PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 03.11.

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=Konstanze Renatus-Messmer


RING-VO vom 29.10.2009 – Philosophie und Sozialwissenschaft (Prof. Kusch)

1. Intention und Werdegang Intention für ein Philosophie-Studium: Marxismus und Psychoanalyse

Studium in: Berlin – Schwerpunkt: Sprachanalytische Philosophie Studium/Doktorarbeit in Finnland – Schwerpunkt: Philosophie der Gegenwart Lehrtätigkeit in Finnland – Foucault – Ideengeschichte und Wissenschaftsgeschichte Schwerpunkt: Wissenschaftliches Wissen und Macht/Kontrolle – neue Ansätze Lehrtätigkeit in Edinburgh: Soziologie und Philosophie Schwerpunkt: zurück zur Philosophie, „soziologische Nachfolge der Philosophie“ Zeitraum: 90-er Jahre Lehrtätigkeit Cambridge: Weiterführung der Ansätze aus Edinburgh Aktuelle Lehrtätigkeit: Wien

2. Philosophie und Psychologie „Wundt und die Würzburger“

Zeitraum der Einheit von Denkpsychologie und Denkphilosophie

Wundt: Vater der experimentellen Psychologie, wichtigster Philosoph der Gegenwart Thema: Struktur des menschlichen Bewusstseins – Leipziger Auffassung These Wundt: nicht mehr analysierbare Dreiteilung, „basale Grundlage“ - Empfindungen - Vorstellungen - Gefühle Gedanken sind Willensakte und damit komplizierte Kombinationen aus den drei basalen Grundlagen. Gedanken sind wertvoll. Sie werden durch Willensakte aufgebaut, das Volk/Staat repräsentieren die höchsten Werte

Die Würzburger: Külp und Bühler - Widersacher Wundts: These Würzburger: Es gibt nicht drei, sondern vier Grundelemente - Empfindungen - Vorstellungen - Gefühle - Gedanken Alle vier Elemente sind einfach, auch die Gedanken. Sie sind experimentell bestätigbar. Disput mit Wundt, öffentliche Diskussion:

Argumente des Disputs: Wundt: Hierarchische Strukturen, ohne Willen gibt es keine Gedanken Gedanken sind auf der Kollektivebene zu unterscheiden (Volkssprache) Völkerpsychologie ist wertvoller als Experimentalpsychologie (Individuum) Die Gedanken des Volkes prägen das Individuum, Völkerpsychologie (Lehrstuhl wurde nur von Wundt in Leipzig geprägt), nationalistisch, militanter Protestant. Vertreter des Voluntarismus (Kant).

Argumente der Würzburger: Die Würzburger greifen hierarchische Strukturen an. Sie stehen für Individualismus und Internationalismus. Sie sind Katholiken und berufen sich auf Thomas von Aquin und seine These, dass der reine Intellekt wichtig ist.

Der Disput wird auch zu einer Auseinandersetzung der Konfessionen in der 2. Hälfte des 19. Jh. zwischen Katholiken und Protestanten, die dabei ihre unterschiedliche Auffassung der Seele zum Thema machen. Die Katholiken berufen sich auf Thomas von Aquin.

3. Erkenntnistheorie und Gemeinschaft – Philosophie der Zeugnisse

Unterscheidung zwischen generativen und nicht-generativen Wissenschaft: Die generative Wissenschaft beruft sich auf Wahrnehmung und neues Wissen und damit Entstehung der von neuen Einheiten. Die nicht-generative Wissenschaft kreiert kein neues Wissen

Neuer Ansatz: Das Soziale in die Erkenntnistheorie bringen. Die Rolle der Mitmenschen (Zeugnisse) wird zur wichtigen Rolle für eine generative Wissenschaft. Damit kommt es zur Gegenwartsdebatte zwischen Individualisten und Kommunitaristen

Der Vortragende vertritt die Meinung, dass Zeugnisse immer generativ sind.

Fallbeispiel: Frau Schmidt Wissen entsteht durch Glauben, wird dadurch wahr und besitzt eine Rechtfertigung, dadurch ist generatives Wissen möglich. (Wahrnehmung, logisches Denken, Erinnerung, Zeugnis). Fallbeispiel: Maria Zeugin sagt die Wahrheit, glaubt der Freund.

Ist somit im Allgemeinen ein Vertrauen in das Urteil Anderer möglich? Der Vortragende vertritt die Meinung „nein“, denn die Abhängigkeit ist zu groß, eine Rechtfertigung setzt Vertrauen voraus.

Auseinandersetzung des Vortragenden mit der These/Argumentation von Hume (reduktive, globale Rechtfertigung), sh. S. 30 Powerpoint Präs. – NEIN (a,b,c-Beispiel)

Auseinandersetzung des Vortragenden mit der These/Argumentation von Reid (fundamentalistische, globale Rechtfertigung), sh. S. 30 Powerpoint Präs.: - Nein zirkuläre Rechtfertigung

„Was heißt es sich für die soziale Seite des Wissens zu interessieren?

Eine Interaktion und Zeugnisse sind notwendig.

4. FINITISMUS - Risto und Seppo

Spielerläuterung und Durchführung: sh. Powerpoint Präs.:

Unterscheidung von Risto und Seppo: Argumentation bei Seppo/Wahrnehmung bei Risto

Risto: Extension (unter einen Begriff fallen, stabil), Identität (Stempel), Fortschritt

Seppo: Wahrnehmung, Verhandlung mit Anderen, Ähnlichkeit, keine unwandelbare Extension (Seppos bewegen sich), kein Fortschritt.

Wahrheit in RISTO: Wahr = Definition des Stempelabdruckes Erkennungsabhängig = Wahrheit, da Stempelabdruck auf dem Gegenstand

Wahrheit im SEPPO: „ist wahr“ = ähnliche Beurteilung gemeinschaftliches Ähnlichkeitsurteil nicht erkennungsabhängig

Idealisierung und Deidealisierung

Ausgangspunkt ist der „Kern“ (Definition), von dort Schritt für Schritt von der Idee (Idealisierung) zur Deidealisierung zu kommen. Notwendig dafür ist die Funktion der Sprache auf der Welt. Es gibt zwei radikale Unterschiede durch die beiden Modelle. Das realistische Modell ist laut Vortragendem das Seppo-Modell.

Der Kern der Ringvorlesung ist lt. Kusch Das Soziale im Zusammenhang der Philosophie zu verstehen.

Kritik: Zeugnisse können, entgegen der Meinung von Prof. Kusch, nicht immer generativ sein, da die Wahrnehmung genau wie die Meinungsäußerung und Entscheidung häufig subjektiv ist. Damit ist die Beurteilung von Prof. Kusch das Seppo-Modell als realistisch einzuschätzen, aus meiner Sicht unrealistisch. Die Quantität (Meinungsmehrheit der Kommunitaristen) kann nur eingeschränkt ein Qualitäts- und Entscheidungsmerkmal sein, auch wenn die Berücksichtigung der Gemeinschaft bei der Entscheidungsfindung sozial und positiv zu verstehen ist.


Bitte posten Sie hier Ihr Protokoll der Vorlesung vom 29.10.09 - Martin Kusch!

Buchberger, Agnes

Martin Kuschs Vortrag besteht aus vier Teilen (Titelbezeichnungen von ihm übernommen):

  • (1) À la recherche du temps perdu: über die Zufälle, die mich zu meinen heutigen Interessen gebracht haben.
  • (2) Soziologische Geschichte der Philosophie: was hat die Philosophie der Psychologie mit Macht zu tun?
  • (3) Erkenntnistheorie und Gemeinschaft: Die Rolle der Anderen in meinem Wissen und meiner Erkenntnis.
  • (4) Risto-Suche und Seppo-Suche: zwei Spiele zum Thema Gemeinschaft, Wahrheit, Fortschritt und Wissenschaft.


Zum besseren Verständnis ist es unverzichtbar, sich die Folien (http://homepage.univie.ac.at/~kuschm3/Kusch.Ringvorlesung.Folien.pdf) zur Vorlesung genauer anzusehen (Abbildungen, Detailinformationen zu den Spielen, etc. etc.).


  • (1) À la recherche du temps perdu: über die Zufälle, die mich zu meinen heutigen Interessen gebracht haben.

An dieser Stelle erläutert Martin Kusch kurz die Eckdaten seiner persönlichen Laufbahn. Wichtig ist hierbei, einige seiner Einflüsse und Interessen zu nennen. Diese wären da der Marxismus, die Psychoanalyse, Ernst Tugendhat (bei dem er in Berlin Student war), folglich sprachanalytische Philosophie, Ludwig Wittgenstein, Georg Henrik von Wright, Jürgen Habermas, Foucault, usw. usf.

Martin Kuschs vorwiegendes Interesse liegt bei der Verknüpfung von Sozialem (in diesem Zusammenhang auch: Politik, Sprache, etc.) und der Philosophie.


  • (2) Soziologische Geschichte der Philosophie: was hat die Philosophie der Psychologie mit Macht zu tun?

In diesem Teil weist der Vortragende auf, wie Philosophie und Macht zusammenhängen können. Zur Veranschaulichung nimmt der das Beispiel der Kontroverse zwischen Wilhelm Wundt (1832 – 1920; Leipzig) und Oswald Külpe (1862 - 1915) und Karl Bühler (1879 – 1963; Würzburg).

Wilhelm Wundt unterschied drei Typen von unreduzierbaren Bewusstseinselementen: die Empfindungen, die Vorstellungen und die Gefühle. Diese sind primitiv und nicht weiter analysierbar; sie sind die Bestandteile von Gedanken, welche folglich komplexe Verbindungen von den dreien sind. Gedanken werden durch Willensakte, welche selbst komplizierte Kombinationen von Empfindungen, Vorstellungen und Gefühlen sind, aufgebaut. (Folien 10 und 11)

Die Gedanken stehen also über den Bewusstseinselementen, sind wertvoller und hochwertig.

Oswald Külpe und Karl Bühler (von nun an: „die Würzburger“) jedoch fochten diese Struktur des Bewusstseins an; bei ihnen bildeten die Gedanken ein viertes Bewusstseinselement. Im Gegensatz zur hierarchischen Struktur Wundts sahen sie das Bewusstsein als eine Ebene. (Folien 12 und 13)

An dieser Stelle weist Kusch auf, warum so eine Debatte neben philosophischer durchaus auch soziale, politische und theologische Relevanz haben kann. (Folien 16 bis 18)

Überträgt man nämlich die hierarchische Struktur von Wundt auch die Psychologie (welcher zu jener Zeit noch eng mit der Philosophie verbunden war), so kommt man zu dem Schluss, dass die Psychologie des Individuums (äquivalent zu den Empfindungen, Vorstellungen und Gefühlen) als minderwertig verstanden wird. Die Völkerpsychologie/ Psychologie des Kollektivs (äquivalent zu den Gedanken) jedoch als hochwertig angesehen wird. Überträgt man dies wiederum auf soziale Gefüge, so lässt sich daraus schließen, dass der Staat über dem Individuum steht. Daraus ergibt sich ein sehr strenger Nationalismus.

Die Würzburger hingegen vertraten den Individualismus und Internationalismus. In diesem Fall müssen sich Staat und Kollektiv vor den Individuen rechtfertigen, legitimieren.

Dieser Konflikt lässt sich auch auf den Katholizismus-Protestantismus-Konflikt übertragen. Wundt vertrat die Protestanten und den Voluntarismus. Die Würzburger den Katholizismus und den Intellektualismus.


  • (3) Erkenntnistheorie und Gemeinschaft: Die Rolle der Anderen in meinem Wissen und meiner Erkenntnis.

In Teil (3) lässt uns Kusch mit der Überschrift „Erkenntnistheorie – Philosophie der Zeugnisse“ stutzen. Er erklärt in der Folge, warum er es für gerechtfertigt hält, Zeugnisse als generative Wissensquelle einzustufen.

Er bedient sich während dieses Teils folgender Definition von Wissen: Wissen ist gerechtfertigter wahrer Glaube. Generell spricht er von vier Wissensquellen: der Wahrnehmung (a), dem logischen Denken (b), der Erinnerung (c) und dem Zeugnis (d). Herkömmlicher Weise werden (a) bis (c) als individuelle Wissensquellen angesehen, (a) und (b) als generative Wissensquellen und (c) und (d) als nicht-generative „Wissensquellen“ (die Anführungszeichen daher, weil wenn nicht generativ, dann noch „Quelle“ des Wissens?).

Um einen sozialen Faktor in die Erkenntnistheorie zu bringen, will Kusch nun (d) als teilweise generative Wissensquelle darstellen. (Folien 22 bis 29)

Hierbei treffen zwei verschiedene Ansichten aneinander. Der „Individualist“ meint, neues Wissen kann nur durch Wahrnehmung und logischem Denken entstehen. Der „Kommunitarist“ (wie Kusch ihn nennt) meint, auch Zeugnisse seien generativ. Im Folgenden führt er zwei Beispiele („Lehrerin Schmidt“ und „Maria“) von Jennifer Lackey an, um seinen Standpunkt zu untermauern. Diese beweisen, dass auch Zeugnisse generativ sein können.


Einen zweiten Punkt, den Kusch in diesem Zusammenhang erwähnt, ist die Frage, ob sich unser Vertrauen auf Zeugnisse rational rechtfertigen lässt. Hier stehen sich wieder „Individualist“ (Vertrauen auf Zeugnisse muss sich rational rechtfertigen lassen) und „Kommunitarist“ (Nein, denn unsere Abhängigkeit von Zeugnissen reicht zu tief; man müsste eher fragen warum sollte man misstrauen?) gegenüber. An dieser Stelle widerlegt er zwei wichtige Ansätze. Den von David Hume, der von reduktiver globaler Rechtfertigung sprach und den von Thomas Reid, der von fundamentalistischer globaler Rechtfertigung sprach. (Folien 30 bis 33)


  • (4) Risto-Suche und Seppo-Suche: zwei Spiele zum Thema Gemeinschaft, Wahrheit, Fortschritt und Wissenschaft.

Im letzten Teil des Vortrags stellt Kusch kurz zwei Spiele vor, mit denen er veranschaulicht, was unterschiedliche Herangehensweisen bewirken können und was deren Konsequenzen für Gemeinschaft, Wahrheit, Fortschritt und Wissenschaft sein können.

Er vereinfacht in diesem Fall, um zu zeigen, dass es bei dem Versuch, sich an den Kern eines Problems anzunähern, zuerst nötig ist, Komplikationen einfach wegzulassen – zu idealisieren. Hat man sich in der Folge mit den zentralen Punkten auseinandergesetzt, ist der nächste Schritt die „De-Idealisierung“, der Weg zurück zur Wirklichkeit. Denn solche Idealbedingungen wie man sie bei Spielen vorfindet, sind ja in den seltensten Fällen auch in der Realität gegeben, darum ist es nötig, sich zuerst aufs Wesentliche zu konzentrieren und erst im nächsten Schritt „wirklichkeitsnah“ zu agieren. (Folien 37 bis 44)


Der Vortrag von Martin Kusch lässt sehr viele Fragen und Diskussionspunkte zu; sich diesen zu widmen ist Aufgabe der Übung.

Rubbert, Johannes

Prof. Martin Kusch (Laufbahn)

Interessen als Jugendlicher:
Marxismus und Psychoanalyse

leider harmonieren diese 2 Richtungen nicht

dann Kibbuz

Studium in Westberliner (ab1979)
Ernst Tugendhat: Sprachanalyse (Wittgenstein, von Wright)

finnische Freundin wollte zu ihren 1000 Seen -> ab 81 Studium in Finnland

Klassiker zu langweilig
Habermann's Theorie des kommunaktiven Handelns“ erschien
1200Seiten/6Monate=200Seiten/Monat

Marxismus-Psychologie-Sprachanalyse 89 Doktorarbeit (Sprachphilosophie bei Hussserl und Heidegger) bei Hintikka
dann kurzfristig als Vertretung für im hohen Norden:
Studenten wollten Foucault (Wissen und Macht/Kontrolle)
Untersuchungen zu Macht/Kontrolle bei Psychoanalyse, Psychiatrie, Polizei (mit der Zeit zu langweilig, weil als Thema zu gewöhnlich/naheliegen), daher
Wissenschaft und Macht bei der Mathematik

1992-1997: Edinburgh (Wissenschaftssoziologie, Zentrum für) Bloor, Collins, Shapin

seit 1997 in Wien Soziologische Geschichte der Philosophie:

Was hat die Philosophie der Psychologie mit Macht zu tun

Philosopenematch Leipzig gegen Würzburg, das ist Brutalität im Sinne einer politisch/weltanschaulichen Auseinandersetzung:

Wilhelm Wundt: (Leipziger Auffassung)
3 Typen von Bewustseinselementen
1. Empfindung
2. Vorstellung
3. Gefühl

Gedanken sind Komplizierte Verbindungen aus 1-3.
Willensakt baut Gedanken auf

Külpe,Bühler (Würzburger)
4 Elemente: die 3 + Gedanken Gedanken sind genauso primitiv wie 1-3

große öffentliche Diskussion

Würzburger:

  Psychologie des Individuums

Wundt:

  Psychologie des Kollektivs (Völkerpsychologie, Einzelner muss für Kollektiv geopfert werden)
Wundt erklärt Völkerpsychologie in seinem Institut zur Chefsache, subalterne Mitarbeiter dürfen nur den Rest der Psychlogie bearbeiten


Wundt: Volk und Staat Protestantismus, Deutschtum und Voluntarismus

Würzburger: Individualismus und Internationalismus Intellektualismus und Katholizismus (Thomas von Aquin), Internationalismus

Erkenntnistheorie:

Definition des Wissens: gerechtfertigter wahrer Glaube

4 Quellen des Wissens 1 Wahrnehmung 2 logisches denken 3 Erinnerung 4 Zeugnis (testimony)

1-3 individuell 1-2 generativ 3-4 nicht generativ 4 PROBLEMATISCH

a) kann 4 generativ sein?
b) lässt sich Vertrauen auf 4 rechtfertigen?

Individualist:
nur 1 und 2 generativ
4 muss rational gerechtfertigt sein


Kritik des Kommunaristen: Zeugnisse

Lehrerin A ist Kreationistin
Sie erklärt Schülern Evolutionstheorie
->Schüler glauben Evolutionstheorie, A nicht

Maria:
Arzt sagt fälschlich, daß Ms Farbsehen beeinträchtigt ist
Sie sagt ihrem Freund, daß die Ampel grün ist
->Freund weiss, dass Ampel grün ist

Hume: reduktive globale Rechtfertigung

3 Arten von Wissen 1. aus erster Hand bestätigt
2. eigenes Wissen widerspricht
3. weiss nix

1 größer als 2
rational gesehen auch bei 3 grösser

Kritik 3 viel grösser als 1 und 2

Reid: fundamentale globale Rechtfertigung Gott wird durch Bibel bewiesen Bibel wird durch Gott bewiesen

Kritik: zirkularer Beweis


Risto und Seppo

a, b und ein Stempel
a geht weg
b stempelt dinge an nicht gleich sichtbarer stelle (ristos)
a kehrt zurück und soll ristos finden

Ristos eindeutig identifizierbar durch Extension
Fortschritt klar


a,b und c
a geht weg
b und c nennen 3 ähnliche Gegenstände Seppos
a werden Seppos gezeigt, er muss neue Seppos finden argumentieren
nach der Abstimmung/Einigung auf einen neuen seppo, scheidet der älteste seppo aus
(es gibt immer 3 seppos)

Abstimmung
Wahrnehmung und Verhandlungen
a alleine kann keine seppos finden
seppo hat keine Extension


ein risto ist WAHR wenn gestempelt (erkennungsunabhängig)
vs.
ein seppo WAHR wenn Gruppe so entscheidet (Ähnlichkeitsurteil) Wahrheit nicht erkennungsabhängig

risto: stempler ist Gott/Natur/Evolution a ist Wissenschaft

seppo: a, b und c (wir) sind Wissenschaft ohne eines stempelnden Gottes

die meiste Philosophen sind Ristoianer

Kusch ist Seppoianer

meine folgerung/kritik am seppoismus:
wahrheit ist ergebniss einer (demokratischen?)abstimmung?
wer ist denn da überhaupt abstimmungsberechtigt, ...?
machen wir das basisdemokratisch oder in einer representativen demokratie
oder ist wahrheit, was mit gewalt/repression etc. den massen verkauft wird?

erinnert mich an angebliche letzte Worte Einsteins:
es gibt 2 Dinge die unendlich sind
das Universum und die menschliche Dummheit
nur beim Universum bin ich mir nicht mehr so sicher

-> daher bin ich dzt. eher ristoianer

Brunner, Michael

Martin Kusch: Philosophie und (Sozial)-Wissenschaft

Mit Martin Kuschs Vortrag im Rahmen der dritten Ring-Vorlesung, wird das Auditorium nach den weitgreifenden Einblicken von Gerhart Gotz nun erstmals mit einer deutlich ausformulierten Blickrichtung der Philosophie konfrontiert. Und diese, so wird schnell deutlich, will „das Soziale und Politische in die Philosophie hineintragen“(Kusch) ohne aber, wie sich zeigt, den Blickwinkel zu verengen, vielmehr sogar den Diskurs zu verbreitern. Neben den fachlichen Informationen wird Kusch den Studienanfängern auch mögliche Perspektiven darlegen, indem er sich seiner Laufbahn als Beispiel bedient. Im ersten Programmpunkt des Vortrages spricht er also „Über die Zufälle, die mich zu meinen heutigen Interessen gebracht haben“, um darin keineswegs zu behaupten, dass philosophische Blickführung beliebig sei, sondern dass Einfluss und Interessensführung durch Erfahrung und Kontakt gelenkt wird, und dass die größtmögliche Verbreiterung des eigenen Horizontes notwendig ist, um in der Argumentation nicht an toten Winkeln des Blickfelds zu scheitern. So erklärt Martin Kusch, ausgehend von frühem Interesse an Marxismus und Psychoanalyse habe er begonnen in Berlin Philosophie zu studieren und sei dort maßgeblich von Ernst Tugendhat und seiner sprachanalytischen Philosophie beeinflusst worden. Der im Begriff des linguistic turn niedergeschlagene Neuanfang der Philosophie auf der Grundlage der Sprache habe ihn von nun an grundsätzlich interessiert, so habe er sich mit Ludwig Wittgenstein und Georg Henrik von Wrigth beschäftigt. Als Kusch wie er berichtet, seine Vita schon bald mit eine Verlegung seiner Studien nach Finnland bereichert, wendet sich sein Blick dem zu Zeiten hochaktuellen Philosophen Jürgen Habermas zu und er rezipiert intensiv dessen „Theorie des kommunikativen Handelns“. Habermas nämlich beziehe sich nicht unwesentlich auf marxistische wie psychoanalytische und sprachphilosophische Denkweisen, habe aber auch Kuschs Interessen um das der Wissenschaftsphilosophie und dort speziell der sozialwissenschaftlichen Anteile erweitert. Nach seiner Dissertation zur Sprache bei Husserl und Heidegger bei dem finnischen Philosophen Hintikka, mit dem ihn ein fruchtbares „Meister-Lehrling-Verhältnis“ verbunden habe, habe ihn die Lehrtätigkeit zu Michel Foucault entschieden bereichert. Denn mit Foucault begann ihn, wie berichtet wird, der Zusammenhang zwischen wissenschaftlicher Macht und Kontrolle zu interessieren, was Kusch in den Bereich der Wissenschaftssoziologie geführt habe. Entscheidend sei hier die Sociology of Scientific Knowledge gewesen, die Bloor, Collins und Shapin prägten. Zunehmend habe er den Glauben der Beantwortung aller philosophischen Fragen durch wissenschaftssoziologische Analysen aber nun vermeiden wollen, so habe nach verschiedenen Ländern und Institutionen wissenschaftlicher Tätigkeit seine Lehrtätigkeit in Cambridge den Boden geboten „zur Philosophie zurückzukehren“ und die Wissenschaftssoziologie durch die Philosophie zu verteidigen. Der Leitgedanke des Hineintragens wissenschaftssoziologischer Fragen in die Sprach-und Wissenschaftsphilosophie unter anderem sei hier entstanden. Übergehend zu seinem zweiten Programmpunkt gibt der Vortragende bekannt, sich nun einer Soziologischen Geschichte der Philosophie widmen zu wollen. Hierfür bedient er sich der intensiven denkpsychologischen Debatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen dem Leipziger Wilhelm Wundt und der Würzburger Lehrmeinung um Oswald Külpe und Karl Bühler. Wilhelm Wundt unterscheide drei letztlich nicht mehr reduzierbare Fundamente des Bewusstseins, die Empfindungen, die wohl ähnlich den „seelischen Widerfahrnissen“ bei Aristoteles als sinnliche Beeindruckung gedacht werden, die Vorstellung, die Erinnerungsbilder einschließe, sowie die Gefühle. Die entscheidende Behauptung Wundts aber, sei die Überlegenheit des Gedankens mittels seiner Komplexität gegenüber den primitiveren Elementen, aus denen er mithilfe von Willensakten aufgebaut werde. Man könnte sagen, die Willensakte erst heben die primitiven Grundelemente auf das höhere Niveau des Gedankens. So entstehe auf dem Weg der psychologischen Introspektion bei Wundt die These, der Gedanke sei „das eigentlich Wertvolle am menschlichen Geist“. Die „Würzburger Gesinnung“ tritt dieser These auf unüberbrückbare Weise entgegen, indem man vier Grundelemente erkennt und den Gedanken eine Ebene mit Gefühlen, Vorstellungen und Empfindungen teilen lässt. Nun sei das Interessante, was aus einer Betrachtung dieser Debatte zu gewinnen sei nach Kusch die Frage, was eine soziologische Analyse der Konsequenzen jeweiliger Denkfiguren finden kann. Wenn man auf diese Weise Wundts Ideengebäude betrachte , sei ein ausgeprägtes Prinzip von Hierarchien zu finden. Schließlich könnten Gedanken aufgrund ihrer Komplexität nur kollektiv nicht individuell begriffen werden, denn „das Denken habe sich im Volk und seiner Sprache sedimentiert“. Weshalb eine Völkerpsychologie über die individuelle Experimentalpsychologie zu stellen sei, wie man Wundts These entnehmen könne. Die kompromisslose Dominanz des Kollektivs über das Individuum, dessen moralische Pflicht Wundt darin sieht, sich ohne Abschlag für den Staat zu opfern, führt zum Ideal eines „völkisch reinen Staats“ und lasse sich nicht zuletzt an der Struktur des Wundtschen Instituts ablesen. Dieses nämlich habe den übrigen Lehrenden und Studenten die experimentelle Psychologie des Individuums zugestanden, während die Völkerpsychologie des Kollektivs, des Gedankens Chefsache gewesen sei. Dass nun in Würzburg Individualismus und Internationalismus propagiert wurde, die radikale Gegenposition, überrascht kaum noch. Und auch in konfessioneller Hinsicht teilte man sich in Lager auf, denn während Wundt ein „militanter Protestant“ gewesen sei, „waren die Würzburger zumeist Katholiken. Den Lagern entsprächen Voluntarismus auf protestantischer und Intellektualismus auf katholischer Seite. Nachdem nun exemplarisch Bezüge der Philosophie, hier spezifisch der Psychologie, zum Politische, Sozialen und Religiösen demonstriert wurden, fährt der vortragende Martin Kusch mit seinem dritten angekündigten Ordnungspunkt fort um eine „Philosophie der Zeugnisse“ vorzustellen. Er schlägt vor vom Wissen als „gerechtfertigten, wahren Glauben“ auszugehen. Es seien vier Quellen des Wissens zu unterscheiden, es seien die Wahrnehmung, das Logische Denken, die Erinnerung und das Zeugnis, das „Mitmenschen als Wissensquelle“ sehe. Eine bedeutende Debatte wird dem Auditorium hier jetzt eröffnet. Wahrnehmung und Logisches Denken werden demnach als generative also neues Wissen erschließende Quellen gehandelt, während dieses Generierungspotential der Erinnerung und herkömmlicherweise auch dem Zeugnis abgesprochen werde. Daran entzünde sich eben die Debatte, man fragt: „Sind Zeugnisse je eine generative Wissensquelle?“, und „Lässt sich unser Vertrauen auf Zeugnisse rational rechtfertigen?“. Man könne nun die individualistische Sichtweise, welche die erste Frage verneint und auf der rationalen Rechtfertigung besteht, sowie die kommunitaristische, welche die erste Frage bejaht und die zweite als irrelevant bewertet, da unsere Abhängigkeit von den Zeugnisse zu tief reiche, unterscheiden. Kusch bekennt sich nun zum Kommunitarismus, für den er fortan argumentiert. Er wolle den Akt der Mitteilung als bedeutenden Faktor der Wissensbildung beweisen. Er beginnt mit der Feststellung, dass sich das Zeugnis als Wissensquelle, wie die Erinnerung, gegenüber den Anderen durch seinen temporalen Aspekt auszeichne. Kusch fährt fort, man müsse zeigen, dass es möglich ist, dass ein Zeuge einem Hörer ein Wissen zuführen kann, das er selbst nicht weiß oder ,und hier möchte ich kommentieren, dessen er in momentanem Sinne nicht gewahr ist. Denn es bleibt zu klären, so meine ich als Kritiker auftretend, ob ein Wissen, das potentiell vorhanden ist, deren Nutzung das Subjekt aber momentan nicht fähig ist, kein Wissen mehr ist. Es werden nun zwei illustrierende Beispiele nach J.Lackey angeführt, die, und das ist subjektiv, nur eingeschränkt zu überzeugen wissen. Ich möchte mir erneut erlauben meine Zweifel knapp darzulegen. Der Gedanke des Generierungspotentials von Mitteilung und Zeugnis ist, so finde ich, sehr gerechtfertigt, doch der Ansatz des Beweises ist meiner Meinung nach keiner, der sich mit blinden Gewahrlosen und Evolutionskritikern befassen sollte, wie in erwähnten Beispielen geschehen, sondern vielmehr, und dies erkenne ich auch in den weiteren Ausführungen Kuschs, mit der Funktions-und Arbeitsweise von Wissenschaft, und um den roten Faden des Vortragenden aufzunehmen, auch mit Wissenschaftsgeschichte oder Soziologie. Denn die Generierung von Wissen durch Mitteilung ist wohl auf einer Ebene der Beeinflussung, des Aufbaus aufeinander, der Inspiration, des womöglich sogar willkürlichen Gedankenbads als Quelle neuer Gedanken zu entdecken. Um zum Inhalt des Vortrags zurückzukehren: Der zweite Aspekt des Kommunitarismus ist nun zu behandeln und in diesem Sinne verhandelt Kusch nun zwei historische Positionen zur Frage, ob sich das Vertrauen auf Zeugnisse rational rechtfertigen lasse. Hier sei zunächst David Hume zu nennen, der in seiner „reduktiven globalen Rechtfertigung“ einfach schließe, die Menge an mitgeteiltem Wissen, welches durch eigenes Wissen erster Hand bestätigt wird, sei sehr viel größer, als solches, welches eigenem Wissen erster Hand widerspricht oder zu dem es kein eigenes Wissen gebe. So sei es gerechtfertigt Berichten zunächst zu vertrauen. Diese Sichtweise lasse sich, so Kusch, sofort kritisieren, denn die Menge des mitgeteilten Wissen, zu dessen Thema ich keinerlei eigenes Wissen erster Hand besitze, muss als die größte erkannt werden. Da auch die fundamentalistische Erklärung Thomas Reids keinen Beleg für eine rationale Rechtfertigung des Vertrauens auf Zeugnisse gibt, folgert Kusch vorläufig, dass erstens dem Zeugnis durchaus ein generativer Charakter zugeschrieben werden könne, und zweitens durch unsere Abhängigkeit und unüberwindbare Verstrickung in Zeugnisse eine genannte Rechtfertigung nicht möglich sei. Um fortzufahren und den „Problemen von Wahrheit, Wissenschaft, Fortschritt und Gemeinschaft“, die den Vortrag prägten, näher zu kommen, bedient sich Martin Kusch nun einem idealisierten wissenschaftlichen Modell, dessen grundsätzliche Bedeutung für die Philosophie er außerdem heraushebt, und stellt dem Publikum die Spiele Risto-Suche und Seppo-Suche vor. Diese Modelle sollten ihn abschließend zu einer Kritik der Theorie des Finitismus führen. Im Spiel Risto-Suche werden eine bestimmte Anzahl von Gegenständen unter anderen verdeckt gestempelt, diese muss ein nicht eingeweihter Spieler finden. Es ist zu bemerken, dass die Menge der Ristos eine Extension hat. Die Ristos sind physikalisch gekennzeichnet und durch Wahrnehmung identifizierbar, sie besitzen eine Identität. In Bezug auf Wahrheit ist ein Risto eindeutig, es ist nämlich genau dann wahr , wenn es einen Stempel besitzt, ist also erkennungs-unabhängig. Da der suchende Spieler der Wahrheit der eindeutigen Extension wegen immer näher kommen kann, ist es möglich Fortschritt zu erkennen. Dieses Modell schreibt Kusch der konventionellen Einordung von Wissenschaft und ihrer historischen Relevanz zu. Die Idee, die Wissenschaft könne Fortschritt erzielen, durch eine Annäherung an Wahrheit, durch ein Erstreben einer größtmöglichen Wahrheit ist offensichtlich defizitär und sei als fortschrittsbejahender Finitismus zu kritisieren. Dies sei mit Hilfe des Spiels Seppo-Suche als Modell möglich. Hier wird ein Gegenstand durch Verhandlung mehrerer Spieler in eine Reihe eingeordnet, die vorher bestimmte Ähnlichkeiten der erlaubten Gegenstände bestimmt. Der unbeteiligte Spieler muss nun die Analogien der Gegenstände entschlüsseln und in argumentativer Diskussion die anderen Spieler überzeugen. Hat man sich auf einen Gegenstand geeinigt, fällt der älteste aus der Reihe heraus. Ein Seppo kann also nur im Kollektiv identifiziert werden, die Menge der Seppos besitzt keine definierte Extension. Da die Wahrheit hier alles andere als erkennungs-unabhängig ist, ist eine Annäherung an die Wahrheit nicht gegeben, Fortschritt findet im Sinne eines einem Ziel Näherkommens nicht statt. Kusch schließt nun final, dass der Begriff der Wahrheit absurd sei und im Erkenntnisfaktor der Verhandlung sich wesentlich die soziale Dimension der Wissenschaft offenbare. Als abschließende Kritik des Protokollanten, möchte ich kurz meine Kommentierung den generativen Charakter des Zeugnisses betreffend hier einweben. Denn das Problem eines dem Fortschritt verpflichteten kollektiven Wissens, wie es sich im Missionseifer wissenschaftlicher Theorien und Erkenntnisse immer schon niederschlägt, lässt sich gerade mit der Feststellung der Generierung von Wissen durch Zeugnisse und der gleichzeitigen, dass neues Wissen, im Sinne eines Wissen, das bisher nicht vorhanden ,oder dessen potenzieller Träger diesem bisher nicht gewahr war, schlichtweg –und nichts Anderes sagt Seppo- nicht generiert werden kann, kaum vereinbaren. Wenn überhaupt kann die Menge an potentiellem Wissen oder um im Modell zu bleiben der möglichen Gegenstände ausgenutzt werden und der beste Fortschritt wäre der, sich allen potenziellen Wissens zur gleichen Zeit gewahr zu sein. Natürlich eine völlig theoretische Idee. Man müsste also sagen, der Begriff eines generativen Wissens ist grundsätzlich ein widersinniger. Neues Wissen entsteht nämlich nur auf der Ebene des Subjekts, offenbar niemals des Kollektivs. Denn das Kollektiv hat womöglich ein ewig stagnierendes potentielles Wissen zu verwalten, in dem sich je nach Gegebenheit und Interesse, von Verhandlung bestimmt, der Blick einmal hierhin, bald dorthin wenden kann. Dieses Wissen muss durch ständige Argumentation balanciert werden, um nicht im Gewahrlosen zu versinken. Und als letzte Wortmeldung möchte ich anfügen, dass die Erkenntnis durch Verhandlung, in der sich allmählich ein Wissen verfertigt, gestützt auf Kommunikation durch Sprache mit ihren mögliche Verlusten, im Bad des immer gleichen potentiellen Wissens mit all seinen zu erahnenden Defiziten, doch vielleicht gerade erst darauf hinweist, dass die Kollektivität des Wissens, die immer in jeder vermeintlichen Wissensbildung als Ziel mitschwingt, gerade das Neue im Wissen, die Generierung verdeckt. Das Zeugnis also, welches immer schon Horizonte doch weiter machte, hat womöglich ein potentielles Wissen generiert, aus dessen Grenzen es auf selbem Weg keinen Ausweg mehr gibt.


Sarbinowska,Wanda

Ring-Vo 29.10.2009 - PHILOSOPHIE UND ( SOZIAL-) WISSENSCHAFT

Professor Martin Kusch hat anfangen:

1) "Über die Zufalle, die mich zu meinen heutigen Interessen gebracht haben" Kurze Eckdaten von Prof. Kusch persönlichen Laufbahn:

  • Marxismus, Soziologie
  • Psychoanalyse
  • Sprachanalytische Philosophie
  • Wissenschaftsphilosophie

M.Kusch vorwiegende Interesse liegen bei der Verknüpfung von Sozialem und der Philosophie.

2) Soziologische Gesichte der Philosophie - was hat die Philosophie der Psychologie mit Macht zu tun?

Hier haben wir ein Bild, wie Philosophie und Macht zusammen verbinden sind. Ein Beispiel war verschiedene Meinungen von Wilhelm Wundt (1832 - 1920) Leipzig; Oswald Kulpe (1862 - 1915) und Karl Bühler (1879 - 1963) beide aus Würzburg.

WILHELM WUNDT unterschied 3 Typen von unreduzierbaren Bewusstseinelementen:

1) die Empfidungen 2) die Vorstellungen 3) die Gefühle

Sie sind die Bestandteile von GEDANKEN, welche werden durch Willensakte aufgebaut, weil ohne Willen - keine Gedanke. Gedanken sind also ganz kompliezierte Kombinationen von Empfidungen, Vorstellungen und Gefühlen.

OSWALD KÜLPE und KARL BÜHLER die WÜRZBÜRGER bilden Gedanken als viertes Element von unreduzierbaren Bewusstseinelementen. Sie griffen hierarchische Struktur Wundts und sahen das Bewusstsein als eine Ebene.

Jetzt wissen wir, dass eine Debatte ausser philosophische auch soziale, politische und theologische Relevanz haben kann.

Wundts Nationalismus bedeutet, dass Volk und Staat die hochste Werte represientieren. Für Würzbürgers Internationalismus und Individualismus soll man den Vorgang lassen.

Dieser Konflikt gehts weiter auf den Katholizismus- Protestantismus Konflikt . Wundt war ein Protestant mit enge Association zur Voluntarismus . Die Würzbürger zumeist Katholiken mit enge Association zur Intellektualismus.

3)

Erkenntnistheorie - Philosophie der Zeugnisse - als generative Wissenquelle

Wissen - gerechtfertigter wahrer Glaube. Quellen des Wissens: 1) der Wahrnehmung 2) das logisches Denken 3) der Erinnerung 4) die Zeugnisse

Die herkömmliche Ansicht graduieret: 1-3 als individuelle Wissenquellen, 1-2 als generative Wissenquellen, 3-4 als nicht generative Wissenquellen 4 - problematisch...teilweise generative Wissenquellen.

Kommen gleich die Fragen aus der Gegenswertdebatte zw.Individualisten und Kommunitaristen: a) sind Zeugnisse eine generative Wissenquelle? b) lasst sich unseres Vertrauen auf Zeugnisse rational rechtfertigen?

Der Individualist antwortet: a) Nein,neues Wissen nur durch Wahrnehmung und logisches Denken b) Ja, Vertrauen auf Zeugnisse muss sich rational rechtfertigen lassen.

Der Kommunitarist antwortet:

a) Ja, die Zeugnisse sind auch generativ b) Nein, unsere Abhängigkeit von Zeugnissen reicht zu tief.

Und dazu gibt Prof.Kusch zwei wichtige Ansichten von David Hume (1711-1776)- der von reduktiver globaler Rechtfertigung sprach und Thomas Reid (1710 - 1796) der von fundamentalistischer globaler Rechtfertigung sprach. Weisen Im letzten Teil des Vortrags stellt ´Prof.Kusch zwei Spiele - Risto-.Suche und Seppo- Suche vor zum Thema: -Gemeinschaft -Wahrheit -Fortschrift -Wissenschaft Mit denen wir wissen, was unterschiedliche Wesen und ihre Konsequenze für Gemeinschaft, Wahrheit, Fortschrift und Wissenschaft sein können.

Zum Schluß wichtig ist zuerst aufs Wesen sich zu konzentrieren und Verhandlung und Wahrnehmung auf gleicher Ebene begegnen. Die soziale Dimension ist der Wissenschaft wesentlich.


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Fedja Pivodic

Methoden und Disziplinen der Philosophie WS 09/10

4. VL am 29.10.2009: Martin Kusch:

Martin Kusch gliedert seinen Vortrag in vier Abschnitte. Einer Einleitung in der er seine akademische Laufbahn darzustellen versucht, folgen drei Beispiele aus seiner philosophischen Arbeit.


1. Biographische Einleitung Kusch legt zu Beginn seinen persönlichen Weg zur Philosophie dar. Dem frühen Interesse an Marxismus und Psychoanalyse folgte das Studium der Philosophie in Berlin. Von Tugendhat beeinflusst, entdeckte er dort sein Interesse für sprachanalytische Philosophie. Nach dem Entschluss seine Studien in Finnland fortzuführen, erweckt Habermas Philosophie Kuschs großes Interesse. Später widmete er sich in seiner Lehrtätigkeit Foucault, wodurch ihn der Zusammenhang zwischen wissenschaftlicher Macht und Kontrolle zu interessieren begann. Er wandte sich aber, nach einer Zeit, in der er sich vorwiegend mit wissenschaftssoziologischen Analysen beschäftigte, schließlich doch wieder der Philosophie zu und suchte die Wissenschaftssoziologie durch die Philosophie zu verteidigen. Seine drei nun folgenden Arbeitsbeispiele haben die Gemeinsamkeit, dass sie die Bedeutung des Sozialen (Sozialwissenschaftlichen) und Politischen in der Philosophie zeigen.


2. Soziologische Geschichte der Philosophie: was hat die Philosophie der Psychologie mit Macht zu tun?

Wilhelm Wundt (Leipzig)

Wundt ist Vertreter der Leipziger Schule und der Vater der experimentellen Psychologie. In den damaligen Philosophiegeschichten gilt er als der bedeutendste Philosoph der Gegenwart. Wundt ist interessiert an der Struktur des menschlichen Bewusstseins. Man findet, lt. Wundt, 3 Arten von einfachen nicht weiter analysierbaren Bewusstseinsphänomenen: Empfindungen, Vorstellungen und Gefühle. Vorstellungen sind abstrakte Bilder die wir uns von Bildern machen, Wahrnehmungen werden in Vorstellungen umgeformt. Diese 3 Elemente sind das Fundament unseres Bewusstseins. Gedanken sind komplizierte Kombinationen aus diesen 3 Elementen. Die Gedanken werden durch den Willen gebaut, Willensakte bauen aus diesen 3 Elementen Gedanken. Willensakte selbst sind auch wieder Gebilde aus diesen 3 Elementen. Für Wundt ist das Kompliziertere auch das Wertvollere. Das eigentlich Wertvolle sind die Gedanken.

Külpe und Bühler sind Würzburger Vertreter der Philosophie Nach ihrer Auffassung gibt es 4 Grundelemente. Auch die Gedanken sind genauso basal und einfach wie die anderen 3 Elemente. Es entstand nun ein großer Disput der nahezu wöchentlich in Zeitschriften ausgetragen wurde. Dabei nahmen Vertreter der unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen dazu Stellung.

Was kann eine soziologische Analyse hierzu herausfinden?

Das Bewusstsein ist für Wundt eine streng hierarchische Struktur. Gedanken sind hochwertig, anderes ist niederwertig. Auch der Wille in diesem System sehr wichtig, ohne ihn gibt es keine Gedanken.

In der Psychologie gibt es für Wundt 2 Teile – die individuale und die kollektive Psychologie (Völkerpsychologie). Weil Gedanken so kompliziert sind kann man sie auf der Ebene des einzelnen Individuums gar nicht untersuchen, sondern nur auf der Ebene des Kollektivs. In der Volkssprache hat sich das Denken, wie unter einem Vergrößerungsgrad, niedergeschlagen. Völkerpsychologie untersucht also etwas viel Wertvolleres als die Individualpsychologie. Das Kollektiv und der Staat und das Volk werden analog den Gedanken weit über das Individuum gestellt. Diesen Gedankengang fortgeführt, kann man sagen, dass es die Pflicht des Individuums ist für den Staat zu leben (sein Leben, wenn nötig für den Staat zu opfern.), weil der Staat um so viel wertvoller ist. Wundt selbst beschäftigte sich ausschließlich mit der Völkerpsychologie. Die hierarchische Struktur seines Instituts unterstreicht das. Indem die Würzburger die 3er Struktur angreifen, stellen sie die Unterscheidung in Völkerpsychologie und Individualpsychologie in Frage. Sie machen Wundt als alleinigen Superpsychologen obsolet.

Es ist für diese Kontroverse charakteristisch, dass Wundt nationalistisch war und dass die Würzburger stark internationalistisch ausgerichtet waren. Ihre jeweiligen Thesen spiegeln sich daher auch in ihren politischen und sozialen Auffassungen wider.

Weiters war der Konflikt auch stellvertretend für die Konkurrenz von Katholizismus und Protestantismus. Würzburg war eine der wichtigsten katholischen Univ. Die katholischen Philosophen bemühten sich Thomas v Aquin erforschen. Intellekt hat aus seiner Sicht nichts mit dem Körper zu tun, es gibt reine Gedanken, die nichts mit Gefühlen zu tun haben. Wundt dagegen, war militanter Protestant.

Kusch zeigt anhand dieses Beispiels, wie man bei vordergründig nicht politischen Themen, die Bezüge zur Religion und Politik erforschen kann.


3. Erkenntnistheorie und Gemeinschaft: Die Rolle der Anderen in meinem Wissen und meiner Erkenntnis

Kusch definiert Wissen als „gerechtfertigten wahren Glauben. Und die Quellen des Wissens als Wahrnehmung, logisches Denken, Erinnerung und Zeugnisse. Die Wahrnehmung ist sinnlich. Das logische Denken bedeutet durch Ableitung, durch reines Nachdenken zu Wissen zu gelangen. Bei der Erinnerung weiß ich was ich gestern wusste auch jetzt. Zeugnisse sind Mitmenschen die als Wissensquelle dienen.

Die Fragen, die Kusch interessieren sind: a. Sind Zeugnisse je eine generative Wissensquelle? b. Lässt sich unser Vertrauen auf Zeugnisse rational rechtfertigen?

Kusch unterscheidet nun zwischen einer individualistischen Position und einer kommunitaristischen. Der Kommunitarist sagt, im Gegensatz zum Individualisten, dass unser Vertrauen auf andere sich nicht weiter rechtfertigen lässt weil es so fundamental und tiefgehend ist. Warum kann ich anderen vertrauen? Diese Frage kann man nicht beantworten. Für die Kommunitaristen können Zeugnisse auch generative WQ sein, für Individualisten lediglich die Wahrnehmung und das logische Denken.

Anhand zweier Beispiele von J. Lackey stellt Kusch dar, wieso sich auch Zeugnisse generative Wissensquellen sind.

Zu der Frage, ob sich das Vertrauen auf Zeugnisse überhaupt rational rechtfertigen lässt, ob man anderen Menschen im Großen und Ganzen vertrauen kann, meint Kusch, dass unser Vertrauen so tief greifend von anderen Personen abhängig ist , dass wir dafür gar keine Argumente liefern können. Auch hier stehen sich die individualistische und die kommunitaristische Position gegenüber. An dieser Stelle zeigt Kusch die Schwachpunkte der beiden wichtigsten Ansätze von Hume und Reid.


4. Risto-Suche und Seppo-Suche: zwei Spiele zum Thema Gemeinschaft, Wahrheit, Fortschritt und Wissenschaft

Kusch will zeigen, dass sich ein klassisches Instrument aus den Natur- und Sozialwissenschaften, das Schaffen von idealisierten Modellen anhand derer man Zusammenhänge leichter erkennen kann, auch für die Philosophie eignet. Er veranschaulicht diese Methode anhand zweier Spiele (Modelle), welche die Funktionsweise unserer Sprache darstellen sollen. Dabei stellt sich heraus, dass das eine Modell der tatsächlichen Funktionsweise von Sprache näher kommt als das andere.

Wundt hat drei Ausschnitte aus seiner Arbeit vorgetragen, die vordergründig verschieden sind, aber zeigen sollen, dass das Soziale in der Wissenschaft wesentlich ist.


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