PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 12.01.: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Mensch, in einer Welt in der die „absolute Wahrheit“ zumindest als Richtung ihm immer Halt gab, transzentente Elemente bieten Fixpunkte, Bezugspunkte, unerreichbar, aber ein Streben erzeugend, empfindet Gottes Tod zunächst als großen Verlust. In Feuerbachs Sinne, wie soll er jetzt seine Handlungen legitimieren?
 
Ein Mensch, in einer Welt in der die „absolute Wahrheit“ zumindest als Richtung ihm immer Halt gab, transzentente Elemente bieten Fixpunkte, Bezugspunkte, unerreichbar, aber ein Streben erzeugend, empfindet Gottes Tod zunächst als großen Verlust. In Feuerbachs Sinne, wie soll er jetzt seine Handlungen legitimieren?
  
Für Hegel überkommt bei diesem Gefühl der Haltlosigkeit „unendlicher Schmerz“.  
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Hegel überkommt bei diesem Gefühl der Haltlosigkeit „unendlicher Schmerz“.  
  
 
Nach diesem ersten Schock spürt der Mensch den Druck von seinen Schultern abnehmen. Er kann alles für vorläufig nehmen, er muss sein Leben nicht nach dem Erkennen einer für ihn nicht erreichbaren Idee richten, er kann mit sich selbst wieder experimentieren. Und das macht ihn stärker. Der Mensch ist stark genug sich mit dem wahren Leben zu konfrontieren, er muss Spaß haben am Verlieren, und kann so das Christentum, den Platonismus (für Nietzsche ähnliche (Unterdrückungs-) Mechanismen) überwinden.  
 
Nach diesem ersten Schock spürt der Mensch den Druck von seinen Schultern abnehmen. Er kann alles für vorläufig nehmen, er muss sein Leben nicht nach dem Erkennen einer für ihn nicht erreichbaren Idee richten, er kann mit sich selbst wieder experimentieren. Und das macht ihn stärker. Der Mensch ist stark genug sich mit dem wahren Leben zu konfrontieren, er muss Spaß haben am Verlieren, und kann so das Christentum, den Platonismus (für Nietzsche ähnliche (Unterdrückungs-) Mechanismen) überwinden.  

Version vom 11. Januar 2010, 17:51 Uhr

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Sophie Haas

Wie könnte unser Leben aussehen? Nietzsche lässt im 125 Aphorismus der fröhlichen Wissenschaft „Gott ist tot“ verkünden. Und mit ihm die Substitute des Religiösen: Alles Absolute, Großbegriffe und Kollektivsingulare wie „die Wahrheit“, „die Vernunft“, „die Moral“. Gott als die „viel zu extreme Hypothese“.

Der Mensch muss zuerst alle Vorgegebenheiten, Strukturen, Bedingungen, Systeme die seine Freiheit begrenzen, entlarven und sich schließlich davon befreien.

Die Einführung einer wahren Welt führt zu einer Denunzierung der sinnlichen Welt, der für uns zugänglichen Welt.

Aber wie reagiert der Mensch auf diese vollkommen säkularisierte Welt?

Ein Mensch, in einer Welt in der die „absolute Wahrheit“ zumindest als Richtung ihm immer Halt gab, transzentente Elemente bieten Fixpunkte, Bezugspunkte, unerreichbar, aber ein Streben erzeugend, empfindet Gottes Tod zunächst als großen Verlust. In Feuerbachs Sinne, wie soll er jetzt seine Handlungen legitimieren?

Hegel überkommt bei diesem Gefühl der Haltlosigkeit „unendlicher Schmerz“.

Nach diesem ersten Schock spürt der Mensch den Druck von seinen Schultern abnehmen. Er kann alles für vorläufig nehmen, er muss sein Leben nicht nach dem Erkennen einer für ihn nicht erreichbaren Idee richten, er kann mit sich selbst wieder experimentieren. Und das macht ihn stärker. Der Mensch ist stark genug sich mit dem wahren Leben zu konfrontieren, er muss Spaß haben am Verlieren, und kann so das Christentum, den Platonismus (für Nietzsche ähnliche (Unterdrückungs-) Mechanismen) überwinden.

Interessant ist hier die Parallele Nietzsche und Kommunismus. Ähnlich wie Nietzsche in seinem Gedankenexperiment, empfand der Großteil der Einwohner den Zerfall der Sowjetunion als Verlust, sie füllten sich im Stich gelassen, hilflos, haltlos. Es stellte sich eine „postkommunistische Depression“ ein. Die Leute, erzogen um „von außen“ zu empfangen, verpflichteten sich einer übergeordneten, abstrakten, teilweise transzendent-inszenierten Idee, die eigene Denkprozesse unterdrückte, indem sie für nicht brauchbar dargestellt wurden. Das kommunistische System unterband bewusst Religionen, da es sich den gleichen Mechanismus bediente und den Anspruch auf Wahrheit stellte.

Gerald Lederer II

Klaus Puhl: Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge von der Antike bis zu Foucault

Erst Michel Foucault und Pierre Hadot bringen das antike Philosophiekonzept- nämlich jenes der Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge - wieder in Umlauf, und zwar als Kritik an der etablierten akademisch- wissenschaftlich definierten Philosophie. Betrachtet man die Philosophie in erster Linie als Lebenskunst, so treten drei Fragen in den Mittelpunkt:

Wie soll man leben? Was soll man tun? Wie könnte man leben?

Während die erste Frage nicht nur in einem hervorragend komischen Roman von Thomas Glavinic behandelt wird, der auf diesem Weg empfohlen werden soll, sondern vorallem in der Antike kursiert, stellt sich die zweite Frage eher in der Moderne. Letztere beschäftigt vor allem Nietsche, Wittgenstein, Sartre und Foucault.

In der Antike richtet sich die Frage danach, wie ein philosophisches Leben auszusehen hat. Es geht einher mit dem Streben nach innerem Frieden, Freiheit und einem kosmischen Bewusstsein. Erlangt werden können diese Zustände, die sich vorallem durch die Furchtlosigkeit vor dem Tod oder den Göttern äußern, durch eine Lebensart der Weisheit und dem Selbstverständnis, Teil einer höheren, einer kosmologischen Ordnung zu sein. Vorallem dieses Bewusstsein, selbst nur ein Teil einer höheren Ordnung zu sein, ist nicht nur für den Platonismus, sondern auch für Aristoteles, die Epikureer und die Stoiker der wichtigste und größte Schritt in Richtung Seelenfrieden. Des Weiteren betont vor allem Plato das Streben nach dem Guten (und also nach dem Wahren). Aristoteles hingegen sieht ein geistiges (intellektuelles ?) Leben vor, während die Epikureer das Verharren in der Gegenwart als Lustprinzip und Weg zum Frieden erkennen.

Dieser Seelenfrieden ist allerdings keineswegs eine theoretische Frage, die durch theoretisches Wissen gelöst werden kann. Vielmehr geht es um asketische oder meditative Übungen, also um eine Praxis, die auf Training, Abhärtung sowie körperlicher und geistiger Pflege des Selbst, ausgerichtet ist. Auch theoretisches Wissen bzw. theoretische Fragen und Schwierigkeiten gehen einher mit einem maßvollen Verhalten. Denn selbst das theoretische Gelingen oder Erkennen gewisser Tatsachen verspricht letztlich persönliches Glück und ist somit eng mit der Praxis, die auf dasselbe abzielt, verbunden.

Epiktet, ein römischer Stoiker, erkannte im philosophischen Studium einen pädagogischen Zweck: so hatte das Studium der Physik den Zweck der körperlich- trieblichen Disziplinierung, während das Studium der Logik eine Disziplinierung des Denkens, und schließlich die ethische Auseinandersetzung die Kontrolle der eigenen Absichten, versprach.

Im Mittelalter verliert sich der Bezug von Selbstsorge und Philosophie aufgrund der christlichen Kirche. So werden die asketischen Übungen einerseits Teil des klösterlichen, klerikalen Lebens, während die Philosophie als akademisches Gebiet in der Scholastik zur beweiskräftigen Stütze theologischer Schriften verwendet wird. Resultat ist letztendlich der Bruch von der Philosophie als Lebenslehre und der Philosophie als akademische Disziplin, die vorher noch gemeinsam auftraten. Foucault schließlich erkennt denselben Bruch mit Rene Descartes endgültig als vollzogen, da Descartes das Subjekt als Cogito - und somit als rein epistemisches Bewusstsein - der materiellen Welt entgegensetzt.

Allerdings treten Elemente der philosophischen Selbstsorge innerhalb der europäischen Geistesgeschichte immer wieder auf, so bei Kant als "Pflichten gegen sich selbst", bei Kierkegaard, oder bei Emerson.

Nietzsche schließlich ersetzt die Frage "Wie man leben soll" durch die Frage "Wie man leben könnte", indem er jeglichen antiken Transzendenzbezug kritisiert und den Tod Gottes postuliert.

Gerald Lederer I

Prof. Ramharter: Logik und Gottesbeweise

Amüsant zuvorderst, dass nicht nur ich und mein interessierter Sitznachbar in der Vorlesung, sondern auch Herr Göllner das Kreuz bemerkte, dass Frau Ramharter während ihres Vortrages schmückte. Amüsant in diesem Zusammenhang vorallem die Macht der Symbole, innerhalb derer wir uns bewegen, die unser Denken formen und tragen, beeinflussen und bevorurteilen: nicht nur Herr Göllner zieht einen Schluss aus diesem Symbol, auch mein Sitznachbar und ich waren inkonsequent genug, um jene Aufmerksamkeit, die dem Vortrag hätte gelten sollen, für Diskussionen über das Verhältnis von Glauben und Wissenschaft während des Vortrages zu verpuffen, die - der Sache gemäß - ins Nichts führten. Nichtsdestoweniger war nicht nur die Diskussion - wenn auch in der Sache selbstverständlich ergebnislos - interessant, sondern auch der Vortrag, oder das, was ich davon mitnehmen konnte.

Zur Vorlesung:

Frau Prof. Ramharter beginnt ihren Vortrag mit der Frage, was Logik eigentlich sei. Eine Definition von Logik bietet sie nicht an, begründet diesen Ansatz allerdings damit, dass jegliche bisherige Definition fehler- oder lückenhaft sei. Weiters spricht sie ein wenig über die der Logik eigenen Notation, erklärt die der Logik und Normalsprache notwendigen "Etwas- über Etwas" - Relation, die eine Aussage erst möglich macht, erklärt also, dass ein Prädikat (ein Etwas), nötig ist, dass notwendigerweise einem Objekt (dem anderen Etwas) zukommen muss. Dieses Prädikat enthält nun die Möglichkeit, ein- oder zweistellig zu sein, insofern die Objekte, welchen das Prädikat zukommen, einmal aktiv, und einmal passiv sind: Martin (Objekt1) liebt Heidi (Objekt2).

Der Gottesbeweis:

Eingangs die Feststellung der Professorin, es gäbe mehrere Möglichkeiten, einen derartigen Beweis aufzustellen, und auch faktisch gibt es je nach Autor und Zeit innerhalb der europäischen Geistesgeschichte divergierende Versuche:

Thomas von Acquin, der in seiner "Summa Theologica" die "quinque viae" beschreibt, Rene Descarts und Leibniz wollen in ihren Beweisen jeweils die Existenz Gottes Beweisen, während Gödel - so Prof. Ramharter - unter Umständen nur das Leibnizsche Argument bestmöglich nachstellen wollte.

Anselm von Canterbury hingegen lieferte ein sogenanntes ontologisches Argument, das heißt, Anselm wollte zeigen, dass der Schluss von dem Begriff "Gott" auf die Existenz Gottes ein logisch korrekter sei.

Dieser Gottesbeweis ist es auch, den uns Frau Prof. Ramharter näherlegen möchte. Das ontologische Argument Anselms findet sich im zweiten und dritten Kapitel des "Proslogion". So wird im zweiten Kapitel "bewiesen", dass Gott existiert und schließlich im dritten Kapitel, dass die Nichtexistenz Gottes gar nicht gedacht werden kann.

Definiert sieht dieser Beweis aus wie folgt:

Gott existiert im Verstand als das, worüber nichts Größeres mehr gedacht werden kann --> daraus folgt, dass Gott in Wirklichkeit existieren muss, denn sonst würde sich in der Wirklichkeit etwas hinzudenken lassen und es wäre größer als das, worüber nichts Größeres mehr gedacht werden kann.

Es handelt sich um einen indirekten Beweis, das heißt, Anselm nimmt das Gegenteil von dem an, was er zeigen möchte und zeigt, dass es in einem logischen Widerspruch endet.

Dieser Beweis funktioniert nun nach Prof. Ramharter tatsächlich, allerdings nur innerhalb einer Theorie, die selbst wieder falsch sein kann.

Die weitere Vorlesung, die sich mit methodologischen Aspekten und Problemen der Logik und Wissenschaft auseinandersetzt, wird zusehends schwammiger und in Verständnisdingen schwieriger. So führt ein kurzer Exkurs zum Über- und Außernatürlichen - also Begriffen, die im Mittelalter nötig waren, um gewisse Dinge zu erklären -, und schließlich zu Bacon, der feststellt, dass Außernatürlichkeit eigentlich kein Begriff sei, sondern ein Fehler innerhalb unserer Naturgesetze, die demnach zu ändern sind. Alles also, was außernatürlich zu sein scheint, ist viel mehr eine Lücke unserer Naturgesetze, sodass bei Nachbesserung derselben das Außernatürliche als natürlich erklärt werden kann.

Auch ein Einwand von Immanuel Kant hinsichtlich Anselms Beweis wird vorgestellt, der darauf abzielt zu zeigen, dass Existenz eigentlich kein Prädikat sei, das jemandem zukommen kann, da die Feststellung "Gerald existiert" und das bloße aufschreiben von dem Objekt "Gerald" logisch betrachtet dasselbe bedeuten. Es ändert an der Sache nichts: das Aufschreiben des Objektes impliziert bereits, dass dieses Objekt auch existiert. Dies scheint mir persönlich allerdings ein schwacher Einwand zu sein, denn genau dies will Anselm nach meinem Verständnis auch zeigen. So mag vielleicht ein methodologischer Fehler unterliegen, allerdings würde, wenn Kant hiermit Recht hat, ohnehin alles existieren, was sich begrifflich ausdrücken lässt. Ganz abgesehen davon, dass wir heute wissen, wie problematisch und falsch diese Auffassung ist, würde es Anselms Beweis doch eher stärken als schwächen.

Zum Abschluss ein kleiner Exkurs in die Physik, die ähnlich verfährt wie der Gottesbeweis: es wird von einem Teilchen auf weitere Teilchen geschlossen, die als Postulat erst nachgewiesen werden müssen, auch ihnen wird also Existenz als eine Eigenschaft zugeschrieben, die erst im Nachhinein nachgewiesen werden muss.

Aufgrund der oben genannten Schwierigkeiten kommen wir schließlich noch zur Frage, wie wir etwas beweisen können bzw. ob wir überhaupt etwas Neues beweisen können. Die methodische Frage hierzu wäre die Frage ob deduktive Beweise - also Beweise, die mit einem zwingenden Grund etwas vom Grund verschiedenes beweisen-, oder induktive Beweise - die mithilfe von verschiedenen Beispielen ein Konkretes beweisen -, verwendet werden.

Ob nun Frau Prof. Ramharters Kreuz beweiskräftig ist oder nicht, ob Gott eine Frage der Wissenschaft sein kann, und ob Außernatürliches tatsächlich nur Lücken unserer Naturgesetze sind, muss auch nach längeren Diskussionen mit meinem Sitznachbaren sowie der jetzt stattgefundenen Rekapitulation der Vorlesung als ein Thema abgetan werden, dass meinen - und aller Wahrscheinlichkeit nach den menschlichen - Horizont überschreitet. Bedauerlicherweise.

Konstanze Renatus-Messmer II

Ring-VO vom 07.01.2010 - Prof. Puhl

Thema: „Selbstkunst und Selbstsorge“ von der Antike bis zur Neuzeit.

Die Frage nach der „Sorge um sich selbst“ veränderte sich weitgehend in der Philosophiegeschichte in Theorie und Praxis, Interpretation und Applikation. Wichtige Diskussionspunkte in der Antike, von Sokrates und Platon in ihren Schriften häufig diskutiert, gerieten bis zur Neuzeit in Vergessenheit. Erst in den letzten zwanzig Jahren kam es zur „Wiederbelebung“, wobei „Lebenskunst“ in der Philosophie thematisch getrennt wurde von der akademisch gesehenen Ethik. In der Antike waren folgende Fragen Grundlage der Diskussion:

o Wie soll ich leben?

o Was soll ich tun?

o Wie könnte man leben?

Einschränkend galt, dass in der Antike Sklaven und Frauen bei derlei Betrachtungen nicht vorkamen, sondern nur die Männer in der Gesellschaft. Für die Frage „Wie soll ich leben?“ zählten gesellschaftliche Strukturen, die in Ordnung, Normen, Prinzipien ihre Maxime fanden. Der Platz des Mannes in der Gesellschaft und sein Status waren erstrebenswert.

Zur zweiten Frage „Was soll ich tun?“ fanden sich in Platons Schriften genaue Anweisungen, die sich auf das kosmische Bewusstsein und dem Streben zum Guten bezogen. Durch Askesis und Meditation wurden Geist und Körper gepflegt. Meditation beinhaltete geistige Übungen und den Dialog mit einem Meister im sokratischen Gespräch. Askesis fand man in der Abhärtung des Körpers und bei regelmäßigen Übungen. Beides war im „Dienste der Arbeit auf sich selbst und ein maßvolles, gutes Leben“ ausgerichtet. Bei den Stoikern wurde die Theorie der Praxis untergeordnet. Platons Ideenlehre begründete den Begriff des Guten, das Streben nach Wahrheit und Gutem in einer dualistischen Weltsicht als angestrebte Lebensform. Das Sein als Idee, Form, Urbild wird zum Ideenhimmel, getrennt von der empirischen Welt. Das Wesen der Dinge ist enthalten in den Ideen, jedes Ding hat eine Idee. Der Körper ist sekundär, nur Raum und Zeit haben Priorität. Die einzelne Idee ist Ziel und Ursprung aller Ideen, Erkenntnis wichtiger als Erfahrung, die Show der Ideen wird zur Maxime, nichts Neues gibt es in der Welt, nur die reine Erinnerung aus der Seele. Platon trennte strikt zwischen Körper und Seele, Seelenwanderungen waren für ihn real. Nachschriften seiner Thesen findet man im „Phaidon“.

Aristoteles, Platons Schüler, widersprach und idealisierte die Idee als Form der Dinge, vollzog aber keine Trennung zwischen Körper und Seele. Die Einzigartigkeit der Seele in der Form des Körpers war seine These. Platons enge Bindung der Theoria an das Gute wurde beibehalten.

Die großen Fragen/Thesen/Sätze der Antike zur „Selbstsorge“ waren:

o Sei dir bewusst, dass du nicht Gott bist.

o Wie kann man das Selbst finden?

o Selbstsorge führt zur Selbsterkenntnis.

o Selbsterkenntnisgewinn findet man durch Zuhören, Einbezug von äußerem Wissen, Merkfähigkeit, Niederschriften, Tagebuchaufzeichnungen, regelmäßige Reflexion

Marc Aurel und Seneca führten präzise Tagebuchaufzeichnungen und reflektierten schriftlich ihr Leben. Diese Methode wurde in der Antike als lebenslange Ausbildung verstanden, eine Aufmerksamkeitstechnik, die durch ihre Detailgenauigkeit in der Beobachtung des Alltags, zu Selbstsorge und Selbsterkenntnis führte. Der Zusammenhang zwischen beiden Begriffen ist die Erfahrung von äußeren Details in Relation mit der Theorie. Das Resultat ist Veränderung.

Im „Kratylos“ wird Sokrates „Hebammenmethode“ erläutert. Dabei werden Begriffe ohne Ergebnis erläutert, da auch Sokrates es ablehnt, sie zu wissen, „ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Das Resultat Sokrates und seiner Anhänger war die Erkenntnis, dass die Menschen ihr Leben ändern sollten durch Meditation und Askesis. Die Meditation war auch die Vorbereitung auf den Tod. Da der Tod außerhalb des Lebens war, konnte er nicht ängstigen. Im späteren Hellenismus wurde besonders auf das asketische Element Wert gelegt.

In der Antike gab es keine Selbstentzifferung, keine spezifischen sondern nur allgemeine Wahrheiten. Im Hellenismus etablierten sich die Wahrheiten in der Gesellschaft, sie wurden durch persönliche Wahrheiten erweitert.

In der Neuzeit wurde bei der Frage „Wie könnte man leben?“ bereits zwischen einer kontinentalen Philosophie, als Vertreter z.B. Heidegger und Foucault, und der analytischen Philosophie, die vor allem Anhänger im angelsächsischen Raum fand, unterschieden. Die Vertreter der kontinentalen Philosophie nahmen die Frage sehr ernst, während die analytischen Philosophen darin eine „Scheinfrage“ sahen, die nicht mit ihrer Theorie der Sprache, Erkenntnis und Wissenschaft beantwortet werden konnte.

Bei der Frage „Wie soll ich leben?“ kam es, bedingt durch die Demokratisierung der Gesellschaft, dazu, dass jeder als Einzelsubjekt/Einzelner vor Gott gesehen wurde – eine neue Erkenntnisgrundlage. Wichtigste Frage war: „Was will Gott von mir?“, die in den Sittengesetzen Kants gipfelte. Die Frage „Wie soll ich leben?“ ging in die Frage „Was soll ich tun?“ über, die Pflichten gegenüber der Gesellschaft und Gott wurden zur wichtigsten Aufgabe.

Auch Nietzsche setzte sich im „Zarathustra“ mit der Frage „Wie kann man leben?“ auseinander. In seiner Metapher „Über den Tod Gottes“ kommt es zur Kritik an jeder Art des transzendenten Bezugs. Als Vertreter des Immantenismus, gibt es weder einen „Vater über ihm“ noch akzeptiert er Vorgaben und Strukturen ohne praktischen Lebens-/Alltagsbezug. Für ihn gibt es nur eine menschliche Welt, er lehnt Fiktion ab. Seine Maxime, das Leben und seine Möglichkeiten auszureizen, werden von Sartre geteilt. Fragen sind Zeichen für einen schwachen Willen. Nur eine aktive Kraft schafft Neues, reaktive Kraft neutralisiert aktive Kräfte wie die Religion mit ihren Einschränkungen auf die Sexualität. Sexualität, als aktive und kreative Kraft, hat kein Gewissen, kennt keine Grenzen. Nietzsche kritisiert die Kirchen, die die Sexualität funktionalisieren, kanalisieren, verbieten, bestrafen und verhindern. Die Entfaltung des Individuums und seiner aktiven Kraft wird behindert. Nietzsche begrüßt den Tod Gottes, da dadurch für alles Transzendentale steht, Auch Hegel sieht im Tod Gottes, die Möglichkeit Höheres aufzugeben. Frage für IK: Lebenskunst vs. Akademische Ethik – Widerspruch oder Ganzheitliches Denken?

Konstanze Renatus-Messmer

Ring-VO Frau Prof. Ramharter 17.12.2009

Die Thematik in verkürzter Form (1h) beinhaltete den “Gottesbeweis nach Anselm von Canterbury“. Grundlage dazu war die Frage nach der Logik als Wissenschaft.

Logik ist als Einzeldisziplin und zusätzlich als „Werkzeug“ in den Wissenschaften Mathematik und Philosophie zu sehen. Es wurde hierzu auf den „Wiener Kreis“ verwiesen, Thema - „Logik als Wissenschaftlichkeit“. Logik ist die Lehre von den Denkgesetzen, eine genaue Definition wurde von der Vortragenden abgelehnt.

Gottesbeweise verweisen auf einen wissenschaftlichen Anspruch. Für eine Versuchsanordnung dazu sind verschiedene Ansätze möglich:

• Frage: „nein“ – da Logik kein Denkgesetz

• „also“-Wort

• nach John Lock in der „Anatomie des Denkens“

• im deduktiven Denken

Durch eine bestimmte Schreibweise für Logik ist es möglich, den Gottesbeweis wissenschaftlich zu interpretieren und damit zu beweisen, indem, nach Festlegung der logischen Regeln von Bestimmung und Reihenfolge der Komponenten, der sinngemäße Bezug von Teilen der Aussage aufeinander, nach logischen Gesichtspunkten entsprechend verallgemeinert wird. Durch die Verallgemeinerung ergibt sich ein wissenschaftlicher Beweis bzw. der wissenschaftliche Anspruch einer Aussage.

Das Thema der Gottesbeweise hat eine historische Bandbreite in Interpretation und Argumentation. Anselm von Canterbury versuchte mit Hilfe des ontologischen Arguments die Existenz Gottes zu beweisen, genau wie Thomas von Aquin. Descartes bediente sich der moderneren Form, indem er aus der Verlässlichkeit der Dinge auf die Existenz Gottes schloss.

Die Philosophen Leibniz und Göbel, dessen Ansichten sehr prominent sind, verfolgten in ihren „Gottesbeweisen“ verschiedene Absichten und bezogen sich nicht ausschließlich auf die Existenz Gottes.

Anselm von Canterbury verfolgte die Modellogik, in der die Existenz Gottes, bedingt durch das Nicht-Denken von Gott und den Umkehrschluss daraus, dass Gottes Nichtexistenz nicht gedacht werden kann, wiederum die Notwendigkeit der Existenz Gottes beweist.

Anselm benötigte in seinem lateinischen „Gottesbeweis“-Text nur wenige Wörter, die er immer wieder im entsprechenden Muster aufeinander in ihrer Beweisbarkeit bezog.

Ist die Existenz Gottes im Verstand wirklich, so existiert sie in Wirklichkeit und wird durch die hinzugefügte Wirklichkeit immer größer. Diese Prädikatenlogik verfolgt mehrere Stufen und schafft dadurch eine bessere Rekonstruktion, wenn auch eine „schlechtere Theorie“. Dadurch dass in der 1. Stufe der Prädikatenlogik angenommen wird, dass die Wirklichkeit größer ist als eine Relation, muss in Stufe 2 daraus gefolgert werden, dass es etwas gibt, welches Eigenschaften hat, die die Wirklichkeit überschreiten. Daraus folgt logisch die Existenz Gottes aus der Definition Gottes. Dieser logische Beweis ist jedoch immer im Rahmen einer bestimmten Theorie, folglich die Rahmenbedingungen werden vor dem Beweis festgelegt und können kritisch hinterfragt werden

Im zweiten Teil der Vorlesung stellte sich die Frage: Gibt es alternative Formen für Einsicht?

1. Wunder Ausgehend von der Frage: „Was für ein Wunder?“ unterscheiden sie sich in: Wunder der Natur, außernatürliche Wunder, heißt außerhalb des Gebräuchlichen (z.B. Magnetismus) und übernatürliche Wunder, z.B. Engel. Das Wunder wurde von allem „Menschlichem“ gefiltert. Stimmte es sodann mit der Bibel überein und rechtfertigte sich somit selber, ist es ein Wunder und wurde einem der Kategorien zugeordnet. Ein Rahmen, in diesem Fall die Bibel, wird vorausgesetzt. Francis Bacon sah außernatürliche Wunder als eine Auflösung der Naturgesetze an und hielt sie nicht für möglich. In seiner Theorie müssen die Naturgesetze zuerst modifiziert werden, um Phänomene verstehen und erklären zu können.

2. Existenz Ausgehend von der Urerklärung der Philosophie, ist die Existenz kein Prädikat, sondern wird als „existiert“ vorausgesetzt. Die Frage die sich aber stellt, ist die Frage nach ihren Ausprägungen. Welche Existenz ist vorgegeben? Die Existenz des Verstandes, der Wirklichkeit oder des Begriffes? Gibt es eine Spezifikation von Existenz?

Für Kant war Existenz kein reales Prädikat. Für Anselm v. Canterbury war es ein „Anderes“. Aus diesem Unterschied ergab sich eine Problematik. In der Physik ist die Existenz von Teilchen vorgegeben und daraus folgernd schließt man auf „Andere“. So kommt es zu einer Teilchenberechnung im Vergleich zur Existenzberechnung. Beim Gottesbeweis muss folglich auch schon „etwas“ existieren.

3. Totalitäten Bei diesem Ansatz, etwas „hinzufügen“ um es damit „größer“ zu machen, wird es schwierig, denn es müssen unendlich viele Dinge hinzugefügt werden.

4. Indirekter Beweis Dabei wird vom Widerspruch „ohne Wissen“ auf den indirekten Beweis „es muss sie geben“ geschlossen. Dieser Gedankenansatz wird von Mathematikern nicht akzeptiert.

5. Deduktiver/induktiver Beweis Es wird zwischen der logischen Folgerung und den vielen Beweisen unterschieden. Anselm teilt die scholastische Schullogik.

6. Logische Beweise Die Logik Aristoteles, wonach es keine neuen Erkenntnisse gibt, wurde von Anselm durch die neuen Erkenntnisse „seiner Logik“ weiterentwickelt.

7. Ästhetischer Aspekt Die Rechtfertigung durch den „schönen Beweis“ ist in der Mathematik gebräuchlich, ein schöner Beweis, d.h. ein schönes Argument ersetzt viele Argumente, akzeptiert.

Das Interesse an „Gottesbeweisen“ ist seit den 50-er Jahren wieder gestiegen, wobei sich die Intention geändert hat. War Anselm v. C. noch mit der Aussage „Was der Beweis beweist“ zufrieden, so wird aktuell mehr nach dem „Wie der Beweis beweist“ geforscht. Ein Interesse an „falschen Beweisen“ und ihre Aufdeckung verstärkte sich im 20. Jh.

Die Vorlesung hat einen ersten Einblick in das Fach „Logik“ vermittelt und die Vielfältigkeit der Thesenansätze und ihrer Problematik im historischen/wissenschaftlichen Sinn verdeutlicht. Hervorzuheben ist sicher der Kernsatz bei allen Überlegungen, die Festlegung eines RAHMENS für die Beweisführung und damit ein unvollständiger, wenn auch naheliegender, Wahrheitsgehalt aller Beweise.

Ob das Interesse der Aufdeckung von „falschen Beweisen“ im 20. Jh. eine Kritik an den historischen Methoden der Logik oder eine moderne Weiterentwicklung der Logik ist, wäre ein interessanter Diskussionspunkt für die nächste Übung.


Tobias Göllner

Anselms Gottesbeweis und die Logik Vortragende: Frau Ramharter


Stil:


Wir waren hierbei wieder mit einer „klassischen“ Powerpoint Präsentation konfrontiert. Die Präsentation half der Gliederung des Vortrages folgen zu können. Ich möchte hierbei nocheinmal anmerken, dass mir die Präsentationsart von Hrachovec besser gefiel, da sie wesentlich spannender war.

Weiters fand ich es durchaus mutig bei diesem Vortragsthema sich mit einem türkisfarbenen Kreuz um den Hals zu schmücken. Der Vortrag selbst war durchaus sachlich gehalten und versuchte sicherlich objektiv zu bleiben, doch durch diesen Schmuck war die Grundhaltung der Vortragenden klar ersichtlich. Ich schließe hierbei nicht aus, dass ich mich auch vollends irren könnte und Frau Ramharter diesen Schmuck nicht als Symbol sondern wirklich nur als Schmuck getragen hatte.


Inhalt:


Wir erhielten eine kurze, verständliche Einleitung in die Arbeitsweise der Logik. Es lief darauf hinaus das ein zu untersuchender Gegenstand immer „ist“ oder „nicht ist“, „wahr“ oder „falsch“. Gibt es in der Logik auch ein „nicht definiert“? Kann man über soetwas überhaupt logische Aussagen formulieren?

Mir fehlte eine Definition von Gott (vgl. Hrachovec und seine Definition von Bildung), denn „das, worüber nichts größeres gedacht werden kann.“ ist für mich nicht Gott, sondern lediglich das Ende der Fantasie. Außerdem ist wohl bei jedem Menschen ein Unterschied in diesem Begriff, woraus man schließen könnte das bei jedem Menschen Gott unterschiedlich „groß“ oder „mächtig“ ist.


Physik versus Gott: Frau Ramharter sagte uns das man in der Physik manchmal Teilchen postuliert die man erst später oder noch gar nicht nachweisen kann. Man kann diese aber voraussagen wegen den mathematischen Gegebenheiten. In gleicherweise darf man also Gott postulieren und ihn erst später nachweisen. Mein überspitzter Kommentar dazu: Wenn man schon 2000 Jahre an einem Beweis arbeitet, aber immer noch keinen passenden findet, sollte man vielleicht überlegen ob das Postulat ein falsches war.


Psychologie?: Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass Glauben, Gottesvorstellungen und Religion durchaus einen psychologischen Hintergrund haben, der hierbei gar nicht beleuchtet wurde.

Bernhard Zarzer

Beweise allgemein und Gottesbeweise Logik als Element was Wissenschaft ausmacht? → Gottesbeweis durch Logik gerechtfertigt? Logische Element vorhanden – muss herausgehoben werden Was ist Logik? Erster Anatz: Logik ist Lehre von den Denkgesetzen – Frege: „Das wirkliche Denken ist mit den logischen Gesetzen nicht immer im Einklang; ebenso wenig wie das das wirkliche Handeln mit dem Sittengesetz“ => Def. als Denkgesetze ist zu vermeiden Andere Ideen: Logik ist der richtige Gebrauch des Wörtchen „also“ => einseitig John Locke: „Logik ist die Anatomie des Denkens.“ Logik ist die Lehre des deduktiven Schließens.

Logik der Gottesbeweise: Anselm von Canterbury: Ontologisches Argument - Beweis der Existenz Gottes und weiters kann man die Nicht-existenz nicht denken Das Argument: Selbst der, der nicht an Gott glaubt, muss zugeben, dass Gott im Verstand existiert, als das worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Dies kann nicht nur im Verstand sein, sondern muss auch in Wirklichkeit existieren. Würde es nicht existieren, könnte man die Existenz in Wirklichkeit noch hinzufügen und würde es damit größer machen. Das ist ein Widerspruch zu dem, dass es ein als ein Nicht-Größeres gedacht wird. Übersetzt... Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, das größer als Gott ist Annahme: daraus soll logisch folgen, dass Gott existiert ABER: um logisch gültig zu sein, muss es unabhängig von der Wahl eines Repräsentanten sein → fehlt eine weiteres Prämisse – Problem: „größer als“ als Relation zwischen zwei Dingen gesehen, die besagt, dass Ding A eine Eigenschaft mehr als Ding B hat; aus der Definition Gottes sollte sich somit der Beweis der Existenz ergeben anderer Versuch – Was versteht man unter dem „größer als“ genau? Wodurch wird etwas größer? Anselm: indem wir die Eigenschaft der Existenz in Wirklichkeit hinzufügen; Gott ist das worüber nichts Größeres gedacht werden kann = es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt, die Gott nicht hat → Gott hat alle Eigenschaften und deshalb auch die der Existenz (falls das eine Eigenschaft ist [und somit auch die der Nicht-Existenz hat ;) ]) ABER: So wurde der Beweis verständlich, ohne der Notwendigkeit weitere Annahmen zu machen, gegeben aber mit einer für Logiker wenig zufriedenstellenden Theorie.

Beweis immer verbunden mit Theorie – z.b. Was ist Wunder? Ein Ereignis, das jemanden von der Existenz Gottes überzeugt - vielleicht auch das Wunder der Natur – später jedoch Einteilung in Außer- , Über-natürliches und Natürliches; mittelalterliche Theologie beschäftigte sich damit, das Außernatürliche (das was nicht der Regel der Natur entspricht) vom Übernatürlichen (von außernatürlichen Instanz, wie z.b. Engel, Gott bewirkt) zu trennen; Scholastische Theologie wollte das Außernatürliche speziell begrifflich vom Natürlichen trennen; 17. und 18. Jh.: Wunder ist jedenfalls außernatürlich; jedoch ist es wichtig zu wissen, ob dies von einem Engel oder Dämon oder auch vom Menschen (vielleicht in Form eines Betrüger) bewirkt wurde; dazu braucht man genaue Kriterien → Kriterium, dass es glaubenskonform bzw. mit der Bibel konform ist; Wenn man aber zuerst von der Korrektheit der Bibel ausgehen muss, ist es gewissermaßen überflüssig ein Wunder, das mich von der Existenz überzeugt, zu erfahren. → Problematik eines gesetzmäßigen Rahmens in dem ein Wunder passen muss Francis Bacon betont speziell, dass Wissenschaft sich der Erfahrung und der Erkenntnis anpasst und nicht umgekehrt oder das Ereignis gar ignoriert werden darf.

Logiker kritisierten an dem Beweis, dass die Existenz kein Prädikat, sondern ein Quantor. Es gibt aber drei Formen der Existenz (die des Begriffs, des Verstands und der Wirklichkeit). Man kann mehrer Quantoren verwenden? Kant meinte, dass Existenz kein reales Prädikat ist. (Wenn ich die Existenz einer Sache dazu erwähne, ändert das nicht wie [und ob] die Sache ist.)

Unterschied zwischen deduktive (gegebene Annahmen – folgt etwas logisch) und induktive (aus der Beobachtung eines sich wiederholenden Ereignis – schließen, dass es immer so ist) Beweise; Anselm hat, basierend auf Induktion, „Indizienbeweise“ geliefert; damit war er unzufrieden – wollte ein schlagendes deduktives Argument

Sophia Mallmann

Ring VO vom 17.12.09; Frau Professor Ramharter "Anselms Gottesbeweis und die Logik...und überhaupt Beweise." 1.Vorbemerkungen zur Logik: Wissenschaften bringen Brot und Ehre. Logik ist heute Teildisziplin der Philosophie, der Mathematik und Werkzeug der Philosophie. Die Wurzeln sind immer dieselben. Logik(u.a.): Wissenschaft--> wissenschaftlich? zum Beispiel im Wiener Kreis (Carnap) Logik(u.a.): Gottesbeweise--> wissenschaftlich? jein, zu Zeiten der "klassischen Beweise" ziemlich ja, heute Keine Definition der Logik: -guter Versuch: Logik ist die Lehre von den Denkgesetzen. Frege sagt, wir sollen es nicht so nennen. -Logik ist die Lehre vom richtigen Gebrauch des Wortes "also". Gottesbeweise: -Anselm von Canterburry (Ontologisches Argument) -Thomas von Aquin (mindestens 5 Gottesbeweise) -Descartes( nicht nur mehr als Selbstzweck; braucht Gott für Verlässlichkeit von Erkenntnissen) -Leibniz Sie alle wollten die Existenz Gottes beweisen. -Gödel (ein zeitlicher, man weiß nicht ob er ernsthaft die Absicht gehabt hat, Gottes Existenz festzustellen) Anselm von Canterburry: Anselms Ontologisches Argument im Proslogies, hier beweist er Gott, später: man kann gar nicht daran denken, dass er nicht existiert- Gott existiert notwenig= Modallogik. Auf lateinisch: Immer dieselben Wörter, eine bestimmte Ordnung; sehr formal. Selbst der Tor muss zugeben, dass Gott im Verstand existiert als das, worüber nichts größeres Gedacht werden kann(selbst der, der nicht an Gott glaubt) Die Existenz Gottes in Wirklichkeit folg nur unter zusätzlichen Annahmen die es bei Anselm nicht gibt. Der Ontologische Gottesbeweis als Bsp. für einen (logischen) Beweis: Ein Beweis ist ein Beweis im Rahmen einer Theorie (Alternative Formen von Einsicht?) Was ist ein Wunder?Unmittelbar von der Existenz Gottes überzeugt; da braucht man keinen Rahmen. Existenz? Es ist keine Eigenschaft, kein Prädikat. Kant:" Existenz ist kein reales Prädikat." Interesse an (Gottes) Beweisen, daran: - Was der Beweis beweist (zur Zeit Anselm überwiegend) - Wie der Beweis beweist (heute überwiegend)


Hamel, Hanna

Vortrag von Dr. Esther Ramharter vom 17.12.09

In ihrem Vortrag vom 17.12. gab Dr. Esther Ramharter einen Einblick in die Logik und in die Position von logischen Beweisen in Geschichte und Gegenwart.

Eine große Schwierigkeit besteht darin, dass sich von „Logik“ keine ordentliche Definition geben lässt. Sie ist sowohl Teilgebiet der Mathematik als auch der Philosophie. Sie ist eine Form des Denkens, aber nicht alles Gedachte kann in formaler Logik ausgedrückt werden.

Zentral war in dem Vortrag von Esther Ramharter die Betrachtung des Gottesbeweises von Anselm. Heute kann man diesen Beweis formal rekonstruieren und damit auch aufdecken, dass er falsch ist. Anselm ging es mit seinem Beweis tatsächlich um das Ergebnis, Gott zu beweisen. Heute interessiert den Betrachter der Inhalt von Anselms Beweis weniger, stattdessen ist die Form, seine Vorgehensweise von Bedeutung.

Aus dem Interesse für das „Wie“ des Beweisens ergeben sich mehrere Fragen:

Welche Bedeutung für die Sache hat die Aussage, dass ein Beweis für die Sache falsch oder richtig ist?

Ist zu jeder Behauptung in irgendeinem logischen System ein Beweis zu finden?

Bleibt die formale Logik der menschlichen Sprache nicht immer unterlegen, da die Logik sie als Meta-Sprache benötigt? Sind logische Denkgesetze eine Grundlage des menschlichen Denkens oder lediglich ein Produkt der Reduktion, um uns die Welt überschaubar zu machen und anzueignen?

Lernen wir bei der Betrachtung von Beweisen etwas über unsere Art, zu denken und dabei womöglich vor allem über die Eingeschränktheit unseres Vermögens, die Welt zu erkennen und zu erklären?

Aus all diesen Fragen kann sich eine Skepsis gegenüber der Logik ergeben, die ihr unterstellt, ein zwar sehr grundlegendes und wahrscheinlich angeborenes. aber doch vereinfachendes System des menschlichen Denkens zu sein, das versucht, zu einem klaren und einsichtigen Ergebnis in einer undurchsichtigen Welt zu kommen. Mit der Logik scheint sich Eindeutigkeit in einer uneindeutigen Umgebung formulieren zu lassen.

Hannah Weinhardt

Die Vorlesung von Frau Ramharter war gut strukturiert und eine schöne Hinführung zum Thema Logik. Dass die Logik als ein Teilgebiet der Mathematik und der Philosophie bezeichnet wurde, fand ich persönlich sehr ansprechend, weil das impliziert, dass es auch andere Arten der Methodik und des Denkens gibt, mit denen man sich philosophischen und mathematischen Fragestellungen nähern kann. Ästhetisches Empfinden und Intuition wurden als Beispiele für alternative Methoden genannt.

Überhaupt - wie stark sind Wissenschaft und Logik verknüpft? Ist die Logik ein Instrument der Wissenschaft oder ihre Vorraussetzung? Inwiefern ist es überhaupt möglich, Schlüsse zu ziehen und aus Beobachtung Erkenntnis zu machen, ohne sich der Logik zu bedienen? In der modernen Physik stieß man gerade bei der Quantenmechanik auf Phänomene, die gegen unsere Logik, gegen unseren „gesunden Menschenverstand“ passierten. Letztlich ging man dazu über, Sachverhalte und Prognosen in diesem Bereich nur noch über Wahrscheinlichkeiten statt über deduktive Beweise zu bestimmen. Dieses Fehlen von Kausalität legt nahe, dass Logik tatsächlich nur eines von vielen Instrumenten der Wissenschaft ist. Oder eben dass diese Erkenntnisse und Forschungen keine wissenschaftlichen sein können. Letztlich kommt man hier zu der Frage nach der Definition von Wissenschaft.

Bei der Schreibweise der Logik, die Ramharter uns in ihren Grundlagen zu zeigen versuchte, hatte ich das Gefühl, dass dieses Gemisch aus bekannten, unbekannten und umgedrehten Zeichen die Beispielsätze nicht einfacher und prägnanter, sondern komplizierter und unverständlicher machten. Auch wenn ich mir momentan schwer vorstellen kann, dass eine Substitution von Wörtern und Sätzen durch eine Art mathematischer Zeichen Thesen und Beweise überzeugender dargestellt werden können, wird das wohl vor allem an meiner bisher allzu peripheren Kenntnis der Materie liegen.

Die logischen Gottesbeweise waren, wie das in der Philosophie offenbar meist der Fall ist, keine Beweise eines biblischen, personellen Gottes, sondern vielmehr des Absoluten an sich. Dieses Absolute ist wertfrei und nichts als das Allumfassende, dem keine Eigenschaft abgeht. Interessant war auch die Aussage: Ein Beweis ist ein Beweis innerhalb einer Theorie. Diese Einschränkung auf „innerhalb einer Theorie“ bedeutet ja im Umkehrschluss, dass er außerhalb dieser Theorie keine Gültigkeit hat. Somit gäbe es keinen Beweis, der immer und überall Gültigkeit hat.

Die Geschichte der Beweisführung wirft ein neues Bild auf die Wissenschaft und ihre Methodik. Nachdem die Menschen ganz früher alles, was sie um sich herum wahrnahmen, für ein von Gott gegebenes Wunder hielten, kam die Dreiteilung der Phänomene in Natürliches, Außernatürliches und Übernatürliches. Da das Außernatürliche lediglich aus negativ-bestimmtem bestand, das in keins der bestehenden Weltbilder (Wissenschaft und christlicher Glauben) passte, war man natürlich bemüht, diese Kategorie zu beseitigen. Zu diesem Zweck postulierte Bacon Raum in der Theorie Raum zu schaffen für Dinge, die neu sind - eine Aussage ähnlich der Forderung von Paul Feyerabend nach einem „erkenntnistheoretischen Anarchismus“.

Meine Vermutung zu der von Ramharter abschließend gestellten Frage: Ich glaube, dass das wachsende Interesse an „falschen Beweisen“ als eine Trotzreaktion aus einer gewissen Übersättigung der Menschen an Wissenschaft und Logik hervorgeht. In unserer Zeit ist man vielerorts bemüht, nur noch die Kategorie des „Natürlichen“, also des wissenschaftlich Erklärbaren zuzulassen. Falsche Beweise finden ganz klar außerhalb der Grenzen der tatsächlichen Wissenschaft statt, man bewegt sich mit ihnen also in einem völlig freien Raum.

Bernhard Zarzer 2

Selbstkunst und Selbstsorge Die wesentlichen Fragen, die dieses Thema behandeln sind: 1.Was soll ich tun? 2.Wie soll ich leben? 3.Wie könnte man leben? Platon beschäftigte sich besonders mit der ersten Frage um den Geist und den Körper zu pflegen. Wie Sokrates schon empfahl kann man durch Meditation (z.b. sokratischer Dialog mit einem Meister und Vorbereitung auf den Tod) und Askesis (Übungen zur Abhärtung) das erreichen. Er begründete zusätzlich das Gute, die Wahrheit in einer dualistischen Weltsicht, die anzustreben sind. Wahrheit war in der Antike allgemein und im Hellenismus konnte sie nur in der Gesellschaft etabliert werden; persönlich aber erweitert werden. Der platonische Ideenhimmel beinhaltet den Ursprung der Ideen, worin wiederum das Wesen der Dinge seinen Ursprung hat und Formen und ist getrennt von der empirischen Welt. Dadurch bekommt die Erkenntnis einen höheren Stellenwert als die reine Erfahrung; es gilt sich wieder an die Idee zu „erinnern“, den Körper als sekundär wichtig anzusehen, denn die Seele kann wandern. Sein Schüler Aristoteles war anderer Meinung und vermied die Trennung zwischen Seele und Körper und definierte die Idee mehr als idealisierter Zustand der Dinge. Später wurde durch Marc Aurels und Senecas Tagebuchaufzeichnungen eine weitere Methode der Selbstsorge, die zur Selbsterkenntnis führt, modern. Seine Erfahrung mit dem Erlebten, Beobachteten oder von anderen sich Angeeignetem in Relation zu bringen, fördert die Selbstentwicklung durch neue Erkenntnisse. In der Neuzeit wurde die dritte Frage hauptsächlich von den kontinentalen Vertreter behandelt und von der analytischen Philosophie mehr als Scheinfrage, fern von der Theorie, behandelt. Nietzsche behandelte diese Frage auch, jedoch als Vertreter des Immantenismus nur in der Welt der Menschen. Deshalb kritisierte er auch die Religion als reaktionäre Kraft, die Veränderung und kreatives Schaffen unterbindet. Mit dem Tod Gottes, stirbt der Vertreter jeglicher Transzendenz und der Mensch kann seine gesamte Kraft jenseits von Fiktion einsetzen. Die zweite Frage, „Wie soll ich leben?“, wurde durch die Demokratisierung und die damit wachsende Bedeutung des einzelnen Subjekt, immer wichtiger und auch mit Gott in Verbindung gebracht. Was Gott von mir will, war lange Zeit die wichtigste Frage. Kants Sittengesetz, das sich unter anderem mit den Fragen „Wie soll ich leben?“ und „Was soll ich tun?“ beschäftigte sich besonders mit den Pflichten gegenüber der Gesellschaft.

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Zimmermann, Bettina I

Die Vorlesung von Ramharter ist betitelt mit „Anselms Gottesbeweis und die Logik … und überhaupt: Beweise“. Ausgehend von der allgemein herrschenden Auffassung, dass Logik mit Wissenschaftlichkeit gleichzusetzen ist, stellt sich also die Frage, ob Gottesbeweise wissenschaftlich sind. Lt. Ramharter beinhalten die „klassischen Beweise“ zwar logische Elemente, für die Ersteller der Beweise waren diese aber nicht vordergründig wichtig. D.h. die formallogischen Formulierungen dieser Gottesbeweise und die darauf folgende Analyse der logischen Gültigkeit / Ungültigkeit sind erst viel später erfolgt.

Der Begriff Logik ist nicht eindeutig definiert. (Was m.E. hochinteressant ist, da es ja genau die Logiker sind, die ständig nach exakt abgegrenzten Definitionen rufen.) De facto ist es auch so, dass es mittlerweile die verschiedensten „Logiken“ gibt: Aussagenlogik, Prädikatenlogik, Modallogik, parakonsistente Logik, intuitionistische Logik, systemische Logik, … Jede davon eine eigene Theorie mit eigener Notation und eigenen Schlussregeln, die für unterschiedliche Zwecke entwickelt wurden.

Nach einer kurzen Einführung in die Notation der Prädikatenlogik formuliert uns Ramharter den zuerst in Latein vorgetragenen Anselmschen Gottesbeweis in diese Logik um. Rein formallogisch können wir feststellen, dass der Beweis gültig ist. Dies zeigt uns auch gleich die Schwächen der Logik: jeder Beweis ist nur so gut, wie die dahinter stehende Theorie, die zugrunde liegenden Annahmen. Im Fall Anselms ist die Definition Gottes als „das, worüber nichts größeres gedacht werden kann“ und die Qualifizierung der Existenz als Prädikat strittig.

Weiters stellen wir anhand dieses Beispiels auch die Schwäche des indirekten Beweises (Annahme des Gegenteils und Erzeugung eines Widerspruchs) fest: nämlich dass dieser Beweis nur die Existenz beweist (da die Nicht-Existenz unter den gegebenen Annahmen nicht mit der Definition Gottes vereinbar wäre), aber keinerlei Aussage über die Eigenschaften dieser Existenz zulässt.

Die Gottesbeweise sind m.E. ein gutes Beispiel um die Möglichkeiten und Grenzen der Formallogik aufzuzeigen. Sie macht es möglich, komplexe Sachverhalte oder Argumente strukturiert darzustellen, um zu prüfen, ob ein Schluss gemäß vorher definierter / vereinbarter Regeln gültig zustande kommt. Die Richtigkeit der im Vorfeld getroffenen Annahmen und Regeln bleibt aber grundsätzlich zweifelhaft.

In diesem Zusammenhang finde ich auch die von Ramharter zum Schluss aufgestellte These, dass das Interesse an Beweisen, bei denen man das, was sie beweisen, für sicher falsch hält, ein sehr junges Phänomen sei, sehr interessant. Wenn dem so ist, könnte das ein Indikator dafür sein, dass der Glaube an die aktuell geltenden „Gesetze“ der Logik in Frage gestellt wird. Denn wenn es möglich ist, mit diesen Gesetzen Dinge zu beweisen, die evident falsch sind, wird dadurch ein Widerspruch zwischen der herrschenden Logik und der erfahrenen Realität erzeugt. Dies würde nun bedeuten, dass entweder die Logik abzuändern ist oder dass unsere Realitätswahrnehmung unlogisch ist. Oder geht es einfach nur darum aufzuzeigen, dass mittels entsprechender Theoriegebäude so gut wie alles logisch beweisbar ist? Dies würde wiederum den Nutzen logischer Beweise sehr stark reduzieren. Bei aller formallogischen Vereinfachung von Argumenten bleibt eine intensive Auseinandersetzung mit den zugrunde liegenden Annahmen also nie erspart.


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Hannah Weinhardt, Helmut Eder, Angela Strohberger, Hubert Rieger

Kommentar zum Versuch von Manfred Pöckl, basierend auf seinem Verständnis von Phänomenologie gemäß Husserl und Heidegger (sein Beitrag zur Übung vom 15. 12. 2009)

Gemäß Vorschlag von Prof. Heinrich, möchten wir einen Kommentar zum Versuch von Manfred Pöckl machen, der das Buch von Dunshirn gemäß seinem Verständnis von Phänomenologie aus einer Summe von zergliederten, einzelnen, voneinander unabhängigen und in keinem Zusammenhang stehenden Einzeleindrücken wahrnahm, und zwar mittels seiner Sinneseindrücke (haptisch, olfaktorisch, optisch etc).

Zit.: PÖCKL:“ Überlegungen zur Gegebenheit der Welt Die Vorlesung ist hervorragend dokumentiert durch die Folien von Dr. Flatscher. Daher möchte ich kein Protokoll in Form einer „Abschreibübung“ machen. Edmund Husserl hat angeblich mit seinen Studenten semesterlange Übungen in „phänomenologischen Betrachtungen“ gemacht. Das möchte ich auch versuchen, obwohl ich keine Ahnung habe wie das gehen soll. Ein Versuch:...“

Gleich nimmt Pöckl das Scheitern seines Vorhabens vorweg, indem er seine Ahnungslosigkeit feststellt.

„Wenn es es eine Grundregel philosophischen Arbeitens gibt, dann die, dass jede Ansicht, wie abwegig sie auch sein mag, zur Diskussion gestellt werden kann, vorausgesetzt nur, ihr Befürworter bemüht sich, sie angemessen durch ARGUMENTE zu sichern.“ aus Jay F. Rosenberg Philosophieren – Ein Handbuch für Anfänger.

Für uns ist sein Vorhaben einen derartigen „philosophischen“ Versuch zu wagen, dennoch sehr anregend. Es ist eine erfrischend provokante Alternative zu „Abschreibübungen“.


Zu den inhaltlichen Widersprüchen:

1.Ganzheitlichkeit

Gemäß der Phänomenologie von Husserl, werden niemals bewusst nur einzelne, zergliederte, aufgefächerte Eigenschaften eines Objektes wahrgenommen, sondern immer nur ein sich im Geist formiertes „Ganzes“. Das Beispiel, dass Flatscher verwendete, war das Rednerpult, das a)gemäß einer analytischen, zergliederten, aufgefächerten Wahrnehmung aus Holzplatten in verschiedenen Ebenen (horizontal, vertikal, schiefe) besteht, die miteinander verbunden sind und mit Konturen, die im bestimmten Winkel zu einander stehen, und oben drauf ein schwarzer, länglicher, dünner, horizontaler, geschmack- und geruchloser Teil, der mit der obersten Holzleiste verbunden ist, sondern immer nur b)b) als Ganzes, eben als braunes, hölzernes Rednerpult mit einer Lampe oben drauf. Hier widerspricht die Vorgehensweise von Manfred Pöckl dem Denkmodell von Husserl.

Letztlich scheint uns die Idee einer vorsätzlich phänomenologischen Betrachtung allgemein befremdlich, da wir die phänomenologische Theorie mehr als eine Analyse eines automatisierten, selbstverständlichen Vorgangs (der Wahrnehmung) verstanden haben, denn als eine „Anleitung“. Daraus ergibt sich die Frage: Wie genau sahen Husserls phänomenologischen Betrachtungen mit seinen Studenten aus?

2.Beziehung Subjekt– Objekt

In der Phänomenologie wird die Differenz zwischen Subjekt und Objekt quasi aufgehoben. Im Moment der Wahrnehmung verschmelzen beide und werden zu einer Einheit. Welt und Bewusstsein lassen sich nicht voneinander trennen. Pöckl setzt in seinem Ansatz jedoch genau das Gegenteil um: Er trennt sich als das wahrnehmende Subjekt ganz klar von dem Gegenstand als Objekt ab. "Welt und Bewusstsein bilden ein Geschehen, das weder auf die Seite des Subjektivismus noch auf die Seite des Objektivismus zu reduzieren ist".

3.„Mehr-Meinen“'

Hierzu einige Zitaten von Flatschers Folien zu Heidegger:

„Es zeigen sich keine isolierten Einzeldinge, sondern sie kommen in vielfältigen Beziehungen stehend zum Vorschein“.

„Heidegger wendet sich gegen die nachträgliche Zusammensetzung zunächst isolierter Bestandteile“.

„Verstehen heißt etwas als etwas zu verstehen. Die hermeneutische Als-Struktur ist immer schon vollzogen. Etwas erscheint daher nie bedeutungsnackt und auch nie isoliert. Um etwas als etwas zu verstehen, muss es aus einer Bedeutungsganzheit erfahren werden."

Pöckl tut, als ob er noch nie zuvor ein Buch gesehen und keine Ahnung vom Lesen hätte. Heidegger meint, man kann kein Objekt als „nur“ Objekt wahrnehmen, sondern das Objekt erscheint uns immer als mehr. "Der Gegenstand der Wahrnehmung bleibt der Wahrnehmung transzendent", geht also über die Wahrnehmungsfähigkeit hinaus. Gleichzeitig werden alle Wahrnehmungen ergänzt. Auch wenn ich die Buchstaben der Innenseite des Buches nicht sehe, denke ich implizit, dass etwas drinnen geschrieben steht. In Heideggers Sinne hätte Pöckl den Versuch mit seinem Buch gar nicht vornehmen können, ohne seine Erfahrungen einzubringen. Pöckl versucht sozusagen seine Wahrnehmung als reine Sinneswahrnehmung zu reduzieren. Ein „Mehr-Meinen“ im Sinne Heideggers wäre dies auf keinen Fall.

Zusammenfassend:

"Das wichtigste im Leben und in der Arbeit ist, etwas zu werden, was man am Anfang nicht war.... Das Spiel ist deshalb lohnend, weil wir nicht wis- sen, was am Ende dabei herauskommen wird." (Michel Foucault in: Technologien des Selbst, hrsg. v. L. H. Martin u. a., Frankfurt a. M. (Fi- scher), 1982, S. 15)

Hannes Hentschke, Tom Baerwald

Professor Puhl nützte die Vorlesung vom 07.01 dazu, ein wenig auf die Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge einzugehen und griff dabei bis auf antike Formen zurück.

Wie es auch dem Handout zu entnehmen ist, wurden im antiken Griechenland ebenso diejenigen Personen als Philosophen bezeichnet, die ihre Lebensführung nach den Prinzipien philosophischer Lehren ausrichteten ohne deshalb theoretisches Wissen darüber zu besitzen. Im Wandel der Zeit veränderten sich die Anschauungen und so wurde aus der, in der Antike zentralen Frage: Wie soll man leben? die, der Neuzeit und der Moderne zuzuordnenden Frage: Was soll man tun?, welche viel höheren akademischen Anspruch mitbrachte. Noch später, und das ist die dritte Frage woran der Vortragende seine Lesung aufhängt entwickelte sich die Interrogation: Wie könnte man leben?, welche besonders von Nietzsche behandelt wurde- oder umgekehrt: welche durch Nietzsche stärker ins allgemeine Bewusstsein trat.

Um chronikalisch vorzugehen will ich mich vorerst auf die antiken Herangehensweisen an das zufriedene Leben konzentrieren und dazu die zwei Lehren, einerseits den Epikureismus und andererseits den Stoizismus genauer unter die Lupe nehmen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass beide Denkweisen natürlich darauf abzielen den Menschen in Einklang mit dem Kosmos zu bringen, das heißt der Ausrichtung auf individuelles Seelenheil und Lebensglück zu folgen, was der griechische Begriff Eudämonie meint. Die Unterscheidungen verschiedener Lehren sind nicht in deren Zielen, sondern auf den Wegen dahin zu entdecken. Im Stoizismus ist es unter anderem die körperliche Askese die das Individuum für den Kosmos in Form halten soll. Dem Stoizismus zufolge beruht jegliches Geschehen auf einer lückenlosen Kausalkette, in die auch das Schicksal jedes Einzelnen eingebunden ist. Daraus ganz banal abgeleitet kann man also behaupten, dass alles wie es ist auch so sein soll und man sich deshalb nur selbst darin üben kann mit dem naturgegebenen Verlauf zurechtzukommen. Dies heißt natürlich, dass man jederzeit auf das Schlimmste gefasst sein muss, was durch die vorhin genannte Askese (im eigentlichen Sinn verwendet- als Übung) erreicht werden kann. Der Stoizismus appelliert an die Freiheitsliebe und dem Streben nach Unabhängigkeit im Menschen. Durch diese Eigenschaften kann sich das Individuum, wenn ich es richtig verstehe, über gefährliche und ungemütliche Glieder der Kausalkette hinwegretten, hinwegtrösten. Diese pantheistische Sichtweise lässt sich entgegen der epikureischen auch mit dem christlichen Glauben, in welchem es die Exerzitien sind die das „Übungspensum“ erfüllen sollen, vereinbaren. Den Stoikern nach gibt es eine dem Weltganzen immanente Gesetzmäßigkeit die als unpersönlicher, geistiger Kern mit der Welt zwar zusammenfällt und sich selbst trotzdem nicht weiß. So gesehen könnte man, wenn man etymologisch nicht ganz streng vorgeht behaupten, dass politische Ordnungssysteme wie zum Beispiel der Marxismus ebenfalls als pantheistische Systeme bezeichnet werden können. Denn auch hier lenkt ein immaterielles Konstrukt materielle Vorgänge.

Im Epikureismus gilt das Streben dem höchstmöglichen Lustgewinn und der bestmöglichen Vermeidung von Unlust, was der Harmonisierung mit dem christlichen Glauben nicht zugute kam. Durch die unmögliche Vereinbarung der Grundpositionen von christlicher und epikureischer Lehre kam spätestens mit der Regierungszeit des Kaisers Konstantin (306-337 n.Chr.) die aktive epikureische Lehrtradition zum Erlöschen. Ein Motiv Epikurs in dem Versuch die Seelenruhe (Ataraxie) noch im irdischen Leben zu erlangen, war der Glaube, dass die Seele nach dem Tod nicht weiterlebt, sondern mit dem Tod zur Auflösung kommt. Ich denke, dass Epikurs ganzheitliche Sicht auf den Menschen und Kant dazu beigetragen haben die epikureische Lehre, der maßloser Hedonismus nachgesagt wurde und oft noch immer wird, für einige ins falsche Licht zu rücken. Epikur hat aus dem Grund soviel Wert auf körperliches Wohlbefinden gelegt, weil er angenommen hat Schmerz, Furcht, Unwohlbefinden, usw., würden eventuell die Seelenruhe beeinträchtigen. Daran sieht man, obwohl es im epikureischen Sinn schon darum ging, stetig die Lust zu steigern, dass es im Endeffekt auf geistige Erhöhung ankam. Die Tatsache, dass ab Kant der Begriff Eudämonie, der in direktem Bezug zu Epikur steht, auf die körperliche Lust beziehungsweise den Hedonismus reduziert wurde, lässt diesen antiken Philosophen auch nicht besser dastehen und ungerechtfertigter Weise als Lustmolch in die Geschichtsbücher eingehen. Gleich wie die zur Antike gehörige Frage: Wie soll man leben?, ist auch die darauffolgende Fragestellung: Was soll man tun? eine sogenannte normative Frage. Ich habe das so aufgefasst, dass diese Fragen zur Grundlagensicherung des Menschseins dienen sollen. Die Steigerung und das Heraustreten aus diesen menschlichen, immanenten Lebensgrundlagen wird erst durch die Frage: Wie könnte man leben? provoziert. Manche Geister werden zusammenschrecken, wenn sie den Namen Nietzsche fallen hören und die zu ihm gehörige Umwertung aller Werte. Sie werden sagen es sei pure Impertinenz durch die dieser Philosoph bekannt wurde. Ich meine, obwohl Nietzsche zwar ein unzeitgemäßer, seiner Zeit um Meilen vorausschreitender Mensch war, ist es unvermeidlich, dass die Menschheit die Immanenz in der sie sich befindet immer wieder erweitert und ausdehnt, denn der Mensch befindet sich seit man historischen Aufzeichnungen glauben darf in permanentem Fortschritt. Zu Nietzsches Zeit, die vom Nihilismus dominiert war, waren es die transzendentalen Werte, welche bis dahin öffentlich noch nie derartig unter Beschuss kamen, die harsch hinterfragt und sogar ermordet wurden.

Um nicht auf die Trennung von Lebenssorge und Philosophie zu vergessen muss ich doch noch ein paar Jahrhunderte zurückblättern. Mit dem Herrschaftsanspruch und der Erneuerung des Reichs (renervatio imperii) Karls des Großen wurde versucht den verschiedenen germanischen Stämmen eine gemeinsame politische und sprachliche Basis zu geben. Die Klöster wurden zu Bildungszentren, durch die die christliche Lehre gut zu verbreiten war. Das hatte klarerweise zufolge, dass die gesamte Scholastik anfänglich ausschließlich christliche Lehrinhalte vermittelte. Im weiteren Verlauf des Mittelalters verschoben sich die Zentren literarischer Produktion von den Klöstern an weltliche Höfe und von dort während des Spätmittelalters in die Städte. Nun hatte die Philosophie nicht viel höheren Rang als es der von Prof. Puhl verwendete Begriff „Magd der Theologie“ schön trifft. Erst durch anregende und oft wahrlich geniale denkerischer Leistungen Einzelner schaffte es die Philosophie (auch wenn es akademisch und theoretisch war) sich wieder selbstständig zu machen und nicht mehr unter dem „Gehorsam“ der christlichen Religion zu stehen.

Zum Schluss noch ein ganz kurzer Hinweis auf eine Gemeinsamkeit oder Ähnlichkeit antiken und gegenwärtigen Lebens (ab Beginn des 20. Jhts): Die somatisch dominierte Lebensführung der momentanen Gesellschaft ist gut in Verbindung zu den athletischen Idolen des antiken Griechenlands zu bringen. Damals ging es so weit, dass Athleten auf körperlicher Ebene göttliche Gestalt präsentierten und dadurch aufgrund ihres Körpers enormen Ruhm erlangten. Wenn man in heutigen Tagen nach einem Pendant zu diesen Idolen der Antike sucht, wird man nicht lange um sich blicken müssen, um eine Unzahl geeigneter Beispiele für Entsprechungen zu finden.


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