Eine formale Rekonstruktion: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Der von Frege ausgeblendete kognitive Anteil des Begriffes scheint also zum Verständnis der Sache doch unentbehrlich zu sein. Die Aufgabe liegt auf zwei Ebenen. Frege hat einen Mechanismus entworfen, der die logische Nachbildung begrifflicher Strukturen gestattet. Der Inhalt dazu kann nicht aus der Logik kommen. | |
− | + | Die gegenwärtige Logik und Wissenschaftstheorie operiert mit Freges Instrumentarium. Das Normalverständnis von "Begriff" wird mit dessen Mitteln formuliert. Die Rolle von Begriffsausdrücken im Satz und in Argumentationen läßt sich durch Wahrheitsfunktionen ausgezeichnet präzisieren. | |
− | + | Auch in Hegels Philosophie spielt "der Begriff" eine prominente Rolle. Um zu erfassen, worum es dabei geht, muß man den Hintergrund des Normalverständnisses beachten. (Wenn philosophische Arbeit nicht antiquarisch bleiben will, muß sie berücksichtigen, was heute für die korrekte Darstellung des Begriffsgebrauchs gehalten wird. Aber sie muß der Geschichte auch entgegenkommen.) |
Version vom 11. Dezember 2004, 19:10 Uhr
Ende des 19. Jahrhunderts hat Gottlob Frege die Funktionsweise von Begriffen mit einem der Mathematik entnommenen Instrumentarium modelliert. Dabei treten die psychologischen Aspekte in den Hintergrund; die Aufmerksamkeit gilt der Struktur von Behauptungssätzen und den Entsprechungen für ihre Bestandteile in der Welt.
Im Normalverständnis ist Begriff eine allgemeine Vorstellung, die auf die Wirklichkeit bezogen wird und (eventuell) auf die angesprochenen Dinge zutrifft. Frege formuliert diesen Vorgang als eine Funktion, die für bestimmte "Argumente" Ausgabewerte liefert. Namen betrachtet er als Input, Wahrheit oder Falschheit als Resultat. Dazwischen liegt eine Steuerung, die festlegt, welchen Namen dieser oder jener Wert zugeordnet wird.
Diese Steuerung ist Freges Begriff, "eine Funktion, deren Wert ein Wahrheitswert ist". Vom menschlichen Erkenntnisvermögen ist dabei nicht die Rede. Die Absicht besteht darin, die Abläufe, die zu Behauptungen führen und die Abhängigkeiten zwischen Urteilen regeln, rechnerisch zu erfassen. So gesehen steckt im Begriff jene Information, die dazu nötig ist, zu entscheiden, ob einem Ding eine Charakteristik zugeschrieben wird oder nicht. "spitz" heißt: pro Ding entscheiden, ob es wahr ist, daß es spitz ist.
Aus einem Seminar vom Wintersemester 2002/03 stammen einige Skizzen zur Verdeutlichung des Begriffes nach Frege.
Der Ausdruck "x2 = y" ist das Argument, W oder F die (Wahrheits-)Werte. Für "x" werden Zahlen eingesetzt, die - je nach dem angenommenen "y" - dessen Quadratwurzel sind, oder nicht. Der blau umrandete Bereich hebt den Apparat der Prüfung hervor, dem einzelne Eingaben (blauer Pfeil) unterliegen.
Der Begriff Spitzheit wird so analysiert: er ist eine Regel, die genau dann zutrifft, wenn ein Ding spitz ist. Offenbar wird das Wort "spitz" hier auf zwei verschiedenen Niveaus verwendet, einmal im funktionalen Zusammenhang und dann zur Beschreibung einer Kompetenz. Jemand muß wissen, wann die Regel zutrifft.
Der von Frege ausgeblendete kognitive Anteil des Begriffes scheint also zum Verständnis der Sache doch unentbehrlich zu sein. Die Aufgabe liegt auf zwei Ebenen. Frege hat einen Mechanismus entworfen, der die logische Nachbildung begrifflicher Strukturen gestattet. Der Inhalt dazu kann nicht aus der Logik kommen.
Die gegenwärtige Logik und Wissenschaftstheorie operiert mit Freges Instrumentarium. Das Normalverständnis von "Begriff" wird mit dessen Mitteln formuliert. Die Rolle von Begriffsausdrücken im Satz und in Argumentationen läßt sich durch Wahrheitsfunktionen ausgezeichnet präzisieren.
Auch in Hegels Philosophie spielt "der Begriff" eine prominente Rolle. Um zu erfassen, worum es dabei geht, muß man den Hintergrund des Normalverständnisses beachten. (Wenn philosophische Arbeit nicht antiquarisch bleiben will, muß sie berücksichtigen, was heute für die korrekte Darstellung des Begriffsgebrauchs gehalten wird. Aber sie muß der Geschichte auch entgegenkommen.)