Lösungsvorschläge (JsB - Migration): Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 42: | Zeile 42: | ||
Reißig, Birgit; Gaupp, Nora; Lex, Tilly (2004): Hoffnungen und Ängste - Jugendliche aus Zuwandererfamilien an der Schwelle zur Arbeitswelt. Längsschnittstudie zum Übergang Schule - Beruf. In: DJI Bulletin, Heft 69, 4-7 | Reißig, Birgit; Gaupp, Nora; Lex, Tilly (2004): Hoffnungen und Ängste - Jugendliche aus Zuwandererfamilien an der Schwelle zur Arbeitswelt. Längsschnittstudie zum Übergang Schule - Beruf. In: DJI Bulletin, Heft 69, 4-7 | ||
− | Stomporowski, Stephan (2004): Die misslungene berufliche Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund. In: Kipp; Martin, Seyd, Wolfgang (Hrsg.): Förderung benachteiligter und behinderter Jugendlicher, bwp@ Ausgabe Nr. 6, Juni 2004 | + | Stomporowski, Stephan (2004): Die misslungene berufliche Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund. In: Kipp; Martin, Seyd, Wolfgang (Hrsg.): Förderung benachteiligter und behinderter Jugendlicher, bwp@ Ausgabe Nr. 6, Juni 2004 <br/> |
+ | |||
+ | |||
+ | Autor: Michael Hölzle (2007) |
Aktuelle Version vom 7. Juni 2007, 11:55 Uhr
Knapp ein Drittel aller Jugendlichen in Deutschland stammen aus Familien mit Migrationshintergrund. Gelingt eine weitere Integration in die Berufsausbildung nicht, wird die Abwanderung von niedrig-qualifizierten Jobs in Billiglohnländer trotz des demografischen Faktors (der nach Ansicht der OECD für keine Erleichterung auf dem Arbeitsmarkt sorgen wird. Stomporowski 2004:12) für den Zusammenbruch der sozialen Sicherungssysteme in westeuropäischen Ländern sorgen.
Wichtigste Voraussetzung für eine Lösungsfindung ist dabei, in der Forschung der großen Heterogenität der Jugendlichen mit Migrationshintergrund Rechnung zu tragen, anstatt Einwanderer als homogene Gruppe zu behandeln und damit Statistiken zu verwässern (Granato 2003:481, Reißig/Gaupp/Lex 2004:7). So mag es zwar möglich sein, dass bei Jugendlichen mit türkischem Hintergrund Sprachprobleme für Ausbildungsprobleme verantwortlich sind, doch bei Immigranten aus deutschsprachigen Ländern oder Regionen ist dies sicher kein Problem. Wie groß die Heterogenität ist zeigt die Tatsache, dass 1998 die Ausbildungsbeteiligung spanischer Jugendlicher in Deutschland bei 73% lag, während die der türkischen Jugendlichen bei 42% lag. Sie lag damit über der Ausbildungsquote der Deutschen von 66% im selben Jahr (Stomporowski 2004:8).
Viele Jugendliche mit Migrationshintergrund und Schulbesuch in Deutschland benötigen zusätzliche Unterstützung im Verlauf der Berufsausbildung, um diese zu schaffen, besonders im fachtheoretischen Bereich (Beer 1992).
Späteingereiste Jugendliche benötigen ebenfalls Unterstützung um eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. „Auf der Grundlage ihrer guten muttersprachlichen Kenntnisse meistern sie, bei entsprechend kontinuierlicher sprachlicher und fachlicher Unterstützung, oftmals in kurzer Zeit die sprachlichen und theoretischen Herausforderungen einer Berufsausbildung.“ (Granato 2003:481)
Systematische Angebote zur Nachqualifizierung könnten helfen, das brachliegende Potential weiter auszunutzen. (Granato 2003:481)
Stärkere Berücksichtigung der besonderen Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Unternehmungen durch die Parteien ist eine Voraussetzung dafür, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund bei Ausbildungsplätzen eine Chance haben. Doch nicht nur die Folgen zukünftiger Konzepte auf diese spezielle Gruppe müssen bedacht werden, sondern auch bereits bestehende Reglements und Gesetze müssen von der Politik und der Wirtschaft evaluiert und gegebenenfalls überarbeitet werden. (Granato 2003:482)
Für einen nicht unbedeutenden Teil der Ausbildungsbewerber würde eine Verbesserung ihrer Sprachkompetenz auch eine Verbesserung ihrer Chancen auf dem Ausbildungsmarkt bedeuten. Wie aus der Tabelle ersichtlich sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz mit deutsch als erster Sprache deutlich besser als die derjenigen mit einer anderen Muttersprache. Daher könnten Sprachkurse für Eltern mit Migrationshintergrund dazu führen, dass diese ihre Kinder mit deutsch als Muttersprache erziehen können, und Sprachkurse für die Jugendlichen selbst könnten ihre Chancen wesentlich steigern (Troltsch/Ulrich 2003).
Ein weiterer Beweis für diese These ist, dass die Chancen von jugendlichen Migranten auf einen Ausbildungsplatz steigt, je länger sie in Deutschland sind. Ulrich & Troltsch sehen dies als Zeichen für die längere Verweildauer im deutschen Schulsystem, aber auch als Ausdruck einer höheren Sprachkompetenz. Eine Studie von Nivorozhkin et. Al (2006) belegt die Wichtigkeit der einheimischen Sprachkompetenz auch in anderer Hinsicht: Deutschkenntnisse beeinflussen Suchwege und –intensität. So suchen beispielsweise 69,5% der Bewerber, die vor allem deutsch, aber noch eine weitere Sprache im Haushalt sprechen auch eine Internetrecherche durch um Arbeit zu finden. Bei den Bewerbern in deren Haushalt nie deutsch gesprochen wird, sind dies nur 54,1%. Ebenfalls um 15% liegen die Unterschiede zwischen Bewerbern, in deren Haushalt NUR deutsch gesprochen wird, im Vergleich zu denjenigen, in welchen nie deutsch gesprochen wird in den vielen Punkten. So antworten von letzteren Bewerbern nur 75,6% auf Stellenanzeigen in der Zeitung, während dies bei der ersten Gruppe 89,2% tun. Diese Studie bezieht sich allerdings auf Arbeitslose, und nicht konkret auf Bewerber für Ausbildungsstellen.
Doch die Sprachförderung allein reicht einer Untersuchung von Deeke (2007) zufolge nur selten aus, um die Berufschancen Jugendlicher mit Migrationshintergrund zu verbessern. Die Untersuchung zeigt, dass der Großteil der Teilnehmer an Sprachintegrationskursen der deutschen Bundesanstalt für Arbeit auch ein halbes Jahr nach Kursende noch arbeitslos sind. Als Grund dafür sieht Deeke, dass rund die Hälfte der durch diese Kurse geförderten Teilnehmer nicht mal einen Hauptschulabschluss besitzen. Diese Untersuchung bezog sich jedoch nicht explizit auf Jugendliche, sondern auf Migranten in der Arbeitswelt allgemein. Deeke warnt jedoch davor, die Sprachkurse als ineffektiv oder unnötig zu brandmarken, sondern sieht sie als Voraussetzung für die nötige weitere schulische/fachliche Qualifizierung an, die erst einen Ausbildungs-/Arbeitsplatz ermöglicht.
Verwendete Literatur
Granato, Mona (2003): Jugendliche mit Migrationshintergrund in der beruflichen Bildung. In: WSI Mitteilungen Heft 8
Beer, D. (1992): Lern- und Integrationsprozeße ausländischer Jugendlicher in der Berufsausbildung. Bundesinstitut für Berufsbildung, Berlin
Deeke, Axel (2007): Arbeitslose mit Migrationshintergrund: Sprachförderung allein greift häufig zu kurz. Nürnberg: 8 S.
Nivorozhkin, A.; L. R. Gordo, Ch. Schöll & J. Wolff (2006): Arbeitssuche von Migranten: Deutschkenntnisse beeinflussen Suchintensität und Suchwege. IAB-Kurzbericht, Nr.25, 5 S., Nürnberg
Reißig, Birgit; Gaupp, Nora; Lex, Tilly (2004): Hoffnungen und Ängste - Jugendliche aus Zuwandererfamilien an der Schwelle zur Arbeitswelt. Längsschnittstudie zum Übergang Schule - Beruf. In: DJI Bulletin, Heft 69, 4-7
Stomporowski, Stephan (2004): Die misslungene berufliche Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund. In: Kipp; Martin, Seyd, Wolfgang (Hrsg.): Förderung benachteiligter und behinderter Jugendlicher, bwp@ Ausgabe Nr. 6, Juni 2004
Autor: Michael Hölzle (2007)