Freiheit im Kopf? (FiK): Unterschied zwischen den Versionen

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Jede Wissenschaft legt ein Sachgebiet fest, auf das sich ihre Untersuchungen verpflichten. Die Philosophie kann als Darstellung und Analyse einer Dreiecksbeziehung zwischen Denk- und Handlungsweisen betrachtet werden. Anders als viele andere Disziplinen misst sie dem alltäglichen Verständnis der Welt einen hohen Stellenwert bei. Seit Sokrates nimmt sie die Meinungen des Marktplatzes ernst. Zweitens bezieht sie sich auf Spezialisierungen, die zur Präzisierung und Weiterentwicklung des Alltagsverstandes entwickelt werden.
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Jede Wissenschaft legt ein Sachgebiet fest, auf das sich ihre Untersuchungen verpflichten. Die Philosophie kann als Darstellung und Analyse einer Dreiecksbeziehung zwischen Denk- und Handlungsweisen betrachtet werden. Anders als viele andere Disziplinen misst sie dem alltäglichen Verständnis der Welt einen hohen Stellenwert bei. Seit Sokrates nimmt sie die Meinungen des Marktplatzes ernst. Zweitens bezieht sie sich auf Spezialisierungen, die zur Präzisierung und Weiterentwicklung des Alltagsverstandes entwickelt werden. Und diese beiden Gesichtspunkte bezieht sie- drittens - auf theoretische Entwürfe, die auf allgemeinverständlichen oder technischen Vorgaben aufbauen und deren Besonderheiten in umfassendere gedankliche Orientierungen einbauen.
 
 
Eine Besonderheit der Philosophie besteht darin, ihre Aufmerksamkeit auf das Zusammenspiel dreier gedanklicher Tätigkeitstypen zu richten:
 
  
 
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Erklärung Interaktion Alltag/Wissenschaft/Philosophie
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An der Formulierung ''Das Gehirn und seine Freiheit'' lassen sich die genannten Faktoren ablesen. Der Titel verweist auf unterschiedliche Bezugssysteme:
 
 
''Das Gehirn und seine Freiheit'' (Gerhard Roth und Klaus-Jürgen Grün, Göttingen 2006). Die Formulierung bringt - auf der Basis neuer wissenschaftlicher Instrumente -  Bewegung in unsere Voreinstellungen über das Verhältnis zwischen Anatomie und Lebensführung (und über deren theoretische Artikulation). Zwei typische Wortmeldungen:
 
  
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* Durchschnittliche Kenntnisse der menschlichen Anatomie und die Fähigkeit, verantwortlich zu handeln, gehören zur Grundausstattung aller Personen einer modernen Gesellschaft.
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* In den letzten Jahren hat die Neurophysiologie Instrumente entwickelt, welche es erlauben, Hirnzustände zum Zeitpunkt bewusster Handlungen aufzuzeichnen. Dadurch können präzise Beziehungen zwischen neurologischen Abläufen und sogenannten "geistigen Zuständen" hergestellt werden. Das Bewusstsein einer freien Handlung wird mit bildgebenden Verfahren, die unter die Schädeldecke reichen, verknüpft.
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* Die Hirnmessung und das Selbstverständnis vieler Menschen als freie Wesen passen nicht leicht zusammen. Es fragt sich, welche alltäglichen Annahmen und welche allgemeinen Festlegungen im Spiel sind, wenn die Abbildung nervlicher Erregungszustände als Beitrag zum Verständnis von Handlungen und Verantwortung genommen wird.
  
 
: "Wie das Gehirn mit Willensakten umgeht, ist eine Frage von grundlegender Bedeutung für die Rolle des bewussten Willens und darüber hinaus für die Frage nach der Willensfreiheit. Ge­meinhin nimmt man an, dass bei einem Willensakt der bewusste Wille vor oder bei Beginn der Gehirnaktivitäten erscheinen würde, die zu der Handlung führen. Wenn das richtig wäre, dann würde der Willensakt durch den bewussten Geist eingelei­tet und bestimmt. Was aber, wenn das nicht der Fall wäre? Ist es möglich, dass die spezifischen Hirnaktivitäten, die zu einem Willensakt führen, vor dem bewussten Handlungswillen anfan­gen? Mit anderen Worten, bevor die Person sich dessen bewusst ist, dass sie eine Handlungsabsicht hat?" (Benjamin Libet)
 
: "Wie das Gehirn mit Willensakten umgeht, ist eine Frage von grundlegender Bedeutung für die Rolle des bewussten Willens und darüber hinaus für die Frage nach der Willensfreiheit. Ge­meinhin nimmt man an, dass bei einem Willensakt der bewusste Wille vor oder bei Beginn der Gehirnaktivitäten erscheinen würde, die zu der Handlung führen. Wenn das richtig wäre, dann würde der Willensakt durch den bewussten Geist eingelei­tet und bestimmt. Was aber, wenn das nicht der Fall wäre? Ist es möglich, dass die spezifischen Hirnaktivitäten, die zu einem Willensakt führen, vor dem bewussten Handlungswillen anfan­gen? Mit anderen Worten, bevor die Person sich dessen bewusst ist, dass sie eine Handlungsabsicht hat?" (Benjamin Libet)

Version vom 8. Mai 2007, 15:45 Uhr

Jede Wissenschaft legt ein Sachgebiet fest, auf das sich ihre Untersuchungen verpflichten. Die Philosophie kann als Darstellung und Analyse einer Dreiecksbeziehung zwischen Denk- und Handlungsweisen betrachtet werden. Anders als viele andere Disziplinen misst sie dem alltäglichen Verständnis der Welt einen hohen Stellenwert bei. Seit Sokrates nimmt sie die Meinungen des Marktplatzes ernst. Zweitens bezieht sie sich auf Spezialisierungen, die zur Präzisierung und Weiterentwicklung des Alltagsverstandes entwickelt werden. Und diese beiden Gesichtspunkte bezieht sie- drittens - auf theoretische Entwürfe, die auf allgemeinverständlichen oder technischen Vorgaben aufbauen und deren Besonderheiten in umfassendere gedankliche Orientierungen einbauen.

Intuition unter druck.jpg

An der Formulierung Das Gehirn und seine Freiheit lassen sich die genannten Faktoren ablesen. Der Titel verweist auf unterschiedliche Bezugssysteme:

  • Durchschnittliche Kenntnisse der menschlichen Anatomie und die Fähigkeit, verantwortlich zu handeln, gehören zur Grundausstattung aller Personen einer modernen Gesellschaft.
  • In den letzten Jahren hat die Neurophysiologie Instrumente entwickelt, welche es erlauben, Hirnzustände zum Zeitpunkt bewusster Handlungen aufzuzeichnen. Dadurch können präzise Beziehungen zwischen neurologischen Abläufen und sogenannten "geistigen Zuständen" hergestellt werden. Das Bewusstsein einer freien Handlung wird mit bildgebenden Verfahren, die unter die Schädeldecke reichen, verknüpft.
  • Die Hirnmessung und das Selbstverständnis vieler Menschen als freie Wesen passen nicht leicht zusammen. Es fragt sich, welche alltäglichen Annahmen und welche allgemeinen Festlegungen im Spiel sind, wenn die Abbildung nervlicher Erregungszustände als Beitrag zum Verständnis von Handlungen und Verantwortung genommen wird.
"Wie das Gehirn mit Willensakten umgeht, ist eine Frage von grundlegender Bedeutung für die Rolle des bewussten Willens und darüber hinaus für die Frage nach der Willensfreiheit. Ge­meinhin nimmt man an, dass bei einem Willensakt der bewusste Wille vor oder bei Beginn der Gehirnaktivitäten erscheinen würde, die zu der Handlung führen. Wenn das richtig wäre, dann würde der Willensakt durch den bewussten Geist eingelei­tet und bestimmt. Was aber, wenn das nicht der Fall wäre? Ist es möglich, dass die spezifischen Hirnaktivitäten, die zu einem Willensakt führen, vor dem bewussten Handlungswillen anfan­gen? Mit anderen Worten, bevor die Person sich dessen bewusst ist, dass sie eine Handlungsabsicht hat?" (Benjamin Libet)
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Gleichzeitig geht die Mehrzahl der geistes- und sozialwissenschaftlichen Diskussionsteilnehmer davon aus, dass der Mensch in seinem Fühlen, Denken und Handeln nicht vollkommen durch seine biologische Natur einschließlich seiner Hirnvorgänge festgelegt ist, sondern dass seine Subjektivität und Intentionalität (das Handeln aus Gründen und nicht nur aus Ursachen) und auch seine Gesellschaftlichkeit die biologische Natur des Menschen transzendieren. »Der Mensch ist mehr als seine Natur und seine Hirnfunktionen!«, heißt es." (Gerhard Roth)

Philosophische Optionen:

  • Kant
  • Naturalismus
  • Moderation
  • Selbstverständigung


Vom Wildwuchs zum Nutzgarten (FiK)


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Freiheit im Kopf (Seminar Hrachovec, 2006/07)

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