Protokolle - MuD09 - Gruppe4 - 11.11.

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Version vom 8. November 2009, 16:36 Uhr von Laurent (Diskussion | Beiträge)
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Koepp, Laurent

Protokoll

Im Rahmen der Protestaktionen an der Universität Wien, wurde die Frau Elisabeth Nemeth gebeten, die Vorlesung entweder ausfallen zu lassen oder aber etwas zu diesen Protestaktionen beitragen, und die Vorlesung deswegen ganz im Sinne der Studenten abzuhalten. Die Vorlesung fing damit an, dass wir einen kurzen Einblick in ihre Studentenzeit erhielten. Die Frau Nemeth hat selbst in Wien studiert und, so sie selbst, wurde sie in klassicher deutschsprachiger Philosophie unterrichtet (wie z.B Kant, Hegel, Heidegger). Später allerdings wurde ihr Interesse am logischen Empirismus der Wiener Kreise geweckt, die auch nicht ohne Wichtigkeit für die analytische Philosophie des 20ten Jahrhunderts war.

Diese philosophische Gruppierung , die beeinflusst wurde von Ludwig Wittgenstein, Bertrand Russell und noch manch anderem, musste allerdings Österreich wegen politischen, austrofachistichen Motiven verlassen. Nun wurde die Frage in den Raum geworfen, was diese philosophisch-theoretische Richtung mit der Gesellschaft und der Politik zu tun gehabt hätte? Diese Frage beschäftigte die Frau Nemeth, da der logische Empirismus z.B auch Fragen nach der Begründung von wissenschaftlichem Wissen stellte. Nun war diese Richtung allerdings nicht die einzige Richtung für die sich die Frau Nemeth begeistern konnte. Neben dieser lag ein Hauptaugenmerk von ihr auch auf der Kulturphilosophie. In dieser Richtung wird der kulturelle Ausdruck des Menschen hinsichtlich von Kultur, Gemeinschaft, Sprache, Schrift, Mythos, u.s.w analysiert. Interessant wäre es zu wissen wie die verschiedenen Richtungen wie eben Schrift, Sprache e.t.c zu einander stehen.

Ein französicher Soziologe der in dieser philosophischen Spalte auf sich aufmerksam gemacht hat, war Pierre Bordieu. Und nun kommen wir schon langsam zum Hauptthema, denn eben dieser Pierre Bourdieu hat eine wichtige Schrift für das heutige Problem der Universitäten verfasst.

Ehe wir nun aber auf diese Schrift zu sprechen kamen, hat die Frau Nemeth noch einmal auf die Studentenbewegung in Österreich von 1996 aufmerksam gemacht. Da sie selbst damals stark universitär politisch engagiert war, konnte sie uns auch dies bezüglich manch interessante Anmerkung mitgeben. Wo genau lagen denn nun die Gemeinsamkeiten von damals und heute? Durch die damalige neu eingeführte Politik des Sparens musste auch bei der Bildung gespart werden. Dies erforderte neue Bedingungen bei Studenten wie auch bei Lehrenden. Die Studenten hat lediglich noch auf ein Recht auf die Familienversicherung wenn sie ihr Studium innerhalb der Studienfrist abgeschlossen hatten. Bei den Lehrenden hingegen wurden interne Lehrende (jene die einen festen Vertrag mit der Uni haben) mit immer mehr Lehrzeit aufgedrückt. Dies hatte zur Folge, dass die externen Lehrkräft (Dozenten die nur für eine Vorlesung eingestellt wurden) immer weniger Lehrangebote bekamen. Da diese sich ohnehin schon in einre prekäreren sozialen wie auch ökonomischen Situation befanden, wurde das ganze nur noch verschlimmert.

Allerdings kam da noch ein zweites Problem auf, nämlich jenes dass interne Lehrende durch die hohe Lehrzeit keine Möglichkeit mehr blieb auch noch zu forschen. Damals, wie auch schon 1970 und genauso wie heute sind allerdings auch immer noch zu wenige Lehrkräft vorhanden um den Andrang von Studenten in verschiedenen universitären Richtungen zu betreuen. Und so kommen wir auch schon auf die beiden Texte zu sprechen. Einmal wäre es ein Text von Pierre Bourdieu aus seiner Studie „Homo academicus“ und einmal ein Text von Immanuel Kant: „Streit der Fakultäten“. Pierre Bourdieu’s Studie wurde 1984 geführt und kann als empirische Studie zum französichen Bildungssystem angesehen werden, als ein soziologischer Blick auf die Universität in einer sozialen Gesellschaft. Manche werden sich nun fragen, wo die Verbindung besteht zwischen 1984 in Frankreich und heute. Dazu kommen wir gleich.

Auch Kant hat sich mit seinem „Streit der Fakultäten“ mit diesem Thema beschäftigt, nur fast 300 Jahre früher. Sein Werk stammt von 1798.

Pierre Bourdieu erklärt die Geisteswissenschaften für eine spezielle Zone in den Universitäten, da sich nämlich hier zwei Aufgaben der Universität überlappen. Diese beiden Funktionen stehen in einem Spannungszustand, denn eine dieser Funktionen wäre die Reproduktion von anerkanntem Wissen. Allerdings ist mit dieser Funktion eine weitere verbunden, nämlich die einer gesamtgesellschaftlichen. Die Studenten sollen nämlichen neben dem Lernen, auch vorbereitet werden später Positionen zu besetzen, die sich oft im oberen Breich der sozialen Hierarchie befinden. Dazu brauchen sie erstens die Kentnisse um eine solche Position zu besetzen und zweitens eine Liebe zur „Ordnung“. Dadurch personifiziert der der Student das Wissen und die Ordnung um dieses Wissen herum. Die Uni erfüllt also eine reproduktive Funktion für die Gesellschaft indem sie bestehende Verhältnisse in der Gesellschaft, Ökonomie und Politik bewahrt. In diese Spalte fallen nach P. Bourdieu z.B Jura und Medezin. Die zweite Funktion wäre eine produktive, also neues Wissen zu produzieren. Dadurch wird bereits gewonnes Wissen, wie auch die Methoden um dieses Wissen zu erlangen, in Frage gestellt. Im Falle wo neues Wissen gewonnen wird, muss halt manchmal auch altes Wissen „über Bord geworfen werden“. Hierzu gehören z.b die mathematischen wie auch die Naturwissenschaften. Und genau hier besteht nun das Spannungsverhältnis zwischen den Institutionen. Dadurch werden alle universitären Individuen in einen Konflikt zwischen Wissenschaft und gesellschaftlicher Verantwortung gedrückt. Und eben dieses Spannungsverhältnis ist eine wichtige soziologische Frage, da der ganze universitäre Raum nach diesem Shema gegliedert ist und da auch niemals eine Balance in diesem Streit herrschen kann. Denn einige Fakultäten bevorzugen eher die reproduktive, andere wiederrum die produktive Aufgabe.

An diesem Punkt kommen wir nun zu den Geistes-und Sozialwissenschaften, da eben bei diesen beiden Richtungen keine Funktion stärker ausgeprägt ist als die andere, die Balance variiert andauernd. Kant spricht eben auch von diesem Spannungszustand. Nur sind bei ihm die Aufgaben anders verteilt. Einmal wäre es wieder die reproduktive Funktion, wie z.B Jura, Theologie und Medezin (Kant nennt sie auch obere Fakultäten), und einmal die Philosophie (untere Fakultät), die dafür zuständig ist die anderen Fakultäten in Frage zu stellen. Die Philosophie übernimmt hier die Rolle der Vernunft. Allerdings bemerkt eine starke Ungleichheit, es sind nämlich drei Fakultäten gegen eine.

Für Kant ist die Universität ein Ort wo Streit geführt wird, z.B wie gelehrtes Wissen gesellschaftlich wirksam werden soll. Hier kommen wir wieder zu den oberen Fakultäten, die Wunderdinge versprechen, die ihnen die Gesellschaft auch abkauft. Deswegen werden die oberen Fakultäten auch Geschäftsleute des Wissens genannt. Allerdings ist die Universität für Kant auch ein Ort wo „die magische Kraft des Wissens“ gepflegt und widerlegt wird. Da ein Ungleichgewicht herrscht (drei Fakultäten vs. Eine) versuchen die oberen immer wieder die untere zu vertreiben oder respektiv den Mund zu verbieten. Jedoch besteht für Kant die primäre Aufgabe des universitären Bereichs in der Reproduktion.

Autonome Vernunft braucht deshalb einen Raum wo gesellschaftliches Wissen hinterfragt und verändert werden kann, und dieser Raum wär in diesem Fall die Universität mit ihrem Spannungsverhältnis. Kommen wir noch einmal auf Pierre Bourdieu zurück, der sagt, dass dieser Streit nicht mehr zwischen den Fakultäten statt findet, sondern in ihnen. Auch würden die oberen Fakultäten schneller eine Antwort finden als die mittleren (Geistes und Sozialwissenschaften).

Zum Schluss hat die Frau Elisabeth Nemeth noch eine persönliche Meinung zu den Protesten abgegeben. Die Universität sei kein Freiraum des Denkens, sondern ein Ort wo dieses Spannungsverhältnis herrscht, man sollte nur diese Spannung als produktiv erklären. Auch könnte das Bologna System nicht nur als schlecht hingestellt werden, denn ein möglicher Vorteil dieses Systems sei es, dass die meisten Studenten ein Master anstreben (5 Jahre Studienzeit) anstatt wie früher nur vier Jahre abzulegen. Natürlich aber würde die Gefahr der Verschulung durch die Bachelorjahre bestehen, durch die die Spannung nicht aufrecht erhalten werden kann.


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