Diskussion:Lyotard über Duchamps (ZuK): Unterschied zwischen den Versionen

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gibt es eine dimension des augenblicks, die weder in der erwartung noch in der erinnerung wiedergegeben werden kann? wenn ich Lyotard richtig deute, dann nimmt er eine solche an. "eine EPIPHANIE des ANDEREN, begegnung und berührung mit ihm, das ist: von dem ereignis." und gleichzeitig will er die unmöglichkeit dieser epiphanie erklären, weil "das jetzt von vornherein nicht gegeben" ist. was soll ich mir unter diesen dunklen ansagen vorstellen? die these also lautet: wär uns das jetzt gegeben, dann wäre eine epiphanie des anderen möglich. was heißt: das jetzt ist uns gegeben, nicht gegeben? wahrscheinlich das, daß ein augenblick vergänglich ist. angenommen wir könnten in ihm verweilen, was würde dann anders sein, anders werden, welche möglichkeit(en) würde sich aufschließen? und warum? vorerst aber noch: was ist unter dem ANDEREN in der epiphanie des anderen zu verstehen? ich vermute, daß er damit etwas meint, das uns fremd, das wir nicht zu deuten, nicht einzuordnen vermögen, irritierend, seltsam, ungewöhnlich. auf die vergangenheit wie auf die zukunft hin kann ich mich souverän gebärden. aus dem einfachen grund, weil ich mit ''meinem'' denken, mit ''meinen'' interpretationsmustern, mit ''meinen'' bedeutungszuschreibungen operiere; dh ich habe kein störendes, sich eventuell meiner interpretation entziehendes, element eines außen.  im jetzt aber, im unmittelbaren erleben, kann das störende andere, das interpretationsresistente element aufblitzen. es kann mir immer und überall passieren, daß meine interpretatorischen ordnungsleistungen aufgrund von bestimmten ereignissen versagen, meine souveränität infrage gestellt wird. von einer leichten irritation bis zu einer schweren erschütterung meiner deutungsmuster kann das spektrum reichen, mit den verschiedenen möglichkeiten dann mit diesem anderen umzugehen.  
 
gibt es eine dimension des augenblicks, die weder in der erwartung noch in der erinnerung wiedergegeben werden kann? wenn ich Lyotard richtig deute, dann nimmt er eine solche an. "eine EPIPHANIE des ANDEREN, begegnung und berührung mit ihm, das ist: von dem ereignis." und gleichzeitig will er die unmöglichkeit dieser epiphanie erklären, weil "das jetzt von vornherein nicht gegeben" ist. was soll ich mir unter diesen dunklen ansagen vorstellen? die these also lautet: wär uns das jetzt gegeben, dann wäre eine epiphanie des anderen möglich. was heißt: das jetzt ist uns gegeben, nicht gegeben? wahrscheinlich das, daß ein augenblick vergänglich ist. angenommen wir könnten in ihm verweilen, was würde dann anders sein, anders werden, welche möglichkeit(en) würde sich aufschließen? und warum? vorerst aber noch: was ist unter dem ANDEREN in der epiphanie des anderen zu verstehen? ich vermute, daß er damit etwas meint, das uns fremd, das wir nicht zu deuten, nicht einzuordnen vermögen, irritierend, seltsam, ungewöhnlich. auf die vergangenheit wie auf die zukunft hin kann ich mich souverän gebärden. aus dem einfachen grund, weil ich mit ''meinem'' denken, mit ''meinen'' interpretationsmustern, mit ''meinen'' bedeutungszuschreibungen operiere; dh ich habe kein störendes, sich eventuell meiner interpretation entziehendes, element eines außen.  im jetzt aber, im unmittelbaren erleben, kann das störende andere, das interpretationsresistente element aufblitzen. es kann mir immer und überall passieren, daß meine interpretatorischen ordnungsleistungen aufgrund von bestimmten ereignissen versagen, meine souveränität infrage gestellt wird. von einer leichten irritation bis zu einer schweren erschütterung meiner deutungsmuster kann das spektrum reichen, mit den verschiedenen möglichkeiten dann mit diesem anderen umzugehen.  
  
nehmen wir an, daß ich ein äußerst naiver kampel wäre, der die politiker als idealistische heroen sähe, so daß diese sich aufopferten für das allgemeine wohl, unbestechlich, immer um gerechte urteile und handlungen bemüht, usf. als socher hätte ich eine bestimmte vorstellung von der welt und von den politikern in ihr. weil ich von diesen tugendhaften vorbildern so angetan bin, beschließe ich selbst ein solches zu werden, und werde mitglied in einer partei, in der ich die tugendhaftesten aller tugendhaften vorzufinden glaube. die jahre vergehen und es steigen achtung und ehrfurcht vor diesen politikern, die ich jetzt etwas näher kenne, sowie ich die karriereleiter hoch, und schaffe es zum mitarbeiter des tüchtigsten und tugenhaftesten aller tüchtigen und tugendhaften. dieser zieht mich ins vertrauen, weil ich stets mit höchstem eifer für die sache der partei kämpfe, und er spricht offen mit mir über das, was er denkt. was er aber denkt, ist das gegenteil von dem, was ich bisher angenommen hatte. ich muß schließen, daß er selbstsüchtig, auf eigenes interesse bedacht, misanthrop, usf. sei. der moment, der dieses andere meiner überzeugungen vermittelt, ist ein schock für mich, andererseits ist er auch gleich wieder vorbei, und doch stellt er sich wieder her, ein erneuter schock, aber auch dieser moment vergeht so schnell als er gekommen. wie soll ich reagieren? eine möglichkeit wäre, dem ANDEREN die qualität des ANDEREN zu nehmen. ich könnte mir sagen, daß mein vorbild einen schlechten tag hatte, daß sein wesen, und das ist ja das wesentliche, nach wie vor in höchstem moralischen glanze strahlt. oder aber ich anerkenne das ANDERE. dann gibt es aber eine fundamentale erschütterung meiner vorstellungs- und deutungswelt. dann muß ich mir eingestehen, daß ich mich getäuscht habe, dann muß ich alles gründlich und neu überdenken. 
 
  
 
--[[Benutzer:Mneubauer|Mneubauer]] 01:03, 11. Mai 2005 (CEST)
 
--[[Benutzer:Mneubauer|Mneubauer]] 01:03, 11. Mai 2005 (CEST)

Version vom 12. Mai 2005, 14:07 Uhr

zuerst die einfach nachzuvollziehende darstellung des "traditionell verstandenen jetzt". jetzt ist immer im modus des noch-nicht und schon-nicht-mehr, und dazu auch noch das, das immer ist. weil das jetzt ein sehr schlüpfriges, gleichsam aalglattes wesen hat, (und für die freunde der dialektik: es ist nicht sein einziges charakteristikum, das gegenteil gehört auch zu ihm), den wünschen der menschen nach dauer: "augenblick verweile doch!, du bist so schön!" nichts abgewinnen will, müssen wir die nicht zu fassenden jetzte zu einer linearen erzählung organisieren. zumindest sind die jetzte in unserer vorstellung in narrative strukturen eingebunden: erinnere ich mich, dann werde ich eine geschichte erzählen, oder es in form einer erzählung tun. erwarte ich etwas, dann als endpunkt einer erzählung. was ist, wenn ich sage: am wochenende habe ich gäste zum essen geladen, ich erwarte mir einen lockeren und witzigen abend. und dann eine woche später sage ich, bezugnehmend auf dieses essen: es war sehr schön, die gäste haben sich wohlgefühlt, sie haben das essen genossen, es war ein sehr entspannter und angenehmer abend. aber wie war das abendessen, während es stattgefunden hat, das ereignis abendessen in seinen momenten?

gibt es eine dimension des augenblicks, die weder in der erwartung noch in der erinnerung wiedergegeben werden kann? wenn ich Lyotard richtig deute, dann nimmt er eine solche an. "eine EPIPHANIE des ANDEREN, begegnung und berührung mit ihm, das ist: von dem ereignis." und gleichzeitig will er die unmöglichkeit dieser epiphanie erklären, weil "das jetzt von vornherein nicht gegeben" ist. was soll ich mir unter diesen dunklen ansagen vorstellen? die these also lautet: wär uns das jetzt gegeben, dann wäre eine epiphanie des anderen möglich. was heißt: das jetzt ist uns gegeben, nicht gegeben? wahrscheinlich das, daß ein augenblick vergänglich ist. angenommen wir könnten in ihm verweilen, was würde dann anders sein, anders werden, welche möglichkeit(en) würde sich aufschließen? und warum? vorerst aber noch: was ist unter dem ANDEREN in der epiphanie des anderen zu verstehen? ich vermute, daß er damit etwas meint, das uns fremd, das wir nicht zu deuten, nicht einzuordnen vermögen, irritierend, seltsam, ungewöhnlich. auf die vergangenheit wie auf die zukunft hin kann ich mich souverän gebärden. aus dem einfachen grund, weil ich mit meinem denken, mit meinen interpretationsmustern, mit meinen bedeutungszuschreibungen operiere; dh ich habe kein störendes, sich eventuell meiner interpretation entziehendes, element eines außen. im jetzt aber, im unmittelbaren erleben, kann das störende andere, das interpretationsresistente element aufblitzen. es kann mir immer und überall passieren, daß meine interpretatorischen ordnungsleistungen aufgrund von bestimmten ereignissen versagen, meine souveränität infrage gestellt wird. von einer leichten irritation bis zu einer schweren erschütterung meiner deutungsmuster kann das spektrum reichen, mit den verschiedenen möglichkeiten dann mit diesem anderen umzugehen.


--Mneubauer 01:03, 11. Mai 2005 (CEST)