Für Sie gelesen (BD14): Unterschied zwischen den Versionen
Euphon (Diskussion | Beiträge) K (syn. corr.) |
Michra (Diskussion | Beiträge) |
||
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 157: | Zeile 157: | ||
− | == Kurzzusammenfassung: == | + | === Kurzzusammenfassung: === |
Ziel von Edukation ist die Hervorbringung von Kultivierung und Expertenwissen, am besten auf dem Weg über „Selbstentwicklung“. Diese Selbstentwicklung wird dann besonders wichtig, nachdem die institutionelle Edukation abgeschlossen ist. | Ziel von Edukation ist die Hervorbringung von Kultivierung und Expertenwissen, am besten auf dem Weg über „Selbstentwicklung“. Diese Selbstentwicklung wird dann besonders wichtig, nachdem die institutionelle Edukation abgeschlossen ist. | ||
Zeile 180: | Zeile 180: | ||
[[Benutzer:Euphon|Euphon]] ([[Benutzer Diskussion:Euphon|Diskussion]]) 23:27, 19. Jan. 2015 (CET) | [[Benutzer:Euphon|Euphon]] ([[Benutzer Diskussion:Euphon|Diskussion]]) 23:27, 19. Jan. 2015 (CET) | ||
+ | |||
+ | == Ivan Illich - Deschooling Society == | ||
+ | |||
+ | Im Folgenden handelt es sich um eine Darstellung der Argumentation von: Illich, Ivan. Deschooling Society (1971). Online: http://www.davidtinapple.com/illich/1970_deschooling.html | ||
+ | === Warum wir die Schule abschaffen müssen === | ||
+ | Zentraler Gegenstand seines Essays ist die kritische Reflexion der in der westlichen Welt fast schon "naturgegebenen" Annahme, dass die institutionalisierte Bildung (Schule) generell unhinterfragt gut sei, und die Ausweitung der Schulpflicht auf die ganze Bevölkerung dementsprechend förderlich sei. Für Illich stellt die Institution Schule aber mehr dar, als nur der unschuldige "Vermittler" von Bildung. Schule sei vor allem der "Vermittler" von Ideologien: Der Schüler inhaltiert vor allem die Werte, welche die Institution Schule vermittelt. Die oberste Prämisse scheint dabei zu sein: Je mehr Inhalte, je mehr Ressourcen, je mehr "Bildung" in den (Nürnberger)-Trichter gestopft wird, desto besser sei das Ergebnis. Es folgt die Vorstellung, je mehr Behandlung der Staat seinen Schüler zukommen lässt, desto besser sei die Bildung im Allgemeinen. Das Bildungswesen münde foglich in einen Exzess. Von dieser ersten Kritik an der Institutionierung der Bildung schließt Illich auch auf eine Kritik des ganzen Staates. Das Argument mutet hier auf den ersten Blick liberalistisch an: Je mehr Bereiche (Gesundheit, Militär, etc.) der Staat institutionalisiert, desto mehr schreitet auch eine Institutionalisierung von Werten voran. Im Umkehrschluss fordert Illich also eine Deinstitutionalisierung von Bildung - was für ihn auch in eine Deinstitutionalisierung der Gesellschaft mündet. Diese "Entschulung" der Gesellschaft ist das Anliegen dieses Buches.<ref>p. 2</ref> | ||
+ | |||
+ | Dieser Prozess der Institutionalisierung von Bildung schaffe auch eine Modernisierung der Armut. Der bürokratische Staat bestimme mittels seiner Institutionen nämlich das, was als Ideal zu gelten hat. Wenn er die Bedingungen, um diesem Ideal zu entsprechen so bestimmt, dass ein bestimmter Teil der Gesellschaft davon ausgeschlossen wird, so entstehe Armut - bzw. so wird Armut konserviert. Illich führt mehrere Beispiele an, in denen ersichtlich wird, wie die staatliche Fürsorge den Armen in ihrer Existenz als gesellschaftliche Mangelwesen nicht zu einer Besserung ihrer Situation verhilft. Ähnlich zeige sich dieses Phänomen auch im Bildungswesen: Als die US-Regierung 1965 bis 1968 mehr als 3 Mrd. Dollar für die (rein schulische/institutionalisierte) Förderung der Kinder (in Form von längeren Unterrichtszeiten, etc.) aus den ärmeren Schichten ausgab, hatte dies auf jene Kinder fast keinen Effekt. Gravierender sei dies in den ärmeren Ländern selbst: Sie kopieren die Institutionen der "fortschrittlicheren" Wohlfahrtsstaaten samt allgemeiner Verpflichtung zum mehrjährigen Schulbesuch - können diesen Anspruch aber nur für wenige gewährleisten. Illich schlägt einen anderen Ansatz vor: Durch ein System von Stipendien, die nur dem förderwürdigen Individuum selbst zukommen, seien gleiche Bildungsmöglichkeiten gewährleistet. Durch finanzielle Unterstützung der Institutionen käme es nur zu einer weiteren Diskriminierung der Armen. <ref>p. 4</ref> | ||
+ | |||
+ | Aber Illich will ja ohnehin mehr: Die komplette (verfassungsmäßige) Abschaffung der Bildungsinstitutionen. Wie oben gezeigt, wirkt jede Bildungsinstitution diskriminierend. Er fordert daher eine ähnlich Trennung zwischen Staat und Bildung wie zwischen Staat und Kirche. Illich will den Prozess des Lernens selbst wieder aus dem starren System von Curricula lösen - oder einfach formuliert: Um einen Fernseher zu reparieren, benötige man zwar Kenntnisse in Elektronik, etc. - aber kein Zertifikat irgendeiner Institution. Die Verantwortung zur Initiative wird damit wieder in die Hände des Lernenden übertragen. <ref>p. 7-9</ref> Auch die in an einer Stelle der Vorlesung so bezeichnete "große Bildung" scheint im derzeitigen System eher an ihrer Weitergabe gehindert zu werden. Diese Art von Bildung benötigt - so Illic - für ihr Erlernen einen gleichgesinnten Lernpartner, ein Erfolg stelle sich nur im gegenseitigen Diskurs ein - in der Welt der Schulklassen und Curricula scheint dies eine Antithese zu sein.<ref>p. 10-11</ref> 40 Jahre nach erscheinen des Buches lässt sich dazu sagen: In Zeiten, in denen die technischen Möglichkeiten (als auch deren Umsetzung: MOOCs, etc.) zu diesen alternativen Formen von Bildungserwerb bereits gegeben sind, haben diese neuen Vermittlungsformen gegen die klassische, institutionalisierten Form - vor allem was ihre ökonomische Verwertbarkeit anbelangt - einen schweren Stand. Zur Aktualisierung des Themas, wie in der Vorlesung erwähnt: http://www.tonybates.ca/2012/03/03/more-reflections-on-moocs-and-mitx/ | ||
+ | === Phänomenologie der Schule === | ||
+ | In diesem Kapitel will Illich der Frage nachgehen, was der Begriff "Schule" überhaupt meint. Zu diesem Zweck definiert er Schule als "age-specific, teacher related process requiring full-time attendance at an obligatory curriculum." Eine erste Kritik widmet sich dem "age-specific" dieser Definition: Die Kindheit - die traditionell als das beste Alter zur Schulbildung gilt - ist eine Schöpfung des "pädagogischen 18. Jahrhunderts" und die "Kindheit" der breiten Bevölkerung sei durch die beginnende kapitalistische Industrialisierung erst möglich gemacht worden. Gäbe es nun die Institution Schule aufgrund der im ersten Kapitel artikulierten Forderung nicht mehr, so müsste auch die Kategorie "Kindheit" aufgegeben werden. Mit der Kategorie der Kindheit schwinde in weiterer Folge auch die Autorität des Lehrers. Die Lehrer (des institutionalisierten Systems) seien aber ohnehin verzichtbar: "We have all learned most of what we know outside school."<ref>p. 14</ref> Wenn es noch eine Funktion des Lehrers im derzeitigen Bildungssystem gebe, dann die des "weltlichen Priesters": Der Lehrer übernimmt die Erziehung der Kinder im Sinne einer "Verteilung" von Dogmen. Er bringt ihnen die Regeln der Gesellschaft bei und verbietet ihnen gleichzeitig selbst darüber eine Meinung zu bilden. Natürlich könne dies nur funktionieren (und gewollt sein), wenn wir dem zu bearbeitenden Individuum den ihn vom erwachsenen Menschen unterscheidenden Status des Kindes zuschreiben. | ||
+ | === Ritualisierung des Fortschritts === | ||
+ | Illich richtet seine Argumentation nun in Richtung der Universitäten. Der akademische Grad, den ein Absolvent einer Universität nach Abschluss (d.h. nach staatlich festgelegter Dauer, etc.) prunkvoll vor seinem Namen führen darf, ist letztendlich ein Zertifikat für ökonomischen Wohlstand. Die erreichte "Bildung" determiniert seit den 70er Jahren - mit der Ausbreitung der "freien Aufstiegschancen für alle" - nun wesentlich das Konsumverhalten der Akademiker; diese Entwicklung bestimmt nun (großteils) auch die Motivation zum institutionalisierten Studium: Sie diene offensichtlich dem sozioökonomischen Aufstieg. "Students see their studies as the investment with the highest monetary return, and nations see them as a key factor in development." <ref>p. 17. Dieser Effekt wirkte sich in der (pseudo-)meritokratischen Sowjetunion noch stärker aus als in den USA.</ref> Das Bildungswesen übernimmt also eine wesentlich andere Funktion, als allgemein angenommen: Es schafft einen Mythos von "Bildung" und institutionalisiert ihn. Es schafft einen Kanon von Werten, der immer wieder unhinterfragt reproduziert wird. Zentrale Eigenschaft dieser Werte sei dabei ihre Quantifizierbarkeit: Das verschulte Individuum messe seinen persönlichen Wachstum - Illichs vorläufige Definition von Bildung - an einer institutionell festgelegten Skala. Die Konsequenz dieses fetischisierten Positivismus in der Bildung: Die Menschen ließen sich - da in der Schule gelernt - fortan überall in quantifizierbare Kategorien drängen. Der Wohlstand eines Staates wird mittels Verbraucherindex bestimmt, etc. Weiters können die marktwirtschaftlichen Prinzipien so leichter auf die Bildung übergreifen, denn der Schüler (als Verbraucher) kann das ihm vorgegebene Curriculum (dessen Inhalt auch perfekt an die "Nachfrage" der wirtschaftlichen Realität angepasst ist) genauso konsumieren wie jedes andere Produkt auch. Bildung verkommt zur Handelsware - und was gehandelt wird, bestimmt die Institution "Schule". | ||
+ | |||
+ | Gefängnisse, Militär, Schule: Die Staaten der westlichen Welt würden Unsummen für den Erhalt dieser Institutionen aufbringen, obwohl deren Wirksamkeit bezweifelt werden kann. Aber diese Institutionen haben - für die kapitalistische Gesellschaft - ohnehin einen zweiten, verborgenen Effekt: Das Heer an Lehrern, Gefängniswächtern, Soldaten, usf. wird staatlich finanziert, um diese Bevölkerungsgruppen mit den nötigen Mitteln für den Konsum auszustatten. Die Gesellschaft lebe so nach der in der Schule eingeübten Ideologie: Je mehr Konsum, um so besser (analog zu: je mehr (quantifizierbare) Bildung, desto besser). | ||
+ | Von allen Institutionen (Familie, Militär, etc.) die das Individuum im Lauf seines Lebens beeinflussen, zeigt die Schule aberdie größe Wirkung, denn die Schule selbst ist es, die in Anspruch nimmt, das kritische Urteilsvermögen eines Individuums zu schärfen - und dabei versagt. Illich sieht folglich in einem Umsturz der Institution Schule den ersten Schritt in ein neue Gesellschaft, die er vor allem als frei vom steten Drang nach Konsumption sieht. Die Abschaffung der staatlich organisierten Bildung stelle so die Grundlage für eine "Befreiung" des Menschen dar, nur durch diesen Schritt könne man die aktuelle Wirtschaftsordnung durchbrechen. | ||
+ | === Ein Spektrum der Institutionen === | ||
+ | Illich will nun die politischen Attribute "links" oder "rechts", die ursprünglich für die Kennzeichnung von Menschen und deren Ideologie verwendet wurden, auf das weite Feld der Institutionen übertragen. Er bezeichnet dabei jene Institutionen, deren zentrales Merkmal die Manipulation ist, als rechts. Tendenziell linke Institutionen hingegen benötigen keinerlei manipulative Tätigkeit, um Verbraucher von der Konsumption ihrer Produkte zu überzeugen - Kläranlagen, Trinkwasserversorgung, Parks, etc. In der Grauzone dazwischen liegen die vielen Formen von Unternehmen und Institutionen, deren Tätigkeit beide Seiten in sich vereinigt. Zu erwähnen seien dabei auch etwa Unternehmen, die Bedürfnisse erzeugen, die die ganze Gesellschaft mit ihrer Ideologie infizieren - und deren Ermöglichungsbedingungen vom Staat finanziert werden. Illich bringt hier das (etwas gewagte) Beispiel vom Fernstraßennetz: Autokonzerne schaffen das Bedürfnis von individueller Mobilität, der Staat finanziert die dafür notwendigen Verkehrswege - und um in weiterer Folge an der Konsumption des öffentlichen Gutes 'Fernstraße' partizipieren zu können, ist ein Auto unerlässlich. Ähnlich verhalte es sich hier bei der Schule. Nur um an der Gesellschaft - so wie es die allgemeinen verschulten Werte fordern - partizipieren zu können, ist der Besuch der institutionellen Einrichtung Schule unerlässlich. Zur individuellen Mobilität wird kein Mensch gesetzlich gezwungen - sehr wohl aber zum Schulbesuch. Die Institution Schule stelle so den äußersten rechten Rand des institutionellen Spektrums dar. Die Diskussion um die optimale Bildungsinstitution stehe vor so allem unter der Prämisse der Schaffung einer perfekten arbeitsteiligen Gesellschaft, deren oberstes Ziel das Wirtschaftswachstum sei. Folge dieses Glaubenssatzes sei, dass ein jugendlicher Mensch, der seine Bildung autodidaktisch erworben hat, einen gravierenden Mangel besitze: Es fehle ihm an dem nötigen Maß an Schule, d.h aus Sicht der Gesellschaft fehle es ihm an ökonomisch exploitierbarer Bildung. | ||
+ | === Learning Webs === | ||
+ | Illich kommt nun auf potentielle Lösungen zu sprechen, die die Gesellschaft aus ihrem bildungspolitischen Dilemma befreien könnten. Vorweg führt Illich mehrere Argumente dafür an, dass eine Änderung des politischen oder wirtschaftlichen Systems nicht automatisch eine Änderung des Bildungssystems nach sich ziehe. Ob Faschismus, Demokratie oder Sozialismus - die Schulen gleichen sich in jeder konventionellen Gesellschaftsordnung. Die Entschulung der Gesellschaft sei folglich für eine wirkliche Veränderung der Gesellschaft notwendig. M.a.W.: Eine tatsächliche Veränderung funktioniere nur, nachdem der Ort der Reproduktion von Ideologie zerstört werde. | ||
+ | |||
+ | Die Anforderungen an dieses neue Schulsystem sind (im Vergleich zu den Aufwendungen für das derzeitige Schulsystem) nicht groß: "it should provide all who want to learn with access to available resources at any time in their lives; empower all who want to share what they know to find those who want to learn it from them; and, finally, furnish all who want to present an issue to the public with the opportunity to make their challenge known." <ref>S. 33 </ref> Hierbei meint Illich jedoch nicht nur die Bereitstellung von Information (in mittlerweile ohnehin auch verfügbarer digitaler Form), sondern er proklamiert auch ein Recht auf den praktisch-lernenden Umgang mit Dingen des Lebens, die zu diesem Zweck aus der jeweiligen Produktion herausgenommen und als öffentlich zugängliche "Lehrmittel" dienen sollen. Um dies umzusetzen fordert er auch die Offenheit (im Sinne des "frei" in Freier Software) im Herstellungprozess aller technisch anspruchsvollen Güter - Radios, Autos, Maschinen, etc. Zur Erreichung dieser Ziele schweben Illich (digital mittlerweile leicht zu realisierende) Netzwerke vor, in denen die Interessierten sich austauschen, mittels denen sich Schüler sich ihre "Lehrmeister" selbst aussuchen, in denen die Allokation von Bildung wie am "freien Markt" funktioniert. | ||
+ | === Rebirth of Epimethean Man === | ||
+ | Illich beendet seine Ausführungen mit einer Kritik am von den Institutionen so suggerierten Bedürfnis nach neuen Bedürfnissen - er formuliert dies recht pathetisch: "A world of ever-rising demands is not just evil-it can be spoken of only as Hell." Das Leben in einer modernen Großstadt wirke wie auf dem Reißbrett geplant: Für jedes Phänomen, das dem Menschen in dieser Lebenswelt begegnet, scheint es eine Institution zu geben, die dieses Phänomen bestimmt. Der Mensch, so Illich, komme unter diesem Eindruck zum Schluss, für jedes in der menschlichen Vorstellungskraft liegende Bedürfnis könne durch irgendeine allmächtig erscheinende Institution (als sich verselbstständigender Zusammenschluss mehrerer Individuen, die ihrerseits ihrer Institution als hörige Werkzeug dienen) befriedigen. Die Welt sei zu einer durch und durch geplanten Welt geworden - und die Schule sei jene Institution, die den Menschen für diese Welt zurechtschleift. | ||
+ | === Verweise === | ||
+ | <references></references> | ||
+ | |||
+ | --[[Benutzer:Michra|Michra]] ([[Benutzer Diskussion:Michra|Diskussion]]) 15:40, 29. Jan. 2015 (CET) |
Aktuelle Version vom 29. Januar 2015, 15:44 Uhr
<root> <div class="toc"> Bildung und Datenbanken (Vorlesung Hrachovec, WS 2014)
<br /> </div></root>
Inhaltsverzeichnis
Alfred North Whitehead – The aims of education
http://www.anthonyflood.com/whiteheadeducation.htm (deutsche Version in: A. N. Whitehead - Die Ziele von Erziehung und Bildung und andere Essays; Suhrkamp; Frankfurt a. M.; 2012) - Hervorhebungen: Euphon
Culture is activity of thought, and receptiveness to beauty and humane feeling. Scraps of information have nothing to do with it. A merely well-informed man is the most useless bore on God’s earth.
What we should aim at producing is men who possess both culture and expert knowledge in some special direction. Their expert knowledge will give them the ground to start from, and their culture will lead them as deep as philosophy and as high as art.
We have to remember that the valuable intellectual development is self-development, and that it mostly takes place between the ages of sixteen and thirty. As to training, the most important part is given by mothers before the age of twelve. A saying due to Archbishop Temple illustrates my meaning. Surprise was expressed at the success in after-life of a man, who as a boy at Rugby had been somewhat undistin-guished. He answered, “It is not what they are at eighteen, it is what they become afterwards that matters.”
In training a child to activity of thought, above all things we must beware of what I will call “inert ideas”—that is to say, ideas that are merely received into the mind without being utilised, or tested, or thrown into fresh combinations.
In the history of education, the most striking phenomenon is that schools of learning, which at one epoch are alive with a ferment of genius, in a succeeding generation exhibit merely pedantry and routine. The reason is, that they are overladen with inert ideas.
Education with inert ideas is not only useless: it is, above all things, harmful—Corruptio optimi, pessima.
Except at rare intervals of intellectual ferment, education in the past has been radically infected with inert ideas. That is the reason why uneducated clever women, who have seen much of the world, are in middle life so much the most cultured part of the community. They have been saved from this horrible burden of inert ideas. Every intellectual revolution which has ever stirred humanity into greatness has been a passionate protest against inert ideas. Then, alas, with pathetic ignorance of human psychology, it has proceeded by some educational scheme to bind humanity afresh with inert ideas of its own fashioning.
Let us now ask how in our system of education we are to guard against this mental dry rot. We enunciate two educational commandments,
“Do not teach too many subjects,” and again, “What you teach, teach thoroughly.”
The result of teaching small parts of a large number of subjects is the passive reception of disconnected ideas, not illumined with any spark of vitality.
Let the main ideas which are introduced into a child’s education be few and important, and let them be thrown into every combination possible. The child should make them his own, and should understand their application here and now in the circumstances of his actual life.
From the very beginning of his education, the child should experience the joy of discovery. The discovery which he has to make, is that general ideas give an understanding of that stream of events which pours through his life, which is his life. By understanding I mean more than a mere logical analysis, though that is included.
I mean “understanding’ in the sense in which it is used in the French proverb, “To understand all, is to forgive all.”
Pedants sneer at an education which is useful. But if education is not useful, what is it? Is it a talent, to be hidden away in a napkin? Of course, education should be useful, whatever your aim in life. It was useful to Saint Augustine and it was useful to Napoleon. It is useful, because understanding is useful.
I pass lightly over that understanding which should be given by the literary side of education. Nor do I wish to be supposed to pronounce on the relative merits of a classical or a modern curriculum. I would only remark that the understanding which we want is an understanding of an insistent present. The only use of a knowledge of the past is to equip us for the present. No more deadly harm can be done to young minds than by depreciation of the present. The present contains all that there is. It is holy ground; for it is the past, and it is the future. At the same time it must be observed that an age is no less past if it existed two hundred years ago than if it existed two thousand years ago. Do not be deceived by the pedantry of dates. The ages of Shakespeare and of Molière are no less past than are the ages of Sophocles and of Virgil. The communion of saints is a great and inspiring assemblage, but it has only one possible hall of meeting, and that is, the present, and the mere lapse of time through which any particular group of saints must travel to reach that meeting-place, makes very little difference.
Passing now to the scientific and logical side of education, we remember that here also ideas which are not utilised are positively harmful.
By utilising an idea, I mean relating it to that stream, compounded of sense perceptions, feelings, hopes, desires, and of mental activities adjusting thought to thought, which forms our life.
I can imagine a set of beings which might fortify their souls by passively reviewing disconnected ideas. Humanity is not built that way except perhaps some editors of newspapers.
In scientific training, the first thing to do with an idea is to prove it. But allow me for one moment to extend the meaning of “prove”; I mean—to prove its worth. Now an idea is not worth much unless the propositions in which it is embodied are true. Accordingly an essential part of the proof of an idea is the proof, either by experiment or by logic, of the truth of the propositions. But it is not essential that this proof of the truth should constitute the first introduction to the idea. After all, its assertion by the authority of respectable teachers is sufficient evidence to begin with.
In our first contact with a set of propositions, we commence by appreciating their importance. That is what we all do in after-life. We do not attempt, in the strict sense, to prove or to disprove anything, unless its importance makes it worthy of that honour. These two processes of proof, in the narrow sense, and of appreciation, do not require a rigid separation in time. Both can be proceeded with nearly concurrently. But in so far as either process must have the priority, it should be that of appreciation by use.
Furthermore, we should not endeavour to use propositions in isolation. Emphatically I do not mean, a neat little set of experiments to illustrate Proposition I and then the proof of Proposition I, a neat little set of experiments to illustrate Proposition II and then the proof of Proposition II, and so on to the end of the book. Nothing could be more boring.
Interrelated truths are utilised en bloc, and the various propositions are employed in any order, and with any reiteration.
Choose some important applications of your theoretical subject; and study them concurrently with the systematic theoretical exposition. Keep the theoretical exposition short and simple, but let it be strict and rigid so far as it goes. It should not be too long for it to be easily known with thoroughness and accuracy. The consequences of a plethora of half-digested theoretical knowledge are deplorable. Also the theory should not be muddled up with the practice. The child should have no doubt when it is proving and when it is utilising.
My point is that what is proved should be utilised, and that what is utilised should—so far, as is practicable—be proved. I am far from asserting that proof and utilisation are the same thing.
At this point of my discourse, I can most directly carry forward my argument in the outward form of a digression. We are only just realising that the art and science of education require a genius and a study of their own; and that this genius and this science are more than a bare knowledge of some branch of science or of literature. This truth was partially perceived in the past generation; and headmasters, somewhat crudely, were apt to supersede learning in their colleagues by requiring left-hand bowling and a taste for football. But culture is more than cricket, and more than football, and more than extent of knowledge.
Education is the acquisition of the art of the utilisation of knowledge.
This is an art very difficult to impart. Whenever a textbook is written of real educational worth, you may be quite certain that some reviewer will say that it will be difficult to teach from it. Of course it will be difficult to teach from it. If it were easy, the book ought to be burned; for it cannot be educational. In education, as elsewhere, the broad primrose path leads to a nasty place. This evil path is represented by a book or a set of lectures which will practically enable the student to learn by heart all the questions likely to be asked at the next external examination. And I may say in passing that no educational system is possible unless every question directly asked of a pupil at any examination is either framed or modified by the actual teacher of that pupil in that subject. The external assessor may report on the curriculum or on the performance of the pupils, but never should be allowed to ask the pupil a question which has not been strictly supervised by the actual teacher, or at least inspired by a long conference with him. There are a few exceptions to this rule, but they are exceptions, and could easily be allowed for under the general rule.
We now return to my previous point,
that theoretical ideas should always find important applications within the pupil’s curriculum. This is not an easy doctrine to apply, but a very hard one. It contains within itself the problem of keeping knowledge alive, of preventing it from becoming inert, which is the central problem of all education.
The best procedure will depend on several factors, none of which can be neglected, namely, the genius of the teacher, the intellectual type of the pupils, their prospects in life, the opportunities offered by the immediate surroundings of the school and allied factors of this sort. It is for this reason that the uniform external examination is so deadly. We do not denounce it because we are cranks, and like denouncing established things. We are not so childish. Also, of course, such examinations have their use in testing slackness. Our reason of dislike is very definite and very practical. It kills the best part of culture.
When you analyse in the light of experience the central task of education, you find that its successful accomplishment depends on a delicate adjustment of many variable factors. The reason is that we are dealing with human minds, and not with dead matter. The evocation of curiosity, of judgment, of the power of mastering a complicated tangle of circumstances, the use of theory in giving foresight in special cases all these powers are not to be imparted by a set rule embodied in one schedule of examination subjects.
I appeal to you, as practical teachers. With good discipline, it is always possible to pump into the minds of a class a certain quantity of inert knowledge. You take a text-book and make them learn it. So far, so good. The child then knows how to solve a quadratic equation. But what is the point of teaching a child to solve a quadratic equation? There is a traditional answer to this question. It runs thus: The mind is an instrument, you first sharpen it, and then use it; the acquisition of the power of solving a quadratic equation is part of the process of sharpening the mind. Now there is just enough truth in this answer to have made it live through the ages. But for all its half-truth, it embodies a radical error which bids fair to stifle the genius of the modern world. I do not know who was first responsible for this analogy of the mind to a dead instrument. For aught I know, it may have been one of the seven wise men of Greece, or a committee of the whole lot of them. Whoever was the originator, there can be no doubt of the authority which it has acquired by the continuous approval bestowed upon it by eminent persons. But whatever its weight of authority, whatever the high approval which it can quote, I have no hesitation in denouncing it as one of the most fatal, erroneous, and dangerous conceptions ever introduced into the theory of education.
The mind is never passive; it is a perpetual activity, delicate, receptive, responsive to stimulus. You cannot postpone its life until you have sharpened it. Whatever interest attaches to your subject-matter must be evoked here and now; whatever powers you are strengthening in the pupil, must be exercised here and now; whatever possibilities of mental life your teaching should impart, must be exhibited here and now. That is the golden rule of education, and a very difficult rule to follow.
The difficulty is just this: the apprehension of general ideas, intellectual habits of mind, and pleasurable interest in mental achievement can be evoked by no form of words, however accurately adjusted. All practical teachers know that education is a patient process of the mastery of details, minute by minute, hour by hour, day by day.
There is no royal road to learning through an airy path of brilliant generalizations. There is a proverb about the difficulty of seeing the wood because of the trees. That difficulty is exactly the point which I am enforcing. The problem of education is to make the pupil see the wood by means of the trees.
The solution which I am urging, is to eradicate the fatal disconnection of subjects which kills the vitality of our modern curriculum.
There is only one subject-matter for education, and that is Life in all its manifestations.
Instead of this single unity, we offer children -- Algebra, from which nothing follows; Geometry, from which nothing follows; Science, from which nothing follows; History, from which nothing follows; a Couple of Languages, never mastered; and lastly, most dreary of all, Literature, represented by plays of Shakespeare, with philological notes and short analyses of plot and character to be in substance committed to memory. Can such a list be said to represent Life, as it is known in the midst of the living of it? The best that can be said of it is, that it is a rapid table of contents which a deity might run over in his mind while he was thinking of creating a world, and has not yet determined how to put it together.
Let us now return to quadratic equations. We still have on hand the unanswered question. Why should children be taught their solution? Unless quadratic equations fit into a connected curriculum, of course there is no reason to teach anything about them. Furthermore, extensive as should be the place of mathematics in a complete culture, I am a little doubtful whether for many types of boys algebraic solutions of quadratic equations do not lie on the specialist side of mathematics. I may here remind you that as yet I have not said anything of the psychology or the content of the specialism, which is so necessary a part of an ideal education. But all that is an evasion of our real question, and I merely state it in order to avoid being misunderstood in my answer.
Quadratic equations are part of algebra, and algebra is the intellectual instrument which has been created for rendering clear the quantitative aspects of the world. There is no getting out of it. Through and through the world is infected with quantity. To talk sense, is to talk in quantities.
It is no use saying that the nation is large, — How large? It is no use saying that radium is scarce, — How scarce? You cannot evade quantity. You may fly to poetry and to music, and quantity and number will face you in your rhythms and your octaves. Elegant intellects which despise the theory of quantity, are but half developed. They are more to be pitied than blamed, The scraps of gibberish, which in their school-days were taught to them in the name of algebra, deserve some contempt. This question of the degeneration of algebra into gibberish, both in word and in fact, affords a pathetic instance of the uselessness of reforming educational schedules without a clear conception of the attributes which you wish to evoke in the living minds of the children. A few years ago there was an outcry that school algebra, was in need of reform, but there was a general agreement that graphs would put everything right. So all sorts of things were extruded, and graphs were introduced. So far as I can see, with no sort of idea behind them, but just graphs. Now every examination paper has one or two questions on graphs. Personally I am an enthusiastic adherent of graphs. But I wonder whether as yet we have gained very much.
You cannot put life into any schedule of general education unless you succeed in exhibiting its relation to some essential characteristic of all intelligent or emotional perception.
lt is a hard saying, but it is true; and I do not see how to make it any easier. In making these little formal alterations you are beaten by the very nature of things. You are pitted against too skilful an adversary, who will see to it that the pea is always under the other thimble. Reformation must begin at the other end.
First, you must make up your mind as to those quantitative aspects of the world which are simple enough to be introduced into general education; then a schedule of algebra should be framed which will about find its exemplification in these applications.
We need not fear for our pet graphs, they will be there in plenty when we once begin to treat algebra as a serious means of studying the world. Some of the simplest applications will be found in the quantities which occur in the simplest study of society. The curves of history are more vivid and more informing than the dry catalogues of names and dates which comprise the greater part of that arid school study. What purpose is effected by a catalogue of undistinguished kings and queens? Tom, Dick, or Harry, they are all dead. General resurrections are failures, and are better postponed. The quantitative flux of the forces of modern society is capable of very simple exhibition. Meanwhile, the idea of the variable, of the function, of rate of change, of equations and their solution, of elimination, are being studied as an abstract science for their own sake. Not, of course, in the pompous phrases with which I am alluding to them here, but with that iteration of simple special cases proper to teaching.
If this course be followed. the route from Chaucer to the Black Death, from the Black Death to modern Labour troubles, will connect the tales of the mediaeval pilgrims with the abstract science of algebra, both yielding diverse aspects of that single theme, Life.
I know what most of you are thinking at this point. It is that the exact course which I have sketched out is not the particular one which you would have chosen, or even see how to work. I quite agree. I am not claiming that I could do it myself. But your objection is the precise reason why a common external examination system is fatal to education. The process of exhibiting the applications of knowledge must, for its success, essentially depend on the character of the pupils and the genius of the teacher. Of course I have left out the easiest applications with which most of us are more at home. I mean the quantitative sides of sciences, such as mechanics and physics.
Again, in the same connection we plot the statistics of social phenomena against the time. We then eliminate the time between suitable pairs. We can speculate how far we have exhibited a real causal connection, or how far a mere temporal coincidence. We notice that we might have plotted against the time one set of statistics for one country and another set for another country, and thus, with suitable choice of subjects, have obtained graphs which certainly exhibited mere coincidence. Also other graphs exhibit obvious causal connections. We wonder how to discriminate. And so are drawn on as far as we will.
But in considering this description, I must beg you to remember what I have been insisting on above. In the first place, one train of thought will not suit all groups of children. For example, I should expect that artisan children will want something more concrete and, in a sense, swifter than I have set down here. Perhaps I am wrong, but that is what I should guess. In the second place, I am not contemplating one beautiful lecture stimulating, once and for all, an admiring class. That is not the way in which education proceeds. No; all the time the pupils are hard at work solving examples drawing graphs, and making experiments, until they have a thorough hold on the whole subject. I am describing the interspersed explanations, the directions which should be given to their thoughts.
The pupils have got to be made to feel that they are studying something, and are not merely executing intellectual minuets.
Finally, if you are teaching pupils for some general examination, the problem of sound teaching is greatly complicated. Have you ever noticed the zig-zag moulding round a Norman arch? The ancient work is beautiful, the modern work is hideous. The reason is, that the modern work is done to exact measure, the ancient work is varied according to the idiosyncrasy of the workman. Here it is crowded, and there it is expanded. Now the essence of getting pupils through examinations is to give equal weight to all parts of the schedule. But mankind is naturally specialist. One man sees a whole subject, where another can find only a few detached examples.
I know that it seems contradictory to allow for specialism in a curriculum especially designed for a broad culture. Without contradictions the world would be simpler, and perhaps duller. But I am certain that in education wherever you exclude specialism you destroy life.
We now come to the other great branch of a general mathematical education, namely Geometry. The same principles apply. The theoretical part should be clear-cut, rigid, short, and important. Every proposition not absolutely necessary to exhibit the main connection of ideas should be cut out, but the great fundamental ideas should be all there. No omission of concepts, such as those of Similarity and Proportion. We must remember that, owing to the aid rendered by the visual presence of a figure, Geometry is a field of unequalled excellence for the exercise of the deductive faculties of reasoning. Then, of course, there follows Geometrical Drawing, with its training for the hand and eye.
But, like Algebra, Geometry and Geometrical Drawing must be extended beyond the mere circle of geometrical ideas. In an industrial neighbourhood, machinery and workshop practice form the appropriate extension. For example, in the London Polytechnics this has been achieved with conspicuous success. For many secondary schools I suggest that surveying and maps are the natural applications. In particular, plane-table surveying should lead pupils to a vivid apprehension of the immediate application of geometric truths. Simple drawing apparatus, a surveyor’s chain, and a surveyor’s compass, should enable the pupils to rise from the survey and mensuration of a field to the construction of the map of a small district. The best education is to be found in gaining the utmost information from the simplest apparatus. The provision of elaborate instruments is greatly to be deprecated. To have constructed the map of a small district, to have considered its roads, its contours, its geology, its climate, its relation to other districts, the effects on the status of its inhabitants, will teach more history and geography than any knowledge of Perkin Warbeck or of Behren’s Straits.
I mean not a nebulous lecture on the subject, but a serious investigation in which the real facts are definitely ascertained by the aid of accurate theoretical knowledge. A typical mathematical problem should be: Survey such and such a field, draw a plan of it to such and such a scale, and find the area. It would be quite a good procedure to impart the necessary geometrical propositions without their proofs. Then, concurrently in the same term, the proofs of the propositions would be learnt while the survey was being made.
Fortunately, the specialist side of education presents an easier problem than does the provision of a general culture. For this there are many reasons. One is that many of the principles of procedure to be observed are the same in both cases, and it is unnecessary to recapitulate. Another reason is that specialist training takes place—or should take place—at a more advanced stage of the pupil’s course, and thus there is easier material to work upon.
But undoubtedly the chief reason is that the specialist study is normally a study of peculiar interest to the student. He is studying it because, for some reason, he wants to know it. This makes all the difference. The general culture is designed to foster an activity of mind; the specialist course utilises this activity. But it does not do to lay too much stress on these neat antitheses. As we have already seen, in the general course foci of special interest will arise; and similarly in the special study, the external connections of the subject drag thought outwards.
Again, there is not one course of study which merely gives general cultures and another which gives special knowledge. The subjects pursued for the sake of a general education are special subjects specially studied; and, on the other hand, one of the ways of encouraging general mental activity is to foster a special devotion. You may not divide the seamless coat of learning.
What education has to impart is an intimate sense for the power of ideas, for the beauty of ideas, and for the structure of ideas, together with a particular body of knowledge which has peculiar reference to the life of the being possessing it.
The appreciation of the structure of ideas is that side of a cultured mind which can only grow under the influence of a special study. I mean that eye for the whole chess-board, for the bearing of one set of ideas on another. Nothing but a special study can give any appreciation for the exact formulation of general ideas, for their relations when formulated, for their service in the comprehension of life. A mind so disciplined should be both more abstract and more concrete. It has been trained in the comprehension of abstract thought and in the analysis of facts.
Finally, there should grow the most austere of all mental qualities; I mean the sense for style. It is an aesthetic sense, based on admiration for the direct attainment of a foreseen end, simply and without waste. Style in art, style in literature, style in science, style in logic, style in practical execution have fundamentally the same aesthetic qualities, namely, attainment and restraint. The love of a subject in itself and for itself, where it is not the sleepy pleasure of pacing a mental quarter-deck, is the love of style as manifested in that study.
Here we are brought back to the position from which we started, the utility of education.
Style, in its finest sense, is the last acquirement of the educated mind; it is also the most useful. It pervades the whole being. The administrator with a sense for style hates waste; the engineer with a sense for style economises his material; the artisan with a sense for style prefers good work. Style is the ultimate morality of mind.
But above style, and above knowledge, there is something, a vague shape like fate above the Greek gods. That something is Power. Style is the fashioning of power, the restraining of power. But, after all, the power of attainment of the desired end is fundamental. The first thing is to get there. Do not bother about your style, but solve your problem, justify the ways of God to man, administer your province, or do whatever else is set before you.
Where, then, does style help? In this, with style the end is attained without side issues, without raising undesirable inflammations.
With style you attain your end and nothing but your end. With style the effect of your activity is calculable, and foresight is the last gift of gods to men. With style your power is increased, for your mind is not distracted with irrelevancies, and you are more likely to attain your object. Now style is the exclusive privilege of the expert.
Whoever heard of the style of an amateur painter, of the style of an amateur poet? Style is always the product of specialist study, the peculiar contribution of specialism to culture.
English education in its present phase suffers from a lack of definite aim, and from an external machinery which kills its vitality. Hitherto in this address I have been considering the aims which should govern education. In this respect England halts between two opinions. It has not decided whether to produce amateurs or experts. The profound change in the world which the nineteenth century has produced is that the growth of knowledge has given foresight. The amateur is essentially a man with appreciation and with immense versatility in mastering a given routine. But he lacks the foresight which comes from special knowledge.
The object of this address is to suggest how to produce the expert without loss of the essential virtues of the amateur. The machinery of our secondary education is rigid where it should be yielding, and lax where it should be rigid.
Every school is bound on pain of extinction to train its boys for a small set of definite examinations. No headmaster has a free hand to develop his general education or his specialist studies in accordance with the opportunities of his school, which are created by its staff, its environment, its class of boys, and its endowments. I suggest that no system of external tests which aims primarily at examining individual scholars can result in anything but educational waste.
Primarily it is the schools and not the scholars which should be inspected. Each school should grant its own leaving certificates, based on its own curriculum. The standards of these schools should be sampled and corrected. But the first requisite for educational reform is the school as a unit, with its approved curriculum based on its own needs, and evolved by its own staff. If we fail to secure that, we simply fall from one formalism into another, from one dung hill of inert ideas into another.
In stating that the school is the true educational unit in any national system for the safeguarding of efficiency, I have conceived the alternative system as being the external examination of the individual scholar. But every Scylla is faced by its Charybdis—or, in more homely language, there is a ditch on both sides of the road. It will be equally fatal to education if we fall into the hands of a supervising department which is under the impression that it can divide all schools into two or three rigid categories, each type being forced to adopt a rigid curriculum. When I say that the school is the educational unit, I mean exactly what I say, no larger unit, no smaller unit. Each school must have the claim to be considered in relation to its special circumstances. The classifying of schools for some purposes is necessary. But no absolutely rigid curriculum, not modified by its own staff, should be permissible. Exactly the same principles apply, with the proper modifications, to universities and to technical colleges. When one considers in its length and in its breadth the importance of this question of the education of a nation’s young, the broken lives, the defeated hopes, the national failures, which result from the frivolous inertia with which it is treated, it is difficult to restrain within oneself a savage rage. In the conditions of modern life the rule is absolute, the race which does not value trained intelligence is doomed. Not all your heroism, not all your social charm, not all your wit, not all your victories on land or at sea, can move back the finger of fate. To-day we maintain ourselves. To-morrow science will have moved forward yet one more step, and there will be no appeal from the judgment which will then be pronounced on the uneducated.
We can be content with no less than the old summary of educational ideal which has been current at any time from the dawn of our civilization. The essence of education is that it be religious.
Pray, what is religious education?
A religious education is an education which inculcates duty and reverence. Duty arises from our potential control over the course of events. Where attainable knowledge could have changed the issue, ignorance has the guilt of vice. And the foundation of reverence is this perception, that the present holds within itself the complete sum of existence, backwards and forwards, that whole amplitude of time, which is eternity.
Kurzzusammenfassung:
Ziel von Edukation ist die Hervorbringung von Kultivierung und Expertenwissen, am besten auf dem Weg über „Selbstentwicklung“. Diese Selbstentwicklung wird dann besonders wichtig, nachdem die institutionelle Edukation abgeschlossen ist.
Auf diesen Einstieg folgt, wohl um worin die Wichtigkeit besteht zu zeigen, die Warnung vor „inerten Ideen“, also solchen, die nicht nutzbar gemacht werden. Diese Warnung kann auf Edukation allgemein bezogen verstanden werden, aber auch als Andeutung darauf verstanden werden, was nach einer Edukation herauskommt, die in sich selbst abgeschlossen ist (die nur bis zu dem Edukationsziel hin „weiß“ was passiert, von dem aus sie ihre „Wege“ der Edukation deduziert und danach nur noch „hoffen“ kann): nämlich mit ihren „Ideen“ genügsam lebenden Menschen, die sich auf der Bahn einer fortwährenden Wiederholung letztlich auf ihren Untergang zu bewegen.
Deswegen ist es wichtig, dass „lebendige Ideen“ vermittelt werden, die sich auch nach der Edukationszeit noch weiter (organistisch) „verwirklichen“, in der Existenz halten wollen und über diese Existenz hinausgehen. Das Schlimmste wäre, wenn diejenigen, welche die Gesellschaft für die „Besten hält“ (Bildungselite) nicht solche lebendigen Ideen hätten, die sie ihrerseits in die Gesellschaft einbrächten. Eine Pädagogik, welche die vermittelten „Ideen“ nicht „lebendig“ hält, die also nicht gegenwärtigen Bezug der „Ideen“ zum Leben der Edukanden herstellt, wird sich einem Schema der Pädagogik unterstellen, die notwendigerweise „inerte Ideen“ erzeugt.
Whiteheads Vorschlag einer „lebendigen“ Pädagogik: 1. Nicht zu viele Fächer auf einmal, 2. gründlich lehren. Die wenigen Ideen von den Lernenden in immer neue Kombinationen bringen lassen. Die Edukanden müssen sich die Lerninhalte selbst erarbeiten und diese auf ihr gegenwärtiges Leben anwenden können; das ist die Grundlage für den „Glücksmoment beim Entdecken“, einem „understanding“ das Whitehead mit dem Sprichwort „Alles verstehen heißt alles vergeben“ ausdrückt.
Dass diese Form von Erziehung bloß „nützlich“ (im Sinne von „praktisch gedacht“) ist, stört Whitehead nicht, denn, „was soll eine Edukation sein, wenn nicht nützlich?“. „Nützlich“ meint hier: bezogen auf den gegenwärtigen Moment, der Vergangenheit wie Zukunft enthält; bezogen auf den Strom, der aus Sinneswahrnehmungen, Gefühlen, Hoffnungen, Wünschen und gedanklichen Aktivitäten besteht, in dem der Edukand sich befindet. Auch wenn Whitehead die Möglichkeit nicht ausschließt, dass sich die Edukanden mit „passiven“ (also) „isolierten“ „Ideen“ beschäftigen, so ist das eine Tätigkeit, welche die Bedrohung der „evolutionären Wiederholung auf gleicher Stufe“ für das Menschengeschlecht mit sich bringt.
Nähere Beschreibung der „Ideen“ in Whiteheads Sinn: Diese müssen uns als Problem „auffallen“ und „wichtig“ sein. Es genügt nicht, ein Informationsbit abzuliefern, sondern es muss „Aufmerksamkeit“ spürbar sein; vor allem durch das gleichzeitige Vermitteln von Beweis und Probe. Am Anfang kann der Lehrer durch seine Autorität noch die Richtigkeit vorgeben, aber in weiterer Folge sollten diese beiden Tätigkeiten simultan auftreten. (Beispiel: Karten zeichnen lassen und das Ergebnis im Feldversuch belegen.) Dabei soll der Edukand aber immer wissen, ob er gerade beweist, oder probiert; was bewiesen wird, soll probiert werden, was probiert wird, soll bewiesen werden. - Edukation ist die Hervorbringung der Kunst, sich „Ideen“ nützlich zu machen.
Diese Hervorbringungsleistung verlangt der Erzieherin viel ab, denn der Geist des Edukanden ist „lebendig“. Sie kann den Edukanden nicht darauf vorbereiten, seine geistige „Lebendigkeit“ einzusetzen, da sein Geist lange vor der institutionellen Erziehungssituation bereits „lebendig“ war. Die Erzieherin muss Stimuli setzen, grob gesagt: dran bleiben. - Gleichnis: Gibt man einem Kleinkind nur quaderförmige verschiedenfärbige Bauklötze zum Spielen, dann „weiß“ man mit ziemlicher Sicherheit, dass es in dem Moment „rot“ und „eckig“ lernt. Aber man weiß nie wirklich woran ein Kleinkind gerade lernt, eben nur, wenn man die Möglichkeiten dermaßen einschränkt, dass nur „rot“ und „eckig“ übrig bleibt. Das funktioniert nach Whitehead nicht, da man zwar vorgeben kann, woran gerade was gelernt werden soll, aber man weiß nicht wie und dementsprechend was und woran ein Kind gerade lernt, wenn dieses Lernen „lebendig“ sein soll und muss deswegen viele Möglichkeiten annehmen, die der „lebendige Geist“ nutzen kann. Setzt man das Kleinkind in einen Wald, dann wird es entweder das Grün eines Blattes sehen, oder die Viskosität eines Pilzes fühlen oder eine Ameise verfolgen, die ihrer Beschäftigung nachgeht. Die Erzieherin weiß nicht, woran das Kleinkind gerade was lernt, sie muss nur immer da sein, wenn es das tut. Solange, bis das Kind „den Wald anhand der Bäume erkannt hat“.
Kultiviertheit/Expertenwissen: Es gibt nicht verschiedene Fächer, in denen Kultiviertheit oder Expertenwissen vermittelt wird; „Können“ (Analyse) führt zu „Wollen“ (Erweiterung) und vice versa. „Stil“ ist, wenn Kultiviertheit und Expertenwissen dergestalt in Einklang sind, dass „Aufmerksamkeit“ und „Wirtschaftlichkeit“ (im Sinne von Effizienz im Umgang mit den Mitteln zur Erreichung) eine „ästhetische“ Intuition für die „Lebendigkeit der Ideen“ bilden; „Stil“ ist die „höchste Moralität des Geistes“. „Moralität“ passt hier deswegen, weil „Stil“ mit „Verwirklichung“ eines zu erreichenden Ziels zu tun hat. Leider erreichen nach Whitehead diesen „Stil“ nur wenige.
Wenn dieser „Stil“ erreicht werden soll, dann muss es Institutionen geben, die ihn herbeiführen helfen. Im Sinne der bereits erwähnten „lebendigen Ideen“, die dafür, dass sie, auch nach der Edukation, lebendig bleiben, einen Bezug zur gegenwärtigen „lebendigen Welt“ aufweisen müssen, sollen Edukationsinsitutionen relativ autonom handeln können (Es gibt verschiedenste „Wälder“.). Zwar soll die Einteilung der Art der Edukation, die vermittelt werden soll, vorgegeben und die Edukationsinstitution als Einheit bewertet werden, aber diese selbst entwirft ein Curriculum, das ihren Bedürfnissen entspricht und bestimmt unter freier Mitsprache der Akteure innerhalb dieser Einheit die institutionelle Struktur.
Im letzten Absatz des Textes wird erst das Motto der Edukationsschrift von Whitehead vorgestellt: die Erziehung müsse „religiös“ sein; Whitehead spricht von „duty“ und von „reverence“.
Euphon (Diskussion) 23:27, 19. Jan. 2015 (CET)
Ivan Illich - Deschooling Society
Im Folgenden handelt es sich um eine Darstellung der Argumentation von: Illich, Ivan. Deschooling Society (1971). Online: http://www.davidtinapple.com/illich/1970_deschooling.html
Warum wir die Schule abschaffen müssen
Zentraler Gegenstand seines Essays ist die kritische Reflexion der in der westlichen Welt fast schon "naturgegebenen" Annahme, dass die institutionalisierte Bildung (Schule) generell unhinterfragt gut sei, und die Ausweitung der Schulpflicht auf die ganze Bevölkerung dementsprechend förderlich sei. Für Illich stellt die Institution Schule aber mehr dar, als nur der unschuldige "Vermittler" von Bildung. Schule sei vor allem der "Vermittler" von Ideologien: Der Schüler inhaltiert vor allem die Werte, welche die Institution Schule vermittelt. Die oberste Prämisse scheint dabei zu sein: Je mehr Inhalte, je mehr Ressourcen, je mehr "Bildung" in den (Nürnberger)-Trichter gestopft wird, desto besser sei das Ergebnis. Es folgt die Vorstellung, je mehr Behandlung der Staat seinen Schüler zukommen lässt, desto besser sei die Bildung im Allgemeinen. Das Bildungswesen münde foglich in einen Exzess. Von dieser ersten Kritik an der Institutionierung der Bildung schließt Illich auch auf eine Kritik des ganzen Staates. Das Argument mutet hier auf den ersten Blick liberalistisch an: Je mehr Bereiche (Gesundheit, Militär, etc.) der Staat institutionalisiert, desto mehr schreitet auch eine Institutionalisierung von Werten voran. Im Umkehrschluss fordert Illich also eine Deinstitutionalisierung von Bildung - was für ihn auch in eine Deinstitutionalisierung der Gesellschaft mündet. Diese "Entschulung" der Gesellschaft ist das Anliegen dieses Buches.[1]
Dieser Prozess der Institutionalisierung von Bildung schaffe auch eine Modernisierung der Armut. Der bürokratische Staat bestimme mittels seiner Institutionen nämlich das, was als Ideal zu gelten hat. Wenn er die Bedingungen, um diesem Ideal zu entsprechen so bestimmt, dass ein bestimmter Teil der Gesellschaft davon ausgeschlossen wird, so entstehe Armut - bzw. so wird Armut konserviert. Illich führt mehrere Beispiele an, in denen ersichtlich wird, wie die staatliche Fürsorge den Armen in ihrer Existenz als gesellschaftliche Mangelwesen nicht zu einer Besserung ihrer Situation verhilft. Ähnlich zeige sich dieses Phänomen auch im Bildungswesen: Als die US-Regierung 1965 bis 1968 mehr als 3 Mrd. Dollar für die (rein schulische/institutionalisierte) Förderung der Kinder (in Form von längeren Unterrichtszeiten, etc.) aus den ärmeren Schichten ausgab, hatte dies auf jene Kinder fast keinen Effekt. Gravierender sei dies in den ärmeren Ländern selbst: Sie kopieren die Institutionen der "fortschrittlicheren" Wohlfahrtsstaaten samt allgemeiner Verpflichtung zum mehrjährigen Schulbesuch - können diesen Anspruch aber nur für wenige gewährleisten. Illich schlägt einen anderen Ansatz vor: Durch ein System von Stipendien, die nur dem förderwürdigen Individuum selbst zukommen, seien gleiche Bildungsmöglichkeiten gewährleistet. Durch finanzielle Unterstützung der Institutionen käme es nur zu einer weiteren Diskriminierung der Armen. [2]
Aber Illich will ja ohnehin mehr: Die komplette (verfassungsmäßige) Abschaffung der Bildungsinstitutionen. Wie oben gezeigt, wirkt jede Bildungsinstitution diskriminierend. Er fordert daher eine ähnlich Trennung zwischen Staat und Bildung wie zwischen Staat und Kirche. Illich will den Prozess des Lernens selbst wieder aus dem starren System von Curricula lösen - oder einfach formuliert: Um einen Fernseher zu reparieren, benötige man zwar Kenntnisse in Elektronik, etc. - aber kein Zertifikat irgendeiner Institution. Die Verantwortung zur Initiative wird damit wieder in die Hände des Lernenden übertragen. [3] Auch die in an einer Stelle der Vorlesung so bezeichnete "große Bildung" scheint im derzeitigen System eher an ihrer Weitergabe gehindert zu werden. Diese Art von Bildung benötigt - so Illic - für ihr Erlernen einen gleichgesinnten Lernpartner, ein Erfolg stelle sich nur im gegenseitigen Diskurs ein - in der Welt der Schulklassen und Curricula scheint dies eine Antithese zu sein.[4] 40 Jahre nach erscheinen des Buches lässt sich dazu sagen: In Zeiten, in denen die technischen Möglichkeiten (als auch deren Umsetzung: MOOCs, etc.) zu diesen alternativen Formen von Bildungserwerb bereits gegeben sind, haben diese neuen Vermittlungsformen gegen die klassische, institutionalisierten Form - vor allem was ihre ökonomische Verwertbarkeit anbelangt - einen schweren Stand. Zur Aktualisierung des Themas, wie in der Vorlesung erwähnt: http://www.tonybates.ca/2012/03/03/more-reflections-on-moocs-and-mitx/
Phänomenologie der Schule
In diesem Kapitel will Illich der Frage nachgehen, was der Begriff "Schule" überhaupt meint. Zu diesem Zweck definiert er Schule als "age-specific, teacher related process requiring full-time attendance at an obligatory curriculum." Eine erste Kritik widmet sich dem "age-specific" dieser Definition: Die Kindheit - die traditionell als das beste Alter zur Schulbildung gilt - ist eine Schöpfung des "pädagogischen 18. Jahrhunderts" und die "Kindheit" der breiten Bevölkerung sei durch die beginnende kapitalistische Industrialisierung erst möglich gemacht worden. Gäbe es nun die Institution Schule aufgrund der im ersten Kapitel artikulierten Forderung nicht mehr, so müsste auch die Kategorie "Kindheit" aufgegeben werden. Mit der Kategorie der Kindheit schwinde in weiterer Folge auch die Autorität des Lehrers. Die Lehrer (des institutionalisierten Systems) seien aber ohnehin verzichtbar: "We have all learned most of what we know outside school."[5] Wenn es noch eine Funktion des Lehrers im derzeitigen Bildungssystem gebe, dann die des "weltlichen Priesters": Der Lehrer übernimmt die Erziehung der Kinder im Sinne einer "Verteilung" von Dogmen. Er bringt ihnen die Regeln der Gesellschaft bei und verbietet ihnen gleichzeitig selbst darüber eine Meinung zu bilden. Natürlich könne dies nur funktionieren (und gewollt sein), wenn wir dem zu bearbeitenden Individuum den ihn vom erwachsenen Menschen unterscheidenden Status des Kindes zuschreiben.
Ritualisierung des Fortschritts
Illich richtet seine Argumentation nun in Richtung der Universitäten. Der akademische Grad, den ein Absolvent einer Universität nach Abschluss (d.h. nach staatlich festgelegter Dauer, etc.) prunkvoll vor seinem Namen führen darf, ist letztendlich ein Zertifikat für ökonomischen Wohlstand. Die erreichte "Bildung" determiniert seit den 70er Jahren - mit der Ausbreitung der "freien Aufstiegschancen für alle" - nun wesentlich das Konsumverhalten der Akademiker; diese Entwicklung bestimmt nun (großteils) auch die Motivation zum institutionalisierten Studium: Sie diene offensichtlich dem sozioökonomischen Aufstieg. "Students see their studies as the investment with the highest monetary return, and nations see them as a key factor in development." [6] Das Bildungswesen übernimmt also eine wesentlich andere Funktion, als allgemein angenommen: Es schafft einen Mythos von "Bildung" und institutionalisiert ihn. Es schafft einen Kanon von Werten, der immer wieder unhinterfragt reproduziert wird. Zentrale Eigenschaft dieser Werte sei dabei ihre Quantifizierbarkeit: Das verschulte Individuum messe seinen persönlichen Wachstum - Illichs vorläufige Definition von Bildung - an einer institutionell festgelegten Skala. Die Konsequenz dieses fetischisierten Positivismus in der Bildung: Die Menschen ließen sich - da in der Schule gelernt - fortan überall in quantifizierbare Kategorien drängen. Der Wohlstand eines Staates wird mittels Verbraucherindex bestimmt, etc. Weiters können die marktwirtschaftlichen Prinzipien so leichter auf die Bildung übergreifen, denn der Schüler (als Verbraucher) kann das ihm vorgegebene Curriculum (dessen Inhalt auch perfekt an die "Nachfrage" der wirtschaftlichen Realität angepasst ist) genauso konsumieren wie jedes andere Produkt auch. Bildung verkommt zur Handelsware - und was gehandelt wird, bestimmt die Institution "Schule".
Gefängnisse, Militär, Schule: Die Staaten der westlichen Welt würden Unsummen für den Erhalt dieser Institutionen aufbringen, obwohl deren Wirksamkeit bezweifelt werden kann. Aber diese Institutionen haben - für die kapitalistische Gesellschaft - ohnehin einen zweiten, verborgenen Effekt: Das Heer an Lehrern, Gefängniswächtern, Soldaten, usf. wird staatlich finanziert, um diese Bevölkerungsgruppen mit den nötigen Mitteln für den Konsum auszustatten. Die Gesellschaft lebe so nach der in der Schule eingeübten Ideologie: Je mehr Konsum, um so besser (analog zu: je mehr (quantifizierbare) Bildung, desto besser). Von allen Institutionen (Familie, Militär, etc.) die das Individuum im Lauf seines Lebens beeinflussen, zeigt die Schule aberdie größe Wirkung, denn die Schule selbst ist es, die in Anspruch nimmt, das kritische Urteilsvermögen eines Individuums zu schärfen - und dabei versagt. Illich sieht folglich in einem Umsturz der Institution Schule den ersten Schritt in ein neue Gesellschaft, die er vor allem als frei vom steten Drang nach Konsumption sieht. Die Abschaffung der staatlich organisierten Bildung stelle so die Grundlage für eine "Befreiung" des Menschen dar, nur durch diesen Schritt könne man die aktuelle Wirtschaftsordnung durchbrechen.
Ein Spektrum der Institutionen
Illich will nun die politischen Attribute "links" oder "rechts", die ursprünglich für die Kennzeichnung von Menschen und deren Ideologie verwendet wurden, auf das weite Feld der Institutionen übertragen. Er bezeichnet dabei jene Institutionen, deren zentrales Merkmal die Manipulation ist, als rechts. Tendenziell linke Institutionen hingegen benötigen keinerlei manipulative Tätigkeit, um Verbraucher von der Konsumption ihrer Produkte zu überzeugen - Kläranlagen, Trinkwasserversorgung, Parks, etc. In der Grauzone dazwischen liegen die vielen Formen von Unternehmen und Institutionen, deren Tätigkeit beide Seiten in sich vereinigt. Zu erwähnen seien dabei auch etwa Unternehmen, die Bedürfnisse erzeugen, die die ganze Gesellschaft mit ihrer Ideologie infizieren - und deren Ermöglichungsbedingungen vom Staat finanziert werden. Illich bringt hier das (etwas gewagte) Beispiel vom Fernstraßennetz: Autokonzerne schaffen das Bedürfnis von individueller Mobilität, der Staat finanziert die dafür notwendigen Verkehrswege - und um in weiterer Folge an der Konsumption des öffentlichen Gutes 'Fernstraße' partizipieren zu können, ist ein Auto unerlässlich. Ähnlich verhalte es sich hier bei der Schule. Nur um an der Gesellschaft - so wie es die allgemeinen verschulten Werte fordern - partizipieren zu können, ist der Besuch der institutionellen Einrichtung Schule unerlässlich. Zur individuellen Mobilität wird kein Mensch gesetzlich gezwungen - sehr wohl aber zum Schulbesuch. Die Institution Schule stelle so den äußersten rechten Rand des institutionellen Spektrums dar. Die Diskussion um die optimale Bildungsinstitution stehe vor so allem unter der Prämisse der Schaffung einer perfekten arbeitsteiligen Gesellschaft, deren oberstes Ziel das Wirtschaftswachstum sei. Folge dieses Glaubenssatzes sei, dass ein jugendlicher Mensch, der seine Bildung autodidaktisch erworben hat, einen gravierenden Mangel besitze: Es fehle ihm an dem nötigen Maß an Schule, d.h aus Sicht der Gesellschaft fehle es ihm an ökonomisch exploitierbarer Bildung.
Learning Webs
Illich kommt nun auf potentielle Lösungen zu sprechen, die die Gesellschaft aus ihrem bildungspolitischen Dilemma befreien könnten. Vorweg führt Illich mehrere Argumente dafür an, dass eine Änderung des politischen oder wirtschaftlichen Systems nicht automatisch eine Änderung des Bildungssystems nach sich ziehe. Ob Faschismus, Demokratie oder Sozialismus - die Schulen gleichen sich in jeder konventionellen Gesellschaftsordnung. Die Entschulung der Gesellschaft sei folglich für eine wirkliche Veränderung der Gesellschaft notwendig. M.a.W.: Eine tatsächliche Veränderung funktioniere nur, nachdem der Ort der Reproduktion von Ideologie zerstört werde.
Die Anforderungen an dieses neue Schulsystem sind (im Vergleich zu den Aufwendungen für das derzeitige Schulsystem) nicht groß: "it should provide all who want to learn with access to available resources at any time in their lives; empower all who want to share what they know to find those who want to learn it from them; and, finally, furnish all who want to present an issue to the public with the opportunity to make their challenge known." [7] Hierbei meint Illich jedoch nicht nur die Bereitstellung von Information (in mittlerweile ohnehin auch verfügbarer digitaler Form), sondern er proklamiert auch ein Recht auf den praktisch-lernenden Umgang mit Dingen des Lebens, die zu diesem Zweck aus der jeweiligen Produktion herausgenommen und als öffentlich zugängliche "Lehrmittel" dienen sollen. Um dies umzusetzen fordert er auch die Offenheit (im Sinne des "frei" in Freier Software) im Herstellungprozess aller technisch anspruchsvollen Güter - Radios, Autos, Maschinen, etc. Zur Erreichung dieser Ziele schweben Illich (digital mittlerweile leicht zu realisierende) Netzwerke vor, in denen die Interessierten sich austauschen, mittels denen sich Schüler sich ihre "Lehrmeister" selbst aussuchen, in denen die Allokation von Bildung wie am "freien Markt" funktioniert.
Rebirth of Epimethean Man
Illich beendet seine Ausführungen mit einer Kritik am von den Institutionen so suggerierten Bedürfnis nach neuen Bedürfnissen - er formuliert dies recht pathetisch: "A world of ever-rising demands is not just evil-it can be spoken of only as Hell." Das Leben in einer modernen Großstadt wirke wie auf dem Reißbrett geplant: Für jedes Phänomen, das dem Menschen in dieser Lebenswelt begegnet, scheint es eine Institution zu geben, die dieses Phänomen bestimmt. Der Mensch, so Illich, komme unter diesem Eindruck zum Schluss, für jedes in der menschlichen Vorstellungskraft liegende Bedürfnis könne durch irgendeine allmächtig erscheinende Institution (als sich verselbstständigender Zusammenschluss mehrerer Individuen, die ihrerseits ihrer Institution als hörige Werkzeug dienen) befriedigen. Die Welt sei zu einer durch und durch geplanten Welt geworden - und die Schule sei jene Institution, die den Menschen für diese Welt zurechtschleift.
Verweise
--Michra (Diskussion) 15:40, 29. Jan. 2015 (CET)