuelle Entwicklung, durch die dem Staat weit reichende Rechte und Verantwortungen zuerkannt werden und betont, dass die Verantwortlichkeit des Staates ein unakzeptables Maß angenommen hat, welches es wieder zu reduzieren gilt. Auch in Bezug auf das Bildungswesen sieht er nur drei Gründe weswegen der Staat eingreifen sollte 1. Monopolbildung, 2. den „neighborhood effect“ und 3. paternalistische Gründe. Er unterteilt das Bildungswesen in drei Bereiche und differenziert auch dementsprechend seine Vorschläge zur Umsetzung der liberalen Linie:

1. Die allgemeine Erziehung zum Staatsbürger
2. Das Erziehungswesen auf College- und Universitätsebene
3. Berufstraining und berufliche Fortbildung

1. „Eine stabile und demokratische Gesellschaft kann ohne ein Minimum an Bildung und Wissen bei der Mehrheit ihrer Bürger und ohne weit gehend akzeptierte allgemeine Werte nicht existieren. Die Erziehung kann zu beidem beitragen. Deshalb gewinnen bei der Erziehung eines Kindes nicht nur das Kind und die Eltern des Kindes, sondern auch die Mitglieder der Gesellschaft.“ (Friedman, 2002, S109) Aus diesen Gründen sieht Friedman die staatliche Finanzierung eines Minimums an Bildung für jeden als durchaus berechtigt an. Die Verstaatlichung dieser Bildungsinstitutionen ist seiner Meinung nach aber nicht zielführend. Subventionen des Staates in diesem Bereich sind vor allem deswegen notwendig, da nicht erwartet werden kann, dass jede Familie den umfangreichen Kosten des geforderten Ausbildungsstandards gerecht werden kann. Die Allgemeinheit profitiert auch dahingehend davon, dass hier in die zukünftigen politischen Führungskräfte des Landes investiert wird. Staatliche Subventionen kommen demnach nur für bestimmte Schultypen in Frage. Berufsausbildung gehört für ihn auf keinen Fall dazu, da daraus in erster Linie das Individuum selbst den Nutzen zieht. Er weist jedoch darauf hin, dass es sehr schwierig sei eine exakte Trennlinie zwischen diesen beiden Arten von Bildung zu ziehen. Nicht desto weniger ist diese Unterscheidung für ihn von großer Wichtigkeit. Auf keinen Fall zu rechtfertigen ist für Friedman, wie gesagt, die staatliche Verwaltung der Bildungsinstitutionen. Um dies zu ändern schlägt er vor die Bildungseinrichtungen zu Privatisieren, sodass der Staat nicht mehr direkt für die Erhaltungskosten aufkommen muss und die einzelnen Institutionen an Autonomie gewinnen. „ Die Erziehungsdienstleistung könnte dabei auf privater Basis von gewinnorientierten Unternehmen angeboten werden - oder auch von nicht-gewinnorientierten. Die Rolle des Staates würde sich darauf beschränken, dafür zu sorgen, dass alle Schulen einen bestimmten Minimum-Standard aufweisen. Der Staat könnte beispielsweise für einen Mindest-Katalog an angebotenem Lehrstoff sorgen, wie er heute Gastwirtschaften inspizieren lässt, um bestimmte Mindestbedingungen in sanitärer und hygienischer Hinsicht zu sichern.“ (Friedman, 2002, S113) Durch diese vom Staat gesicherten Mindeststandards soll gewährleistet werden, dass das Grundschulwesen seine zentrale Aufgabe erfüllen kann, nämlich das Vermitteln von einem gemeinsamen sozialen Wertesystem. Gleichzeitig warnt Friedman vor der Schwierigkeit der Durchsetzung eines Mindeststandards, ohne die Gedanken- und Glaubensfreiheit zu untergraben. Bei seinen konkreten Vorschlägen beschränkt sich Friedman auf die Frage der Finanzierung dieses Bildungssystems. Er schlägt vor ein Gutscheinsystem einzuführen, in dem Eltern pro Kind und Jahr Gutscheine in einer bestimmten Höhe bekommen, die sie dann an staatlich anerkannten Schulen ihrer Wahl verwenden können. Zusätzlich sollten die Eltern die Möglichkeit haben, wenn sie dies möchten, Eigenmittel für die Ausbildung ihres Kindes an der gewählten Institution aufzuwenden. Die durch dieses System ermöglichte freie Wahl der Institution würde durch den Wettbewerb am freien Markt eine größere Vielfalt an Angeboten erzeugen und dazu führen, dass den Wünschen der Kunden besser entsprochen wird. Konkurrenz bedeutet für Friedman immer auch Weiterentwicklung und Verbesserung. Ein weiterer Vorteil wäre, dass die Chancengleiheit für niedrigere Einkommensschichten sich verbessern würde. Im jetzigen System werden sie bei der Bildung stark benachteiligt, da die Qualität der Schulen in engem Zusammenhang mit den Wohnvierteln steht. Der freie Wettbewerb könnte diese Qualitätsunterschiede ausgleichen. Damit ist die Hoffnung verbunden sich über Armut und seinen ursprünglichen Sozialstatus erheben zu können und seine Zukunft aktiv zu gestalten, argumentiert Friedman. Auch die zurzeit staatlich festgesetzten Lehrergehälter sollten den Gesetzen des Wettbewerbs am freien Markt unterworfen werden. Im Moment ist es so, dass das Ausmaß des Gehalts vom akademischen Grad und Zeugnissen sowie dem Dienstalter bestimmt wird, nicht von der Qualität der erbrachten Leistung. Dies bringt es mit sich kompetente und kreative Persönlichkeiten abzustoßen und mittelmäßiges initiativloses Personal anzuziehen, da die genormte Gehaltsstruktur keine Anreize für außergewöhnliche Leistungen bietet. Friedman sieht sein vorgeschlagenes System aus Wettbewerb und Konkurrenz als Lösung dieses Problems und meint auch, dass leistungsgerechte Entlohnung den Lehrberuf wieder attraktiver machen würde. Die Privatisierung des Bildungsbereichs könne auch ohne Kapitalverschwendung passieren. Die bereits bestehenden Einrichtungen würden einfach an private Unternehmen verkauft werden. Probleme auf dem Gebiet der Verwaltung sieht er bei einer schrittweisen Umstellung nicht. Problematisch sei vielmehr die gegenwärtige Verwaltungsstruktur des Schulwesens.

2. „Öffentliche Ausgaben für das Hochschulwesen lassen sich durch die Absicht rechfertigen, junge Menschen als Staatsbürger und als Führungskräfte in der Allgemeinheit auszubilden (...)“ (Friedman, 2002, S124) In diesem Bildungsbereich herrscht zwar geringe Übereinstimmung bezüglich der Lehrinhalte, dies ist auf dieser Ebene aber auch nicht unbedingt notwendig. Friedmans Aufmerksamkeit ist hier vor allem auf die Tatsache gerichtet, dass die meisten Universitätsstudenten auf staatlichen Institutionen eingeschrieben sind und private, die bemüht sind ihre Unabhängigkeit vom Staat aufrechtzuerhalten, darunter zu leiden haben. Der Grund dafür ist, dass staatliche Universitäten, durch die staatlichen Subventionen die sie erhalten, ihre Dienste günstiger anbieten können. Für die privaten Universitäten ist dies eine große Benachteiligung im Wettbewerb. Aus diesem Grund schlägt Friedman vor jegliche finanzielle Zuwendung ausschließlich an Einzelpersonen zu vergeben, nicht an die Institutionen selbst. Dadurch, dass die Einzelpersonen die freie Wahl hätten welche Institution sie besuchen möchten würde es zu einem fairen Wettbewerb kommen. Die Lehrkosten sollten von den staatlichen Einrichtungen, ebenso wie von den privaten, über ihre Gebühren gedeckt werden. Dieses System würde, so meint Friedman, ein ausgeglichenes Wachstum beider Zweige ermöglichen.

3. Berufsausbildung sieht Friedman als eine Art der Investition in menschliches Kapital, analog zu Investitionen in Maschinen, Gebäude, usw. „Ihr Zweck ist die Erhöhung der wirtschaftlichen Produktivität des Menschen.“ (Friedman 2002, S126) Derjenige, der durch Ausbildung in sich investiert ist auch derjenige, der in Folge davon profitiert, durch höheren Lohn und andere nicht-finanzielle Vorteile, die zu der Beschäftigung dazugehören. Daher ist es nicht gerechtfertigt, dass der Staat bzw. der Steuerzahler für die Kosten der Ausbildung aufkommt, er profitiert nicht direkt vom gestiegenen Marktwert des Individuums. Friedman diagnostiziert eine generelle Unterinvestition in menschliches Kapital. Den Grund dafür sieht er in einer Unvollkommenheit des Marktes, nämlich, dass es für derartige Investitionen wenige Sicherheiten für die Rückgewinnung des investierten Kapitals gibt. Tod oder Invalidität stellen ebenso große Unsicherheitsfaktoren dar, wie Unterschiede in Fähigkeiten, Energie und Glück. Sein Vorschlag ist, der Staat bzw. Privatpersonen sollen für Berufsausbildungen Kredite vergeben, die anschließend bei erfolgreicher Berufsausübung zurückgezahlt werden. Dies könne dadurch erreicht werden, dass die Einzelpersonen den Kreditgebern einen festgelegten Anteil an ihren zukünftigen Einnahmen überlassen würden. Als Ausschlaggebend dafür, dass dieses System nicht eingeführt ist, werden die verwaltungstechnischen Schwierigkeiten angesehen. Insbesondere die Freiheit des Einzelnen den Wohnsitz frei zu wählen, die Notwendigkeit der Erlangung exakter Einkommenserklärungen und die Frage nach der Laufzeit solcher Verträge. Die Gesamteinschätzung durch die Öffentlichkeit spielt aber ebenso eine Rolle, vor allem „der Gesamteffekt der Neuheit des Gedankens [und] Widerstand gegen die Einschätzung von Menschen als unmittelbar mit Sachwerten vergleichbare Existenz und die daraus resultierende Wahrscheinlichkeit irrationaler Ablehnung derartiger Verträge (...)“ (Friedman, 2002, S129) Als Schwachstelle dieses Systems nennt Friedman die Möglichkeit der Politik, es zum Spielball ihrer Interessen zu machen. Er warnt vor der Gefahr, gezielter und von persönlichen Interessen geleiteter, staatlicher Subventionierung bestimmter beruflicher Ausbildungen. Für ihn steht jedoch im Vordergrund, dass dieses System Geldmittel für eine breitere Schicht zugänglich machen würde und dadurch die Ungleichheit in Einkommen und Wohlstand vermindern könnte.

Kritik

Bis jetzt ist vor allem Milton Friedmans Standpunkt präsentiert worden, jetzt soll das Thema auch von einer anderen Seite betrachtet werden.

Kritik am System der freien Marktwirtschaft

Kritik der Position zum Bildungswesen

Schlussbemerkung

Werke

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