Lebendigkeit der Zeit, zweiter Anlauf: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Gut. Das heißt dann, daß wir eine Opposition von Erzählung und reinem Moment vor uns haben. Und damit auch von Repräsentation, Wiedergeben oder Wiederholen in Sprache gegen unmittelbares Erleben und Empfinden im Moment, reine Rezeption, die nicht vermittelt ist durch Sprache. Aber das ist noch zu wenig, weil wir Rezeptionsmuster ausgebildet haben, so daß wir fast jeden neuen Moment als etwas schon bekanntes wahrnehmen. Außer aber wir werden mit etwas gänzlich Neuem konfrontiert, also mit etwas, das für uns keinen "Sinn" macht, das wir nicht deuten noch einordnen können. Oder wir versuchen etwas uns Bekanntes anders zu sehen, stellen die gewohnheitsbedingten Bedeutungen bewußt ab oder in den Hintergrund. Künstlerische Avantgarden in Literatur, Malerei, Musik,.. haben beides gemacht: nach neuen Formen und Inhalten gesucht, wie auch Allzubekanntes durch Veränderungen zu verfremden. Der Zweck ist klar, hier wird der Versuch unternommen gewohnheitsmäßige Rezeptionen zu erschüttern. Ein Beispiel aus der Philosophie wäre die Anregung von Foucault Texte nicht mehr zu signieren, sodaß die Leser zu einem sorgfältigen Studium dieser gezwungen sind und sie nicht mit einem Verweis auf den Autor aburteilen können. (XY hat das geschrieben, da weiß ich eh, was mich erwartet; was Wunder, daß das und das gefordert wird, immerhin ist der Autor Sozialist). | ||
+ | Newman und Poussin veranschaulichen das sehr gut. Bei Poussin kann ich mich sofort auf das Dargestellte beziehen, weil figurativ, bei Newman nicht. Poussin kann ich im Modus einer Erzählung rezipieren, Newman im Modus eines "auf sich wirken lassen"; natürlich wird umgekehrt von Poussin auch eine Wirkung ausgehen, das Newman´sche Bild aber erzählt nicht, es verweigert sich der Erzählrezeption. Akis Text behauptet jetzt, daß aus der Betrachtung von Newmans Kunst ein Staunen erzielt wird, welches eine ursprünglichere Zeit bedeutet. Das Staunen, daß es etwas gibt, mehr als nichts oder der Gedanke von Anna, den sie in einer der Sitzungen formuliert hat, daß, daß es mehr geben muß als das alltägliche Etwas, ein Beweggrund sei Philosophie zu studieren, den somit viele PhilosophInnen kennen würden, mögen auf etwas Vorgängiges, Ursprünglicheres, Übergeordnetes verweisen, beweisen aber nicht dessen Existenz. | ||
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+ | --[[Benutzer:Mneubauer|Mneubauer]] 23:23, 24. Mai 2005 (CEST) | ||
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es ist gut möglich, daß ich mich an dem gebrauchten vokabular stoße, weil ich die problemlage nicht richtig verstanden habe. wenn ich jemandem antworten müßte, um was es in dem basistext von aki geht, dann könnte ich zwar eine antwort geben; aber ohne gewiß zu sein, daß ich die problemlage richtig wiedergegeben habe. der grund liegt auf der hand: aki expliziert das problem nicht, führt in es nicht ein, legt seinen einsatzpunkt nicht dar, gibt nicht rechenschaft über seine vorgehensweise. bleibt also zu wissen, weil jemand mit der problematik vertraut ist, oder zu erahnen, was aki hier vorlegt, von wo aus er diese abhandlung beginnt, was seine voraussetzungen sind, und mit welchen methoden er dieses thema zu bearbeiten beabsichtigt. | es ist gut möglich, daß ich mich an dem gebrauchten vokabular stoße, weil ich die problemlage nicht richtig verstanden habe. wenn ich jemandem antworten müßte, um was es in dem basistext von aki geht, dann könnte ich zwar eine antwort geben; aber ohne gewiß zu sein, daß ich die problemlage richtig wiedergegeben habe. der grund liegt auf der hand: aki expliziert das problem nicht, führt in es nicht ein, legt seinen einsatzpunkt nicht dar, gibt nicht rechenschaft über seine vorgehensweise. bleibt also zu wissen, weil jemand mit der problematik vertraut ist, oder zu erahnen, was aki hier vorlegt, von wo aus er diese abhandlung beginnt, was seine voraussetzungen sind, und mit welchen methoden er dieses thema zu bearbeiten beabsichtigt. |
Version vom 24. Mai 2005, 22:23 Uhr
aki setzt postulierend ein. wenn ich den ersten absatz betrachte, dann habe ich mit dem ersten satz eine starke behauptung, die nicht weiter begründet wird, so als wäre sie gewißheit; würde sie von allen geteilt. in diesem duktus fährt aki fort, setzt die annahme einer "lebendigkeit" des jetzt und die schwierigkeit sie begrifflich erfassen zu können. warum das so ist? weil die tradition die "lebendigkeit" des jetzt negativ bestimmt hätte. gut. meine schwierigkeit mit diesen anfänglichen setzungen besteht darin, daß ich nicht sehe, warum das jetzt bzw die gegenwart die quelle des jeweils neuen seins sein soll (ich lasse das immerwährend bleibend jetzt weg), und warum eine gegenwart (in annahme einer semantischen gleichsetzung, wie von aki forciert) lebendig sein soll. verbildliche ich mir die metapher quelle, so ist sie ein ort aus dem etwas heraussprudelt. ich meine, daß das ein unglückliches bild ist. wenn ich mir ein sein zu/in einem zeitpunkt vergegenwärtige, so würde ich es eher als ein produkt aus den determinierenden strukturen seiner vergangenheit begreifen, als hervorgegangen aus einem jetzt. und zu dem lebendig-sein von einem jetzt: ich weiß, daß aki diese attribution in einem übertragenen sinne gebraucht, und trotzdem kann ich der übertragung nichts abgewinnen, weil sie mir zuwenig gerechtfertigt scheint. lebendig verwenden wir dann, wenn bestimmte subjekte das potential haben sich so zu verhalten. und sicherlich spricht nichts dagegen, dieses attribut auf anderes anzuwenden, zu übertragen. ein lebendiger vortrag, ein lebendiger abend, wenn ich das zusammensein mit freunden an einem abend beschreiben möchte. aber: auf ein jetzt, auf jetzte? ist ein jetzt lebendig, wenn zB in einer jahrelang verschnarchten stadt, plötzlich viel betrieb herrscht? früher war es recht fade, jetzt dagegen ist es hier sehr lebendig! eine lebendige stadt, ein lebendiges jetzt. oder subjektiv, wenn man sich in einem augenblick unternehmungslustig und quicklebendig fühlt. ein lebendiges jetzt?
--Mneubauer 23:19, 9. Mai 2005 (CEST)
Ich bin auch skeptisch hinsichtlich "Gegenwart", "Quelle" und "lebendig", aber gerade die obigen Hinweise auf den Bildgehalt machen die Sache doch etwas verständlicher. Eine Quelle ist nicht der Bach. Das besondere an ihr ist gerade, dass sie quasi aus dem Nichts entspringt. Dieses Überraschungsmoment läßt sich wohl so beschreiben, dass es quer zum Zeitverlauf liegt. Dazu würde auch eine Deutung von "lebendig" passen: spontan, unvorhergesehen. Das macht natürlich nur Sinn vor dem Hintergrund einer Narration. Aber immerhin wäre damit angesprochen, dass für die philosophisch interessante Zeit eine Doppelrolle des Augenblicks-Punktes vorzusehen ist. Man könnte sogar so weit gehen, den abrupten Stil akis als Echo eines solchen Augenblickes zu lesen. "Jemand beginnt zu sprechen - nicht zu plaudern." --anna 12:33, 11. Mai 2005 (CEST)
Gut. Das heißt dann, daß wir eine Opposition von Erzählung und reinem Moment vor uns haben. Und damit auch von Repräsentation, Wiedergeben oder Wiederholen in Sprache gegen unmittelbares Erleben und Empfinden im Moment, reine Rezeption, die nicht vermittelt ist durch Sprache. Aber das ist noch zu wenig, weil wir Rezeptionsmuster ausgebildet haben, so daß wir fast jeden neuen Moment als etwas schon bekanntes wahrnehmen. Außer aber wir werden mit etwas gänzlich Neuem konfrontiert, also mit etwas, das für uns keinen "Sinn" macht, das wir nicht deuten noch einordnen können. Oder wir versuchen etwas uns Bekanntes anders zu sehen, stellen die gewohnheitsbedingten Bedeutungen bewußt ab oder in den Hintergrund. Künstlerische Avantgarden in Literatur, Malerei, Musik,.. haben beides gemacht: nach neuen Formen und Inhalten gesucht, wie auch Allzubekanntes durch Veränderungen zu verfremden. Der Zweck ist klar, hier wird der Versuch unternommen gewohnheitsmäßige Rezeptionen zu erschüttern. Ein Beispiel aus der Philosophie wäre die Anregung von Foucault Texte nicht mehr zu signieren, sodaß die Leser zu einem sorgfältigen Studium dieser gezwungen sind und sie nicht mit einem Verweis auf den Autor aburteilen können. (XY hat das geschrieben, da weiß ich eh, was mich erwartet; was Wunder, daß das und das gefordert wird, immerhin ist der Autor Sozialist). Newman und Poussin veranschaulichen das sehr gut. Bei Poussin kann ich mich sofort auf das Dargestellte beziehen, weil figurativ, bei Newman nicht. Poussin kann ich im Modus einer Erzählung rezipieren, Newman im Modus eines "auf sich wirken lassen"; natürlich wird umgekehrt von Poussin auch eine Wirkung ausgehen, das Newman´sche Bild aber erzählt nicht, es verweigert sich der Erzählrezeption. Akis Text behauptet jetzt, daß aus der Betrachtung von Newmans Kunst ein Staunen erzielt wird, welches eine ursprünglichere Zeit bedeutet. Das Staunen, daß es etwas gibt, mehr als nichts oder der Gedanke von Anna, den sie in einer der Sitzungen formuliert hat, daß, daß es mehr geben muß als das alltägliche Etwas, ein Beweggrund sei Philosophie zu studieren, den somit viele PhilosophInnen kennen würden, mögen auf etwas Vorgängiges, Ursprünglicheres, Übergeordnetes verweisen, beweisen aber nicht dessen Existenz.
--Mneubauer 23:23, 24. Mai 2005 (CEST)
es ist gut möglich, daß ich mich an dem gebrauchten vokabular stoße, weil ich die problemlage nicht richtig verstanden habe. wenn ich jemandem antworten müßte, um was es in dem basistext von aki geht, dann könnte ich zwar eine antwort geben; aber ohne gewiß zu sein, daß ich die problemlage richtig wiedergegeben habe. der grund liegt auf der hand: aki expliziert das problem nicht, führt in es nicht ein, legt seinen einsatzpunkt nicht dar, gibt nicht rechenschaft über seine vorgehensweise. bleibt also zu wissen, weil jemand mit der problematik vertraut ist, oder zu erahnen, was aki hier vorlegt, von wo aus er diese abhandlung beginnt, was seine voraussetzungen sind, und mit welchen methoden er dieses thema zu bearbeiten beabsichtigt.
--Mneubauer 23:19, 9. Mai 2005 (CEST)
Das sind Kategorien der Narration: Einführung, Explikation, Rechtfertigung. Und die "Politik" des Textes ist tatsächlich, das zu unterlaufen. Damit wird eine pointierte Situation erzeugt, der Inhalt erhält eine prophetische Note. "Du musst mir glauben" wenn Du etwas mit der "Botschaft" anfangen willst. Ich verstehe solche Gesten u.a. als Reaktion auf mühevolle und frustrierende Diskussionen. Sie haben auch ein Nahverhältnis zur Kunst, die traditionell oft eine überwältigende Wirkung anstrebt. Von da geht die Linie zur "Ereignis". --anna 12:40, 11. Mai 2005 (CEST)
wie könnte ich mich dieser problemlage nähern, ohne das wissen der diskurse der vergangenheit zu diesem thema zu haben? wenn ich hegels bemerkungen zum itzt als anregung nehme, dann scheint es mir so zu sein, daß distanzlosigkeit/distanz ein schlüssel zum verständnis des itztproblems abgeben können. wenn ich ein buch lese, und ganz in es vertieft bin, wenn ich einen film sehe, und völlig von ihm gebannt bin, wenn ich eine aufgabe bewältige und voll bei der sache bin, dann liegt hier eine unmittelbarkeit und distanzlosigkeit vor, die ein anderes zeitempfinden und jetztempfinden, und damit zeitverständnis und jetztverständnis bedingen, als es der fall wäre, würde ich mich dem jetzt begrifflich nähern. begrifflich bedeutet etwas zu denken, etwas sprachlich zu fassen. und hier tritt das paradoxon des jetzt auf: während ich ein jetzt zu denken versuche, bin ich in einem jetzt, das ein anderes ist, als das, das ich zu denken trachte.
to be continued
--Mneubauer 23:19, 9. Mai 2005 (CEST)
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