Anika Freiler: Unterschied zwischen den Versionen
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Den Unterschied den wir zwischen Platon und Wittgenstein markiert haben, aber auch bei Hegel und bei Heidegger finden. Soviel einleitend zur Motivation. | Den Unterschied den wir zwischen Platon und Wittgenstein markiert haben, aber auch bei Hegel und bei Heidegger finden. Soviel einleitend zur Motivation. | ||
− | = Bildung bei Hegel: Phänomenologie des Geistes = [http://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%A4nomenologie_des_Geistes] | + | = Bildung bei Hegel: Phänomenologie des Geistes = |
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Ich gehe jetzt gleich dorthin, wo ich das letzte Mal beendet habe, nämlich nicht am Anfang der Phänomenologie des Geistes, sondern in der Mitte. In diesem Kapitel, wo Bildung extra vorkommt. Bildung hat als Überschrift den Platz in dem Kapitel „Die Welt des sich entfremdenden Geistes“ und diese Welt des sich entfremdenden Geistes, ist platziert vor der Aufklärung, also nicht im 19. Jh., nicht wie man glauben würde, wenn man hört, dass Hegel einer der großen Befürworter eines humanistischen Bildungsideals ist, geht gleich auf wie Humboldt und so, nicht nach der Aufklärung im deutschen Milieu des 19. Jh., sondern die Bildung bei Hegel. Wenn man sich anschaut, wo er sie wirklich diskutiert, kommt eben vor der Aufklärung und hat Qualitäten - das habe ich das letzte Mal schon ein wenig angedeutet - hat für den Hegel die besondere Beschaffenheit, dass es eine Entfremdung des Geistes ist. Eine Entfremdung des Individuums, das sich auf den Weg begibt, die Errungenschaften der Kulturentwicklung nachzuvollziehen. Ich habe Ihnen gesagt, dass der objektive Geist bei Hegel, der eingeholt werden soll in der subjektiven Erziehungsgeschichte der einzelnen Personen, dass der schon Prägungen schon hinter sich gelassen hat, sozusagen Prägungen bewirkt hat. Kulturelle Schienen gelegt hat, typische Muster von kognitiver Verständlichkeit produziert hat, die den einzelnen Individuen aufgegeben sind als Nachvollzug und das Bildung - so wie es Hegel jetzt sieht - ein Prozess ist, in dem das Individuum da aufholt. Ich muss Ihnen nicht allzu genau den unglaublich, präzisen, aber auch technisch sehr anspruchsvollen Ductus-Verbalen von Hegel demonstrieren, der sagt hier nur das eine, dass kann man vielleicht kurz kommentieren, die “Bildung ist das Mittel- oder der Übergang, der gedachten Substanz in die Wirklichkeit, als umgekehrter bestimmten Individualitäten in die Wesentlichkeit“ (PhdG 364). [http://philo.at/wiki/index.php/Hegel_f%C3%A4llt_der_Bildung_in_den_R%C3%BCcken_(BD)] | Ich gehe jetzt gleich dorthin, wo ich das letzte Mal beendet habe, nämlich nicht am Anfang der Phänomenologie des Geistes, sondern in der Mitte. In diesem Kapitel, wo Bildung extra vorkommt. Bildung hat als Überschrift den Platz in dem Kapitel „Die Welt des sich entfremdenden Geistes“ und diese Welt des sich entfremdenden Geistes, ist platziert vor der Aufklärung, also nicht im 19. Jh., nicht wie man glauben würde, wenn man hört, dass Hegel einer der großen Befürworter eines humanistischen Bildungsideals ist, geht gleich auf wie Humboldt und so, nicht nach der Aufklärung im deutschen Milieu des 19. Jh., sondern die Bildung bei Hegel. Wenn man sich anschaut, wo er sie wirklich diskutiert, kommt eben vor der Aufklärung und hat Qualitäten - das habe ich das letzte Mal schon ein wenig angedeutet - hat für den Hegel die besondere Beschaffenheit, dass es eine Entfremdung des Geistes ist. Eine Entfremdung des Individuums, das sich auf den Weg begibt, die Errungenschaften der Kulturentwicklung nachzuvollziehen. Ich habe Ihnen gesagt, dass der objektive Geist bei Hegel, der eingeholt werden soll in der subjektiven Erziehungsgeschichte der einzelnen Personen, dass der schon Prägungen schon hinter sich gelassen hat, sozusagen Prägungen bewirkt hat. Kulturelle Schienen gelegt hat, typische Muster von kognitiver Verständlichkeit produziert hat, die den einzelnen Individuen aufgegeben sind als Nachvollzug und das Bildung - so wie es Hegel jetzt sieht - ein Prozess ist, in dem das Individuum da aufholt. Ich muss Ihnen nicht allzu genau den unglaublich, präzisen, aber auch technisch sehr anspruchsvollen Ductus-Verbalen von Hegel demonstrieren, der sagt hier nur das eine, dass kann man vielleicht kurz kommentieren, die “Bildung ist das Mittel- oder der Übergang, der gedachten Substanz in die Wirklichkeit, als umgekehrter bestimmten Individualitäten in die Wesentlichkeit“ (PhdG 364). [http://philo.at/wiki/index.php/Hegel_f%C3%A4llt_der_Bildung_in_den_R%C3%BCcken_(BD)] | ||
Version vom 17. Oktober 2009, 14:17 Uhr
Transkript der 8. VO vom 29. 5. 2009
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitendes und erstes Argument aus dem Publikum
- 2 Publikationsdatenbank
- 3 Verwaltung von Datenbanken
- 4 Publikationslisten
- 5 Zweites Argument aus Publikum
- 6 Drittes Argument aus Publikum
- 7 Datenbanken und ihre soziale Einbettung
- 8 Vorankündigung
- 9 Überlegungen zum frühen Wittgenstein, Hegel und Heidegger
- 10 Der Begriff Humanismus und der „Brief über den Humanismus“
- 11 Bildung bei Hegel: Phänomenologie des Geistes
- 12 Bildung als Zerrissenheit und Zerstörung
- 13 Heidegger: Brief über den Humanismus
- 14 Hegel und Wikipedia
- 15 Bildung durch Wissen
- 16 Ausschnitt aus der aktuellen Situation unserer Regierung
- 17 Heidegger: Wesenswandel der Wahrheit
- 18 Einbettung, Individuum und Zerrissenheit
- 19 Schlusswort
Einleitendes und erstes Argument aus dem Publikum
Einer der wichtigsten Dinge, die Sie selber auch angesprochen haben, ist wie kommt man dazu, dass die Wissenden in eine Datenbank Daten zu Verfügung stellen und aus meiner Sicht muss es dazu Anreize geben, die je nach Ebene angepasst werden sollen. Das wichtigste ist, dass die Person als solche in Erscheinung tritt, dass auch interaktive eine Möglichkeit ist. Ein anderer Anreiz wäre es finanziell abzugelten. Das heißt, die Daten, die downgeloadet werden auch zu einer Verrechnung gelangen und das Wichtigste erscheint mir eben diese Einheitlichkeit, also das es für Studenten möglichst einheitlich ist und auch für uns zeitlich besser verfügbar ist.
Hrachovec: Ich finde das sehr wichtig und ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie hier das aufbringen, weil es mit Interessen, die ich auch habe, direkt zusammenhängt und mich allerdings auch ein bisschen schmerzlich darauf aufmerksam macht, dass im - ein bisschen - aufreibenden Geschäft der Universität, ich nicht soviel getan habe, wie ich eigentlich tun hätte können.
Publikationsdatenbank
Ich zeige Ihnen, ich sage Ihnen mal, also wenn wir dabei sind, leiste ich mir diese kleine Exkursion, ein wirkliches Schockerlebnis darüber, ein Kommentar und ein wirkliches Schockerlebnis, wie so etwas wirklich passiert. In dem Fall, ist das nicht die Lehre, sondern sind es Publikationen, aber schauen Sie sich das einmal an hier [1]. Das ist was ich das letzte Mal auch verwendet habe, die Homepage des Institutes für Philosophie. Da gibt es eine Unterabteilung „Forschung“ [2] und soweit habe ich es auch noch gebracht, ich habe sozusagen den Volltext von bestimmten Publikationen, die am Institut entstanden sind, habe ich aus einer Datenbank, die ich betreue, hiermit rein gespielt. Was ich übersehen habe, selber, einfach ein Mangel auch an Aufmerksamkeit und Organisation, ist das folgende, dass es auf einer anderen Adresse, das ist pr4hobel [3] heißt das. Das ist eine andere Maschine, auf dieser anderen Maschine läuft dieselbe Maske. Die Links, die Sie hier finden, weißen auf die Homepage, des Institut für Philosophie. Wenn Sie aber unter Forscher gehen sehen Sie den Unterschied - das ist eben auch Forschung. Hier haben Sie das, wenn Sie unter Forscher gehen, haben Sie hier [4] die Online-Publikationsdatenbank des Instituts für Philosophie für die letzten 40 Jahre. Das ist allgemein zugänglich, ist absolut allgemein zugänglich. Das sind allerdings nur die Zitate von den Publikationen. Und die Absurdität an der Stelle ist - es hat jeder Zugang. Sie brauchen nur diese Adresse anschauen. Nur ist es nicht veröffentlicht. Es ist sozusagen, auf eine derartige schräge Art und Weise veröffentlich, dass gerade auf der Rubrik des Institutes, wo eigentlich der Zugang hätte gemacht werden sollen, fehlt der Link und auf diesen anderen, also was weiß ich, weil sie Gott sagen, und alle Personen nur Fakultätsmitglieder, Monographien, sagen wir Artikeln, sortiert nach Titel – aja sehr gut, das geht auch nicht, dass ist natürlich unschön, dass das jetzt gerade im Moment nicht geht, aber im Prinzip sollte das gehen, ja, geht auch. Das ist nicht besonders toll, die Ausbeute, aber wenn Sie jemanden – nehmen der eine … [Unterbrechung durch Feueralarm]
Also wir waren bei meiner Demonstration. Es ist heute sozusagen, alles nicht ganz ernst zunehmen. Also Sie sehen hier zum Beispiel die, das ist Nagl, das ist Herta Nagl [5], und Sie können das sind die neuesten Geschichten, aha. Also so komplett funktionieren tut das wieder nicht, wie man es braucht. Da hat sich schon längere Zeit niemand darum gekümmert, aber mit ein bisschen Bemühungen geht es.
Verwaltung von Datenbanken
Mein Punkt ist der, dass die organisationstechnischen Rahmenbedingungen dafür, dass Datenbaken sinnvoll angeboten, akzeptiert werden von den BenutzerInnen und gepflegt werden von denen, die die Daten eigentlich zur Verfügung stellen sollen. Das ist im Prinzip, ein viel wichtigerer und tiefer reichender Prozess und Problembereich als der worin jetzt im Einzelnen eine Datenbank besteht. Ich wollte auch noch Stellung nehmen über die Benefiz sozusagen, über die Anreize, die dann eine Rolle spielen, gerade auch, weil Sie gesagt haben, es geht um das Ego. Das ist völlig richtig. Es muss sozusagen nachvollziehbar sein, dass man etwas davon hat, das heißt, sei es das es ein Geld gibt oder aber eine andere Art von Bestätigung oder Remuneration. Nun ist das eine Sache, die mich sehr interessiert aus verschiedenen Gründen, insbesondere auch im Zusammenhang mit Open-Access und ich habe, wenn wir hier dabei sind, vor kurzem, auf Science-ORF [6] darüber auch etwas geschrieben, im Zusammenhang mit Google und der neuen Initiativen von Google, Bücher zu scannen. Es ist nämlich so, erfahrungsgemäß, wenn Sie philosophische Webseiten im Netz durchschauen, dann finden Sie relativ häufig und das hängt genau mit der klassischen Auffassung von Wissenschaft zusammen, Publikationslisten.
Publikationslisten
Also Professorinnen und Professoren achten sehr darauf, wie andere darauf schauen, dass im Vorgarten ihre Rosen blühen und das besonders schönen Gras dort ist oder was immer oder das die Fenster geputzt sind, weil sonst wirft man ihnen vor, dass sie schmutzig sind. In dem Sinn achten Professorinnen und Professoren, sehr darauf, dass sie Publikationslisten haben und dass sie diese Listen an die Öffentlichkeit bringen. Das ist sozusagen das Potentsignal von WissenschaftlerInnen, dass sie das publiziert haben. Das lässt sich in etwa appellieren, also an diesen Faktor kann man appellieren und das ist auch der Grund, warum uns das gelungen ist im Prinzip, doch hier eine sehr ausreichende Dokumentation zu Verfügung zu stellen. Zum anderen auch deswegen, weil es ein Teil des professionellen Lebens der Leute ist.
Publikationslisten im Web
Wo es allerdings schwierig wird, wo ich sagen muss, dass da eben auch meine Bemühungen ein bisschen durchhängen und durchgesackt sind, ist, dass der nächste Schritt, der jetzt darin besteht, zu sagen, Publikationslisten sind schön und gut, aber nutzlos für Leute, die heutzutage am Web diese Sachen ansehen. Das ist genau der Grund, warum die Googleinitiative, derartige Aufregung erzeugt, weil Google, das alles durchkreuzt, was mit Publikationslisten zu tun hat und einfach in die Kostenbibliotheken geht und Millionen von Bücher scannt statt - was sinnvoller wäre - im besonderen Bereich der Wissenschaft, statt das die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler drauf kämmen, dass sowohl sie als auch diejenigen, für die sie eigentlich arbeiten am Besten bedient werden, wenn die Wissenschaftler so gut es irgendwie geht und soweit es irgendwie geht, ihre Arbeiten in Volltext zu Verfügung stellen würden, weil sich auch nachweisen lässt, ganz einfach, geometrisch nachweisen lässt, dass das mehr zur Kenntnis genommen wird, weil es mehr Leute wahrnehmen und weil mehrere Leute etwas damit machen können.
An dieser Stelle gibt es einen Bewusstseinsblock. Wenn Sie sich die verschiedenen Publikationslisten, die ich nicht sehen kann, mittlerweile von den Kolleginnen und Kollegen im Netz anschauen, dann haben Sie Seiten und Seiten Literaturzitate und dann vielleicht ein, zwei kleine Beispiele von Publikationen. In Fällen, Sie müssen sich das vorstellen, in Fällen, wo vor 30 Jahren oder sagen wir etwa vor 20 Jahren, die Sachen, die schon vorgelegen sind und kein Mensch mehr, also nur mehr die Person, die das geschrieben hat, die das Recht hat an diesen Informationen ranzugehen, nein, stattdessen kriegen Sie das Zitat der entsprechenden Publikation und dann müssen Sie, in die Bibliothek gehen und sich das ausheben lassen und dass ist der sozusagen Skandaleffekt darauf, der darin besteht, wenn Google in die Bibliotheken geht, diese dort gespeicherten Bestände alle scannt, dann gibt es für die Leute, die auf die Freiheiten und Autonomie der eigenen wissenschaftlichen Leistung pochen, gibt es dann, so für manche davon, gibt es den Skandal, dass ihre Freiheit eingeschränkt wird, wenn Google diese Informationen, die sie selber nicht hergeben wollen, obwohl sie es ja publiziert haben, obwohl sie es ja hergegeben haben, sie wollen es aber in der neuen Form nicht hergeben. Wenn Google diese Informationen allenfalls zu Verfügung stellt.
Kleiner Exkurs zum Eigentumsrecht
Was noch, das habe ich versucht in dem Artikel kurz anzudeuten, was dadurch noch besonders verschärft wird als Problem, weil Google in der großen Scanaktion natürlich Publikation von hunderten Jahren scannt, d.h. aus dem Jahre 1750, 1850, 1920 und alle die Sachen, die sozusagen älter sind als 70 Jahre. Da gibt es eigentlich keine juridischen Bedenken mehr dagegen. Etwas was im Jahr 1915 oder 1920 publiziert worden ist, kann wenn es eine entsprechende Vertragsregelung zwischen Google und den Bibliotheken hat, gibt es keine Eigentumsrechte mehr. Das sind freie Informationen und diese freien Informationen stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wenn Sie bei Google Books [7] schauen, sehen Sie, dass es diese Sachen gibt. Damit gerät die Spanne der 70er Jahre, nach dem Tod der Autoren, die hier noch sozusagen gilt in der Eigentumsordnung der westlichen Staaten, gerät die unter einen ganz bestimmten Druck, weil man einerseits beim Scannen nicht aufpasst darauf, wann dieses Ding publiziert worden ist, aber an der Stelle bestimmte Eigentumsrechte verletzt, die man sozusagen wiederum einzuklagen versucht. Das sind jetzt nicht ganz mit Datenbaken verbundene Überlegungen, aber hat mich jetzt angestoßen.
Zweites Argument aus Publikum
Wenn man das ganze jetzt aus der wirtschaftlichen Seite her betrachtet, dann kann sein, also meine Freundin studiert Medienmanagement und sie, also das online stellen von Bücher, von ganzen Büchern, hat sie als eine Form von Marketing kennen gelernt, weil eh niemand ein ganzes Buch am Computer liest und dann kauft man sich eh das Buch. Das heißt, ich weiß nicht, ob jetzt die Wissenschaftler das so anerkennen, aber zumindest wird das von manchen anderen Autoren so gehandhabt z. B. der Dieter Bohlen hat das so gemacht.
Drittes Argument aus Publikum
Zu dem was Sie gesagt haben, erscheint mir besonders wichtig, dass ein Verfahren gefunden wird, das wirklich dieses Copyright schützt, auch im Dokument, nämlich es gibt zwar derzeit das Medien Kopf- und Fußzeile, aber das ist über gehbar dieser Dokumentenschutz. Und der müsste auch von Microsoft, der die meisten Dokumente in der Form zu Verfügung stellt, in irgendeiner Form gewährleistet werden, weil wenn ich in Power Point zu Kant etwas vorbereite, was sehr mühsam ist und gestalte, schicke ich es nicht über das Netz, sondern gebe eine Fotokopie.
Datenbanken und ihre soziale Einbettung
Ich sehe das Problem in etwa auch so. Ich will als Anmerkung zu beiden vielleicht das Folgende sagen. Worauf man da, und das ist medientheoretisch die interessante Frage, worauf man da gestoßen wird. ist das folgende, das die bisherige Buchkultur eine vergleichsweise leichte, natürliche Schutzhülle, um die rundherum, um die Produktion von gedanklichen Arbeiten gelegt hat. Diese vergleichsweise, leicht, implementierbare Schutzhülle war - dass wenn man will - dass die Mehrheit der Menschheit wahrnimmt und so, dann schreibt man das, druckt man das, das kann man dann kaufen und kann in den Bibliotheken hinterlegt werden. Wenn Sie in die Bibliothek gehen, haben Sie dort Zugang zu den Beständen der Bibliothek in der gesamten Zeitschiene, aber Sie müssen dort hingehen, Sie müssen an der Stelle sein. Sie müssen einen Bibliotheksbenutzerausweis haben. Unter diesen Voraussetzungen können Sie dann auch an einen Kopierer gehen und ein paar Seiten kopieren unter diesen Voraussetzungen haben Sie einen Zugriff auch zu den neuesten Publikationen, der ist aber vergleichsweise mühsam zu erreichen und nicht leicht multiplizierbar. Was die Umstände jetzt bewirkt haben, ist im gewissen Sinn ein Zusammenbruch dieser natürlichen Constraints, weil in dem Moment, in dem Sie einen Fotokopierer haben, der Ihnen PDF’s macht und diese PDF’s vom Kopierer selbst direkt ins Netz gespielt werden können, haben Sie sozusagen Vorteile von gigantischem Ausmaß. Nämlich Sie müssen nicht mehr an die Universitätsbibliothek nach Wien. Sie müssen nicht mehr auf die Entlehnfirste achten. Sie können also um kein Geld diese Inhalte habe. Das heißt, alle diese natürlichen Constraints, die dazu gedient haben, dass das normale Eigentumsregime quasi funktionieren konnte, fallen weg. Damit gibt es jetzt tatsächlich massive neue rechtliche Probleme, im Zusammenhang mit Schutz vom Eigentum, aber diesen massiven, neuen Problemen, verbinden sich mit massiven neuen Möglichkeiten. Wie gesagt, wenn Sie ein Buch aus dem Jahre 1897 haben wollen, dann gibt es keine guten Grund mehr im heutigen Stand der Technik ein Buch aus dem Jahr 1897 nicht für alle Menschen auf der Welt, mehr oder weniger gratis zugänglich zu machen. Da diese Situation einen gewissen, starken Druck auch auf die gegenwärtige Produktion ausübt, ergibt sich dieses besondere, sozusagen, neuarrangierte, technisches Problem.
Open-Access
Man muss aber dazu auch noch sagen, und das ist die Geschichte mit dem Gorilla-Publishing, man muss dazu sagen, dass sage ich jetzt beinhart. Ein Verlag, bei dem ich Bücher produziere hat die folgende Regelung: Im ersten Jahr der Publikation, soll nichts davon online sein, nur sozusagen, die Einzelartikel, die die einzelnen Leute vielleicht auf ihrer Homepage zu Verfügung stellen können. Nach einem Jahr des Erscheinungsdatums gibt der Verlag - der philosophische Verlag, der lebt davon, dass er philosophische Bücher produziert - gibt er dann die Inhalte frei. Das heißt nach einem Jahr, kann ich mit dem Buch machen, was ich will, als Herausgeber und kann, was Sie da sehen, am Gang z. B. kann nach einem Jahr, dieses Buch frei im Internet zugänglich zu machen. Der Grund ist nicht, weil sie so Menschenfreundlich sind, sondern der Grund ist genau der, den sie ansprechen, dass ich nach einen gewissen Zeitpunkt die Verkaufszahlen, man muss sich ja vorstellen in welchen Rahmen diese Verkaufszahlen sind. Diese sind im Rahmen von 200 Exemplare oder so. Muss sich mit 200 Exemplare ausgehen und dann ist es so, nach einem Jahr ist der Werbeeffekt davon, das die Inhalte dieses Buches vorhanden sind, stärker als das was man noch verdienen könnte. Wenn man diesen Werbeeffekt nicht hat, das Buch aber sozusagen, mit seinen 70 Euro, die das kostet, voll verkaufen, darauf besteht dass, nur dieses Buches, als Ganzes verkauft werden soll.
Gut, das waren jetzt Exkursionen angesichts des Themas, das Datenbanken, etwas zu tun haben mit sozialer Einbettung, etwas zu tun haben mit Eigentumsordnung, etwas zu tun haben auch mit der Open-Source-Bewegung und den Open-Access-Gedanken, weil ja letzter Gedanke dazu hier eben ein deutlicher Unterschied zu machen ist zwischen verschiedenen Arten von Publikationen. Also wenn ich der Herr Kappacher bin oder der Peter Hanke bin, und schreibe damit ich ihren Lebensunterhalt als freier Schriftsteller sozusagen leisten kann und den Verlag geschützt haben will, weil der Verlag zahlt mir das Schriftstellerhonorar, dann ergibt sich eine ganz andere Fragstellung, als z. b. in der Philosophie, wo ich ja nicht schreibe, um für die Bücher Geld zu kriegen, sondern wo ich schreibe, um meine Tätigkeit zu veröffentlichen, um einen Job zu kriegen, der nicht damit, ich werde in meinem Job ja nicht bezahlt, dass ich ein Buch geschrieben habe, sondern ich kriege den Job, weil ich ein Buch geschrieben habe, allenfalls. Das heißt, dass ist ein weiterer Fall von Public Realation-Aktion in einer gewissen Weise.
Gut ich könnte lange darüber reden, bremse mich aber ein, um zu der Bildung zurück zu kommen, werde aber die Anregung aufnehmen und mir noch für die übernächste Stunde, würde ich mal sagen, also für die vorletzte Stunde in etwa, noch ein bisschen etwas vorbereiten an Gedanken darüber.
Vorankündigung
Am 26. Juni, dass ist der letzte Freitag im Juni gibt es eine Prüfung, weil ich mehrfach gefragt worden bin. Was ich tun werden bei der Prüfung ist, ich werde einen Text mitbringen, der von Ihnen kommentiert werden soll und werden kann im Zusammenhang mit den Themen über die wir reden, wenn Sie keine Zeit haben zu diesen Termin, in meiner Sprechstunde können Sie Prüfungen immer ablegen.
Überlegungen zum frühen Wittgenstein, Hegel und Heidegger
Gut, ich habe das letzte Mal, Ihnen von Hegel erzählt und bin nach dem ich Ihnen im Anschluss an Wittgenstein etwas gezeigt habe, wie so Datenbanken aussehen und wie Datenbankabfragen verlaufen und wie die verschiedenen Tabellen hier an der Stelle aufgelistet sind, quasi zusammen organisiert sind, zusammen arbeiten, um ein Abfrageresultat zu ergeben, bin ich wieder zurück in die Philosophiegeschichte, um Ihnen zunächst Mal aus der Einleitung und der Vorrede zur Phänomenologie des Geistes von Hegel vor Auge zu führen, wie eine maßgebliche Konzeption des Bildungsgedankens, die sich an die platonische Idee auch noch anschließt bei Hegel Vorzug finden ist und auch in einem gewissen Sinn maßgeblich geworden ist, für den theoretischen Diskurs über Bildung in der deutschen Tradition des 19. und 20. Jh. Ich habe Ihnen aber auch schon gesagt, und dass ist mein Hintergedanke für diese Stunde und für die nächste, wahrscheinlich zum Teil, das gegenüber diesen Bildungsgedanken, nämlich - das mache ich vielleicht ein bisschen vorspringend - in dem ich Ihnen noch einmal als Einleitung zu dem Heidegger Kapitel, dass also das nächste Kapitel sein wird, als Einleitung, als Vorbemerkung dazu habe ich Ihnen diesen Bildungsgedanken noch einmal mit ein, zwei Hinweisen auf die gängige Praxis und die gängige Sprache verdeutlich. Sie erinnern sich, ich habe schon in der ersten Vorlesung, überhaupt, im Zusammenhang mit der Bologna-Diskussion einiges darüber gesagt, welchen Stellenwert durchaus prinzipieller auch ideologischer Art die Rede von Bildung hat und ich habe Ihnen hier von einem Kollegen, die Rezession eines Kollegen Herrn Arnswald zur Illustration hergestellt. Diese Rezession bezieht sich auf Humanismus als Leitkultur von Julian Nida-Rümelin einer der in Deutschland und der Schröder-Regierung maßgeblichen Kulturminister, Philosophen und Apostel des Humanismus. „Dieser neue Humanismus basiert für Nida-Rümelin auf einen Menschenbild, das sich als Gegenstück zum Menschenbild des Homo oeconomicus versteht. Sein angestrebtes Menschenbild eines neuen Humanismus stellt sich bewusst dem heute vorherrschenden kurzfristigen Denken, der Wissenschaftspolitik entgegen.“[8]
Ich gehe da nicht weiter auf diese Form von Rhetorik ein. Nenne es hier nur deshalb, weil ich Ihnen die Grundidee meiner Überlegungen zu frühen Wittgenstein zu Hegel und zu Heidegger an dieser Stelle deutlich machen kann. Die Grundidee ist die, dass die wichtigsten Philosophen des 20. Jh. - die beiden wichtigsten, nach meiner Einschätzung, wichtigsten Philosophen des 20. Jh. - sind Wittgenstein und Heidegger und einer der Giganten des 19. Jh. Genau und gerade nicht, obwohl es manchmal so aussieht, verstehen lassen, als Vertreter des Bildungsgedankens, sondern die sind in der anderen Richtung unterwegs. Daher meine ein wenig plakative Überlegung, also Überschriften von Hegel fällt der Bildung in den Rücken [9] und Heidegger zerpflückt Platon [10]. Ich möchte Ihnen Gedanken darüber bringen, dass dieser Ductus des Bildungsdenkens genau nicht das ist, was die genannten Philosophen betrifft, und um es Ihnen als ganz einfaches Schlagwort zu präsentieren und im Hinblick auf das, was ich Ihnen über Heidegger erzählen werde, zu fokussieren.
Der Begriff Humanismus und der „Brief über den Humanismus“
[11] Dieser Humanismus als die neue Leitkultur, dem das SPD-Mitglied und Staatsminister, wie Rümelin, sozusagen groß proklamiert, bedient sich des Terminus „Humanismus“ im Sinn humanistischer Bildung, in Anknüpfung an die Tradition, an alles das Schöne, was wir von Datum als Aussteiger diskutiert haben und dieser selber Ausdruck. Dieser Ausdruck Humanismus findet sich 1947 in einem ganz, ganz berühmten Dokument von Heidegger und das ist das sogenannte „Brief über den Humanismus“, auf dem ich zu sprechen komme, in weiterer Folge. Wenn Sie den Brief über Humanismus ansehen, dann finden Sie als erstes augenscheinliches Signal, dass da etwas nicht ganz so ist, wie es sein sollte, finden Sie das, allein schon in dem Titel „Humanismus“ in Anführungszeichen steht. Genau so ist es gemeint. Heidegger ist jemand der sich mit massiven Wirkungen gegen den Humanismus und gegen den Humanismus als Leitkultur ausgesprochen hat, gegen die humanistische Bildung, die Interpretation von Platon, auf die wir zu sprechen kommen werden, ist eine Anti-Humanistische Interpretation. Heidegger zerpflückt Platon, wie gesagt, und Heidegger ist jemand der damit ausgesprochen weitreichende Folgen produziert hat. Auf das komme ich dann gleich zu sprechen. Ich nehme es vorweg, um Ihnen quasi die unterliegende Überlegung einer Skepsis, diesen sozusagen typisch, platonischen, bestimmten Entwicklungsgesetzlichkeiten gegenüber darzustellen, die nach meiner Auffassung sowohl den frühen Wittgenstein, daran erinnern Sie sich, das haben wir sehr genau erläutert. Den Unterschied den wir zwischen Platon und Wittgenstein markiert haben, aber auch bei Hegel und bei Heidegger finden. Soviel einleitend zur Motivation.
Bildung bei Hegel: Phänomenologie des Geistes
[12] Ich gehe jetzt gleich dorthin, wo ich das letzte Mal beendet habe, nämlich nicht am Anfang der Phänomenologie des Geistes, sondern in der Mitte. In diesem Kapitel, wo Bildung extra vorkommt. Bildung hat als Überschrift den Platz in dem Kapitel „Die Welt des sich entfremdenden Geistes“ und diese Welt des sich entfremdenden Geistes, ist platziert vor der Aufklärung, also nicht im 19. Jh., nicht wie man glauben würde, wenn man hört, dass Hegel einer der großen Befürworter eines humanistischen Bildungsideals ist, geht gleich auf wie Humboldt und so, nicht nach der Aufklärung im deutschen Milieu des 19. Jh., sondern die Bildung bei Hegel. Wenn man sich anschaut, wo er sie wirklich diskutiert, kommt eben vor der Aufklärung und hat Qualitäten - das habe ich das letzte Mal schon ein wenig angedeutet - hat für den Hegel die besondere Beschaffenheit, dass es eine Entfremdung des Geistes ist. Eine Entfremdung des Individuums, das sich auf den Weg begibt, die Errungenschaften der Kulturentwicklung nachzuvollziehen. Ich habe Ihnen gesagt, dass der objektive Geist bei Hegel, der eingeholt werden soll in der subjektiven Erziehungsgeschichte der einzelnen Personen, dass der schon Prägungen schon hinter sich gelassen hat, sozusagen Prägungen bewirkt hat. Kulturelle Schienen gelegt hat, typische Muster von kognitiver Verständlichkeit produziert hat, die den einzelnen Individuen aufgegeben sind als Nachvollzug und das Bildung - so wie es Hegel jetzt sieht - ein Prozess ist, in dem das Individuum da aufholt. Ich muss Ihnen nicht allzu genau den unglaublich, präzisen, aber auch technisch sehr anspruchsvollen Ductus-Verbalen von Hegel demonstrieren, der sagt hier nur das eine, dass kann man vielleicht kurz kommentieren, die “Bildung ist das Mittel- oder der Übergang, der gedachten Substanz in die Wirklichkeit, als umgekehrter bestimmten Individualitäten in die Wesentlichkeit“ (PhdG 364). [13]
Hegel denkt in einem Konfrontationsverhältnis. Es gibt ein Individuum, dieses Individuum ist ein einzelnes, bestimmtes Individuum, und als solches aber vereinzelt, nicht dort wo es eigentlich schon sein könnte, nämlich eingeordnet in den Schatz der gesellschaftlich, vorhandenen Gewissens- und Verhaltensinhalte. Es muss dieses bestimmte Individuum, dieses muss in die Wesentlichkeit rüber, in der es aus dem Ad-hoc-Verhalten, aus dem sich was einfallen lassen und sich darüber freuen, dass man selber originell ist, hinweg sich nicht groß aufmüpfelt mit einer Einzelposition begnügen, sondern etwas wesentliches beitragen, wobei was Wesentliches eben nichts ist, was ich mir jetzt einfallen lassen kann, sondern was Wesentliches ist das, wofür es Garantien gibt, dass die Gesellschaft unter dem Aspekt von Wahrheit als das Wichtige nimmt. Also das Individuum muss in die Wesentlichkeit und die gedachte Substanz muss in die Wirklichkeit. Das heißt die Tradition, die überliefert ist muss aktualisiert werden. Die Aktualisierung, das Aktuale muss konfrontiert werden mit der Tradition. Das ist eine entscheidende, wichtige, hegelische Grundfigur - ein anspruchsvoller Clash zwischen Tradition und Gegenwart. Dieser anspruchsvolle Clash ist nach Hegel, nicht die Bildung, sondern das ist der dialektische Prozess bis zur vollen Einsicht, bis zur vollen Aufarbeitung von Vergangenheit und Geschichte. Das sage ich deswegen, so ganz bestimmt, weil Bildung eine Stufe in dem Prozess ist, den der Hegel weiterführt bis zu seiner Zeit ohne ihn Bildung zu nennen.
Bildung als Zerrissenheit und Zerstörung
Interessant ist jetzt, was er für Worte für Bildung übrig hat, wie er Bildung als eine solche Stufe beschreibt und da gibt es eine große Überraschung. Diese Überraschung besteht darin, dass die Bildung, so wie Hegel sie betrachtet, dass sie die ultimative Zerrissenheit ist. Die ultimative Desorientierung und gerade nicht die sozusagen die Leitfigur, der Leitterminus für eine Orientierung. Bildung ist und das hört man sehr selten, weil es sozusagen all diesen genannten rhetorischen Figuren gar nicht gut passt - Bildung ist diese Zerstörung eigentlich und wenn Sie mir nicht glauben, lesen Sie es nach auf Seite 384 der Phänomenologie des Geistes. Das bringe ich Ihnen sozusagen voll im Wortlaut: „Die Sprache der Zerrissenheit aber ist die vollkommene Sprache und der wahre existierende Geist dieser ganzen Welt der Bildung.“ Die Bildung ist die Zerrissenheit. „Das Selbstbewusstsein, dem die seine Verworfenheit, verwerfende Empörung zukommt“ (PhdG 384f). [14] Punkt einmal davon. Das ist das was für den Hegel interessant ist an Bildung. Ein Selbstbewusstsein, das in einer Verworfenheit drinnen ist. Also in einer Entfremdung drinnen ist. Dass weiß von dieser Entfremdung und das diese Verworfenheit, das selber weiß, selber noch mal von sich weiß. Also es ist nicht nur außer sich, es weiß, dass es außer sich ist und es verwirft das es außer sich ist. Es will es nicht, es negiert das, das es außer sich ist. Und es erzeugt, in dem es nicht damit zufrieden ist, einen Wutschrei, eine Empörung, wie Hegel sagt, eine völlige Zerrissenheit, wo man nicht mehr weiß, wo man ist. Das klingt jetzt auf der einen Seite - ist das ein sehr ausgetüfteltes, dialektisches Gebilde. Man könnte es unter Hinweis auf das bisher gesagte so beschreiben, dass man sagt eine Person, die gebildet werden will muss sich auseinander setzen mit Inhalten, die fremd sind.
Erstes Beispiel zur Bildung
In meinem Artikel, den ich am Anfang zitiert habe, habe ich sozusagen ein sehr veraltetes Bild für diesen Zustand genommen, was aber quasi greifbar ist in einer gewissen Weise, in meiner Bildungstradition im Gymnasium man musste die erste Seite der Odyssee [15] auf griechisch auswendig lernen. Das hat zur Bildung eines humanistischen Gymnasium gehört und dass ist ein wirklich sehr schöner greifbarer Punkt, wo Sie sich vorstellen können, was ein 15-jähriger sagt, wenn man sagt, lerne zwei Seiten griechisches Original von Homer auswendig. Im Rahmen des griechischen Unterrichts muss man sagen. Es war nicht die vollkommen nutzlos Memorierung, aber es ist glaube ich ersichtlich an dem Beispiel, wie Bildung an dieser Stelle als ein Fremdinhalt da offeriert wird mit dem Signal auch noch, du wirst es noch einmal brauchen können. Du weißt es jetzt ja nicht, was es ist, du musst dich dem unterwerfen und du wirst es in Zukunft brauchen können. Wenn es in dir internalisiert ist, zu einer Zeit, wo du alles griechisch schon vergessen haben wirst, werden dir diese Gesänge noch als griechisches Relikt noch da sein. Deinen Enkel wirst du es noch übertragen können mit verkehrtem Gesicht, dass du griechisch im Original gelernt hast. Es ist sozusagen der simple Bildungsbegriff, operiert damit, mit dem was ich Ihnen jetzt gesagt habe. Es ist eben eine gute Aufgabe, eine wünschenswerte Aufgabe, sich dieses Fremde auf diese Art und Weise anzueignen. Das heißt Homer spricht dann in der originalen Sprache durch sich selbst. Das ist noch immer das pädagogische Konzept gewesen. Der Lehrer des griechischen an der Stelle.
Das ist aber genau nicht, was Hegel daraus macht, sondern Hegel macht daraus die Zerrissenheit. Er arbeitet gerade die Zerrissenheit heraus, die darin besteht, dass sie jetzt dieses Fremde – Sie wissen, Sie merken, dass das Selbstbewusstsein in diesen Homer Versen entfremdet ist. Sie lassen sich darauf an, weil sonst kriegen Sie keine Note im Griechischen. Sie sind aber wütend darüber, dass Sie sich darauf einlassen, dass Sie um eine griechisch Note zu bekommen, dass machen müssen und Sie ärgern sich über beides. Sie ärgern sich darüber, dass Sie das auswendig lernen und Sie ärgern sich darüber, dass Sie sich ärgern, dass auswendig zu lernen.
Das Problem, das darin besteht in dieser Form von Aneignungsprozess drinnen zu sein, habe ich an dieser Stelle deutlich gemacht und das wir - wenn es sich um so etwas handelt - nicht einfach affirmativ und positiv diesen Bildungsinhalten gegenüber sein können, weil zu sehen ist und das hat Hegel an der Stelle schon gesehen, 100 Jahre bevor das Adorno dann ausbuchstabiert hat, dass Bildung als einfacher, affirmativer Begriff, ein Instrument der staatlichen, gleicher Gestaltung, Sozialisierung und des Stillhaltens auch von Personen gegenüber Traditionen ist.
Zweites Beispiel zur Bildung
Ich habe Ihnen noch ein zweites Beispiel gebracht, das ich Ihnen kurz zumindest, darstellen möchte, weil es für mich - es hat gegenwärtige Struktur, was ich Ihnen primär gesagt habe. Es ist mir deswegen wichtig, weil gerade unter dem Titel „Bildung“, dass die Verzweiflung von der Hegel an der Stelle spricht, für mich im gegenwärtigen Diskurs viel zu wenig auskommt und ich Ihnen noch ein Beispiel dieser verzweifelten Situation, in der sich die BildungsbürgerInnen gegenwärtig befinden vor Augen führen wollte und das betrifft ein Beispiel aus der Werbebranche. Dieses Beispiel ist geeignet dazu zu zeigen, wie sich sozusagen die Bildung im Sinn der klassisch, humanistischen Bildung in einer gegenwärtigen Situation zerreist und keine positive Einstellung mehr kommt.
Ich beginne mit dem hier zitierten, aber wird von mir jetzt nicht deklamierten Text aus dem Faust 1 - ein klassischer Bildungstext. Das habe ich das letzte Mal auch schon kurz gesagt. Wenn man es genauer liest, wenn man es heutzutage liest und nicht in der Schule lies, kommt man drauf, es ist eigentlich ein wunderschöner Text. Es hat sehr viel zu tun mit Sozialanalyse, mit der Einstellung von Wissenseliten zur Natur und von Wissenseliten zur Bevölkerung, zur allgemeinen Bevölkerung. Ich ermuntere Sie, dass an der Stelle noch einmal anzuschauen, noch einmal vor Augen zu führen. Ein ganz berühmter Satz beendet diese Passage. Dieser Satz ist also Jahrhunderte kann man jetzt schon sagen fortgetragen worden, in Zitatenschatz unserer Kultur, also in der objektiven Geistigkeit. Was ist ein Zitatenschatz anderes? Zitatenschatz ist etwas, wo sich niederschlägt die Weisheit des Volkes, zum Gebrauch des Volkes, wo elitäres und kompliziertes in Formeln gefasst zur Verfügung steht für die Menschen. Dieser Satz heißt „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“. Mit leicht verklärtem Gesicht zu sprechen, wenn Sie es verstanden haben. Es ist eigentlich ein Versöhnungssatz eines Elitevertretes mit Natur und Volk. Es ist eine Synthese der besonderen Art zu Ostern - in der Auferstehung gibt es die Menschlichkeit, die den Stubengelehrten angesichts der Frühlingswinde und angesichts dessen, dass die arbeitstätige Bevölkerung auch frei hat und am Nachmittag spazieren geht, eine Ganzheitskonzeptionsart, die vieles von dem vergessen macht, was an Härten und an Bedrohlichkeiten das Leben bestimmt. Diese Art von Synthesefunktion verbirgt sich in dem Zitat und in der Verwendung von Goethe.
Nähere Erläuterung des Zitates
In dem ganz kleinen Beispiel können Sie sozusagen sehen, vielleicht erahnen zumindest, warum dieses Zitat wichtig geworden ist und warum, das kann man sozusagen leichter auswendig lernen, als den ersten Gesang der Ilias. Aber worum es sich lohnen könnte - von Generationen her gesehen - diesen Satz zu überliefern als einen Merkpunkt - worum es gehen kann - in unserer Philogenese sozusagen. Dieser Satz, der ein Bildungsgutsatz geworden ist, der hat natürlich seine eigene Geschichte und in der gegenwärtigen Situation, in der sozusagen, massendemokratischen Konsumgesellschaft gibt es eine Verwendung dieses Satzes, die jetzt nicht wirklich beabsichtigt ist und eine diese Verwendungen, also mehrerer gibt es natürlich, ich habe Ihnen zwei hier gezeigt. Das ist die eine Verwendung. Das ist die Firma, die macht Posters, die Sie sich ins Wohnzimmer kleben können und die zitiert hier Goethe „Hier bin ich Mensch. Hier darf ich’s sein“ mit der entsprechenden Lüge. Also schon einmal einerseits ein Zitat, das ist das Schicksal von solchen Weisheitssprüchen. Da sie auch ein bisschen zitieren und abgewandelt und persifliert werden. Also hier kann man sagen, dass hat noch ein gewissen respektvollen Drift, in eine andere Sache. Das ist dann nicht der Osterspaziergang [16] vom Eise befreit, sondern es ist die Couch an der man sich auch als Mensch gut bedienen kann. Das ist, wenn Sie so wollen noch ein deutlich beaujeus Element. Ein beaujeus Möbelstück, das eine kleine Diskrepanz aufbaut zwischen den schönen, klassischem Ideal und dem was man sich leisten in das Wohnzimmer zu stellen. Das ist aber nur die Zwischenstufe, ich gebe Ihnen die nächste Stufe und das ist etwas was mich nicht aufhört zu faszinieren, diese DM-Werbung „Hier bin ich Mensch. Hier kauf ich ein“. Das ist eine schlichtweg, geniale, persiflasche und Permutation des bildungsbürgerlichen Anspruchs, der in diesem Goethe-Zitat drinnen ist. Ich stehe nicht an bevor ich gefunden habe, dass das wirklich völlig genial ist. Ich habe mir gedacht, das ist eine unglaubliche Schweinerei. Das ist nämlich in einer Weise, genau auch die Zerstörung von all dem was ich Ihnen gerade gesagt habe. Das ist - und warum ich Ihnen die Sache hier hingeschrieben habe ist, weil die Einstellung in einem Gymnasium erzogenen Staatsbürgers zu einem Goethe-Zitat angesichts dieser persiflasche und Zerstörung des Goethe-Zitates - genau die Zerrissenheit der Bildung ist, um die - würde ich jetzt einmal unterstellen - es bei Hegel geht. Sie sind zerrissen darin, dass Sie einerseits, wenn Sie merken, dass Sie dieses Zitat hören, dann merken Sie, dass Ihnen da etwas entgegen kommen wird. Also ein Zerrspiegel eines Bildungszitates entgegengesetzt wird, in dem Sie auf der einen Seite widersprechen wollen und sagen wollen, dass kannst du doch dem Goethe nicht antun, dass ist doch soweit weg, das ist nur mehr zerstörerisch, und auf der anderen Seite Sympathie entwickeln, weil Sie auch sagen müssen, ich sehe ja ein, dass dieser ganzer Bildungsanspruch in der sich mit Goethe befindet unter den Bedingungen der Massenkommunikation eben auch zu Verfügung steht, auch zur Bedingung, zum Geld zu verdienen. Was soll ich den dagegen sagen? Ich bin nicht mehr im 19. Jh. Ich muss eigentlich der Zerstörung des Bildungsgutes zustimmen. Gleichzeitig, in dem gleichen Ductus in dem mir die Zerstörung des Kulturgutes auch die eigene Grundlage unter den Füßen wegnimmt und die Aufgabe mit dem Bildungsproblem heutzutage umzugehen. Das ist etwas, was in Hegel schon drinnen steht, in der hegelschen Beschreibung von Bildung als Zerrissenheit. Die Aufgabe kann nichts anderes sein, als mit dieser Zerrissenheit weiter zu operieren. Die Aufgabe kann nicht sein, dass möchte ich jetzt ein für alle mal – wäre schön, aber ich komme immer wieder mal darauf zurück – die Aufgabe kann nicht sein, dadurch kommt von irgendwelche Aktionen diese zweite Version da, diesen Nachsatz wiederum auszusäubern und zu sagen, wir sollten uns besinnen auf „Hier bin ich Mensch“ und das mit dem Einkaufen besser vergessen. Die Aufgabe ist, dass wir Menschen sind und entsprechend würdige Menschen sind. Hier haben Sie noch einmal die Anknüpfung, was ich vorher gesagt habe, an den Humanismus. Denn „Hier bin ich Mensch“ heißt ich bin Humanität. Die Humanität muss wieder im Vordergrund stehen und was der Heidegger im Humanismus Brief sagt und was bei Hegel an der Stelle auch schon drinnen ist, ist dass der Appell an Humanität einfach schlecht angelegt ist - nicht die richtige Aktion ist - um mit einem Problem von dieser Art umzugehen. Nämlich, worin liegt dieses Problem? Ich sag es ein bisschen freihand, aber es ist glaube ich nicht ganz verkehrt und nicht unberechtigt zu sagen, dass die Humanität im Sinne der sozusagen der zerrissenen, postbildungsbürgerlichen Denkanstrengungen zerrüttet und durchgestrichen ist, genau durch die Sachen des Konsums, genau durch den Homo oeconomicus, den ich Ihnen bei Nida-Rümelin gezeigt habe.
Das heißt, die subversive Leistung der Ökonomie, die hier drinnen ist, die kann man auf zwei Arten beantworten. Man kann sagen, ich muss die Ökonomie rausholen, aus dem Bild weg, damit ich mich wieder besinne auf das Humane. Das ist, wenn Sie das in der Bologna-Diskussion zurückverfolgen, wie ich es Ihnen schon am Anfang gesagt habe, ist das z. B. der Rückgang auf Humboldt. Also eine Diskussion über die Aufgabe der Universität in der Wissensgesellschaft, die sich festmacht daran, was denn Humboldt wirklich gesagt hätte. Das ist so ähnlich, wie wenn ich mich hinstelle und sage: „Hier bin ich Mensch. Hier kauf ich ein“ Ah, das war doch was, das ist doch Goethe, der hat Goethe nicht verstanden. Nein. Nein. Wenn man Goethe richtig versteht, dann könnte man nie zu so einem Spruch kommen. Die, die Goethe nicht richtig verstehen, die können vielleicht einkaufen, aber den höheren Wein werden die nie erreichen. Das ist die eine Form damit umzugehen. Die andere ist sozusagen, nein, ich muss zugestehen mit diesen Formeln ist so nichts mehr zu machen. Dann stellt sich allerdings die Frage, was tut man, wie geht man um damit. Das will ich Ihnen daher so deutlich vor Augen führen, weil Hegel, wie Hegel auf die Art und Weise damit umgeht, gehe ich nicht genauer ein. Aber Heidegger ist jemand, der das folgende gesagt hat. Er hat nicht einfach gesagt, gehen wir zurück zu Goethe oder gehen wir zurück zu Humboldt oder zu irgendeinen von diesen Säulenheiligen, sondern der hat gesagt, ich sage es jetzt ganz, ganz kurz vorweg, er hat gesagt. Die Serie beginnt bei Platon selbst, dass wir zu dem gekommen sind, wo wir heute an dieser Stelle die Zerrissenheit haben. Das hängt an Höhlengleichnis. Es ist wörtlich, was ich Ihnen sage ist wörtlich und ich werde es Ihnen beleben. Heidegger hat sozusagen eine geniale, großartige Designweise, eine Idee gemacht, die darauf hinausläuft zu sagen, dieses ganze Ideal der Menschlichkeit so wies es letztlich dazu geführt hat, das wir im DM landen, ist das Schicksal des Abendlandes, ist eine konsequente Entwicklung, beginnend bei Platon über alle große Philosophen, inklusive Nietzsche ist der Vorletzte, Heidegger ist der letzte. Diese eine große Geschichte führt mit Notwendigkeit nach Heidegger dazu, dass wir uns in einer Situation finden, wo wir sagen wollen, wir sind menschlich und wir sollen menschlich sein, wo aber die einfache Tatsache, dass wir von Humanität reden, das Problem schon zerstört ist, weil wir von Humanität so nicht mehr reden können.
Heidegger: Brief über den Humanismus
Das ist ein guter Weg gleich überzuleiten, sozusagen fließend überzuleiten zu dem „Brief über den Humanismus“. Der Brief über den Humanismus kommt zustande als Antwort auf einen Brief den Jean-Beaufret – ein französischer Heidegger, ein Bekannter und Freund. In diesem Brief von Jean-Beaufret beginnt er damit Heidegger zu fragen, wie können wir heute noch von Humanismus reden? Heidegger sagt letztlich, also das ist auch ein extrem dichter spekulativer Text, aber einer der wichtigen Aussagen ist, die er so nicht sagt, also er sagt sie schon so, also zusammenfassend: Wir sollen und können heute nicht mehr über Humanismus sprechen und wir müssen, um das zu verstehen, zurück beziehen auf Platon und müssen eine andere Art der Philosophie produzieren. Das wird das Ende meiner Vorlesung auch sein, um das gleich zu avisieren.
Ich werde Ihnen etwas darüber sagen, wie Heidegger diese Art von Dilemma beantworten möchte und beantwortet. Das hat nach Heidegger, das sage ich Ihnen jetzt auch jetzt schon mal so vorweg, entscheidend mit der Technik zu tun. Die Technik, die Heidegger an dieser Stelle interessiert, ist die Technik, die seit dem Platon zu finden ist und die letztlich, Heidegger sagt es nicht so, aber ich glaub das kann man substiuieren die letztendlich in den Datenbanken zu einem Ende kommt. Also die datenbankmäßig verwaltete und gesteuerte Welt, die beginnt mit dem Höhlengleichnis. Wie es stattfindet werde ich Ihnen erzählen, ist dasjenige, was als ganzes in Zweifel gezogen werden muss und zwar auf eine Art und Weise, die jenseits des Bildungsgedankens sich befindet. Heidegger ist an dieser Stelle radikal gegen seine eigene deutsch-traditionelle Bildungsherkunft. Das ist das eine, was ich Ihnen noch sozusagen deutlich vorhabe zu zeigen und dann will ich Ihnen auch zeigen, wie man ein vom späten Wittgenstein her auf diese Form von Problemstellungen reagieren kann als eine zweite Möglichkeit, die außerhalb des Rahmens liegt, die ich mal gezeichnet habe, aus. Zwei Bemerkungen noch dazu.
Hegel und Wikipedia
Diese ganz überraschende Negativität im Bildungsgedanken, die sich beim Hegel da finden, hängt zusammen mit der Tatsache, dass er unter der Hand, er zitiert ihn zwar, aber nur ein bisschen oberflächlich, einen Text über diese Zerrissenheit zugrunde legt und von Dieter R. , der im Rahmen des Ludwig des XVI. Frankreich die - sagen wir einmal - ironisch, haltlose, adelige Tändelei im Einzugsgebiet des Absolutismus darstellt, um auf eine sehr radikale Art und Weise darstellt und für Hegel das Bezugsmodell für die Verlorenheit und Verlassenheit eines Bildungsbewusstseins ist, ist die eine Bemerkung, die ich machen will.
Die zweite, die ich Sie bitte, ein bisschen nachzulesen, wenn Sie diese interessiert, dass in der Phänomenologie des Geistes, zu meiner eigenen, großen Überraschung, im Zusammenhang mit Bildung eine Linie zu finden ist, die gar nicht hinein passt, in dem dialektischen Ablauf der Entwicklungsschritte, sondern die etwas zu tun hat mit der Enzyklopädie, die in die Richtung geht, dass Bildung nicht zu sehr zu erreichen ist, über diese dialektische Zerrissenheit, von der ich gesprochen habe, sondern dass Bildung zu erreichen ist durch Kompilierung vieler verschiedener Positionen und Auffassungen, durch Sammeln und Sichten. Als ich dass das erste Mal gelesen habe, mit Bewusstheit gelesen habe, habe ich mir gedacht, was ist jetzt los, was in der Wirklichkeit los ist, er spricht eben über die Enzyklopädie und er spricht in einer Art und Weise über die Enzyklopädie, die sich direkt mit der Wikipedia verbinden lässt. Das ist ein kleines Feature in der Phänomenologie des Geistes, das außerhalb des normalen Ductus drinnen ist, aber wo man gute Gründe dafür, anführen kann, dass der Hegel, ich mach das normalerweise nicht so plakativ, aber hier treue ich es mir zu sagen, dass Hegel Wikipedia vorausmodelliert hat, an der Stelle. Das soll für Hegel jetzt ausreichen.
Ich habe jetzt dann als nächstes den Heidegger-Abschnitt vor. Vorher möchte ich noch einmal in die Runde Fragen, ob Sie auch so zerrissen sind, was Bildung betrifft oder ob Sie Bildung, also ich muss sagen, für mich ist, wie Sie es merken, der Bildungsbegriff durchaus etwas geladenes. Es hat einen starken, affirmativen, appellativen Wert. Was man damit macht, ich kann so einfach nicht mehr einschätzen, wie das für Sie aussieht. Falls Sie dazu etwas beitragen wollen, dann gehe ich hier weiter.
Bildung durch Wissen
Ich habe - mache ich vielleicht als Einleitung hier - über Rümelin und Leitkultur schon gesprochen. Ich habe vor längerer Zeit, dass müssen schon 6 - 7 Jahre her sein, habe ich einen Beitrag darüber geschrieben, dass Universitätsgesetzt 2002 am Anfang ganz zu Beginn eine Formulierung enthält, dass ist das Gesetz, das es noch immer gibt: „Im gemeinsamen Wirken von Lehrenden und Studierenden wird in einer aufgeklärten Wissensgesellschaft das Streben nach Bildung und Autonomie des Individuums durch Wissen vollzogen“. [17] Ich spare mir die Ideologiekritik, von dem was darinnen steht, ein bisschen was habe ich dazu gesagt. Das soll hier nur daran erinnern, als Erinnerung daran, wie wirksam diese Bildungsrhetorik bis hinein in unsere gegenwärtige Rechtssituation ist. Das Streben nach Bildung und Autonomie des Individuums durch Wissen vollzogen. Dazu soll das Universitätsgesetzt dienen.
Ausschnitt aus der aktuellen Situation unserer Regierung
Was ich mir nicht verkneifen kann, ist Sie ganz konkret aufmerksam zu machen, wenn wir schon dabei sind, das die Art und Weise, wie unsere Regierung mit dieser Aufgabe umgeht im Moment so aussieht, dass es eine Novelle des Universitätsgesetztes 2002 gibt. Also dieses Korpus in dem das Streben nach Bildung realisiert wird. Diese Novelle ist vorgesehen und mit dieser Novelle hat es folgendes auf sich. Vor einem Jahr bevor die Regierung auseinander gebrochen ist, gab es schon einmal einen Vorschlag zu solch einer Novelle, die vom Minister, ist der ausgesandt worden. Dieser Vorschlag hat hohe Kritik von sämtlichen, beteiligten Instanzen ausgelöst. Diese Kritik ist dort angemerkt worden, dann ist aber die Regierung zusammen gebrochen. Damit ist nichts mehr geworden, vergangenen Jahres mit der ganzen Novelle. Jetzt haben wir die neue Regierung. Die neue Regierung hat denselben Entwurf genommen und hat keine Begutachtung geschickt und wird am nächsten Dienstag im Ministerrat beschließen. Das ist die aktuelle Situation, um das rund um das Universitätsgesetz und die von wegen, also aufgeklärte Individuen bemühen sich um so etwas. Das Ding ist nicht mehr, nicht nur ist das Ding, gar nicht mehr veröffentlicht geworden, sondern es gab gestern eine Sitzung im Wissenschaftsministerium mit ungefähr 15 Leuten. 2 Gewerkschaftsmitglieder, 2 österreichische Hochschülerschaftsmitglieder, 1 Senatsmitglied, 1 österreichischer Senatssprecher, 2 Vertreter der Universitätenkonferenz, also ungefähr 15 – 20 Leute, 2 Universitätsräte. In dieser Sitzung, gestern zu Mittag, hat der Minister eine halbe Stunde erstmal vorgestellt, was es mit diesem Gesetz auf sich hat. Die Leute, die dort waren haben zur großen Mehrheit, überhaupt keinen Entwurf in der Hand gehabt. Sie sind dort hingekommen, um sich vom Minister informieren zu lassen, was er vor hat. 3 - 4 Leute hatten einen Vorentwurf des Textes, der intern auch schon besprochen worden ist. Dann ist eine halbe Stunde diskutiert worden, dann sind die Leute wieder entlassen worden. Am nächsten Dienstag geht das in den Ministerrat. Der Ministerrat schickt das ins Parlament. Im Parlament gibt es einen Wissenschaftsausschuss. Der Wissenschaftsausschuss hat die entsprechenden Mehrheiten und es wird beschlossen werden mit Gültigkeit dann offensichtlich im Herbst. Den kleinen Diskurs, musste ich ja machen, weil er so aktuell ist an der Stelle und weil ich doch auch immer in der Vorlesung, die Absicht habe, Sie darauf hinzuweisen, wie diese Prinzipien, Fragen sich auch einschreiben und beschränkt sind mit Fragen der politischen Kultur.
Heidegger: Wesenswandel der Wahrheit
Die Situation bei Heidegger. Heidegger hat unglaublich viel geschrieben und ich kann Ihnen hier nur einen ganz, ganz kleinen, diesbezüglichen Ausschnitt vorstellen, der sich bezieht im wesentlichen auf dieses Motiv, das ich schon angesprochen habe, nämlich des Hintergehens, Unterwanderns der Bildungstradition. Wie macht er das? Ich sage Ihnen da auch ein Stichwort, einmal ganz einfach zum Mitschreiben und Mitnehmen. Er macht das durch eine rhetorische Figur, die sich Wesenswandel der Wahrheit nennt. Werde ich erklären, was das heißt. Die Pointe, die Attraktivität, was er macht und was so wirksam geworden ist, ist dass er sagt, es gibt in unserer Geschichte einen Wesenswandel der Wahrheit, der ausgelöst ist im Höhlengleichnis von Platon und der unsere Zivilisation in eine Richtung getrieben hat, gebracht hat, die von den Ursprüngen bei den Griechen abweicht und die wir in einer Weise ungeschehen machen müssen, zurück drehen müssen, um in eine Situation zu kommen, um das „Hier bin ich Mensch. „Hier kauf ich ein“ – Dilemma bewältigen zu können. Das sagt er natürlich nicht so, aber das ist etwas, worauf es hinauskommt. Um zu erläutern, was er da tut, ist es notwendig, einleitend darauf hinzuweisen, dass die philosophische Begründung von diesen Kunstdesign Wesenswandel der Wahrheit eine viel sozusagen leichter nachvollziehbare und in einer Weise auch ganz unbestreitbare, wesentliche Bewegung in der Philosophie des 20. Jh. gewesen ist, die von Heidegger ausgeht. Diese Platonslehre von der Wahrheit ist, glaub ich 19 … - weiß ich nicht – 43 oder 44 geschrieben - habe jetzt nicht nachgeschaut - veröffentlicht worden, Haupt- und rezitiert worden, nach dem 2. Weltkrieg, ist im jeden Fall aber nicht der Beginn der Themenstellung für Heidegger, sondern die erste entscheidende Zielrichtung und Zielsetzung findet sich in seiner Zeit aus 1927, in der er eine gedankliche Perspektive sozusagen skizziert, die etwas tatsächlich mit einer neuen Theorie von Wahrheit zu tun hat und die kurz gesagt darauf hinaus läuft, das er sagt, es gibt Leute und das ist schon so eine Gegenbewegung gegen den Wiener Kreis [18], wie man mittlerweile weiß. Es ist eine Gegenbewegung gegen dass, was Wittgenstein gemacht hat.
Was ist wahr und welche Rolle spielt dabei die Wissenschaft?
Es gibt Leute, die verorten das Problem der Wahrheit bei Aussagesätzen. Alles dass was wir beim Traktat gesehen haben. Leute, die sagen, wahr sind Sätze, sofern sie mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Das ist einerseits klassische Tradition, Thomas von Aquin „Adaequatio rei et Intellectus“ und die Abbildtheorie vom Wittgenstein ist wiederum eine Spätfolge von dieser Art von Vorstellung. Es gibt die Sprache, es gibt subjektives Bewusstsein, es gibt die Welt und wenn das was ich sage, zusammenpasst, mit dem was die Welt ist, in einer gewissen Abbildungssituation, dann ist der Satz wahr. Die Wissenschaft ist deswegen erfolgreich, weil sie methodisch gezielt daraufhin ist wahre Sätze zu produzieren, weil wahre Sätze die Basis für verlässliche Planungen sind und für akzeptable Argumentationszusammenhänge. Das ist ein allgemeines Verständnis, von dem Heidegger ausgeht und in seiner Zeit jetzt, den entscheidenden, zusätzlichen Betrachtungsgesichtspunkt rein nimmt, dass er sagt, dass ist aber eigentlich schon ein zweiter Schritt, da muss schon viel vorher laufen, bevor wir unseren Umgang mit Sätzen und unseren Umgang mit Behauptungen auf diese Art und Weise beschreiben können. Da muss was ganz anderes vorher gelagert sein. Das andere und insofern ist er ein Phänomenologe in der Tradition von Husserl. Dieses andere ist etwas, was Husserl Lebenswelt genannt hat. Was Husserl genannt hat, unsere Kompetenz im praktischen Umgehen mit Fordernissen der Welt. Wir sagen z. B. so etwas wie „die hat richtig reagiert“. Wir sagen nicht, sie hat wahr reagiert, sondern sie hat richtig reagiert und dieses richtige reagieren enthält eine Angepasstheit von Verhaltensmustern an die Bedingungen der Umwelt, die jedes Mal schon vorhanden sein muss, bevor wir eine Extrabetrachtung ansetzen können und sagen können, das habe ich jetzt gesagt oder das habe ich jetzt getan – war das auch richtig? Die Frage, war das auch richtig, gerichtet auf eine extra thematisierte, einzelne Fragestellung setzt voraus, eine Kompetenz in einem Zusammenhang etwas richtig zu machen.
Einbettung, Individuum und Zerrissenheit
Heidegger entwickelt in dem Zusammenhang eine ganze neue Terminologie des Sich-verweisen-lassens in einem Zeugzusammenhang z. B. also in einem Handwerkszusammenhang. Er weist sozusagen darauf hin, dass diese Dimension der Praxis – er ist darum auch immer wieder mal von Leuten als Pragmatiker, im Sinne einer Priorisierung von handelspraktischen Momenten genannt worden - diese Einbettung in eine Handlungsumgebung ist das was er als die Basis des Orientierens an Aussagesätzen vorgibt. Nun ist es so, diese Orientierung ist in seiner Zeit noch sehr stark orientiert am Subjektbegriff. Er würde sich zwar die Zunge abbeißen schon in seiner Zeit Subjekt zu sagen. Er spricht vom Dasein, das soll ein Phänomen sein, das nicht das Individuum ist. Es ist also nicht das hegelsche Individuum, das in einem dialektischen Zusammenhang ist, sondern es ist ein Mensch, ein menschliches Wesen, das in der Umgebung zusammen mit anderen handelt, sich orientierend, zu Sinn kommt. Aber das sogenannte, beschriebene Wesen ist mit starken, individuellen Phänomenen ausgestattet. Also in seiner Zeit gibt es eine lange Analyse von Langeweile, von Angst vom Berühmten sein zum Tod. Das sein zum Tod, das die Person, das menschliche Wesen, das normalerweise aufgeht im Vollzug der Alltagswirklichkeit auf sich selber zurück wirft, sich vor die Frage stellt, was bin ich denn, was soll ich, worum geht es bei mir insgesamt? Da ist ein starker essenzieller Einschlag mit drinnen und das ist gelesen worden z. B. von Jean-Paul-Sartre aus der damaligen Zeit, ist es als eine Hauptschrift und ein Hauptinsentiv des dann weitergeführten Essentialismus gelesen worden. Dieser Existenzialismus, also das Aufrollen der Frage, wie wir uns den Menschen richtig vorstellen und den Menschen in der Welt richtig vorstellen von Seiten eines bewegten, erschüttenden, zerrissenen Individuums, das zwar etwas, was der frühe Heidegger, also Heidegger von seiner Zeit, zumindest mal stark suggeriert hat und was aber dann von Heidegger selber in Frage gestellt worden ist, das ist die berühmte Kehre, von der er selber redet, eine Prägung, in der er nicht den Akzent setzt auf die Fähigkeiten und Zerrissenheiten und Prozentualitäten des Individuums in diesem Handlungszusammenhang, sondern wie wir dann im „Brief über den Humanismus“ lesen werden, die Einbettung dieses Individuums in einem seiensgeschichtlichen - was immer das heißt – Zusammenhang, vorgesehen hat.
Schlusswort
Das sind jetzt alles erläuternde Vorbemerkungen darüber, dazu Ihnen plausibel zu machen, was vor sich geht, was passiert in seiner Deutung des Höhlengleichnisses. Das Höhlengleichnis, das er als einen Bezugspunkt der entscheidenden Bildungsgeschichte nimmt. Also Sie haben es hier gleich am Anfang mit der Bildung, die Freiheit, die sie erfüllt, aber auch erst das Wesen der Paideia. Paideia als eine Umwendung. Das Höhlengleichnis selbst startet – darüber haben wir ja schon gesprochen – startet genau mit diesem pädagogischen Ansatz und Heidegger greift den pädagogischen Ansatz des Höhlengleichnisses an der Stelle auf, um in eine Wendung hinein zu gehen. In eine Wendung, die dann deutlich macht, dass die Pädagogik, die da beim Platon gestartet ist, mit dem Aufstieg der Höhle, dass das eine Pädagogik ist, die wir nicht mehr fortsetzten können und die uns in das angesprochene Dilemma bringt. Danke sehr und schöne Pfingsten.
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