PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 12.01.

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Sophie Haas

Wie könnte unser Leben aussehen? Nietzsche lässt im 125 Aphorismus der fröhlichen Wissenschaft „Gott ist tot“ verkünden. Und mit ihm die Substitute des Religiösen: Alles Absolute, Großbegriffe und Kollektivsingulare wie „die Wahrheit“, „die Vernunft“, „die Moral“. Gott als die „viel zu extreme Hypothese“.

Der Mensch muss zuerst alle Vorgegebenheiten, Strukturen, Bedingungen, Systeme die seine Freiheit begrenzen, entlarven und sich schließlich davon befreien.

Die Einführung einer wahren Welt führt zu einer Denunzierung der sinnlichen Welt, der für uns zugänglichen Welt.

Aber wie reagiert der Mensch auf diese vollkommen säkularisierte Welt?

Ein Mensch, in einer Welt in der die „absolute Wahrheit“ zumindest als Richtung ihm immer Halt gab, transzentente Elemente bieten Fixpunkte, Bezugspunkte, unerreichbar, aber ein Streben erzeugend, empfindet Gottes Tod zunächst als großen Verlust. In Feuerbachs Sinne, wie soll er jetzt seine Handlungen legitimieren?

Für Hegel überkommt bei diesem Gefühl der Haltlosigkeit „unendlicher Schmerz“.

Nach diesem ersten Schock spürt der Mensch den Druck von seinen Schultern abnehmen. Er kann alles für vorläufig nehmen, er muss sein Leben nicht nach dem Erkennen einer für ihn nicht erreichbaren Idee richten, er kann mit sich selbst wieder experimentieren. Und das macht ihn stärker. Der Mensch ist stark genug sich mit dem wahren Leben zu konfrontieren, er muss Spaß haben am Verlieren, und kann so das Christentum, den Platonismus (für Nietzsche ähnliche (Unterdrückungs-) Mechanismen) überwinden.

Interessant ist hier die Parallele Nietzsche und Kommunismus. Ähnlich wie Nietzsche in seinem Gedankenexperiment, empfand der Großteil der Einwohner den Zerfall der Sowjetunion als Verlust, sie füllten sich im Stich gelassen, hilflos, haltlos. Es stellte sich eine „postkommunistische Depression“ ein. Die Leute, erzogen um „von außen“ zu empfangen, verpflichteten sich einer übergeordneten, abstrakten, teilweise transzendent-inszenierten Idee, die eigene Denkprozesse unterdrückte, indem sie für nicht brauchbar dargestellt wurden. Das kommunistische System unterband bewusst Religionen, da es sich den gleichen Mechanismus bediente und den Anspruch auf Wahrheit stellte.

Gerald Lederer II

Klaus Puhl: Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge von der Antike bis zu Foucault

Erst Michel Foucault und Pierre Hadot bringen das antike Philosophiekonzept- nämlich jenes der Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge - wieder in Umlauf, und zwar als Kritik an der etablierten akademisch- wissenschaftlich definierten Philosophie. Betrachtet man die Philosophie in erster Linie als Lebenskunst, so treten drei Fragen in den Mittelpunkt:

Wie soll man leben? Was soll man tun? Wie könnte man leben?

Während die erste Frage nicht nur in einem hervorragend komischen Roman von Thomas Glavinic behandelt wird, der auf diesem Weg empfohlen werden soll, sondern vorallem in der Antike kursiert, stellt sich die zweite Frage eher in der Moderne. Letztere beschäftigt vor allem Nietsche, Wittgenstein, Sartre und Foucault.

In der Antike richtet sich die Frage danach, wie ein philosophisches Leben auszusehen hat. Es geht einher mit dem Streben nach innerem Frieden, Freiheit und einem kosmischen Bewusstsein. Erlangt werden können diese Zustände, die sich vorallem durch die Furchtlosigkeit vor dem Tod oder den Göttern äußern, durch eine Lebensart der Weisheit und dem Selbstverständnis, Teil einer höheren, einer kosmologischen Ordnung zu sein. Vorallem dieses Bewusstsein, selbst nur ein Teil einer höheren Ordnung zu sein, ist nicht nur für den Platonismus, sondern auch für Aristoteles, die Epikureer und die Stoiker der wichtigste und größte Schritt in Richtung Seelenfrieden. Des Weiteren betont vor allem Plato das Streben nach dem Guten (und also nach dem Wahren). Aristoteles hingegen sieht ein geistiges (intellektuelles ?) Leben vor, während die Epikureer das Verharren in der Gegenwart als Lustprinzip und Weg zum Frieden erkennen.

Dieser Seelenfrieden ist allerdings keineswegs eine theoretische Frage, die durch theoretisches Wissen gelöst werden kann. Vielmehr geht es um asketische oder meditative Übungen, also um eine Praxis, die auf Training, Abhärtung sowie körperlicher und geistiger Pflege des Selbst, ausgerichtet ist. Auch theoretisches Wissen bzw. theoretische Fragen und Schwierigkeiten gehen einher mit einem maßvollen Verhalten. Denn selbst das theoretische Gelingen oder Erkennen gewisser Tatsachen verspricht letztlich persönliches Glück und ist somit eng mit der Praxis, die auf dasselbe abzielt, verbunden.

Epiktet, ein römischer Stoiker, erkannte im philosophischen Studium einen pädagogischen Zweck: so hatte das Studium der Physik den Zweck der körperlich- trieblichen Disziplinierung, während das Studium der Logik eine Disziplinierung des Denkens, und schließlich die ethische Auseinandersetzung die Kontrolle der eigenen Absichten, versprach.

Im Mittelalter verliert sich der Bezug von Selbstsorge und Philosophie aufgrund der christlichen Kirche. So werden die asketischen Übungen einerseits Teil des klösterlichen, klerikalen Lebens, während die Philosophie als akademisches Gebiet in der Scholastik zur beweiskräftigen Stütze theologischer Schriften verwendet wird. Resultat ist letztendlich der Bruch von der Philosophie als Lebenslehre und der Philosophie als akademische Disziplin, die vorher noch gemeinsam auftraten. Foucault schließlich erkennt denselben Bruch mit Rene Descartes endgültig als vollzogen, da Descartes das Subjekt als Cogito - und somit als rein epistemisches Bewusstsein - der materiellen Welt entgegensetzt.

Allerdings treten Elemente der philosophischen Selbstsorge innerhalb der europäischen Geistesgeschichte immer wieder auf, so bei Kant als "Pflichten gegen sich selbst", bei Kierkegaard, oder bei Emerson.

Nietzsche schließlich ersetzt die Frage "Wie man leben soll" durch die Frage "Wie man leben könnte", indem er jeglichen antiken Transzendenzbezug kritisiert und den Tod Gottes postuliert.

Gerald Lederer I

Prof. Ramharter: Logik und Gottesbeweise

Amüsant zuvorderst, dass nicht nur ich und mein interessierter Sitznachbar in der Vorlesung, sondern auch Herr Göllner das Kreuz bemerkte, dass Frau Ramharter während ihres Vortrages schmückte. Amüsant in diesem Zusammenhang vorallem die Macht der Symbole, innerhalb derer wir uns bewegen, die unser Denken formen und tragen, beeinflussen und bevorurteilen: nicht nur Herr Göllner zieht einen Schluss aus diesem Symbol, auch mein Sitznachbar und ich waren inkonsequent genug, um jene Aufmerksamkeit, die dem Vortrag hätte gelten sollen, für Diskussionen über das Verhältnis von Glauben und Wissenschaft während des Vortrages zu verpuffen, die - der Sache gemäß - ins Nichts führten. Nichtsdestoweniger war nicht nur die Diskussion - wenn auch in der Sache selbstverständlich ergebnislos - interessant, sondern auch der Vortrag, oder das, was ich davon mitnehmen konnte.

Zur Vorlesung:

Frau Prof. Ramharter beginnt ihren Vortrag mit der Frage, was Logik eigentlich sei. Eine Definition von Logik bietet sie nicht an, begründet diesen Ansatz allerdings damit, dass jegliche bisherige Definition fehler- oder lückenhaft sei. Weiters spricht sie ein wenig über die der Logik eigenen Notation, erklärt die der Logik und Normalsprache notwendigen "Etwas- über Etwas" - Relation, die eine Aussage erst möglich macht, erklärt also, dass ein Prädikat (ein Etwas), nötig ist, dass notwendigerweise einem Objekt (dem anderen Etwas) zukommen muss. Dieses Prädikat enthält nun die Möglichkeit, ein- oder zweistellig zu sein, insofern die Objekte, welchen das Prädikat zukommen, einmal aktiv, und einmal passiv sind: Martin (Objekt1) liebt Heidi (Objekt2).

Der Gottesbeweis:

Eingangs die Feststellung der Professorin, es gäbe mehrere Möglichkeiten, einen derartigen Beweis aufzustellen, und auch faktisch gibt es je nach Autor und Zeit innerhalb der europäischen Geistesgeschichte divergierende Versuche:

Thomas von Acquin, der in seiner "Summa Theologica" die "quinque viae" beschreibt, Rene Descarts und Leibniz wollen in ihren Beweisen jeweils die Existenz Gottes Beweisen, während Gödel - so Prof. Ramharter - unter Umständen nur das Leibnizsche Argument bestmöglich nachstellen wollte.

Anselm von Canterbury hingegen lieferte ein sogenanntes ontologisches Argument, das heißt, Anselm wollte zeigen, dass der Schluss von dem Begriff "Gott" auf die Existenz Gottes ein logisch korrekter sei.

Dieser Gottesbeweis ist es auch, den uns Frau Prof. Ramharter näherlegen möchte. Das ontologische Argument Anselms findet sich im zweiten und dritten Kapitel des "Proslogion". So wird im zweiten Kapitel "bewiesen", dass Gott existiert und schließlich im dritten Kapitel, dass die Nichtexistenz Gottes gar nicht gedacht werden kann.

Definiert sieht dieser Beweis aus wie folgt:

Gott existiert im Verstand als das, worüber nichts Größeres mehr gedacht werden kann --> daraus folgt, dass Gott in Wirklichkeit existieren muss, denn sonst würde sich in der Wirklichkeit etwas hinzudenken lassen und es wäre größer als das, worüber nichts Größeres mehr gedacht werden kann.

Es handelt sich um einen indirekten Beweis, das heißt, Anselm nimmt das Gegenteil von dem an, was er zeigen möchte und zeigt, dass es in einem logischen Widerspruch endet.

Dieser Beweis funktioniert nun nach Prof. Ramharter tatsächlich, allerdings nur innerhalb einer Theorie, die selbst wieder falsch sein kann.

Die weitere Vorlesung, die sich mit methodologischen Aspekten und Problemen der Logik und Wissenschaft auseinandersetzt, wird zusehends schwammiger und in Verständnisdingen schwieriger. So führt ein kurzer Exkurs zum Über- und Außernatürlichen - also Begriffen, die im Mittelalter nötig waren, um gewisse Dinge zu erklären -, und schließlich zu Bacon, der feststellt, dass Außernatürlichkeit eigentlich kein Begriff sei, sondern ein Fehler innerhalb unserer Naturgesetze, die demnach zu ändern sind. Alles also, was außernatürlich zu sein scheint, ist viel mehr eine Lücke unserer Naturgesetze, sodass bei Nachbesserung derselben das Außernatürliche als natürlich erklärt werden kann.

Auch ein Einwand von Immanuel Kant hinsichtlich Anselms Beweis wird vorgestellt, der darauf abzielt zu zeigen, dass Existenz eigentlich kein Prädikat sei, das jemandem zukommen kann, da die Feststellung "Gerald existiert" und das bloße aufschreiben von dem Objekt "Gerald" logisch betrachtet dasselbe bedeuten. Es ändert an der Sache nichts: das Aufschreiben des Objektes impliziert bereits, dass dieses Objekt auch existiert. Dies scheint mir persönlich allerdings ein schwacher Einwand zu sein, denn genau dies will Anselm nach meinem Verständnis auch zeigen. So mag vielleicht ein methodologischer Fehler unterliegen, allerdings würde, wenn Kant hiermit Recht hat, ohnehin alles existieren, was sich begrifflich ausdrücken lässt. Ganz abgesehen davon, dass wir heute wissen, wie problematisch und falsch diese Auffassung ist, würde es Anselms Beweis doch eher stärken als schwächen.

Zum Abschluss ein kleiner Exkurs in die Physik, die ähnlich verfährt wie der Gottesbeweis: es wird von einem Teilchen auf weitere Teilchen geschlossen, die als Postulat erst nachgewiesen werden müssen, auch ihnen wird also Existenz als eine Eigenschaft zugeschrieben, die erst im Nachhinein nachgewiesen werden muss.

Aufgrund der oben genannten Schwierigkeiten kommen wir schließlich noch zur Frage, wie wir etwas beweisen können bzw. ob wir überhaupt etwas Neues beweisen können. Die methodische Frage hierzu wäre die Frage ob deduktive Beweise - also Beweise, die mit einem zwingenden Grund etwas vom Grund verschiedenes beweisen-, oder induktive Beweise - die mithilfe von verschiedenen Beispielen ein Konkretes beweisen -, verwendet werden.

Ob nun Frau Prof. Ramharters Kreuz beweiskräftig ist oder nicht, ob Gott eine Frage der Wissenschaft sein kann, und ob Außernatürliches tatsächlich nur Lücken unserer Naturgesetze sind, muss auch nach längeren Diskussionen mit meinem Sitznachbaren sowie der jetzt stattgefundenen Rekapitulation der Vorlesung als ein Thema abgetan werden, dass meinen - und aller Wahrscheinlichkeit nach den menschlichen - Horizont überschreitet. Bedauerlicherweise.

Konstanze Renatus-Messmer II

Ring-VO vom 07.01.2010 - Prof. Puhl

Thema: „Selbstkunst und Selbstsorge“ von der Antike bis zur Neuzeit.

Die Frage nach der „Sorge um sich selbst“ veränderte sich weitgehend in der Philosophiegeschichte in Theorie und Praxis, Interpretation und Applikation. Wichtige Diskussionspunkte in der Antike, von Sokrates und Platon in ihren Schriften häufig diskutiert, gerieten bis zur Neuzeit in Vergessenheit. Erst in den letzten zwanzig Jahren kam es zur „Wiederbelebung“, wobei „Lebenskunst“ in der Philosophie thematisch getrennt wurde von der akademisch gesehenen Ethik. In der Antike waren folgende Fragen Grundlage der Diskussion:

o Wie soll ich leben?

o Was soll ich tun?

o Wie könnte man leben?

Einschränkend galt, dass in der Antike Sklaven und Frauen bei derlei Betrachtungen nicht vorkamen, sondern nur die Männer in der Gesellschaft. Für die Frage „Wie soll ich leben?“ zählten gesellschaftliche Strukturen, die in Ordnung, Normen, Prinzipien ihre Maxime fanden. Der Platz des Mannes in der Gesellschaft und sein Status waren erstrebenswert.

Zur zweiten Frage „Was soll ich tun?“ fanden sich in Platons Schriften genaue Anweisungen, die sich auf das kosmische Bewusstsein und dem Streben zum Guten bezogen. Durch Askesis und Meditation wurden Geist und Körper gepflegt. Meditation beinhaltete geistige Übungen und den Dialog mit einem Meister im sokratischen Gespräch. Askesis fand man in der Abhärtung des Körpers und bei regelmäßigen Übungen. Beides war im „Dienste der Arbeit auf sich selbst und ein maßvolles, gutes Leben“ ausgerichtet. Bei den Stoikern wurde die Theorie der Praxis untergeordnet. Platons Ideenlehre begründete den Begriff des Guten, das Streben nach Wahrheit und Gutem in einer dualistischen Weltsicht als angestrebte Lebensform. Das Sein als Idee, Form, Urbild wird zum Ideenhimmel, getrennt von der empirischen Welt. Das Wesen der Dinge ist enthalten in den Ideen, jedes Ding hat eine Idee. Der Körper ist sekundär, nur Raum und Zeit haben Priorität. Die einzelne Idee ist Ziel und Ursprung aller Ideen, Erkenntnis wichtiger als Erfahrung, die Show der Ideen wird zur Maxime, nichts Neues gibt es in der Welt, nur die reine Erinnerung aus der Seele. Platon trennte strikt zwischen Körper und Seele, Seelenwanderungen waren für ihn real. Nachschriften seiner Thesen findet man im „Phaidon“.

Aristoteles, Platons Schüler, widersprach und idealisierte die Idee als Form der Dinge, vollzog aber keine Trennung zwischen Körper und Seele. Die Einzigartigkeit der Seele in der Form des Körpers war seine These. Platons enge Bindung der Theoria an das Gute wurde beibehalten.

Die großen Fragen/Thesen/Sätze der Antike zur „Selbstsorge“ waren:

o Sei dir bewusst, dass du nicht Gott bist.

o Wie kann man das Selbst finden?

o Selbstsorge führt zur Selbsterkenntnis.

o Selbsterkenntnisgewinn findet man durch Zuhören, Einbezug von äußerem Wissen, Merkfähigkeit, Niederschriften, Tagebuchaufzeichnungen, regelmäßige Reflexion

Marc Aurel und Seneca führten präzise Tagebuchaufzeichnungen und reflektierten schriftlich ihr Leben. Diese Methode wurde in der Antike als lebenslange Ausbildung verstanden, eine Aufmerksamkeitstechnik, die durch ihre Detailgenauigkeit in der Beobachtung des Alltags, zu Selbstsorge und Selbsterkenntnis führte. Der Zusammenhang zwischen beiden Begriffen ist die Erfahrung von äußeren Details in Relation mit der Theorie. Das Resultat ist Veränderung.

Im „Kratylos“ wird Sokrates „Hebammenmethode“ erläutert. Dabei werden Begriffe ohne Ergebnis erläutert, da auch Sokrates es ablehnt, sie zu wissen, „ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Das Resultat Sokrates und seiner Anhänger war die Erkenntnis, dass die Menschen ihr Leben ändern sollten durch Meditation und Askesis. Die Meditation war auch die Vorbereitung auf den Tod. Da der Tod außerhalb des Lebens war, konnte er nicht ängstigen. Im späteren Hellenismus wurde besonders auf das asketische Element Wert gelegt.

In der Antike gab es keine Selbstentzifferung, keine spezifischen sondern nur allgemeine Wahrheiten. Im Hellenismus etablierten sich die Wahrheiten in der Gesellschaft, sie wurden durch persönliche Wahrheiten erweitert.

In der Neuzeit wurde bei der Frage „Wie könnte man leben?“ bereits zwischen einer kontinentalen Philosophie, als Vertreter z.B. Heidegger und Foucault, und der analytischen Philosophie, die vor allem Anhänger im angelsächsischen Raum fand, unterschieden. Die Vertreter der kontinentalen Philosophie nahmen die Frage sehr ernst, während die analytischen Philosophen darin eine „Scheinfrage“ sahen, die nicht mit ihrer Theorie der Sprache, Erkenntnis und Wissenschaft beantwortet werden konnte.

Bei der Frage „Wie soll ich leben?“ kam es, bedingt durch die Demokratisierung der Gesellschaft, dazu, dass jeder als Einzelsubjekt/Einzelner vor Gott gesehen wurde – eine neue Erkenntnisgrundlage. Wichtigste Frage war: „Was will Gott von mir?“, die in den Sittengesetzen Kants gipfelte. Die Frage „Wie soll ich leben?“ ging in die Frage „Was soll ich tun?“ über, die Pflichten gegenüber der Gesellschaft und Gott wurden zur wichtigsten Aufgabe.

Auch Nietzsche setzte sich im „Zarathustra“ mit der Frage „Wie kann man leben?“ auseinander. In seiner Metapher „Über den Tod Gottes“ kommt es zur Kritik an jeder Art des transzendenten Bezugs. Als Vertreter des Immantenismus, gibt es weder einen „Vater über ihm“ noch akzeptiert er Vorgaben und Strukturen ohne praktischen Lebens-/Alltagsbezug. Für ihn gibt es nur eine menschliche Welt, er lehnt Fiktion ab. Seine Maxime, das Leben und seine Möglichkeiten auszureizen, werden von Sartre geteilt. Fragen sind Zeichen für einen schwachen Willen. Nur eine aktive Kraft schafft Neues, reaktive Kraft neutralisiert aktive Kräfte wie die Religion mit ihren Einschränkungen auf die Sexualität. Sexualität, als aktive und kreative Kraft, hat kein Gewissen, kennt keine Grenzen. Nietzsche kritisiert die Kirchen, die die Sexualität funktionalisieren, kanalisieren, verbieten, bestrafen und verhindern. Die Entfaltung des Individuums und seiner aktiven Kraft wird behindert. Nietzsche begrüßt den Tod Gottes, da dadurch für alles Transzendentale steht, Auch Hegel sieht im Tod Gottes, die Möglichkeit Höheres aufzugeben. Frage für IK: Lebenskunst vs. Akademische Ethik – Widerspruch oder Ganzheitliches Denken?

Konstanze Renatus-Messmer

Ring-VO Frau Prof. Ramharter 17.12.2009

Die Thematik in verkürzter Form (1h) beinhaltete den “Gottesbeweis nach Anselm von Canterbury“. Grundlage dazu war die Frage nach der Logik als Wissenschaft.

Logik ist als Einzeldisziplin und zusätzlich als „Werkzeug“ in den Wissenschaften Mathematik und Philosophie zu sehen. Es wurde hierzu auf den „Wiener Kreis“ verwiesen, Thema - „Logik als Wissenschaftlichkeit“. Logik ist die Lehre von den Denkgesetzen, eine genaue Definition wurde von der Vortragenden abgelehnt.

Gottesbeweise verweisen auf einen wissenschaftlichen Anspruch. Für eine Versuchsanordnung dazu sind verschiedene Ansätze möglich:

• Frage: „nein“ – da Logik kein Denkgesetz

• „also“-Wort

• nach John Lock in der „Anatomie des Denkens“

• im deduktiven Denken

Durch eine bestimmte Schreibweise für Logik ist es möglich, den Gottesbeweis wissenschaftlich zu interpretieren und damit zu beweisen, indem, nach Festlegung der logischen Regeln von Bestimmung und Reihenfolge der Komponenten, der sinngemäße Bezug von Teilen der Aussage aufeinander, nach logischen Gesichtspunkten entsprechend verallgemeinert wird. Durch die Verallgemeinerung ergibt sich ein wissenschaftlicher Beweis bzw. der wissenschaftliche Anspruch einer Aussage.

Das Thema der Gottesbeweise hat eine historische Bandbreite in Interpretation und Argumentation. Anselm von Canterbury versuchte mit Hilfe des ontologischen Arguments die Existenz Gottes zu beweisen, genau wie Thomas von Aquin. Descartes bediente sich der moderneren Form, indem er aus der Verlässlichkeit der Dinge auf die Existenz Gottes schloss.

Die Philosophen Leibniz und Göbel, dessen Ansichten sehr prominent sind, verfolgten in ihren „Gottesbeweisen“ verschiedene Absichten und bezogen sich nicht ausschließlich auf die Existenz Gottes.

Anselm von Canterbury verfolgte die Modellogik, in der die Existenz Gottes, bedingt durch das Nicht-Denken von Gott und den Umkehrschluss daraus, dass Gottes Nichtexistenz nicht gedacht werden kann, wiederum die Notwendigkeit der Existenz Gottes beweist.

Anselm benötigte in seinem lateinischen „Gottesbeweis“-Text nur wenige Wörter, die er immer wieder im entsprechenden Muster aufeinander in ihrer Beweisbarkeit bezog.

Ist die Existenz Gottes im Verstand wirklich, so existiert sie in Wirklichkeit und wird durch die hinzugefügte Wirklichkeit immer größer. Diese Prädikatenlogik verfolgt mehrere Stufen und schafft dadurch eine bessere Rekonstruktion, wenn auch eine „schlechtere Theorie“. Dadurch dass in der 1. Stufe der Prädikatenlogik angenommen wird, dass die Wirklichkeit größer ist als eine Relation, muss in Stufe 2 daraus gefolgert werden, dass es etwas gibt, welches Eigenschaften hat, die die Wirklichkeit überschreiten. Daraus folgt logisch die Existenz Gottes aus der Definition Gottes. Dieser logische Beweis ist jedoch immer im Rahmen einer bestimmten Theorie, folglich die Rahmenbedingungen werden vor dem Beweis festgelegt und können kritisch hinterfragt werden

Im zweiten Teil der Vorlesung stellte sich die Frage: Gibt es alternative Formen für Einsicht?

1. Wunder Ausgehend von der Frage: „Was für ein Wunder?“ unterscheiden sie sich in: Wunder der Natur, außernatürliche Wunder, heißt außerhalb des Gebräuchlichen (z.B. Magnetismus) und übernatürliche Wunder, z.B. Engel. Das Wunder wurde von allem „Menschlichem“ gefiltert. Stimmte es sodann mit der Bibel überein und rechtfertigte sich somit selber, ist es ein Wunder und wurde einem der Kategorien zugeordnet. Ein Rahmen, in diesem Fall die Bibel, wird vorausgesetzt. Francis Bacon sah außernatürliche Wunder als eine Auflösung der Naturgesetze an und hielt sie nicht für möglich. In seiner Theorie müssen die Naturgesetze zuerst modifiziert werden, um Phänomene verstehen und erklären zu können.

2. Existenz Ausgehend von der Urerklärung der Philosophie, ist die Existenz kein Prädikat, sondern wird als „existiert“ vorausgesetzt. Die Frage die sich aber stellt, ist die Frage nach ihren Ausprägungen. Welche Existenz ist vorgegeben? Die Existenz des Verstandes, der Wirklichkeit oder des Begriffes? Gibt es eine Spezifikation von Existenz?

Für Kant war Existenz kein reales Prädikat. Für Anselm v. Canterbury war es ein „Anderes“. Aus diesem Unterschied ergab sich eine Problematik. In der Physik ist die Existenz von Teilchen vorgegeben und daraus folgernd schließt man auf „Andere“. So kommt es zu einer Teilchenberechnung im Vergleich zur Existenzberechnung. Beim Gottesbeweis muss folglich auch schon „etwas“ existieren.

3. Totalitäten Bei diesem Ansatz, etwas „hinzufügen“ um es damit „größer“ zu machen, wird es schwierig, denn es müssen unendlich viele Dinge hinzugefügt werden.

4. Indirekter Beweis Dabei wird vom Widerspruch „ohne Wissen“ auf den indirekten Beweis „es muss sie geben“ geschlossen. Dieser Gedankenansatz wird von Mathematikern nicht akzeptiert.

5. Deduktiver/induktiver Beweis Es wird zwischen der logischen Folgerung und den vielen Beweisen unterschieden. Anselm teilt die scholastische Schullogik.

6. Logische Beweise Die Logik Aristoteles, wonach es keine neuen Erkenntnisse gibt, wurde von Anselm durch die neuen Erkenntnisse „seiner Logik“ weiterentwickelt.

7. Ästhetischer Aspekt Die Rechtfertigung durch den „schönen Beweis“ ist in der Mathematik gebräuchlich, ein schöner Beweis, d.h. ein schönes Argument ersetzt viele Argumente, akzeptiert.

Das Interesse an „Gottesbeweisen“ ist seit den 50-er Jahren wieder gestiegen, wobei sich die Intention geändert hat. War Anselm v. C. noch mit der Aussage „Was der Beweis beweist“ zufrieden, so wird aktuell mehr nach dem „Wie der Beweis beweist“ geforscht. Ein Interesse an „falschen Beweisen“ und ihre Aufdeckung verstärkte sich im 20. Jh.

Die Vorlesung hat einen ersten Einblick in das Fach „Logik“ vermittelt und die Vielfältigkeit der Thesenansätze und ihrer Problematik im historischen/wissenschaftlichen Sinn verdeutlicht. Hervorzuheben ist sicher der Kernsatz bei allen Überlegungen, die Festlegung eines RAHMENS für die Beweisführung und damit ein unvollständiger, wenn auch naheliegender, Wahrheitsgehalt aller Beweise.

Ob das Interesse der Aufdeckung von „falschen Beweisen“ im 20. Jh. eine Kritik an den historischen Methoden der Logik oder eine moderne Weiterentwicklung der Logik ist, wäre ein interessanter Diskussionspunkt für die nächste Übung.


Tobias Göllner

Anselms Gottesbeweis und die Logik Vortragende: Frau Ramharter


Stil:


Wir waren hierbei wieder mit einer „klassischen“ Powerpoint Präsentation konfrontiert. Die Präsentation half der Gliederung des Vortrages folgen zu können. Ich möchte hierbei nocheinmal anmerken, dass mir die Präsentationsart von Hrachovec besser gefiel, da sie wesentlich spannender war.

Weiters fand ich es durchaus mutig bei diesem Vortragsthema sich mit einem türkisfarbenen Kreuz um den Hals zu schmücken. Der Vortrag selbst war durchaus sachlich gehalten und versuchte sicherlich objektiv zu bleiben, doch durch diesen Schmuck war die Grundhaltung der Vortragenden klar ersichtlich. Ich schließe hierbei nicht aus, dass ich mich auch vollends irren könnte und Frau Ramharter diesen Schmuck nicht als Symbol sondern wirklich nur als Schmuck getragen hatte.


Inhalt:


Wir erhielten eine kurze, verständliche Einleitung in die Arbeitsweise der Logik. Es lief darauf hinaus das ein zu untersuchender Gegenstand immer „ist“ oder „nicht ist“, „wahr“ oder „falsch“. Gibt es in der Logik auch ein „nicht definiert“? Kann man über soetwas überhaupt logische Aussagen formulieren?

Mir fehlte eine Definition von Gott (vgl. Hrachovec und seine Definition von Bildung), denn „das, worüber nichts größeres gedacht werden kann.“ ist für mich nicht Gott, sondern lediglich das Ende der Fantasie. Außerdem ist wohl bei jedem Menschen ein Unterschied in diesem Begriff, woraus man schließen könnte das bei jedem Menschen Gott unterschiedlich „groß“ oder „mächtig“ ist.


Physik versus Gott: Frau Ramharter sagte uns das man in der Physik manchmal Teilchen postuliert die man erst später oder noch gar nicht nachweisen kann. Man kann diese aber voraussagen wegen den mathematischen Gegebenheiten. In gleicherweise darf man also Gott postulieren und ihn erst später nachweisen. Mein überspitzter Kommentar dazu: Wenn man schon 2000 Jahre an einem Beweis arbeitet, aber immer noch keinen passenden findet, sollte man vielleicht überlegen ob das Postulat ein falsches war.


Psychologie?: Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass Glauben, Gottesvorstellungen und Religion durchaus einen psychologischen Hintergrund haben, der hierbei gar nicht beleuchtet wurde.

Bernhard Zarzer

Beweise allgemein und Gottesbeweise Logik als Element was Wissenschaft ausmacht? → Gottesbeweis durch Logik gerechtfertigt? Logische Element vorhanden – muss herausgehoben werden Was ist Logik? Erster Anatz: Logik ist Lehre von den Denkgesetzen – Frege: „Das wirkliche Denken ist mit den logischen Gesetzen nicht immer im Einklang; ebenso wenig wie das das wirkliche Handeln mit dem Sittengesetz“ => Def. als Denkgesetze ist zu vermeiden Andere Ideen: Logik ist der richtige Gebrauch des Wörtchen „also“ => einseitig John Locke: „Logik ist die Anatomie des Denkens.“ Logik ist die Lehre des deduktiven Schließens.

Logik der Gottesbeweise: Anselm von Canterbury: Ontologisches Argument - Beweis der Existenz Gottes und weiters kann man die Nicht-existenz nicht denken Das Argument: Selbst der, der nicht an Gott glaubt, muss zugeben, dass Gott im Verstand existiert, als das worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Dies kann nicht nur im Verstand sein, sondern muss auch in Wirklichkeit existieren. Würde es nicht existieren, könnte man die Existenz in Wirklichkeit noch hinzufügen und würde es damit größer machen. Das ist ein Widerspruch zu dem, dass es ein als ein Nicht-Größeres gedacht wird. Übersetzt... Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, das größer als Gott ist Annahme: daraus soll logisch folgen, dass Gott existiert ABER: um logisch gültig zu sein, muss es unabhängig von der Wahl eines Repräsentanten sein → fehlt eine weiteres Prämisse – Problem: „größer als“ als Relation zwischen zwei Dingen gesehen, die besagt, dass Ding A eine Eigenschaft mehr als Ding B hat; aus der Definition Gottes sollte sich somit der Beweis der Existenz ergeben anderer Versuch – Was versteht man unter dem „größer als“ genau? Wodurch wird etwas größer? Anselm: indem wir die Eigenschaft der Existenz in Wirklichkeit hinzufügen; Gott ist das worüber nichts Größeres gedacht werden kann = es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt, die Gott nicht hat → Gott hat alle Eigenschaften und deshalb auch die der Existenz (falls das eine Eigenschaft ist [und somit auch die der Nicht-Existenz hat ;) ]) ABER: So wurde der Beweis verständlich, ohne der Notwendigkeit weitere Annahmen zu machen, gegeben aber mit einer für Logiker wenig zufriedenstellenden Theorie.

Beweis immer verbunden mit Theorie – z.b. Was ist Wunder? Ein Ereignis, das jemanden von der Existenz Gottes überzeugt - vielleicht auch das Wunder der Natur – später jedoch Einteilung in Außer- , Über-natürliches und Natürliches; mittelalterliche Theologie beschäftigte sich damit, das Außernatürliche (das was nicht der Regel der Natur entspricht) vom Übernatürlichen (von außernatürlichen Instanz, wie z.b. Engel, Gott bewirkt) zu trennen; Scholastische Theologie wollte das Außernatürliche speziell begrifflich vom Natürlichen trennen; 17. und 18. Jh.: Wunder ist jedenfalls außernatürlich; jedoch ist es wichtig zu wissen, ob dies von einem Engel oder Dämon oder auch vom Menschen (vielleicht in Form eines Betrüger) bewirkt wurde; dazu braucht man genaue Kriterien → Kriterium, dass es glaubenskonform bzw. mit der Bibel konform ist; Wenn man aber zuerst von der Korrektheit der Bibel ausgehen muss, ist es gewissermaßen überflüssig ein Wunder, das mich von der Existenz überzeugt, zu erfahren. → Problematik eines gesetzmäßigen Rahmens in dem ein Wunder passen muss Francis Bacon betont speziell, dass Wissenschaft sich der Erfahrung und der Erkenntnis anpasst und nicht umgekehrt oder das Ereignis gar ignoriert werden darf.

Logiker kritisierten an dem Beweis, dass die Existenz kein Prädikat, sondern ein Quantor. Es gibt aber drei Formen der Existenz (die des Begriffs, des Verstands und der Wirklichkeit). Man kann mehrer Quantoren verwenden? Kant meinte, dass Existenz kein reales Prädikat ist. (Wenn ich die Existenz einer Sache dazu erwähne, ändert das nicht wie [und ob] die Sache ist.)

Unterschied zwischen deduktive (gegebene Annahmen – folgt etwas logisch) und induktive (aus der Beobachtung eines sich wiederholenden Ereignis – schließen, dass es immer so ist) Beweise; Anselm hat, basierend auf Induktion, „Indizienbeweise“ geliefert; damit war er unzufrieden – wollte ein schlagendes deduktives Argument


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