Diskussion:25. Oktober 2012: Unterschied zwischen den Versionen
CoS (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Kurz eine Anmerkung zu: "Du sollst, weil du sollst", Laplanche zitiert Kant oder ist das seine Interpretation von Kant (Laplanche 2004:904)? Soweit ich weiß, …“) |
|||
(9 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Kurz eine Anmerkung zu: "Du sollst, weil du sollst", Laplanche zitiert Kant oder ist das seine Interpretation von Kant (Laplanche 2004:904)? Soweit ich weiß, läuft es bei Kant nicht darauf raus, zu sollen, weil man soll, sondern zu '''''wollen''''', das man soll. | Kurz eine Anmerkung zu: "Du sollst, weil du sollst", Laplanche zitiert Kant oder ist das seine Interpretation von Kant (Laplanche 2004:904)? Soweit ich weiß, läuft es bei Kant nicht darauf raus, zu sollen, weil man soll, sondern zu '''''wollen''''', das man soll. | ||
− | Das Wollen, das findet sich im guten Willen, der Basis sei dafür, unabhängig von Neigungen zu | + | Das Wollen, das findet sich im guten Willen, der Basis sei dafür, unabhängig von Neigungen zu handeln. Die 'Überlegung', eine Handlung zu vollführen, das Wollen zu einer Handlung oder so, unabhängig des Ergebnisses und unabhängig der Wirkung, unabhängig des Zwecks, der erreicht werden will (vgl. Kant, GMS AA393-394). Das ist eine tatsächlich sehr grobe Zusammenfassung, aber es geht eben weniger um das Sollen, sondern um das Wollen. Hier zeigt sich die potentiell grausame Seite des Über-Ichs? ''Du mußt deine Großmutter besuchen und dich außerdem darüber freuen''" (Žižek, S.35 im Katalog: Bourgeois, Holzer,Lang - Kunsthalle Wien 1998/1999). Also nicht nur: du sollst - sie besuchen - weil du sollst, sondern freu dich gefälligst darüber! -> Ein Sollen wird zum Wollen, ob man 'will oder nicht'. |
Ein Beispiel, das einen ein stärkeres Gebot aussprechenden Zwang anzeige, der Schein einer freien Entscheidung (vgl. ebd. S.35). Das übertragen nun wieder auf die rätselhaften Botschaften: Etwas unübersetztes, das weiterwirkt, Über-Ich-haftes, wie es Laplanche nennt. Weiter wirkend im Sinne von etwas ebenfalls Über-Ich-haftem der Mutter beispielsweise? Wie 'nah steht' das Über-Ich dem Unbewussten? | Ein Beispiel, das einen ein stärkeres Gebot aussprechenden Zwang anzeige, der Schein einer freien Entscheidung (vgl. ebd. S.35). Das übertragen nun wieder auf die rätselhaften Botschaften: Etwas unübersetztes, das weiterwirkt, Über-Ich-haftes, wie es Laplanche nennt. Weiter wirkend im Sinne von etwas ebenfalls Über-Ich-haftem der Mutter beispielsweise? Wie 'nah steht' das Über-Ich dem Unbewussten? | ||
Bei Freud ist das Über-Ich eher etwas 'späteres'? Sich etablierend entlang der 2. Bezugsperson (Vater) und "im weiteren Verlauf [..] haben Lehrer und Autoritäten die Vaterrolle fortgeführt" (Freud 1923, GW XIII od Das Ich und das Es S.191) | Bei Freud ist das Über-Ich eher etwas 'späteres'? Sich etablierend entlang der 2. Bezugsperson (Vater) und "im weiteren Verlauf [..] haben Lehrer und Autoritäten die Vaterrolle fortgeführt" (Freud 1923, GW XIII od Das Ich und das Es S.191) | ||
Und anlehend an obigstens: Sei die Beziehung des Über-Ichs zum Ich nicht nur "So wie der Vater sollst du sein" und ebenso "So wie der Vater darfst du nicht sein"(ebd. S.188) - was meint Laplanche wenn er vom Über-Ich spricht? Bei Žižek denkt man an etwas früheres als Vaterpositionen usw. Ist das Über-Ich vielleicht eine Art Spitze eines (eingeklemmten) Eisbergs und weniger eine Instanz, die uns 'gesellschaftsfähig' macht salopp gesagt? --[[Benutzer:CoS|CoS]] 22:58, 25. Okt. 2012 (CEST) | Und anlehend an obigstens: Sei die Beziehung des Über-Ichs zum Ich nicht nur "So wie der Vater sollst du sein" und ebenso "So wie der Vater darfst du nicht sein"(ebd. S.188) - was meint Laplanche wenn er vom Über-Ich spricht? Bei Žižek denkt man an etwas früheres als Vaterpositionen usw. Ist das Über-Ich vielleicht eine Art Spitze eines (eingeklemmten) Eisbergs und weniger eine Instanz, die uns 'gesellschaftsfähig' macht salopp gesagt? --[[Benutzer:CoS|CoS]] 22:58, 25. Okt. 2012 (CEST) | ||
+ | |||
+ | ---------- | ||
+ | |||
+ | Es scheint auch mir das Wollen ein essentieller Bestandteil des Kant’schen kategorischen Imperativs zu sein, er stützt sich dabei ja auf seine Vorstellung eines vollkommenen guten/göttlichen/heiligen Willens, über den er sagt „das Sollen ist hier am unrechten Orte, weil das Wollen schon von selbst mit dem Gesetz notwendig einstimmig ist.“ (Kant, Kritik der praktischen Vernunft, S. 43), was Sollen und Wollen also quasi gleichsetzt? | ||
+ | Die Aussage in die das Zitat (die Interpretation?) Kant’s in Laplanches’s Text eingebettet ist, dass der kategorische Imperativ „von Naur aus unübersetzbar ist in etwas anderen als ihn selbst […] es ist unmöglich, darüber durch welche Begründung auch immer Aufschluss zu bekommen.“ (Laplanche, Die rätselhaften Botschaften des Anderen, S. 904) scheint sich aber mit derer Kant’s „Der kategorische Imperativ würde der sein, welcher eine Handlung für sich selbst, ohne Beziehung auf einen anderen Zweck, als objektiv-notwendig vorstellte.“ (Kant, ebd., S. 43) zu decken? | ||
+ | Ich habe das so aufgefasst, dass dieser also keinen Sinn, außer sich selbst, hat und somit in das Muster eines unverstandenen Signifikanten bzw. einer unübersetzbaren Botschaft passt, die Laplanche’s Unbewusstes bilden. | ||
+ | |||
+ | Für mich interessant war außerdem Laplanche’s Differenzierung zwischen hereditärem sexuellen Instinkt und Trieb intersubjektiven Ursprungs (vgl. Laplanche, ebd., S. 901), sowie Aussagen über Ursprung und Inhalt des Unbewussten, wie das „Infans, das noch kein Unbewusstes und auch nicht den Gegensatz unbewußt/vorbewußt ausgebildet hat“ (Laplanche, ebd., S. 901), sowie „Es ist offensichtlich, dass das Unbewusste vom Sexuellen gekennzeichnet ist, da es ja seinen Ursprung in der durch das Sexuelle kompromißhaft gebildeten Erwachsenenbotschaft hat.“ (Laplanche, ebd., S. 902), da sie der, wohl der Laienpsychologie entstammenden, Vorstellung von Unbewusstem chronologisch vor Bewusstem widersprechen, sich das Infans also allem bewusst ist? | ||
+ | --[[Benutzer:A0703562|A0703562]] 19:34, 29. Okt. 2012 (CET) | ||
+ | |||
+ | ---------- | ||
+ | |||
+ | Dieser Gedanke ist interessant, was du meintest:"dass dieser also keinen Sinn, außer sich selbst, hat und somit in das Muster eines unverstandenen Signifikanten bzw. einer unübersetzbaren Botschaft passt, die Laplanche’s Unbewusstes bilden." | ||
+ | |||
+ | Also nur mal gschwind zu Kant: Das könnte greifen, weil: Der kat. Imp. keine allgemeine Regel darstellt und aber doch. Beispielsweise die zehn Gebote, sie stellen ein Regelwerk dar, vermeintlich moralisches Verhalten, vermeintlich gutes Handeln. Sie sind ein Rahmen, wie es immer irgendwelche Rahmen geben wird, an denen wir uns orientieren oder auch nicht, jede/r anders. Der ''kategorische Imperativ'' wiederum wäre ein Werkzeug, diese zu hinterfragen, die ''Beziehungsform'' zu diesen bspweise zehn Geboten. In diesem (kat.Imp) liegt ein Sollen, aber ein solches das unser 'Vermögen darstellt zur Einsicht' und vor allem selbstverantwortlichen Handeln (für Kant ist so etwas wie Freiheit gegeben, glaube ich) ?! Das tut jede/r für sich wiederum - der kat. Imp. wäre ein allgemeines Werkzeug, aber ohne ''allgemeinen Sinn'' !?! | ||
+ | |||
+ | Aber: ist der Signifikant, oder die rätselhafte Botschaft dann doch was anderes als ein kat. Imperativ? | ||
+ | Kant unterscheidet zwischen Natur und Vernunft: | ||
+ | 1)Natur/Glücksgaben (Talente des Geistes,Eigenschaften des Temperaments, .. Macht, Ruhm, Gesundheit), diese unsrigen Eigenschaften sind jeweils ein Beitrag zur Glückseeligkeit -> tun wir mal so, als wäre die Glückseeligkeit das Durchschreiten des Phantasmas, oder das Entschlüsseln der räts. Botschaften. Wir 'bestehen aus' auch Naturgaben - deren Wert wird durch den Kontext, in dem sie angewendet werden, eingeschränkt (vgl. Schönecker, Wood 2002:42f) -> also sie sind "nicht ohne Einschränkung gut"(GMS, AA 394) - was sie einschränkt ist abhängig vom Wert des Willens, der "von ihnen Gebrauch macht" (GMS AA 394). Nur der gute Wille ist ohne Einschränkung gut, da wir Menschen sind, Subjekte, ist dieser gute Wille in uns, aber eingefärbt von Naturgaben. Übersetzt in die Thematik der psychoanalytischen Theorie vielleicht so: Grundsätzlich ist eine Art Gelassenheit Grundlage, ein ausgewogen-sein von beispielsweise Über-Ich,Es,Ich (aber im Sinne von subjektiv ausgewogen, jeweils-jeweilig für jeden auf seine/ihre Weise). Aber potentiell immer möglich. Aufgrund der Subjektwerdung, familiärer Kontext, Mutter- und Vaterfigur usw - eingefärbt - es 'werden' Naturgaben -> wir werden. | ||
+ | |||
+ | Das Verhältnis guter Wille und der "bedingt guten Sache" (Naturgabe, Charaktereigenschaft..) | ||
+ | = | ||
+ | Verhältnis zwischen dem unbedingt Guten als Bedingung und dem bedingt Guten als Bedingung (Schönecker, Wood 2002:43) | ||
+ | |||
+ | Naturgaben sind somit immer 'gut' oder 'böse' ''im Verhältnis'' zur jeweiligen Absicht des Willens. Der Wille ist uneingeschränkt gut, also: unser Potential zur Ausgeglichenheit, Gelassenheit ist immer gegeben. Aber: Wir wollen sollen - aber jede/r für sich, in eigener Verantwortung und im jeweiligen Bereich des Möglichen - wir 'übersetzen' wenn, jeweils-jeweilig anders?! | ||
+ | Zum Sinn noch was, würds gern verlinken, aber das is inzwischen so kompliziert geworden... jedenfalls von 'nichtlustig.de' der Comic "Fussel"..sagt alles und nichts. Und da liegt genau oder irgendwie irgendwo Sinn? (Mh, vielleicht weil 'hier' die Strukturen Ich weiß, ich weiß nicht,aber, ich weiß nicht aufgelöst sind?) --[[Benutzer:CoS|CoS]] 20:42, 30. Okt. 2012 (CET) | ||
+ | |||
+ | ---------- | ||
+ | |||
+ | zu: ''".. dass das Unbewusste vom Sexuellen gekennzeichnet ist, da es ja seinen Ursprung in der durch das Sexuelle kompromißhaft gebildeten Erwachsenenbotschaft hat.“ (Laplanche, ebd., S. 902), da sie der, wohl der Laienpsychologie entstammenden, Vorstellung von Unbewusstem chronologisch vor Bewusstem widersprechen, sich das Infans also allem bewusst ist?"'' | ||
+ | Bewusst ist - es sich irgendwie ja, aber eigentlich nein, da ein Bewusstsein, ein sich-bewusst-sein ein ''Ich'' impliziert, welches hier noch nicht ausgebildet ist? Vielleicht in der Zeit noch eine Art anderer Modus von 'Bewusstsein'?! | ||
+ | Und das "vom Sexuellen gekennzeichnet": Hier würde ich den Begriff 'Sexuelles' hinterfragen, da es sich bei den Botschaften und dem, was sich 'im' infans niederschlägt, weniger um Sexuelles in unserem alltäglichen Sinne handelt (Vorlieben, Erotik, etc) sondern eher das was da 'darunter' liegt, was wiederum von uns selbst einerseits übersetzt wäre (in quasi das, was wir unter Sexualität jeweils 'verstehen'), aber eben doch unübersetzt geblieben ist?--[[Benutzer:CoS|CoS]] 09:48, 1. Nov. 2012 (CET) | ||
+ | |||
+ | ---------- | ||
+ | |||
+ | Zur Entstehung des Bewusstseins habe ich zumindest aus Groddeck’s Sicht Ansätze gefunden. Vorauszuschicken ist dabei, dass bei ihm Es und Unbewusstes gleichgesetzt zu sein scheinen? Er schreibt ja „das Es, das Unbewußte, zwingt ihr diese Erkrankung auf, gegen ihren bewußten Willen“ (Groddeck, Das Buck vom Es, S. 25) und „Das Es, das Unbewußte, denkt symbolisch“ (ebd. S. 49). | ||
+ | |||
+ | Meine Auffassung von Laplanche, dass „sich das Infans also allem bewusst ist“, scheint sich mit Groddeck’s Aussage „wir vergessen jene drei ersten Jahre nicht, die Erinnerung scheidet nur aus unserem Bewußtsein aus, im Unbewußten lebt sie fort“ (ebd. S. 11) zu decken? | ||
+ | Die Unterscheidung vom erst später ausgebildeten „Ich-Bewusstsein“ macht Sinn, denn darüber schreibt auch Groddeck „daß das Bewußtsein des Ich, die Art wie wir Erwachsenen den Begriff Ich gebrauchen, nicht mit dem Menschen geboren wird, sondern ganz allmählich in ihm wächst, daß er es erlernt.“ (ebd. S. 274) | ||
+ | Über die Entstehung des Es, also dem Unbewussten, schreibt er aber: „Längst ehe das Gehirn entsteht, denkt schon das Es des Menschen, es denkt ohne Gehirn, baut sich erst das Gehirn.“ (ebd. S. 256). Das scheint sich schwer mit Laplanche’s Unbewusstem, das ja erst „seinen Ursprung in der durch das Sexuelle kompromißhaft gebildeten Erwachsenenbotschaft hat.“ (Laplanche, Die rätselhaften Botschaften des Anderen, S. 902) vereinen zu lassen? | ||
+ | |||
+ | Bezüglich des Sexuellen in der Erwachsenenbotschaft denke ich auch, dass es sich dabei weniger um „Sexuelles in unserem alltäglichen Sinne“ handelt, da es ja dem, in der Beziehung zum Kleinkind reaktivierten, sexuellem (wesentlich prägenitalem) Unbewussten entstammt (vgl. ebd. S. 901). | ||
+ | --[[Benutzer:A0703562|A0703562]] 22:18, 4. Nov. 2012 (CET) | ||
+ | |||
+ | -------------- | ||
+ | |||
+ | --[[Benutzer:A0601412|A0601412]] 22:28, 4. Nov. 2012 (CET)psychoanalytische Begriffe und Begriffserklärungen | ||
+ | |||
+ | Da es letztes Mal Erklärungen über den Signifikanten gab, möchte ich hierzu fortsetzen mit einem Vergleich dessen bei Freud und Lacan, sowie Lacans Deutung des Signifikanten im Phallustext: | ||
+ | |||
+ | Libido | ||
+ | Der Begriff Libido stammt aus dem lateinischen „libido“, und bedeutet im weiten Sinn Begehren und Begierde, im engeren Sinn Wollust, Maßlosigkeit und Trieb. In der psychoanalytischen Begriffsverwendung bedeutet es psychische Energie, die mit den Trieben der Sexualität | ||
+ | verknüpft ist. | ||
+ | Vgl. ebd., Wiktionary: Libido, unter der URL www.wikipedia.org/Libido, [04.11.2012, 22:10] | ||
+ | |||
+ | Signifikant | ||
+ | Der Begriff Signifikant, auch Signans, stammte aus dem französischen „Signifiant“, und bedeutet Bezeichnendes, Bezeichner, Formativ oder Zeichenkörper. Der Signifikant spielt in der Psychoanalyse Jacques Lacans eine tragende Rolle und signalisiert das Element des Symbolischen innerhalb der Psyche. | ||
+ | Vgl. ebd.; Fernández, López[hg.]: Lexikon der Linguistik und Nachbardisziplinen, www.wikipedia.org/Signifikan, [04.11.2012, 22:13] | ||
+ | |||
+ | Phallus | ||
+ | Der Begriff Phallus stammt aus dem griechischen „phallos“, und bedeutet in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen den erigierten Penis des Menschen und gilt als Jahrtausenden als Symbol für Kraft und Fruchtbarkeit. | ||
+ | Der Phallus ist in der Embryologie ein Übergangsstadium vom Genitalköcker zur Klitoris bzw. zum Penis. | ||
+ | Vgl. ebd., Wiktionary: Phallus, unter der URL www.wikipedia.org/Phallus, [04.11.2012, 22:19] | ||
+ | |||
+ | Freuds Phallus, in seinem Werk über Traumdeutung, ist nur ein Signifikant | ||
+ | Lacan betrachtet den Phallus der bei Freuds Traumdeutung vorkommt als einen privilegierten Signifikant, was Signifikationen entstehen lässt oder generiert. Allerdings kann der Signifikant selbst die signifizierende Wirkung nicht tragen. Freud erklärt einen paradoxen Prozess, worin der Phallus selbst als privilegierter und generierender Signifikant für erogene Zonen dient, also er verleiht ihnen Erogenität und Bedeutung. | ||
+ | Hierbei ist es wichtig eine Unterscheidung zwischen dem Phallus und dem Geschlechtsorgan „Penis“ vorzunehmen, weil der Phallus als ursprünglicher Maßstab für das symbolische Ideal fungiert und der Penis, als die imaginäre Anatomie fungiert. | ||
+ | „[…] „Wir können uns entschließen, die Erogenität als allgemeine Eigenschaft aller Organe anzusehen, und dürfen dann von der Steigerung oder Herabsetzung derselben an einem bestimmten Körperteile sprechen.“ [sic!][…]“ | ||
+ | |||
+ | Die Bedeutung des Phallus (Lacantext) | ||
+ | Im Text von Lacan über „Die Bedeutung des Phallus“ fungiert der Phallus als Signifikant, und trägt die Begründung (raison) des Begehrens. | ||
+ | Was bedeutet nun, dass der Phallus ein Signifikant ist? Das bedeutet, dass das Subjekt am Ort des anderen Zugang (im Unbewussten) zum Phallus (= Signifikant) findet und darin eine signifikante Stellung annimmt. | ||
+ | |||
+ | In der Gegenwartsdebatte um den Signifikanten spricht man darüber, dass es zu einer Umleitung der Bedürfnisse des Menschen kommt, und dass diese Bedürfnisse in dem Maße ihm entfremdet zu ihm wiederkehren. Dies ist das Ergebnis einer Folge der signifikanten Ausformung des Umstandes, dass eine Mitteilung vom Ort des Anderen übermittelt wird. | ||
+ | Das Entfremdete, dass sich in dem Bedürfnissen findet, ist eine Art Urverdrängung und zeigt sich im Menschen als Begehren, die sich aus der analytischen Erfahrung ergibt. Es demonstriert den paradoxen, abweichenden, erratischen, exzentrischen und skandalösen Charakter des Begehrens und unterscheidet sich dadurch vom Bedürfnis. Beispielsweise nimmt eine sexuelle Beziehung ein geschlossenes Feld des Begehrens ein. Das Feld wirft letztendlich jene Beziehung im Subjekt auf, um dass sie ihm doppelt signifiziert. Zunächst löst sie einen Anspruch aus, danach erfolgt die Wiederkehr des Anspruchs, als Anspruch an das Subjekt des Bedürfnisses (als Ambiguität). | ||
+ | Im Liebesbeweis spielt dieser Anspruch an das Subjekt bezüglich des Anderen eine wesentliche Rolle. Wenn solche Ansprüche auseinanderklaffen, beantwortet sich folglich, dass weder das Subjekt noch der andere sich damit zufrieden geben können, nur Subjekte des Bedürfnisses oder Objekte der Liebe zu sein, sondern sie wollen einzig ein Statthalter für die Ursache (cause) des Begehrens sein. | ||
+ | Dagegen bewirkt ein Aufklaffen der Ansprüche eine Zuwendung auf die Kraft der Genitalität und wird durch das Herangreifen der Zärtlichkeit gelöst. | ||
+ | Lacan schreibt also über einen Phallus, welcher als Signifikant der Markierung, und seine Beziehung als Subjekt durch Verschiebung und Verdichtung und Ausübung seiner Funktion markiert. | ||
+ | Lacan, Jacques: Die Bedeutung des Phallus, in: Schriften II, Weinheim Berlin, 1991, S. 123-126. |
Aktuelle Version vom 4. November 2012, 22:49 Uhr
Kurz eine Anmerkung zu: "Du sollst, weil du sollst", Laplanche zitiert Kant oder ist das seine Interpretation von Kant (Laplanche 2004:904)? Soweit ich weiß, läuft es bei Kant nicht darauf raus, zu sollen, weil man soll, sondern zu wollen, das man soll. Das Wollen, das findet sich im guten Willen, der Basis sei dafür, unabhängig von Neigungen zu handeln. Die 'Überlegung', eine Handlung zu vollführen, das Wollen zu einer Handlung oder so, unabhängig des Ergebnisses und unabhängig der Wirkung, unabhängig des Zwecks, der erreicht werden will (vgl. Kant, GMS AA393-394). Das ist eine tatsächlich sehr grobe Zusammenfassung, aber es geht eben weniger um das Sollen, sondern um das Wollen. Hier zeigt sich die potentiell grausame Seite des Über-Ichs? Du mußt deine Großmutter besuchen und dich außerdem darüber freuen" (Žižek, S.35 im Katalog: Bourgeois, Holzer,Lang - Kunsthalle Wien 1998/1999). Also nicht nur: du sollst - sie besuchen - weil du sollst, sondern freu dich gefälligst darüber! -> Ein Sollen wird zum Wollen, ob man 'will oder nicht'.
Ein Beispiel, das einen ein stärkeres Gebot aussprechenden Zwang anzeige, der Schein einer freien Entscheidung (vgl. ebd. S.35). Das übertragen nun wieder auf die rätselhaften Botschaften: Etwas unübersetztes, das weiterwirkt, Über-Ich-haftes, wie es Laplanche nennt. Weiter wirkend im Sinne von etwas ebenfalls Über-Ich-haftem der Mutter beispielsweise? Wie 'nah steht' das Über-Ich dem Unbewussten? Bei Freud ist das Über-Ich eher etwas 'späteres'? Sich etablierend entlang der 2. Bezugsperson (Vater) und "im weiteren Verlauf [..] haben Lehrer und Autoritäten die Vaterrolle fortgeführt" (Freud 1923, GW XIII od Das Ich und das Es S.191) Und anlehend an obigstens: Sei die Beziehung des Über-Ichs zum Ich nicht nur "So wie der Vater sollst du sein" und ebenso "So wie der Vater darfst du nicht sein"(ebd. S.188) - was meint Laplanche wenn er vom Über-Ich spricht? Bei Žižek denkt man an etwas früheres als Vaterpositionen usw. Ist das Über-Ich vielleicht eine Art Spitze eines (eingeklemmten) Eisbergs und weniger eine Instanz, die uns 'gesellschaftsfähig' macht salopp gesagt? --CoS 22:58, 25. Okt. 2012 (CEST)
Es scheint auch mir das Wollen ein essentieller Bestandteil des Kant’schen kategorischen Imperativs zu sein, er stützt sich dabei ja auf seine Vorstellung eines vollkommenen guten/göttlichen/heiligen Willens, über den er sagt „das Sollen ist hier am unrechten Orte, weil das Wollen schon von selbst mit dem Gesetz notwendig einstimmig ist.“ (Kant, Kritik der praktischen Vernunft, S. 43), was Sollen und Wollen also quasi gleichsetzt? Die Aussage in die das Zitat (die Interpretation?) Kant’s in Laplanches’s Text eingebettet ist, dass der kategorische Imperativ „von Naur aus unübersetzbar ist in etwas anderen als ihn selbst […] es ist unmöglich, darüber durch welche Begründung auch immer Aufschluss zu bekommen.“ (Laplanche, Die rätselhaften Botschaften des Anderen, S. 904) scheint sich aber mit derer Kant’s „Der kategorische Imperativ würde der sein, welcher eine Handlung für sich selbst, ohne Beziehung auf einen anderen Zweck, als objektiv-notwendig vorstellte.“ (Kant, ebd., S. 43) zu decken? Ich habe das so aufgefasst, dass dieser also keinen Sinn, außer sich selbst, hat und somit in das Muster eines unverstandenen Signifikanten bzw. einer unübersetzbaren Botschaft passt, die Laplanche’s Unbewusstes bilden.
Für mich interessant war außerdem Laplanche’s Differenzierung zwischen hereditärem sexuellen Instinkt und Trieb intersubjektiven Ursprungs (vgl. Laplanche, ebd., S. 901), sowie Aussagen über Ursprung und Inhalt des Unbewussten, wie das „Infans, das noch kein Unbewusstes und auch nicht den Gegensatz unbewußt/vorbewußt ausgebildet hat“ (Laplanche, ebd., S. 901), sowie „Es ist offensichtlich, dass das Unbewusste vom Sexuellen gekennzeichnet ist, da es ja seinen Ursprung in der durch das Sexuelle kompromißhaft gebildeten Erwachsenenbotschaft hat.“ (Laplanche, ebd., S. 902), da sie der, wohl der Laienpsychologie entstammenden, Vorstellung von Unbewusstem chronologisch vor Bewusstem widersprechen, sich das Infans also allem bewusst ist? --A0703562 19:34, 29. Okt. 2012 (CET)
Dieser Gedanke ist interessant, was du meintest:"dass dieser also keinen Sinn, außer sich selbst, hat und somit in das Muster eines unverstandenen Signifikanten bzw. einer unübersetzbaren Botschaft passt, die Laplanche’s Unbewusstes bilden."
Also nur mal gschwind zu Kant: Das könnte greifen, weil: Der kat. Imp. keine allgemeine Regel darstellt und aber doch. Beispielsweise die zehn Gebote, sie stellen ein Regelwerk dar, vermeintlich moralisches Verhalten, vermeintlich gutes Handeln. Sie sind ein Rahmen, wie es immer irgendwelche Rahmen geben wird, an denen wir uns orientieren oder auch nicht, jede/r anders. Der kategorische Imperativ wiederum wäre ein Werkzeug, diese zu hinterfragen, die Beziehungsform zu diesen bspweise zehn Geboten. In diesem (kat.Imp) liegt ein Sollen, aber ein solches das unser 'Vermögen darstellt zur Einsicht' und vor allem selbstverantwortlichen Handeln (für Kant ist so etwas wie Freiheit gegeben, glaube ich) ?! Das tut jede/r für sich wiederum - der kat. Imp. wäre ein allgemeines Werkzeug, aber ohne allgemeinen Sinn !?!
Aber: ist der Signifikant, oder die rätselhafte Botschaft dann doch was anderes als ein kat. Imperativ? Kant unterscheidet zwischen Natur und Vernunft: 1)Natur/Glücksgaben (Talente des Geistes,Eigenschaften des Temperaments, .. Macht, Ruhm, Gesundheit), diese unsrigen Eigenschaften sind jeweils ein Beitrag zur Glückseeligkeit -> tun wir mal so, als wäre die Glückseeligkeit das Durchschreiten des Phantasmas, oder das Entschlüsseln der räts. Botschaften. Wir 'bestehen aus' auch Naturgaben - deren Wert wird durch den Kontext, in dem sie angewendet werden, eingeschränkt (vgl. Schönecker, Wood 2002:42f) -> also sie sind "nicht ohne Einschränkung gut"(GMS, AA 394) - was sie einschränkt ist abhängig vom Wert des Willens, der "von ihnen Gebrauch macht" (GMS AA 394). Nur der gute Wille ist ohne Einschränkung gut, da wir Menschen sind, Subjekte, ist dieser gute Wille in uns, aber eingefärbt von Naturgaben. Übersetzt in die Thematik der psychoanalytischen Theorie vielleicht so: Grundsätzlich ist eine Art Gelassenheit Grundlage, ein ausgewogen-sein von beispielsweise Über-Ich,Es,Ich (aber im Sinne von subjektiv ausgewogen, jeweils-jeweilig für jeden auf seine/ihre Weise). Aber potentiell immer möglich. Aufgrund der Subjektwerdung, familiärer Kontext, Mutter- und Vaterfigur usw - eingefärbt - es 'werden' Naturgaben -> wir werden.
Das Verhältnis guter Wille und der "bedingt guten Sache" (Naturgabe, Charaktereigenschaft..) = Verhältnis zwischen dem unbedingt Guten als Bedingung und dem bedingt Guten als Bedingung (Schönecker, Wood 2002:43)
Naturgaben sind somit immer 'gut' oder 'böse' im Verhältnis zur jeweiligen Absicht des Willens. Der Wille ist uneingeschränkt gut, also: unser Potential zur Ausgeglichenheit, Gelassenheit ist immer gegeben. Aber: Wir wollen sollen - aber jede/r für sich, in eigener Verantwortung und im jeweiligen Bereich des Möglichen - wir 'übersetzen' wenn, jeweils-jeweilig anders?! Zum Sinn noch was, würds gern verlinken, aber das is inzwischen so kompliziert geworden... jedenfalls von 'nichtlustig.de' der Comic "Fussel"..sagt alles und nichts. Und da liegt genau oder irgendwie irgendwo Sinn? (Mh, vielleicht weil 'hier' die Strukturen Ich weiß, ich weiß nicht,aber, ich weiß nicht aufgelöst sind?) --CoS 20:42, 30. Okt. 2012 (CET)
zu: ".. dass das Unbewusste vom Sexuellen gekennzeichnet ist, da es ja seinen Ursprung in der durch das Sexuelle kompromißhaft gebildeten Erwachsenenbotschaft hat.“ (Laplanche, ebd., S. 902), da sie der, wohl der Laienpsychologie entstammenden, Vorstellung von Unbewusstem chronologisch vor Bewusstem widersprechen, sich das Infans also allem bewusst ist?" Bewusst ist - es sich irgendwie ja, aber eigentlich nein, da ein Bewusstsein, ein sich-bewusst-sein ein Ich impliziert, welches hier noch nicht ausgebildet ist? Vielleicht in der Zeit noch eine Art anderer Modus von 'Bewusstsein'?! Und das "vom Sexuellen gekennzeichnet": Hier würde ich den Begriff 'Sexuelles' hinterfragen, da es sich bei den Botschaften und dem, was sich 'im' infans niederschlägt, weniger um Sexuelles in unserem alltäglichen Sinne handelt (Vorlieben, Erotik, etc) sondern eher das was da 'darunter' liegt, was wiederum von uns selbst einerseits übersetzt wäre (in quasi das, was wir unter Sexualität jeweils 'verstehen'), aber eben doch unübersetzt geblieben ist?--CoS 09:48, 1. Nov. 2012 (CET)
Zur Entstehung des Bewusstseins habe ich zumindest aus Groddeck’s Sicht Ansätze gefunden. Vorauszuschicken ist dabei, dass bei ihm Es und Unbewusstes gleichgesetzt zu sein scheinen? Er schreibt ja „das Es, das Unbewußte, zwingt ihr diese Erkrankung auf, gegen ihren bewußten Willen“ (Groddeck, Das Buck vom Es, S. 25) und „Das Es, das Unbewußte, denkt symbolisch“ (ebd. S. 49).
Meine Auffassung von Laplanche, dass „sich das Infans also allem bewusst ist“, scheint sich mit Groddeck’s Aussage „wir vergessen jene drei ersten Jahre nicht, die Erinnerung scheidet nur aus unserem Bewußtsein aus, im Unbewußten lebt sie fort“ (ebd. S. 11) zu decken? Die Unterscheidung vom erst später ausgebildeten „Ich-Bewusstsein“ macht Sinn, denn darüber schreibt auch Groddeck „daß das Bewußtsein des Ich, die Art wie wir Erwachsenen den Begriff Ich gebrauchen, nicht mit dem Menschen geboren wird, sondern ganz allmählich in ihm wächst, daß er es erlernt.“ (ebd. S. 274) Über die Entstehung des Es, also dem Unbewussten, schreibt er aber: „Längst ehe das Gehirn entsteht, denkt schon das Es des Menschen, es denkt ohne Gehirn, baut sich erst das Gehirn.“ (ebd. S. 256). Das scheint sich schwer mit Laplanche’s Unbewusstem, das ja erst „seinen Ursprung in der durch das Sexuelle kompromißhaft gebildeten Erwachsenenbotschaft hat.“ (Laplanche, Die rätselhaften Botschaften des Anderen, S. 902) vereinen zu lassen?
Bezüglich des Sexuellen in der Erwachsenenbotschaft denke ich auch, dass es sich dabei weniger um „Sexuelles in unserem alltäglichen Sinne“ handelt, da es ja dem, in der Beziehung zum Kleinkind reaktivierten, sexuellem (wesentlich prägenitalem) Unbewussten entstammt (vgl. ebd. S. 901). --A0703562 22:18, 4. Nov. 2012 (CET)
--A0601412 22:28, 4. Nov. 2012 (CET)psychoanalytische Begriffe und Begriffserklärungen
Da es letztes Mal Erklärungen über den Signifikanten gab, möchte ich hierzu fortsetzen mit einem Vergleich dessen bei Freud und Lacan, sowie Lacans Deutung des Signifikanten im Phallustext:
Libido Der Begriff Libido stammt aus dem lateinischen „libido“, und bedeutet im weiten Sinn Begehren und Begierde, im engeren Sinn Wollust, Maßlosigkeit und Trieb. In der psychoanalytischen Begriffsverwendung bedeutet es psychische Energie, die mit den Trieben der Sexualität verknüpft ist.
Vgl. ebd., Wiktionary: Libido, unter der URL www.wikipedia.org/Libido, [04.11.2012, 22:10]
Signifikant Der Begriff Signifikant, auch Signans, stammte aus dem französischen „Signifiant“, und bedeutet Bezeichnendes, Bezeichner, Formativ oder Zeichenkörper. Der Signifikant spielt in der Psychoanalyse Jacques Lacans eine tragende Rolle und signalisiert das Element des Symbolischen innerhalb der Psyche.
Vgl. ebd.; Fernández, López[hg.]: Lexikon der Linguistik und Nachbardisziplinen, www.wikipedia.org/Signifikan, [04.11.2012, 22:13]
Phallus Der Begriff Phallus stammt aus dem griechischen „phallos“, und bedeutet in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen den erigierten Penis des Menschen und gilt als Jahrtausenden als Symbol für Kraft und Fruchtbarkeit. Der Phallus ist in der Embryologie ein Übergangsstadium vom Genitalköcker zur Klitoris bzw. zum Penis.
Vgl. ebd., Wiktionary: Phallus, unter der URL www.wikipedia.org/Phallus, [04.11.2012, 22:19]
Freuds Phallus, in seinem Werk über Traumdeutung, ist nur ein Signifikant Lacan betrachtet den Phallus der bei Freuds Traumdeutung vorkommt als einen privilegierten Signifikant, was Signifikationen entstehen lässt oder generiert. Allerdings kann der Signifikant selbst die signifizierende Wirkung nicht tragen. Freud erklärt einen paradoxen Prozess, worin der Phallus selbst als privilegierter und generierender Signifikant für erogene Zonen dient, also er verleiht ihnen Erogenität und Bedeutung. Hierbei ist es wichtig eine Unterscheidung zwischen dem Phallus und dem Geschlechtsorgan „Penis“ vorzunehmen, weil der Phallus als ursprünglicher Maßstab für das symbolische Ideal fungiert und der Penis, als die imaginäre Anatomie fungiert. „[…] „Wir können uns entschließen, die Erogenität als allgemeine Eigenschaft aller Organe anzusehen, und dürfen dann von der Steigerung oder Herabsetzung derselben an einem bestimmten Körperteile sprechen.“ [sic!][…]“
Die Bedeutung des Phallus (Lacantext) Im Text von Lacan über „Die Bedeutung des Phallus“ fungiert der Phallus als Signifikant, und trägt die Begründung (raison) des Begehrens. Was bedeutet nun, dass der Phallus ein Signifikant ist? Das bedeutet, dass das Subjekt am Ort des anderen Zugang (im Unbewussten) zum Phallus (= Signifikant) findet und darin eine signifikante Stellung annimmt.
In der Gegenwartsdebatte um den Signifikanten spricht man darüber, dass es zu einer Umleitung der Bedürfnisse des Menschen kommt, und dass diese Bedürfnisse in dem Maße ihm entfremdet zu ihm wiederkehren. Dies ist das Ergebnis einer Folge der signifikanten Ausformung des Umstandes, dass eine Mitteilung vom Ort des Anderen übermittelt wird. Das Entfremdete, dass sich in dem Bedürfnissen findet, ist eine Art Urverdrängung und zeigt sich im Menschen als Begehren, die sich aus der analytischen Erfahrung ergibt. Es demonstriert den paradoxen, abweichenden, erratischen, exzentrischen und skandalösen Charakter des Begehrens und unterscheidet sich dadurch vom Bedürfnis. Beispielsweise nimmt eine sexuelle Beziehung ein geschlossenes Feld des Begehrens ein. Das Feld wirft letztendlich jene Beziehung im Subjekt auf, um dass sie ihm doppelt signifiziert. Zunächst löst sie einen Anspruch aus, danach erfolgt die Wiederkehr des Anspruchs, als Anspruch an das Subjekt des Bedürfnisses (als Ambiguität). Im Liebesbeweis spielt dieser Anspruch an das Subjekt bezüglich des Anderen eine wesentliche Rolle. Wenn solche Ansprüche auseinanderklaffen, beantwortet sich folglich, dass weder das Subjekt noch der andere sich damit zufrieden geben können, nur Subjekte des Bedürfnisses oder Objekte der Liebe zu sein, sondern sie wollen einzig ein Statthalter für die Ursache (cause) des Begehrens sein. Dagegen bewirkt ein Aufklaffen der Ansprüche eine Zuwendung auf die Kraft der Genitalität und wird durch das Herangreifen der Zärtlichkeit gelöst. Lacan schreibt also über einen Phallus, welcher als Signifikant der Markierung, und seine Beziehung als Subjekt durch Verschiebung und Verdichtung und Ausübung seiner Funktion markiert.
Lacan, Jacques: Die Bedeutung des Phallus, in: Schriften II, Weinheim Berlin, 1991, S. 123-126.