Diskussion:31. Mai 2012: Unterschied zwischen den Versionen
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Anlehnend an diesen Begriff der Abscheu vor der Leere kam ich in den letzten Wochen/Monate zu einigem an interessanter Literatur, welche eigentlich doch voll in diesen ganzen Kontext passt. Ausgehend von all den Dichotomien, die sich auftun, scheinbar da sind, weil es „halt so ist“, denke ich immer eher, dass das eigentliche Fundament ein anderes sein kann. Kurz formuliert: Es könnte darum gehen, Harmonie zu finden? Die Frage: Warum ist das, was als ‚richtig‘ suggeriert wird immer nur das Diktat des ‚Entweder-Oder‘ und zwar ein Entweder-Oder, in welchem mensch eigentlich eh keine Wahl hat? Als lägen vor einem Subjekt zwei Linien und auf einer darf man dann gehen. Dass das ein Balanceakt werden kann oder vlt immer ein solcher ist, stelle ich mal so hin. Und: warum denn nur diese zwei Linien, warum nicht zwei Felder, die sich potentiell auch überschneiden können, überlagern und dies wäre dann eine Form der Harmonie, oder anders „ein weites Feld“?! | Anlehnend an diesen Begriff der Abscheu vor der Leere kam ich in den letzten Wochen/Monate zu einigem an interessanter Literatur, welche eigentlich doch voll in diesen ganzen Kontext passt. Ausgehend von all den Dichotomien, die sich auftun, scheinbar da sind, weil es „halt so ist“, denke ich immer eher, dass das eigentliche Fundament ein anderes sein kann. Kurz formuliert: Es könnte darum gehen, Harmonie zu finden? Die Frage: Warum ist das, was als ‚richtig‘ suggeriert wird immer nur das Diktat des ‚Entweder-Oder‘ und zwar ein Entweder-Oder, in welchem mensch eigentlich eh keine Wahl hat? Als lägen vor einem Subjekt zwei Linien und auf einer darf man dann gehen. Dass das ein Balanceakt werden kann oder vlt immer ein solcher ist, stelle ich mal so hin. Und: warum denn nur diese zwei Linien, warum nicht zwei Felder, die sich potentiell auch überschneiden können, überlagern und dies wäre dann eine Form der Harmonie, oder anders „ein weites Feld“?! | ||
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Bild:Anett Holmvik | Bild:Anett Holmvik | ||
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+ | Ich würde gerne die Diskussion eines Kollegen aus der letzten LV-Einheit aufgreifen, der (so hab ich es verstanden) gemeint hat, dass im Sinne der aristotelischen Philosophie kein Raum sein kann ohne Phallus. | ||
+ | Aristoteles stellte sich den Raum prinzipiell wie eine Zwiebel vor, wobei die Grenze der einen Schale mit der der anderen identisch sein mußte, sodaß es undenkbar war, daß zwischen ihnen etwas sein konnte. Der Raum war für ihn nichts anderes als die Summe aller in ihm befindlichen Körper und Örter. Der Ort umfasst einen Körper unmittelbar, ist aber im Gegensatz zum Körper unbeweglich. Seiner Ansicht nach kann es keine Leere geben i.S. von einem Ort an dem nichts ist. Das ist seiner Definition nach logisch, denn wenn der Ort den Körper umfasst, dann kann es keinen Ort ohne Körper geben. Aber lässt sich das 1:1 auf unsere Raum-Phallus-Debatte übertragen? Raum muss doch größer gedacht werden, als ein Objekt umfassend. | ||
+ | Aristoteles hat aber die Problematik immer weiter verschoben ohne sie zu klären, indem er die Grenze des Ortes eines Bereichs als identisch mit der Innenbegrezung der darüberliegenden Ebene, also des nächstgrößeren, ihn umgreifenden Raumes. Was aber das alles Umgreifende ist, sagt er nciht. | ||
+ | Ich frage mich nun, ob es nicht nur eine Definitionssache ist, ob Raum tatsächlich einen Phallus benötigt. Wenn Raum als Ausdehnung verstanden wird, so sind seine Grenzen doch immer schon mitgedacht, ob sie nun real in Form von Wänden vorhanden sind oder nicht. Ist es nicht viel mehr so, dass im Begriff Raum und in seiner Definition schon die Grenzen des Raumes mitgedacht werden, dass es also zu seiner Begrenzung keines Phallus bedarf? Und ein begrenzter leerer Raum wäre wiederum vorstellbar. | ||
+ | --[[Benutzer:Tk|Tk]] 08:00, 13. Jun. 2012 (CEST) |
Version vom 13. Juni 2012, 18:01 Uhr
Hier der Linnk zum VO-Mitschnitt: http://audiothek.philo.at/podcasts/tiefenspsychologie-ii-ss-2012/10-psychoanalye-begriffe-differenzen-diskussionen- --A1001199 13:06, 1. Jun. 2012 (CEST)
Ergänzend zur Ringvorlesung "Raum und Zeit" folgende Veranstaltung, passt u.U.sehr schön
Raum und Zeit: Kants Anschauungsformen, fortgedacht
--CoS 17:41, 1. Jun. 2012 (CEST)
Inzwischen ist mir im Internet, vorzugsweise Wiki, das Vakuum über den Weg gelaufen, was ja in gewisser Weise einen leeren Raum darstellt. Darstellen lässt es sich nicht so leicht, gibt man in der google-Bilder-Suche vacuum ein, kommen endlos viele Staubsauer^^. Horror vacui / Abscheu vor der Leere, ist eine Annahme, dass die Natur vor leeren Räume zurückschrecke. Vide dans le vide wiederum, ein Experiment von Blaise Pascal soll zeigen, dass es leere Räume gibt. Zurück geht all dies auf Leukipp oder eher Demokrit, also die Idee eines Vakuums "Diese nahmen an, dass die Materie aus unteilbaren kleinsten Teilchen (Plural: atomoi) aufgebaut ist, die sich im leeren Raum, also im Vakuum, bewegen und nur infolge der Leere des Raumes die Möglichkeit zur Bewegung und Interaktion haben". Dies wiederum wird dann von Aristoteles abgelehnt (Abscheu vor der Leere?^^). Demokrits Idee wird kritisert auch u.a. da er von '(N)nichts' spricht, also über den Begriff des Vakuums scheinbar keine Aussagen macht (all das wird in so ziemlich jedem beliebigen 'Einführung in d Philosophie d Antike'-Buch abgehandelt) .. wie auch immer, ich bin mir nicht so sicher, ob es Sinn macht, Dinge in Dichotomien zu zerlegen. Als ob dort die Zeit 'ist' mit ihrer Welt dahinter, daneben irgendwo der Raum und seine Welt wiederum und ich stehe hier und könne darüber theoretisieren. Kant macht aus Raum und Zeit Dinge 'für uns', nicht Dinge 'an sich', Kritik d reinen Vernunft, §3,B 40-44 so ca., sie stehen dort nicht in Opposition, wenn ich das halbwegs richtig herausgelesen hab. --CoS 18:55, 4. Jun. 2012 (CEST)
Anlehnend an diesen Begriff der Abscheu vor der Leere kam ich in den letzten Wochen/Monate zu einigem an interessanter Literatur, welche eigentlich doch voll in diesen ganzen Kontext passt. Ausgehend von all den Dichotomien, die sich auftun, scheinbar da sind, weil es „halt so ist“, denke ich immer eher, dass das eigentliche Fundament ein anderes sein kann. Kurz formuliert: Es könnte darum gehen, Harmonie zu finden? Die Frage: Warum ist das, was als ‚richtig‘ suggeriert wird immer nur das Diktat des ‚Entweder-Oder‘ und zwar ein Entweder-Oder, in welchem mensch eigentlich eh keine Wahl hat? Als lägen vor einem Subjekt zwei Linien und auf einer darf man dann gehen. Dass das ein Balanceakt werden kann oder vlt immer ein solcher ist, stelle ich mal so hin. Und: warum denn nur diese zwei Linien, warum nicht zwei Felder, die sich potentiell auch überschneiden können, überlagern und dies wäre dann eine Form der Harmonie, oder anders „ein weites Feld“?!
Die Hauptfrage, warum sich dieses System, die Theorie, sich immer wieder legitimiert und reproduziert, bleibt offen („Zählebigkeit der theoretischen Positionen“ Rohde Dachser,1991, S.13). Wenn unsere „Identitäten als männlich oder weiblich, unser Vertrauen auf die Sprache als wahr oder falsch und unsere Sicherheit im Beurteilen eines Bildes als vollkommen oder entstellt, bloße Phantasien sind und genau diese Differenz die am stärksten markierte ist, dann ist im Grunde der Moment, in dem diese virtuellen Linien in Frage gestellt sind, derjenige Moment, der uns vielleicht einen Blick hinter das Konstrukt der Geschlechterdualität erlaubt“ (Rose 1996:231). Diese Ein/Blicke wurden ja inzwischen gewagt, behaupte ich mal. Vielleicht ist es eine Sache, ob ein Subjekt selbst aus eigener 'Notwendigkeit' diesen Blick vollzieht und eine andere, ob jemand darüber liest beispielsweise?
Von 'der' psychoanalytischen Theorie war oder bin ich eigentlich ziemlich überzeugt, aber bei Einigem hatte ich immer das Gefühl, dass die Theorie anfängt sich um etwas Bestimmtes zu drehen, statt weiterzugehen. Eine Art Natürlichkeit oder Normalität wird postuliert, die ich nicht bis zum Grunde als solche tatsächlich nachvollziehen kann. Man könnte mir natürlich unterstellen nicht 'normal' zu sein und das ich nur daher kritisiere und hinterfrage, oder natürlich eigentlich und einfach nicht zu verstehen. So oder so, die Fragen nach den Komplexen um die Theorien bleiben. Dann fiel mir „Expedition in den dunklen Kontinent“ von Rohde-Dachser in die Hände. Dort scheint diese ganze Thematik sehr deutlich differenziert aufgearbeitet, eine eigentlich psychonalytische Analyse der Texte Freuds und der Theorie an sich ... dass es mich wundert, dass sich an den vorherrschenden Theorien nichts geändert hat, die Grundstruktur blieb dieselbe, das Buch wiederum wurde 1991 veröffentlicht. Im Grunde geht es nicht um 'richtig oder falsch' und ich kenne mich wahrscheinlich auch zu wenig aus innerh. der Theorie, aber dennoch: es geht ja auch nicht um eine Art Forderung eines 'Paradigmenwechsels, so ganz verstehen kann ich nicht, warum die Theorie - eingebettet und erzeugt in/aus einer vorherrschenden Ordnung - so starr und unbeweglich bleibt. Dazu dann contra-Theorienbildungen, Infragestellungen, die zwar schon seit langer Zeit immer wieder (neu) formuliert werden, aber im 'Mainstream' unsichtbar bleiben.
In der Vorlesung wurde etwas erklärt wie, dass Lacan seinen Phallus, also den leeren Signifikanten „in seiner vermittelnden Funktion“ erklärt mit dem Erscheinen/Verschwinden, Anwesenheit/Abwesenheit, Tumeszenz /Detumeszenz eben dadurch 'rechtfertigt', da diese Bewegungen grundlegend seien. Das sein Äquivalent scheinbar wenn dann, beim Penis gefunden werden kann („einem leicht sichtbaren Körpermerkmal“, Rohde-Dachser S.59 – und genau das, das leicht Sichtbare, darum dreht es sich) scheint manchmal auf und spätestens das wäre der Konnex zum Phallozentrismus. Ich hoffe ich verstand das richtig, jedenfalls denke ich hier wiederum als Pendant an das Fort-Da des kleinen Hans (falls es ebenso grundlegend ist wie beispielsweise die Spiegelstadiumerfahrung). Ein Spiel, eine Wiederholung, um Abwesenheit erträglich zu machen, zu symbolisieren, geht es auch um Kontrolle? Im Allgemeinen eine Situation der Unzulänglichkeit kleiner Kinder und scheinbar dreht es sich in Folge bei 'Erwachsenen' um nichts anderes als dieses 'Spiel'? Da setzt sich etwas fort oder anders - mutiert(?), verpackt sich in Theorie und tut vielleicht so, als hätte es etwas mit Subjektwerdung, Reifung, grundlegendem Sein zu tun oder so, mündend in eine Symbolische Ordnung: Diese Bewegungen, die sich anhand eines Fadens, den man kaum mehr wahrnehmen kann, verknüpft mit etwas Visuellen, also für uns, für die Theorie ein im eigentlich Imaginären verbleibend? (waghalsig formuliert) Dieses 'Spiel' betrifft beide Geschlechter, Lacan vergleicht zwar einerseits den Phallus hier und da mit dem Penis, andererseits „..., dass die Tumeszenz nicht das Privileg des Mannes ist“ (Se10:236). Es folgt ein Beispiel einer Frau in einem Auto und dem Ertönen einer Hupe..einem Monologisieren von Mein Gott, ein Wagen!..und in Folge bemerke sie ein vaginales Anschwellen... .
„Er interpretiert die Welt 'nach seinem Bild', ohne die Idee des Perspektivenwechsels, mit sich selbst als Maßstab der Dinge“ (Rohde-Dachser, S.59), sie arbeitet die Thematik ausgehend vom Unbewussten aus, ein Beispiel, dass der „Deckphantasien“, „Phantasien, die mobilisiert und wachgehalten werden, um eine andere, ängstigendere Phantasie zu verdecken“, konkret wird das vom Schritt über „Freuds Thesen über die 'Weiblichkeit'“ quasi rückwärts zu „Von der Theorie zur Unbewussten Phantasie“. Scheinbar wird Frauen vorgeworfen, 'ihren Penisneid, ihre narzißtische Wunde' nicht auf sich nehmen zu wollen, wenn sie kritisieren und die Ordnung in Frage stellen. Andersrum kann man Fragen, warum es das Phänomen gibt, das (vor allem) Männer Frauen degradieren, um sich selbst zu erhöhen? Was aber nicht nur gegenüber sogenannten 'emanzipierten' Frauen geschieht (Misogynie), aber warum überhaupt, wenn doch dies gegenüber 'den Kastrierten' nicht notwendig sein müsse? Oder tun das nur diejenigen Männer, die 'ihre Kastration' nicht 'akzeptieren', so wie Frauen, die wiederum 'ihren Mangel' nicht akzeptieren und daher die ganze Ordnung kritisieren? (ganz blöd gefragt)
Also vielleicht doch lieber 'subjektive' Harmonie, die reproduziert, postuliert wird? Natürlich gibt es Unterschiede, es gibt so viele Unterschiede zwischen allen und allem Möglichen, aber warum daraus nun etwas doch sehr (Da)Seins-bestimmendes formulieren und das auch noch 'mitten drinn sitzend', in dieser Ordnung ohne die eigene Position darin vorher in gewisser Weise reflektiert zu haben oder fortlaufend zu hinterfragen? Wie in der Vorlesung, ich glaube eher im Wintersemester war es, erörtert wurde, hat Lacan selbst scheinbar den Begriff des Phallus in 'seiner' späteren Zeit immer weniger geschlechtlich konnotiert ge'sehen' zu haben, statt dessen das Konstrukt mehr als Rätsel für Subjekte, um welches sich eben ein Jedes zu drehen hat? Und hier die Frage nach der Zählebigkeit des 'frühen Lacans'? Außerdem: Wenn Lacan eine Art grundlegende Ordnung beschreibt, postuliert, wie auch immer, also etwas, was grundlegend 'da' ist, etwas Universelles, wäre das nicht eher essentialistisch als strukturalistisch? (die Frage stelle ich, ohne tatsächlich und im Detail Ahnung zu haben von den Wortgebäuden Essentialismus und Strukturalismus) Und zum Schluss einfältig gefragt: Nach Freud beispielsweise der ÖK, die Triade und ihre Bewegungen Mutter/Kind/Vater oder Bezugspersonen/Kind, warum resultiert hieraus zwangsläufig eine Heterosexualität..., die Mutter ist nicht alle Frauen und der Vater ist nicht alle Männer?
--CoS 18:05, 11. Jun. 2012 (CEST)
Bild:Anett Holmvik
Ich würde gerne die Diskussion eines Kollegen aus der letzten LV-Einheit aufgreifen, der (so hab ich es verstanden) gemeint hat, dass im Sinne der aristotelischen Philosophie kein Raum sein kann ohne Phallus. Aristoteles stellte sich den Raum prinzipiell wie eine Zwiebel vor, wobei die Grenze der einen Schale mit der der anderen identisch sein mußte, sodaß es undenkbar war, daß zwischen ihnen etwas sein konnte. Der Raum war für ihn nichts anderes als die Summe aller in ihm befindlichen Körper und Örter. Der Ort umfasst einen Körper unmittelbar, ist aber im Gegensatz zum Körper unbeweglich. Seiner Ansicht nach kann es keine Leere geben i.S. von einem Ort an dem nichts ist. Das ist seiner Definition nach logisch, denn wenn der Ort den Körper umfasst, dann kann es keinen Ort ohne Körper geben. Aber lässt sich das 1:1 auf unsere Raum-Phallus-Debatte übertragen? Raum muss doch größer gedacht werden, als ein Objekt umfassend. Aristoteles hat aber die Problematik immer weiter verschoben ohne sie zu klären, indem er die Grenze des Ortes eines Bereichs als identisch mit der Innenbegrezung der darüberliegenden Ebene, also des nächstgrößeren, ihn umgreifenden Raumes. Was aber das alles Umgreifende ist, sagt er nciht. Ich frage mich nun, ob es nicht nur eine Definitionssache ist, ob Raum tatsächlich einen Phallus benötigt. Wenn Raum als Ausdehnung verstanden wird, so sind seine Grenzen doch immer schon mitgedacht, ob sie nun real in Form von Wänden vorhanden sind oder nicht. Ist es nicht viel mehr so, dass im Begriff Raum und in seiner Definition schon die Grenzen des Raumes mitgedacht werden, dass es also zu seiner Begrenzung keines Phallus bedarf? Und ein begrenzter leerer Raum wäre wiederum vorstellbar. --Tk 08:00, 13. Jun. 2012 (CEST)