Seminarpräsentation Christine Schindler (FiK): Unterschied zwischen den Versionen
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Die Lösung: Angeeignete Freiheit | Die Lösung: Angeeignete Freiheit |
Version vom 31. Januar 2007, 18:38 Uhr
Christine Schindler
Powerpointpräsentation: Projekt Peter Bieri, Das Handwerk der Freiheit
Der Weg der Untersuchung
- Bedingte Freiheit
- Unbedingte Freiheit
- Angeeignete Freiheit
Ausgangspunkt
- Idee einer verständlichen Welt, in der wir planvoll handeln können
- Erklärung der Phänomene = die Bedingungen entdecken, von denen sie abhängen
- Unabdingbarer Zusammenhang zwischen Bedingung, Gesetzmäßigkeit und Verstehen
Das Beispiel: Raskolnikoff. Freiheit wird erfahren
- Idee einer verständlichen, bedingten, gesetzmäßigen Welt
- Überlegung
- Wahl und Freiheit der Entscheidung
- Verantwortung
- Bedingtheit - Freiheit
Die Bewegung
- Passive Bewegung: Erleiden
- Aktive Bewegung wird begleitet von einer inneren Erfahrung. Sie ist willentliches Tun - sie ist Handlung
Die Handlung als Freiheitserfahrung
- Erleben der Bewegung als Ausdruck des Willens
- Erfahrung der Handlung als eine von mehreren Möglichkeiten
- Erlebnis des Führens
- Handlung als Bewegung eines Urhebers / einer Urheberin
Urheberschaft
- Der Bewegung liegt ein Wille zugrunde (erlebte Bedingtheit durch einen Willen)
Vom Wünschen zum Wollen
- Ein Wunsch muss handlungswirksam werden, um ein Wille zu sein
- Planender Verstand
- Ãœberlegungen zur Wahl der Mittel
- Bereitschaft zur Handlung
- Wunsch - Überzeugung - Überlegung - Bereitschaft
Fedor M. Dostojewski, Schuld und Sühne. Raskolnikoff, Klagenfurt 1978, S. 42 [Raskolnikoff]:
- "Oh Gott", rief er nach einer Weile aus, "sollte ich wirklich die Axt nehmen, sie ihr auf den Kopf schlagen, das Hirn zerschmettern, mit klebrigen, blutigen Händen Schränke erbrechen und stehlen? Ist denn das möglich?" Er zitterte bei diesem Gedanken.
- "Aber wozu das alles?" fuhr er in tiefer Verwirrung fort, sich den Schweiß von der Stirne wischend. "Ich weiß, ich kann es nicht tun. Gestern schon, als ich hinging, sah ich ein, dass es über meine Kräfte geht. Was will ich denn noch? Gestern, als ich die Treppe hinunterstieg, sagte ich mir doch schon, dass es niedrig, gemein, niederträchtig sei, beim bloßen Gedanken daran wurde mir übel, und ein kalter Schauer lief mir über die Glieder. Nein, ich werde nicht durchhalten können, ich halte nicht durch! Auch wenn es keinen einzigen Fehler in meinen Berechnungen gibt, auch wenn all das, was ich in diesem Monat beschlossen habe, klar wie der Tag und richtig und unanfechtbar wie eine mathematische Formel ist. Herrgott! Ich kann den Entschluss nicht fassen, denn ich halte nicht durch, ich halte nicht durch!"
Die Grenzen
- Äußere Umstände (Unmöglichkeit)
- Persönliche Fähigkeiten (Können)
Die Handlungsfreiheit
- Tun, das aus einem Willen entsteht
- Spielraum möglicher Handlungen: Gelegenheit, Mittel, Fähigkeiten, Wille
- Offenheit der Zukunft
Begrenztheit als Bestimmtheit des Willens
- Bestimmtheit und Grenzen innerer und äußerer Art, damit Wille ein bestimmter sein kann
- Innere Bestimmtheit macht Willen jemandem zugehörig
- Begrenzung durch Denken und Überlegung ist Herausbildung eines bestimmten Willens
- Bestimmung durch unser Urteil
Die Zeiterfahrung
- Freiheit als Erfahrung eigener Zeit (Gegenwart, Zukunft, Vergangenheit)
- Unfreiheit als Erleben fremder Zeit
Der unbedingt freie Wille
- Wäre losgelöst von mir als Person und also nicht mein Wille (keine Urheberschaft)
- Unterläge nicht dem Einfluss des Überlegens und Entscheidens
- Kein Einfluss von Wahrnehmung
- Unverständlich, da durch nichts bedingt
- Zufällig, launisch
- Unbeeinflussbarkeit, fehlende Urheberschaft, Fremdheit als Attribute, die eigentlich den unfreien Willen beschreiben, hier als ewige Attribute
Zwischenbilanz
- Ein Wille ist stets ein bestimmter Wille, und er ist stets jemandes Wille. Die Idee der Bedingtheit ist Freiheit und Unfreiheit vorgeordnet. Bedingtheit ist nicht gleich notwendige Festlegung oder Abhängigkeit, sondern dass bestimmte Dinge innerhalb und außerhalb der Person der Fall sein müssen, damit es einen bestimmten Willen gibt. Eine Vorbedingung ist kein Zwang
- Ein unbedingter Wille ist ein unbestimmter und somit gar kein Wille. Ein solcher Wille könnte auf nichts in der Welt reagieren. Es gibt ihn nicht
Gegen den Fatalismus
- Der Fatalismus ist "[...] eine psychologisch unmögliche Lebenseinstellung. Sie müsste lauten: Mal abwarten, was ich wollen werde. Es wäre der Versuch, sich selbst immer nur geschehen zu lassen."
Die Lösung: Angeeignete Freiheit
- Die Freiheit des Willens muss von jeder Einzelnen / jedem Einzelnen stets aufs Neue erarbeitet werden
- Echte Freiheit des Willens ist die Fähigkeit, selbst darüber zu entscheiden, ob etwas den Willen beeinflussen darf oder nicht
- Hinter sich zurücktreten, innerer Abstand zu uns selbst
- Artikulation (Klarheit darüber, was man genau will)
- Verstehen des eigenen Willens
- Bewertung des eigenen Willens
- Hilfen: Phantasie, Selbstkritik, Selbstkenntnis
Das Ziel
"[...] dass die Freiheit des Willens etwas ist, das man sich erarbeiten muss. Man kann dabei mehr oder weniger erfolgreich sein, und es kann Rückschläge geben. Was man an Freiheit erreicht hat, kann wieder verloren gehen. Willensfreiheit ist ein zerbrechliches Gut, um das man sich stets von neuem bemühen muss. Und es ist dieser Idee zufolge eine offene Frage, ob man sie jemals in vollem Umfang erreicht. Vielleicht ist sie eher wie ein Ideal, an dem man sich orientiert, wenn man sich um seinen Willen kümmert."
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<h level="2" i="1">== Kontext ==</h>
Freiheit im Kopf (Seminar Hrachovec, 2006/07)
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