Seminararbeit Susanne Jahrmann: Unterschied zwischen den Versionen

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('''2. E-learning''')
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*E-Learning-Programme in Verbindung mit einem E-Tutor und Präsenztraining: Diese Kombination wird häufig angewendet, um komplexe und schwierige Lerninhalte zu vermitteln.
 
*E-Learning-Programme in Verbindung mit einem E-Tutor und Präsenztraining: Diese Kombination wird häufig angewendet, um komplexe und schwierige Lerninhalte zu vermitteln.
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'''2.3 Lerntheorien'''
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Insgesamt liegen dem E-Learning drei theoretische Ansätze zu Grunde:
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*der behavioristische
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*der kognitivistische
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*der konstruktivistisch
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Nachstehend werden die drei Lerntheorien umfassend vorgestellt.
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'''1. Der Behaviorismus oder der Nürnberger Trichter'''
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Der Psychologe Watson gilt als Begründer der behavioristischen Bewegung und Pawlow sowie Skinner als seine berühmten Vertreter. Die behavoristischen Theorien gehen davon aus, dass Lernen als eine beobachtbare und messbare Verhaltensänderung gilt. Ursachen und Wirkungszusammenhänge von Lernprozessen sollen, ohne Einblick in die internen Prozesse, erklärbar sein. Der Behaviorist sieht im Menschen ein passives und von Reizen gesteuertes Wesen. Er versucht es nach dem Vorbild einer Maschine, in die er nicht hineinsehen kann, zu verstehen. Der Lernende wird als eine passive black box betrachtet, bei dem die inneren, lernbegleitenden Prozesse unbeachtet bleiben. Der Vorgang des Lernens lässt sich mit dieser Theorie daran zeigen, inwieweit ein Individuum auf einen Reiz die richtige Reaktion zeigt. In Experimenten mit Tieren wies Pawlow mit seiner klassischen Konditionierung nach, dass Verhalten durch Konditionierung herbeigeführt werden kann. Er ließ hierzu beim Füttern eines Hundes eine Glocke (Konditionierter Reiz) läuten. Dieser Glockenklang wurde nach mehreren Durchgängen vom Hund mit Futter (unkonditionierter Reiz) assoziiert und führte dazu, dass der Speichelfluss (unkonditionierte Reaktion) des Hundes schon alleine beim Ertönen der Glocke einsetzte. Diese Verhaltensänderung – von einem unkonditionierten zum konditionierten Reiz – setze Pawlow mit Lernen gleich.
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Die allgemeine Kritik am Behavorismus bestand darin, dass vornehmlich nur oberflächliche Aspekte wahrgenommen werden und dadurch nur eine eingeschränkte und unzureichende Sicht der Lernprozesse gegeben sei und es folgte darauf Skinners Modell der Programmierten Instruktion. Die Handlungsmöglichkeiten des Lernenden sind demnach darauf reduziert, den vorgegebenen Navigationspfaden zu folgen und die gestellten Aufgaben zu lösen. Aus heutiger Sicht befinden sich behavioristische Denkmuster – ungeachtet der kritischen Anmerkungen – in vielen Lernprogrammen wieder. Sie bilden die Grundlage für Lernsoftware, in der Faktenwissen geprüft und erlernt werden soll. (Vgl, Böhm, 2006)
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'''2. Der Kognitivismus oder der binäre Geist'''
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Der Wissenserwerb findet unter kognitivistischen Gesichtspunkten stets in einem Prozess der Verknüpfung statt. Das neue Wissen wird mit dem vorhandenem in Beziehung gesetzt. Miller versteht folgendes unter einem kognitiven Lernprozess:
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*Lernen als Informationsaufnahme und Verarbeitung
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*Lernen als Vorgang des Kategorisierens
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*Lernen als Begriffs- und Hierarchiebildung
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*Lernen als „ in Beziehung setzten“
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*Lernen als Wissenserwerb
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Das Lernergebnis wird von äußeren als auch von dem lernenden Individuum innewohnenden Faktoren beeinflusst. Der Lernende ist aktiv am Lernprozess beteiligt und erzielt durch innere Verarbeitungsprozesse Lernergebnisse. Variabeln, wie z.B. Interessen, Neigungen oder Vorkenntnisse haben hierbei direkten Einfluss auf die Gestaltung von Lernprozessen. Das bestehende Wissen steht mit dem neuen in Verbindung und es wird deutlich, dass im Kongnitivismus jeder Lernende, bedingt durch unterschiedliche Wissensstände, eine andere Ausgangsbasis mit in den Lernprozess einbringt. Damit sich der Lehrende auf dem Stand des Vorwissens beim Lernenden einstellen kann, ist ein beidseitiger Austausch erforderlich, um eine individuelle Lernumgebung entwickeln zu können. Eine kritische Betrachtung fand der Kognitivismus aufgrund der zu starken Fixierung auf die geistige Verarbeitungsprozesse und der damit einhergehende „Vernachlässigung“ der weiteren Prozesse im Ablauf der „Informationsaneignung“.
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Lernsysteme, die nach konstruktivistischen Prinzipien aufgebaut sind, zeichnen sich durch frei wählbare Lernwege, gepaart mit Übungsaufgaben und Selbsttests, aus. Hierunter fallen z.B. Intelligente Tutorielle Systeme oder Simulationen. Die Umsetzung der kognitiven Theorie finden sich in multimedialen Lernsystemen wieder. Die Theorie von Jerome Bruner zum Entdeckenden Lernen bildet häufig die Basis vieler Lernprogramme für Schüler.
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'''3. Der Konstruktivismus oder wider dem trägen Wissen'''
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Die Schwerpunkte des Konstruktivismus sind Lernen durch Erleben, Interpretieren und Konstruieren. Die Wurzeln des Konstruktivismus sind sehr weitläufig wenn man die Literatur betrachtet. Es handelt sich beim Konstruktivismus um ein Konglomerat verschiedener didaktischer Ansätze und Methoden, verbunden mit bestimmten Vorstellungen von Menschenbildern. Eine Definition des „Lernens“ aus dem Blickwinkel dieser Theorie untenehmen Arnold und Siebert:
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„Konstruktivistisch gesehen ist Lernen nicht ein Zuwachs an Wahrheit, an „richtiger“ Erkenntnis der Welt „ wie sie wirklich ist“. Lernen ist eher eine Differenzierung kognitiver Systeme und eine Beobachtung der eigenen Wirklichkeitskonstruktion. Lernen ist auch nicht die Kehrseite des Lehrens, Lernen erfolgt nicht nach den Mustern „Input-Output“, „Reiz-Reaktion“, „Sender-Empfänger“. (Vgl)
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Lernen ist also ein aktiver Prozess der Wissenskonstruktion, bei dem neue Informationen durch kognitive Umstrukturierungsprozesse viabel gebildet und mit vorhandenen kognitiven Schemata bzw. Strukturen verbunden werden. Das Problem des trägen Wissens soll durch den konstruktivistischen Ansatz gelöst werden, indem der Wissenserwerb in direktem Kontext mit der jeweiligen Situation im Gedächtnis gespeichert wird. Darüber hinaus ist es bedeutend, den verschiedenen Lernenden den Lehrstoff aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu bringen. Absätze, die sich mit dieser Problemlage befassen sind z.B. die anchored instruction oder die cognitive apprenticeship. Ein Beispiel, wie der Wissenserwerb unter konstuktivistischen Bedingungen erfolgt, liefern Bruns und Gajewski. Nach einer intensiven Vorbereitung durch Vokabeltraining geht eine fingierte Person auf Geschäftsreise nach London. Dort gibt es Probleme mit der Verständigung, da im passenden Moment die richtigen Vokabeln fehlen. Hätte diese Person mit einem Native Speaker oder einer einheimischen Tageszeitung den Wortschatz geübt, hätte sie die Vokabeln passgenauer anwenden können. In Anlehnung an Thissen lassen sich folgende Konsequenzen aus Sicht des konstruktivistischen Paradigma für das Lernen ziehen:
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*Da Lernen einen aktiven Prozess der Aneignung von Wissen und dessen aktiven Konstruktion mit bereits vorhandenem Wissen darstellt, muss dem Lernenden ermöglicht werden, sich rege am Wissensaufbau zu beteiligen.
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*Jeder Lernende eignet sich Wissen auf individuelle Weise an, woraus gefolgert werden kann, dass es ebenso viele Lernwege wie Lernende gibt.
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*Ein direkter Transfer des Wissens vom Lehrer zum Lernenden ist nicht möglich, da Wissen individuell entwickelt wird. Eine Steuerung des Erwerbs ist indirekt durch Fragen, Hinweise und Informationsvermittlungen möglich. Die Rolle des Lehrers gleicht der eines Beraters oder Trainers.
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*Lehrer und Lernender werden Partner und erforschen gemeinsam das Stoffgebiet, wobei der Lehrende mit seinem Interesse am Stoffgebiet versucht, den Lernende zu motivieren.
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Die Umsetzung der konstruktivistischen Lernidee finden sich z.B. in Simulationen oder Planspielen wieder. Es ermöglicht den Lernenden verschiedene Lösungswege auszuprobieren und durch die gewonnene Information, Zusammenhänge zu erkennen und Wissen zu entwickeln. (Vgl. Böhm, 2006)

Version vom 9. Juni 2008, 21:21 Uhr

1. Einleitung

Das Internet ist heutzutage als eine Möglichkeit der Verständigung nicht mehr wegzudenken. Um alleine nur die Nutzung in Österreich nachzuweisen zeigt das Marktforschungsunternehmen INTEGRAL Market Research auf, dass 2007 im Quartal von Juli – September von 3000 befragten Personen, 67 % der Österreicher ab dem 14. Lebensjahr das Internet nutzen. Die Statistik weist auf, dass das Internet sowohl bei jungen Menschen als auch bei älteren Personen beliebt ist. 90% der 14 – 19 jährigen, 86% der 20-29 jährigen, 85% der 30-39 jährigen sowie schon 66% der 50-59 jährigen verwenden das Internet. (Vgl. INTEGRAL, AIM – Austrian Internet Monitor, 2007). Die Beachtung, die das Internet durch die Massenmedien erfährt, trägt zunehmend zu seiner Popularisierung bei. Im Zuge seiner dynamischen Entwicklung hat das Internet auch Einzug in das Bildungssystem gehalten. Mittlerweile steht es als zentrale Schnittstelle für verschiedene Lernmöglichkeiten im Zentrum. Begriffe wie virtuelles Lernen, Lernen mit neuen Medien, Online – Lernen sowie E-Learning sind neu hinzugekommen. Vor allem hat sich der Begriff E-Learning, aufgrund dessen, dass er anschlussfähig an die Begrifflichkeiten der Wirtschaft ist, zunehmend durchgesetzt. (Vgl. Meister, 2004 ) Im gesamten Bildungsbereich gewinnt Online – Lernen bzw. E-Learning immer mehr an Bedeutung. Universitäten eröffnen über das Internet den Zugang zum Online – Studium, Schule und Weiterbildungsinstitutionen bieten immer öfters Kombination aus Präsenzveranstaltungen und E-Learning Elementen an. Ebenso bedient sich die Volksschule des Internets und ermöglicht ihren Spösslingen mittels Computer zu lernen. Die Grundschulpädagogik ist geprägt von der Prämisse der Ermöglichung von Primärerfahrungen. Ein Grundschulunterricht ist heutzutage ganzeinheitlich und handlungsorientiert strukturiert und soll entdecktes Lernen ermöglichen. Jedem Kind sollten sowohl ein individueller Lernweg als auch individuelle Lernziele zugestanden werden und hierbei bieten Multimedia und Internet ihre Unterstützung an. (Vgl. Grimus, 2000) Mittlerweile kommt eine Computernanwendung der einzelnen Unterrichtsfächer in den meisten Wiener Grundschulen zu tragen und als Beispiel für die hier vorliegende Arbeit steht die Ganztagesvolksschule Aspernallee im 2. Wiener Gemeindbezirk im Zentrum der Forschung. Diese wird vor allem in Hinblick auf die verwendete E-Learningprogramme und deren zugrundeliegende Lerntheorie näher betrachtet. Die Fragestellung lautet nun folgendermaßen:

Welche E-learning Programme verwendet die Ganztagesvolksschule Aspernalle in ihrem Unterricht mit den Grundschülern und nach welcher Lerntheorie gestalten sich diese Lern- und Übungsprogramme?

Es ist nun das Hauptziel dieser Arbeit die unterschiedlichen E-Learningprogramme der GTVS Aspernallee zu erforschen. Um zu einem Ergebnis zu gelangen werden die Homepage der GTVS Aspernalle sowie weitere Internetrecherchern als repräsentative Quelle herangezogen. Im Bezug auf die gestellte Forschungsfrage wird im ersten Kapitel der Begriff E-Learning aus der theoretischen Perspektive erläutert sowie die drei unterschiedlichen Lerntheorien näher vorgestellt. Im zweiten Kapitel wird der Einsatz des Computers an der Grundschule beschrieben und unterschiedlichen Software Programme benannt. Das dritte und letzte Kapitel steht im Zentrum der Forschungsfrage und analysiert und beschreibt die E-Learningprogramme der GTVS Aspernalle und ihre zugrundeliegende Lerntheorie.


2. E-learning

Dieses Kapitel liefert einen umfangreichen Einblick in das Themenfeld „E-Learning“. In einem ersten Schritt wird der Begriff E-Learning und seine Merkmale definiert. Weiters folgt eine Beschreibung von E-Learningprogramme und deren Entwicklung. Zuletzt erfolgt ein ausführlicher Einblick in die drei Lerntheorien

2.1 Was ist E-Learning ?

Online - Lernen ist in aller Munde und ein Begriff, welcher in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und unsere Lebensbereiche maßgeblich beeinflusst. Angefangen bei der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bis hin zu kulturellen Verkehrsformen und Ausdrucksformen, ist auch der Bereich der Weiterbildung von diesem Einfluss nicht ausgenommen. Das Lernen mit Medien kann in der Weiterbildung auf eine lange Tradition zurückblicken. Zieht man zudem den Begriff der „Personenmedien“ heran, spielen Lehrpersonen genauso wie Druck – und Massenmedien eine wesentliche Rolle beim Lehren und Lernen in der Weiterbildung. Das Lernen mit dem Computer ist auch davon in den letzten Jahren betroffen. Mittlerweile steht das Internet als zentrale Schnittstelle für verschiedenste Lernmöglichkeiten im Zentrum. Die Begriffe wie virtuelles Lernen, Lernen mit neuen Medien, und vor allem E-Learning sind neu hinzugekommen. Der Begriff „E-Learning“ hat sich am meisten durchgesetzt, vor allem da er anschlussfähig an die Begrifflichkeiten der Wirtschaft ist. Hier haben sich zunehmend die E-Begriffe wie z.B. E-Business, E-Market, E-Market u.v.m. durchgesetzt. ( Vgl. Meister, 2004)

Um den Begriff E-Learning genauer zu erläutern beziehe ich mich auf die Definition von Peter Baumgartner. BAUMGARTNER beschreibt E-Learning als Lernen mit lokal installierter Software (DVD, CD – ROM) sowie Lernen über das Internet. Für das Verständnis von E-Learning ist es relevant, dass es nicht nur um die (interaktive) Aneignung von Informationen geht – wie dies im klassisch computerunterstützen Unterricht der Fall war – sondern, dass die menschliche Begleitung des Lernprozesses eine wesentliche Rolle spielt. Die dafür verwendeten Begriffe lauten Coaching, e-modertion, Tutoring … etc. Es wird – anders als beim computerunterstützen Unterricht - der dynamische Charakter des Lernens stärker betont. Der Lernprozess wird durch internetbasierte Kommunikationsformen ( E – Mail, Chat .. ) begeleitet. Für E-Learning ist auch die Integration von Sozialphasen (face – to – face kombiniert mit face – to – interface) kennzeichnend. ( Vgl. Baumgartner , 2002)

2.2 E-Learning Programme

Ein E-Learning-Programm ist ein vorausgeplantes Lernkonzept. Das Programm kann nicht – anders als in einer Präsenzschulung – während der Lerneinheit modifiziert werden. Der Einsatz von E-Learning hängt von der didaktischen und methodischen Aufbereitung der Lerninhalte und deren Praxisbezug ab. Es muss im Vorfeld genau überlegt werden, in welchen Rahmen und zu welchem Zweck E-Learning oder E-Learning- Elemente eingesetzt werden. Die Auswahl eines geeigneten E-Learning-Programm sollte unter Aspekten, wie z.B. gewünschtes Lernziel, Trainingskonzept, Aufbau des E-Learningsprogramm, uvm. , berücksichtigt werden.

2.2.1 Entwicklung von E-Learning Programmen

Das pädagogische Konzept sowie die Form eines E-Learning Programmes kann sehr unterschiedlich sein. Welche Konzepte sinnvoll sind, ist abhängig von den Lerninhalten und der Zielgruppe. Nachstehend einige Konzepte und Formen des E-Learnings:

  • Reines E-Learning: Die Lerninhalte werden ausschließlich durch E-Learning-Programme vermittelt. Diese Form eignet sich besonders für einfache Inhalte.
  • Blended Learning: Ein E-Learning-Programm wird mit einem Präsenztraining kombiniert. Das E-Learning wird zur Vor- und Nachbereitung sowie zur Vertiefung des Präsenztrainings genutzt.
  • E-Learning Programme kombiniert mit einem E-Tutur: Der E-Tutor übernimmt die Funktionen, die Trainer in Präsenzterminen haben. Er gibt z.B. Hilfestellung oder beantwortet Fragen. Die Kommunikation mit dem E-Tutor kann synchron sowie asynchron verlaufen.
  • E-Learning-Programme in Verbindung mit einem E-Tutor und Präsenztraining: Diese Kombination wird häufig angewendet, um komplexe und schwierige Lerninhalte zu vermitteln.

2.3 Lerntheorien

Insgesamt liegen dem E-Learning drei theoretische Ansätze zu Grunde:

  • der behavioristische
  • der kognitivistische
  • der konstruktivistisch

Nachstehend werden die drei Lerntheorien umfassend vorgestellt.

1. Der Behaviorismus oder der Nürnberger Trichter

Der Psychologe Watson gilt als Begründer der behavioristischen Bewegung und Pawlow sowie Skinner als seine berühmten Vertreter. Die behavoristischen Theorien gehen davon aus, dass Lernen als eine beobachtbare und messbare Verhaltensänderung gilt. Ursachen und Wirkungszusammenhänge von Lernprozessen sollen, ohne Einblick in die internen Prozesse, erklärbar sein. Der Behaviorist sieht im Menschen ein passives und von Reizen gesteuertes Wesen. Er versucht es nach dem Vorbild einer Maschine, in die er nicht hineinsehen kann, zu verstehen. Der Lernende wird als eine passive black box betrachtet, bei dem die inneren, lernbegleitenden Prozesse unbeachtet bleiben. Der Vorgang des Lernens lässt sich mit dieser Theorie daran zeigen, inwieweit ein Individuum auf einen Reiz die richtige Reaktion zeigt. In Experimenten mit Tieren wies Pawlow mit seiner klassischen Konditionierung nach, dass Verhalten durch Konditionierung herbeigeführt werden kann. Er ließ hierzu beim Füttern eines Hundes eine Glocke (Konditionierter Reiz) läuten. Dieser Glockenklang wurde nach mehreren Durchgängen vom Hund mit Futter (unkonditionierter Reiz) assoziiert und führte dazu, dass der Speichelfluss (unkonditionierte Reaktion) des Hundes schon alleine beim Ertönen der Glocke einsetzte. Diese Verhaltensänderung – von einem unkonditionierten zum konditionierten Reiz – setze Pawlow mit Lernen gleich.

Die allgemeine Kritik am Behavorismus bestand darin, dass vornehmlich nur oberflächliche Aspekte wahrgenommen werden und dadurch nur eine eingeschränkte und unzureichende Sicht der Lernprozesse gegeben sei und es folgte darauf Skinners Modell der Programmierten Instruktion. Die Handlungsmöglichkeiten des Lernenden sind demnach darauf reduziert, den vorgegebenen Navigationspfaden zu folgen und die gestellten Aufgaben zu lösen. Aus heutiger Sicht befinden sich behavioristische Denkmuster – ungeachtet der kritischen Anmerkungen – in vielen Lernprogrammen wieder. Sie bilden die Grundlage für Lernsoftware, in der Faktenwissen geprüft und erlernt werden soll. (Vgl, Böhm, 2006)

2. Der Kognitivismus oder der binäre Geist

Der Wissenserwerb findet unter kognitivistischen Gesichtspunkten stets in einem Prozess der Verknüpfung statt. Das neue Wissen wird mit dem vorhandenem in Beziehung gesetzt. Miller versteht folgendes unter einem kognitiven Lernprozess:

  • Lernen als Informationsaufnahme und Verarbeitung
  • Lernen als Vorgang des Kategorisierens
  • Lernen als Begriffs- und Hierarchiebildung
  • Lernen als „ in Beziehung setzten“
  • Lernen als Wissenserwerb

Das Lernergebnis wird von äußeren als auch von dem lernenden Individuum innewohnenden Faktoren beeinflusst. Der Lernende ist aktiv am Lernprozess beteiligt und erzielt durch innere Verarbeitungsprozesse Lernergebnisse. Variabeln, wie z.B. Interessen, Neigungen oder Vorkenntnisse haben hierbei direkten Einfluss auf die Gestaltung von Lernprozessen. Das bestehende Wissen steht mit dem neuen in Verbindung und es wird deutlich, dass im Kongnitivismus jeder Lernende, bedingt durch unterschiedliche Wissensstände, eine andere Ausgangsbasis mit in den Lernprozess einbringt. Damit sich der Lehrende auf dem Stand des Vorwissens beim Lernenden einstellen kann, ist ein beidseitiger Austausch erforderlich, um eine individuelle Lernumgebung entwickeln zu können. Eine kritische Betrachtung fand der Kognitivismus aufgrund der zu starken Fixierung auf die geistige Verarbeitungsprozesse und der damit einhergehende „Vernachlässigung“ der weiteren Prozesse im Ablauf der „Informationsaneignung“.

Lernsysteme, die nach konstruktivistischen Prinzipien aufgebaut sind, zeichnen sich durch frei wählbare Lernwege, gepaart mit Übungsaufgaben und Selbsttests, aus. Hierunter fallen z.B. Intelligente Tutorielle Systeme oder Simulationen. Die Umsetzung der kognitiven Theorie finden sich in multimedialen Lernsystemen wieder. Die Theorie von Jerome Bruner zum Entdeckenden Lernen bildet häufig die Basis vieler Lernprogramme für Schüler.

3. Der Konstruktivismus oder wider dem trägen Wissen

Die Schwerpunkte des Konstruktivismus sind Lernen durch Erleben, Interpretieren und Konstruieren. Die Wurzeln des Konstruktivismus sind sehr weitläufig wenn man die Literatur betrachtet. Es handelt sich beim Konstruktivismus um ein Konglomerat verschiedener didaktischer Ansätze und Methoden, verbunden mit bestimmten Vorstellungen von Menschenbildern. Eine Definition des „Lernens“ aus dem Blickwinkel dieser Theorie untenehmen Arnold und Siebert: „Konstruktivistisch gesehen ist Lernen nicht ein Zuwachs an Wahrheit, an „richtiger“ Erkenntnis der Welt „ wie sie wirklich ist“. Lernen ist eher eine Differenzierung kognitiver Systeme und eine Beobachtung der eigenen Wirklichkeitskonstruktion. Lernen ist auch nicht die Kehrseite des Lehrens, Lernen erfolgt nicht nach den Mustern „Input-Output“, „Reiz-Reaktion“, „Sender-Empfänger“. (Vgl)

Lernen ist also ein aktiver Prozess der Wissenskonstruktion, bei dem neue Informationen durch kognitive Umstrukturierungsprozesse viabel gebildet und mit vorhandenen kognitiven Schemata bzw. Strukturen verbunden werden. Das Problem des trägen Wissens soll durch den konstruktivistischen Ansatz gelöst werden, indem der Wissenserwerb in direktem Kontext mit der jeweiligen Situation im Gedächtnis gespeichert wird. Darüber hinaus ist es bedeutend, den verschiedenen Lernenden den Lehrstoff aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu bringen. Absätze, die sich mit dieser Problemlage befassen sind z.B. die anchored instruction oder die cognitive apprenticeship. Ein Beispiel, wie der Wissenserwerb unter konstuktivistischen Bedingungen erfolgt, liefern Bruns und Gajewski. Nach einer intensiven Vorbereitung durch Vokabeltraining geht eine fingierte Person auf Geschäftsreise nach London. Dort gibt es Probleme mit der Verständigung, da im passenden Moment die richtigen Vokabeln fehlen. Hätte diese Person mit einem Native Speaker oder einer einheimischen Tageszeitung den Wortschatz geübt, hätte sie die Vokabeln passgenauer anwenden können. In Anlehnung an Thissen lassen sich folgende Konsequenzen aus Sicht des konstruktivistischen Paradigma für das Lernen ziehen:

  • Da Lernen einen aktiven Prozess der Aneignung von Wissen und dessen aktiven Konstruktion mit bereits vorhandenem Wissen darstellt, muss dem Lernenden ermöglicht werden, sich rege am Wissensaufbau zu beteiligen.
  • Jeder Lernende eignet sich Wissen auf individuelle Weise an, woraus gefolgert werden kann, dass es ebenso viele Lernwege wie Lernende gibt.
  • Ein direkter Transfer des Wissens vom Lehrer zum Lernenden ist nicht möglich, da Wissen individuell entwickelt wird. Eine Steuerung des Erwerbs ist indirekt durch Fragen, Hinweise und Informationsvermittlungen möglich. Die Rolle des Lehrers gleicht der eines Beraters oder Trainers.
  • Lehrer und Lernender werden Partner und erforschen gemeinsam das Stoffgebiet, wobei der Lehrende mit seinem Interesse am Stoffgebiet versucht, den Lernende zu motivieren.

Die Umsetzung der konstruktivistischen Lernidee finden sich z.B. in Simulationen oder Planspielen wieder. Es ermöglicht den Lernenden verschiedene Lösungswege auszuprobieren und durch die gewonnene Information, Zusammenhänge zu erkennen und Wissen zu entwickeln. (Vgl. Böhm, 2006)