Gerhard Pretzmann: Umwelt Ethik

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Gerhard Pretzmann, (Ed.), Umwelt Ethik, (Graz, Stocker, 2001).

Es handelt sich dabei um einen Sammelband zu Fragen der Umweltethik, zu dem 12 Autorinnen 19 Artikel beigesteuert haben.


Die Autoren

Die meisten der Autoren sind ältere Herren, Akademiker mit mehr oder weniger Reputation, Auszeichnungen und Mitgliedschaften. Sie kommen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (Pädagogik, Physik, Politikwissenschaft, Psychologie, Philosophie, Biologie, Zoologie, Botanik, Chemie, Paläontologie, Medizin, Theologie, Ethnologie, Geographie), die in diesem Band die Frage nach einer Umweltethik vereint. Unter ihnen befindet sich auch ein ao. Univ.-Prof. unseres Instituts, nämlich Erwin Bader.

Manche Kapitelüberschriften und Biographien der Autoren lassen einen bestimmten religiös-katholischen Hintergrund vermuten, worüber ich aber nicht ganz sicher bin. Das wäre das für das Thema meines Kapitels aber nicht unbedingt relevant, da es darin, wie unten beschrieben, um allgemeine Fragen und Lösungsvorschläge geht, die über das Gebiet Religion hinaus alle Menschen und Wertsysteme betreffen.

Der Herausgeber, Gerhard Pretzmann, ist Autor zahlreicher Publikationen über seine Fachgebiete Zoologie und Paläontologie, aber auch Ökologie. Darüber hinaus ist er im Natur- und Umweltschutz aktiv. Beruflich, schließlich, ist Pretzmann, wie etliche der anderen Autoren auch, im Naturhistorischen Museum Wien tätig.

Der Autor meines Kapitels ist Arthur Spiegler. Er studierte Geographie und ist nun auch Leiter eines privaten geographischen Büros, daneben ist er Mitglied von etlichen, zum Teil auch umweltschützenden, Organisationen. Darunter vor allem ECOVAST (Europäischer Rat für Dorf und Kleinstadt), einer Organisation für den ländlichen Raum und Fragen der Landschaft, wie der Definition von Dorf und Kleinstadt.


Das Buch

Im Sinne einer eher geisteswissenschaftlichen, die Ethik betreffenden Publikation geht es in diesem Buch meist nur in der Nebensache um empirische Daten und Fragen (mit Ausnahme des Abschnitts über Ökologie und Umwelt). So wird auch im Vorwort als vorderstes Ziel angegeben, Argumentationshilfen (d.h. wohl in theoretischen Fragen) zu bieten. Und zwar für Personen und Gruppen, die sich für die Erhaltung und Verbesserung der Umweltsituation einsetzen.

Der Titel „Umweltethik“ gibt das Thema schon vor. Letztere ist eine ethische Teildisziplin und beschäftigt sich mit dem verantwortungsvollen Umgang mit der nichtmenschlichen Natur (insofern ist sie Teil der Bioethik, welche die gesamte Umwelt, also inklusive Mensch, behandelt). Naturethik und Tierethik, die wiederum Teilgebiete der Umweltethik sind kommen kaum vor(1).

Der Aufbau des Buches ist folgender. Voran stehen zwei allgemein gehaltene Abschnitte, einer über Ethik, der zweite bringt Grundlegendes zu Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Darauf folgt ein dritter Abschnitt, der umweltethisch Relevantes aus der Sicht verschiedener Wertsysteme (z.B.: Realismus, Existentialismus, evolutionäre Erkenntnistheorie, Esoterik, hauptsächlich aber Religion) behandelt. Mein Kapitel steht im darauf folgenden Abschnitt, in dem es um das Verhältnis von Ökologie und Politik geht. Abschließend geht es dann in einem fünften Abschnitt um Umweltpädagogik.

In dem kurzen Kapitel „Selbstbegrenzung – ein kategorischer Imperativ für den Homo sapiens“ von Arthur Spiegler, welches wie schon gesagt im Abschnitt Ökologie und Politik steht, geht es also geht um die Forderung an den Einzelnen und besonders an die Politik, die Umwelt, in der der Mensch lebt, zu erhalten. Der Weg das zu tun, wird als freiwillige Selbstbegrenzung in umweltethischen Fragen beschrieben, welche als Grundvoraussetzung den Horizont aller Ethik bilden muss und die überhaupt erst die Möglichkeit des Weiterbestehens der Menschheit gewährleistet. Im Vordergrund stehen dabei weniger naturästhetische Argumente für Umweltschutz, als eben praktisch-ethische.


Kurzbeschreibung

Das Buch soll den Begriff Umweltethik einer modernen Sichtweise entgegensetzen, die das Problem des Umweltschutzes auf wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analysen und Machbarkeitsstudien reduziert. Es will die Frage der Rahmenbedingungen menschlichen Handelns in der Natur neu stellen, dabei aber geschichtliche Tatsachen (Neoliberalismus, Globalisierung, rasanter Fortschritt in der Technologie, Gentechnik), aus der diese moderne Sichtweise hervorgetreten ist, nicht ignorieren. Neben diesen grundsätzlichen Fragen nach umweltethischen Prinzipien für eine moderne Industriegesellschaft wird vor allem die ökologiepolitische Forderung nach einem raschen und geordneten Rückgang des Gesamtkonsums auf ein viel geringes Ausmaß aufgestellt, als dessen einzige Alternative ein chaotischer Zusammenbruch gesehen wird.


Michael Käfer, 31. Oktober 2008


Fußnoten (1) Die verwendete Definition und Einteilung von „Umweltethik“ ist Wikipedia entnommen.