Zusammenhang Schließen - Erkennen roh: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 3. Februar 2005, 12:25 Uhr


Zusammenhang Schließen - Erkennen roh

zusammenhang schliessen - erkennen

bei hegel sind begriffe integriert in den vorgang des erkennens. der begriff erfasst das, was man über die gegenstände die unter den begriff fallen, weiss.

noch weiter: der begriff fasst das, was er selbst, der begriff, über seinen gegenstand weiss.

eine wichtige wendung bei hegel ist, dass sich begriffe entwickeln und dass sich begriffe auf begriffe beziehen.

(siehe ilias, querfeldein 2, das erscheinende wissen)

---> Der Beginn beim Begriff. Es ist wichtig, wo man den Schnitt macht: welche Voraussetzungen herangezogen werden, um eine Sache zu erläutern. Also in diesem Fall: Wissen, Selbstbezug und Gegenstände werden vorausgesetzt, um die Sache "Begriff" zu erläutern.

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am anfang unseres hegelprojekts stand unter anderem der versuch die situation des erscheinenden wissens in der phg einleitung in uml (modellierungssprache aus der computerbranche) umzusetzen.

so weit sind wir nicht gekommen. ein hintergrund war, dass der text einen schon fast semiformalen eindruck macht. das gilt aber nur für die konstellationen von begriffen und gegenständen. für eine modellierung von begriffen selbst relevantes findet sich kaum. ausserdem gibt es eine paralelle verwendung von begriff, gegenstand einerseits und bewusstsein, selbst andererseits.

ein ansatz beim modellierungsversuch währe zuerst einmal zu versuchen begriff und gegenstand zu modellieren. so, dass es den forderungen die sich aus der situation des erscheinenden wissens ergibt entspricht oder zumindest nicht widerspricht. und begriffe wie bewusstsein und selbst zu ersetzen durch begriffsystem bzw konstellation zwischen begriff und begriffsystem oder zum teil wegzulassen.

für dieses vorhaben einen mathematischen oder frege-basierenden hintergrund zu wählen hat sich als problematisch erwiesen, die gründe dafür sind in diesen text eingeflossen.

andererseits scheinen mir im moment konzepte aus dem computerbereich möglicherweise geeignet teile von gegenstand, begriff, begriffsystem zu modellieren, oder sich damit zu beschäftigen. argumente dafür, und modellierungsansätze, sind geplant, aber gibts noch nicht, vielleicht demnächst.

wenn man so etwas hätte, hätte man sich ein stück von hegel entfernt, und ein stück an frege angenähert. so dass die bereiche zwar noch einen kontrast haben, verschiedenes modellieren, ev sich gegenseitig ausschliessen, aber andererseits der zusammenhang vor einem irgendwie kompatiblerem hintergrund bearbeitet werden könnte.

/>>

dass sich begriffe entwickeln und dass sich begriffe auf begriffe beziehen ist bei frege bzw frege basierenden sprach vorstellungen ausgeschlossen. oder zumindest ein problem.

---> frege-begriffe (d.h. Funktionen) "entwickeln" sich in einer anderen Weise: sie folgen mathematischen Zusammenhängen. Der Selbstbezug wird aus den Voraussetzungen gestrichen. Das hängt damit zusammen, daß Freges Modellierung sich nicht für die Bewußtseinsphilosophie interessiert.

>> ein thema dieser fragmentarischen skizze ist die überlegung, dass wenn man schluss vorgänge rekonstruieren möchte man bestimmtes ausklammern muss. also dass bewusstseinsphilosophie nicht (nur) ausgeklammert ist, weil es frege nicht interssiert hat, sondern aus dem was rekonstruiert wird sich ergibt dass das ausgeklammert sein muss.

---> ganz einverstanden: Logik hat es mit Schlussprozessen zu tun, die nicht davon abhängig sind, wie sich ein Selbstbewußtsein dazu verhält.

>> bildlich umgesetzt vielleicht, dass sich die analyse von schluss prozessen zur analyse von erkenntnis prozessen verhält wie das verhältnis der analyse von standbildern eines filmes zur analyse von bewegungen eines filmes. wenn ich zb proportionen eines gegenstandes in einem bild untersuche, kann ich nicht gut die höhe in einem einzelbild eines filmes zur breite in einem anderen einzelbild in relation setzten. das verhältnis könnte zb duch eine kammerafahrt verzerrt sein. und das instrumentarium zur analyse von proportionen von standbildern muss nicht in jeder hinsicht geeignet sein zu analyse von bewegungen.

---> die analogisierung mit standbild/bewegungsbild finde ich besonders passend (auch im anschluss an tractat/phg - referat von h_h, zeit-abstrahiert/zeit-bezogen); auch in der filmtheorie gibt es dazu einige interessante feststellungen u.a. von deleuze; im zusammenhang mit der "negation" gibt es bei dem japaner ozu zum bsp. fantastische detailanalysen. das "off" spielt in seinen filmen verschiedene rollen. deleuze meint, dass der "kader" einerseits das bild als homogenes ensamble organisiert, und andererseits auf etwas nicht-sichtbares verweisst. vielleicht ist es interessant, deleuzes analysen in diesem kontext noch etwas genauer zu betrachten!? (n 26.3.04)

---> Schlussprozesse versus Erkenntnisprozesse ist eine gute Gegenüberstellung. Es legt sich nahe, darauf zu bestehen, daß Erkenntnis mehr enthält, als Schlussfolgerungen.

auch in zusammenhang mit frege kann man von begriffen reden: h.h. in ilias, querfeldein, 2.2: "Ende des 19. Jahrhunderts hat Gottlob Frege die Funktionsweise von Begriffen mit einem der Mathematik entnommenen Instrumentarium modelliert."


auf eine weise haben begiff-hegel und begriff-frege nicht viel miteinander zu tun. in beiden bereichen spielt der ausdruck "wahrheit" eine rolle. auch wahrheit-hegel und wahrheit-frege haben auf eine weise wenig miteinander zu tun.

wenn man das so sieht dass die beiden bereiche aber irgendwie zusammenhängen müssen, kann es durchaus zu einem hegel projekt passen, zu überlegen, wie das zusammenhängen kann. schauen ob man beides zusammen in einen systematischen zusammenhang bringen kann.

---> Nehmen wir das Wort "Paris" in "Paris ist die Hauptstadt Frankreichs" und "Paris, Texas". Hier ist nur der Wortlaut gemeinsam. Anders als in "Pariser Mode" und "Pariser Charme". Im einen Fall ist es aussichtslos, eine interessante Gemeinsamkeit herzustellen, im zweiten Fall kann man es zumindest versuchen. Aber es hängt natürlich daran, wie das im Einzelnen ausgeführt wird.

warum ist erkenntnisspezifisches bei frege ausgeschlossen bzw muss ausgeschlossen sein bzw muss begriff so fassen das er durch erkenntnisspezifisches nicht berührt wird ?

frege fasst eine schicht von sprache. klassisches schliessen ist damit rekonstruiert, formalisiert und explizit gemacht.

in einer reflexion erweitern sellars und brandom die anwendung dieser rekonstruktion. in bestimmten fällen explizit aus ausgangssätzen durch schlussvorgänge folgesätze erzeugen wird erweitert zu: wer etwas sagt, legt sich damit implizit auf bestimmte folgesätze fest. das ist die grundlage des spiels des gebens und verlangens von gründen. sellars und brandom machen daran die bedeutung von sprache fest.

beim vorgang des schliessens werden aus ausgangssätzen mit bestimmten operationen folgesätze erzeugt. die operationen müssen so sein, das die bedeutung der ausgangssätze bzw die bedeutung der bestandteile der ausganssätze nicht verändert wird.

ist das erklärungsbedürftig ?

aus ausgangssätzen wird ein folgesatz erzeugt. wenn dannach ein ausgangssatz seine bedeutung ändert kann eventuell der folgesatz nicht mehr gelten.

aber: bedeutung ändern kann bei frege was anderes heissen wie anders wo. der begriff der bedeutung ist bei frege so gefasst das bedeutung sich nicht so leicht ändern kann. zt vor allem nicht untransparent, also kontextabhängig. so gesehen ist das was hier gesagt wird wieder fragwürdig.

hier geht es eben darum verschiedene theorie- bzw vorstellungsbereiche zusammenzubringen. das bringt schwierigkeiten mit sich. theorien haben begriffe die innerhalb der theorie eine bestimmte bedeung haben. aber ausserhalb ?

bedeutung bei frege kann sich schon ändern. die wertelisten können sich ändern, die extension. der schluss bleibt davon unbehelligt. das ist wohl das worauf sich leute die das mit transparentem, nicht kontextabhängigen sinn und bedeutung von sprache vertreten, berufen. aber was zum beispiel wenn sich durch eine bedeutungsänderung, eventuell in folge eines schlusses, ein typ eines satzbestandteiles ändert ?

alles was ausgangssätze oder bestandteile davon so verändert das bedeutung nicht gleich bleibt, muss während des vorgangs des schliessens ausgeschlossen sein.

bedeutung ist beim frühen fege schon so festgemacht: bedeutungsgleich ist, woraus das selbe folgt. brandom unterstreicht das.

erkenntnisvorstellungen beschäftigen sich ebenfalls mit vorgängen (oder besser prozessen ?). unter der voraussetzung das erkenntnis nicht vom himmel fällt beschäftigen sie sich mit dem bewegen des erkennenden subjekts zum oder vom gegenstand bzw der differenz dazwischen.

verschiedene positionen während dieser bewegung können verschiedene ausgangssätze für schluss vorgänge bedeuten. daher müssen alle erkenntnisvorgänge in einem schluss vorgang gleichsam eingefroren sein.

eine folge daraus: ausdrücke dürfen sich nicht auf der selben ebene auf ausdrücke beziehen.

eine konsequenz aus dieser situation ist das bei dieser schicht von sprache der bezug von ausdrücken auf sich selbst, oder allgemeiner, von sprachlichen ausdrucken auf andere sprachliche ausdrucke, ausgeschlossen sein muss. die ausgedrückte bedeutung und die bedeutung die sich durch folgesätze ergibt könnte sich wiedersprechen. in einem erkenntnis prozess ist das eine interessante entwicklungsmöglichkeit. ausdruck und sich daraus ergebende folgebedeutung können sich angleichen, weiterentwickeln, reflexiven lösungen zugeführt werden. in einem schluss prozess muss das ausgeschlossen sein. die ausgangsbestandteile dürfen sich eben nicht weiterentwickeln. russel löst dieses problem mit dem einführen der typentheorie. ein ausdruck auf den sich ein anderer ausdruck bezieht wird zu etwas anderem, zu einem typ anderer ordnung. dadurch sind ausdruck und folgeausdrücke etwas anderes und nicht vergleichbar und können so auch nicht in widerspruch geraten.

wie kann logik bestandteil von erkenntnissprozessen sein

oben wird gesagt das erkenntnisprozesse in schlussprozessen gleichsam eingefroren sein müssen. umgekehrt haben wir die intuition das schluss-logik in erkenntnisprozessen eine rolle spielen kann. das kann zusammenpassen indem schlussprozesse in erkenntnisprozesse eingebettet sind. während des erkenntnisprozesses könnte die entwicklung von begriffen gestoppt werden, ausgangssätze bestimmt werden, folgesätze erzeugt werden, der schlussprozess damit beendet werden, und anschliessend die ausgangsätze und folgesätze im gesamtkontext neu bewertet werden, so das manche ausgangssätze herausfallen, manche neu dazukommen.

vgl konten führen bei brandom.


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