Foucault (Exzerpte): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. April 2006, 20:38 Uhr

Fink-Eitel, H.: Einleitung: Das Ganze der Philosophie Foucaults

Fink-Eitel unternimmt den Versuch einer grob umrissenen systematischen Darstellung der Philosophie Foucaults. Dies ist bei Michel Foucault wahrlich kein einfaches Unterfangen, denn Foucaults selbst befand sich stets in einem Spannungsverhältnis zwischen Rationalismus und der dazugehörigen systematischen Strenge einerseits und einer intellektuellen Sensibilität, die sich in der Vielstimmigkeit der Phänomene verliert, andererseits. Foucault war wesentlich an der Vorbereitung und Fortentwicklung des Poststrukturalismus und der Postmoderne beteiligt. Es ist jedoch unklar, ob er als Vertreter dieser geistigen Strömung gilt. Im Gegensatz zu poststrukturalistischen und postmodernen Philosophen wie Deleuze oder Lyotard war der Philosoph Foucault auch Gesellschaftstheoretiker und Historiker. Seine Philosophie ist eine der Sozial- und Kulturgeschichte. In diesem Sinne stellt er die Frage was es heißt, heute Mensch zu sein vor dem Hintergrund des Menschenverständnisses vergangener Zeiten. In Foucaults Philosophie lassen sich einige Grundbegriffe festmachen: Macht ist ein Entwicklungs- und Integrationsprinzip unserer Gesellschaft und stellt insofern ein praktisches Prinzip dar. Dieses Praktische Prinzip hat eine Bedeutung für das Wissen als theoretisches System. Foucault versteht diese beiden Begriffe als Gegenstände eines fundamentalen Willensprinzips. Der Wille zum Wissen ist ein Wille zur Macht. All dies ist nicht ohne Subjekt zu denken. Zu jedem der Begriffe hat Foucault eine andere Herangehensweise: die Macht anhand der Genealogie, das Wissen mit Hilfe der Archäologie und das Subjekt in Hinblick auf die Ethik. Genealogie, Archäologie und Ethik sind nach Foucault historische Disziplinen, welche sich unter dem Begriff Problematisierung zusammenfassen lassen. Doch sein Thema ist eigentlich die Sexualität als besondere historische Erfahrung. Macht, Wissen und Subjekt sind bestimmende Faktoren für diese Erfahrung. In diesem Sinne bezeichnet das Thema Sexualität als besondere historische Erfahrung unter den drei Achsen des Wissens, der Macht und der Subjektivität den Gegenstandsbereich der Philosophie Foucaults.


Kögler, H.H.: Foucaults Machtbegriff: Eine Definition in sieben Stichpunkten

Kögler bezieht sich in dieser Skizzierung des Machtbegriffs von Foucault auf dessen machtanalytisches Hauptwerk Überwachen und Strafen. Mit Hilfe seines historischen und genealogischen Blickes zeichnet Foucault darin die Geburt des modernen Gefängnisses nach und analysiert dessen Machtverhältnisse. Damit erarbeitet er ein Profil der modernen Macht. Insofern thematisiert das Buch nicht nur allein das Gefängnis, sondern die Institution Gefängnis entspricht dem Wandel der Macht zwar am vollkommensten doch die moderne Macht erfasst die gesamte Gesellschaft und ist auch jederzeit anhand anderer Institutionen zu lokalisieren. „Daß das Zellengefängnis [...] zur modernen Strafanlage geworden ist - was ist daran verwunderlich? Was ist daran verwunderlich, wenn das Gefängnis den Fabriken, den Schulen, den Kasernen, den Spitälern gleicht, die allesamt den Gefängnissen gleichen?“ (Foucault, 1977, S.292).

Die sieben Stichpunkte des Machtbegriffs bei Foucault sind:

1.Moderne Macht zielt wesentlich auf den Körper des Individuums, der durch Disziplinen und Technologien in Hinblick auf Zeitrhythmus, Haltung, Bewegungsabläufe etc. bis ins kleinste geregelt wird. Dies erfolgt mit dem Ziel, ein effektives, das System tragendes und somit ertragreiches Individuum herzustellen.

2.Die Macht ist durch ein Netz von Praktiken zu charakterisieren, welches eine Internalisierung von Überzeugungen gewährleistet.

3.Ein weiterer Aspekt der Macht liegt in der Beziehung zwischen verschiedenen Subjekten. Die Macht wird verkannt, wenn man sie nur als Besitz des einen über den anderen denkt. Vielmehr findet sich jede Machtposition in einem Feld von Beziehungen wieder, indem es keine privilegierte und unanfechtbare Stellung gibt.

4.Macht muss dezentral verstanden werden. Nicht der Staat oder andere Institutionen sollen als Ausübungszentrale der Macht verstanden werden, sondern die gesamte Gesellschaft ist von Machtverhältnissen durchsetzt.

5.Macht gewährleistet eine Produktion der Erfahrungen, was zum Ausdruck bringt, dass Macht nicht nur eine negativ besetzte Funktion übernimmt, sondern sie produziert Wirkliches. Insofern ist sie auch eine positive Instanz.

6.Das moderne Individuum entwickelt über den foucaultschen Machtbegriff eine individuelle Innenwelt, welche häufig mit den Zielen der kapitalistischen Wirtschaftswelt übereinstimmen.

7.Es gibt eine untrennbare Verknüpfung von Macht und Wissen im Rahmen moderner Sozialpraktiken, die sich auf die Disziplinierung des Individuums beziehen.

Ergänzend ist festzuhalten, dass Foucault nie eine Theorie der Macht erstellt hat. Vielmehr bietet er in seinen Werken eine Analytik und „Mikrophysik“ der Macht.


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