Viertens (RM)

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Aus den vorausgegangenen Ausführungen wurde deutlich, dass der Ausdruck >Medium< auch da, wo sich seine Bedeutung nicht eindeutig auf Kommunikationsmedien beschränkt, dennoch eine klare Bedeutung hat: Er wird verstanden im Sinn einer Ermöglichungsbedingung. Thema der Medienphilosophie ist es, Medien, verstanden als Mittel der Informationsspeicherung, - übertragung und –bearbeitung, in Hinblick auf die mit ihnen gegebenen, spezifischen Potenziale zu behandeln. Am vorangegangenen Beispiel konnte außerdem deutlich gezeigt werden, wo die Differenzierungsleistung einer so verstandenen Medien­philosophie liegt: Erstens ist sie in der medienspezifischen Ausdifferenzierung der Relation von allgemeiner Form und Gebrauch in der von Stekeler-Weithofer skizzierten Weise zu sehen. Dabei kann das Charakteristikum von Medien­philosophie in der Weise bestimmt werden, dass diese, im Unterschied zur Sprachphilosophie, die Verbindung von technischen und syntaktisch-semantischen Dimensionen zum Gegenstand der Erörterung macht. Als beispielhaft in diesem Sinn lässt sich die von Claus Pias entwickelte Fragestellung verstehen, inwiefern die unterschiedlichen technischen Formate digitaler Bildverarbeitung Einfluss nehmen auf Bildwahrnehmung und die Wiedergabe von Bildmaterial.32

Zweitens wurde deutlich, dass die Verbindung von gegenständlicher und nicht-gegenständlicher Bedeutung des Medienbegriffs nicht nur auf die Bestimmung von Veränderung auf der Bedeutungsebene zielt; vielmehr erfasst sie auch Veränderungen etablierter Handlungsoptionen oder die Generierung von neuen. So dient ein Medium wie das Internet nicht nur der Beschleunigung des Infor­mationsaustauschs oder der Möglichkeit, in Computerspielen oder Chat-rooms fiktive Identitäten anzunehmen. Die Möglichkeit zum beschleunigten und globalisierten Austausch von Informationen wirkt sich auch auf die Wertentwicklung bei finanziellen Spekulationen im Internet aus und zeigt somit Folgen in der internationalen Ökonomie.33

Zurück zur Ausgangsfrage: Ich glaube, dass ich zeigen konnte, dass ein Medienbegriff, der sich nicht ausschließlich im Sinn unseres Alltagsverständnisses auf technische Artefakte der Übertragung, Speicherung und Bearbeitung von Informationen und Kommunikation bezieht, nicht zwangsläufig unscharf sein und in die Beliebigkeit führen muss. Beide Bedeutungen, die des gegenständlichen Kommunikations­mittels und der mit ihm gegebenen Möglichkeiten, sind Thema einer Medienphilosophie, die sich die Aufgabe stellt, den Einfluss von Informations- und Kommunikationsmedien innerhalb des Fachkanons der Philosophie auszubuchstabieren und zu bestimmen. Der Beitrag der Philosophie zur aktuellen Mediendiskussion liegt folglich in einem Medienbegriff, der die unterschiedlichen Dimensionen von Medien und der in ihnen angelegten Möglichkeiten zu bestimmen und zu differenzieren hilft. Damit zielt sie zugleich auf die Einbeziehung von Forschungsergebnissen aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen. In der notwendigen Ausrichtung auf Interdisziplinarität bei gleichzeitiger Bestimmung des jeweiligen systematischen Ortes sind nach meiner Auffassung Reiz und die Herausforderung aktueller Medienphilosophie zu sehen.



Anmerkungen:

(32) Vgl. Pias, Claus 2000: “Maschinen/lesbar. Darstellung und Deutung mit Computern”. In: Manfred Bruhn (Hg.): Darstellung und Deutung. Die Bildmedien der Kunstgeschichte. Weimar.

(33) Koslowski, Peter 2004: “Virtual Reality as a Problem of the Electronic Economy”. In: Ders./Christoph Hubig/Peter Fischer (Hg.): Business Ethics and the Electronic Economy. Alcatel SEL Stiftung für Kommunikationsforschung. Berlin/Heidelberg: Springer. 100.