Diskussion:I Seefahrt als Grenzverletzung

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Version vom 24. November 2005, 12:07 Uhr von Anna (Diskussion | Beiträge)
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Mir ist die Seefahrfahrtsmetapher zu bedeutungs- (Zitat. F.M. Wimmer). Es ergeben sich einfach andere Mythen aus der See, es gibt ja gerade "bedeutende" Seeungeheuer in der Mythologie der alten Griechen, die ein Volk der Seefahrer waren. Ein seefahrendes Volk wird mehr Grenzerfahrungen mit der See machen, als eines, das bevorzugt an Land lebt. Im nördlichen Sagenkreis haben Seeungeheuer wenig bis keine Bedeutung, da es sich um eine andere Kultur handelt, hier gibt es dafür Drachen etc.. Auch gibt es meines Wissens keine Seeungeheuer im alten Ägypten. Ich denke einmal, dass die Grenzerfahrung des Ausgeliefertseins für unterschiedliche Kulturkreise, unterschiedlich ist. Unsere Metaphorik scheint sich hier aus dem Griechischen und aus der Romantik bis zu uns gerettet haben. Das Konzept erinnert mich zu sehr an Grenzüberschreitung und Bestrafung, in diesem Fall durch die Gottheit. Gerade die Grenzüberschreitung ist in fast allen Mythen die Basis für die Gründung neuer Völker etc...

Ich würde gerne versuchen, den Schiffbruch als Ausnahmezustand zu deuten, wie auch Autounfälle (wo es auf der Gegenfahrbahn zu Staus kommt...etc.) als Information im Unterschied vom Alltag, vom Gewohnten. Motto: Der Anblick der See selbst ist erhaben - der Anblick der aufgewühlten See ist erhabener - aber erst der Schiffbruch macht den Anblick zu einem "once in a lifetime" Ergeignis. Wir leben ja im Informationszeitalter. Das würde auch das Filmen der in Not geratene Menschen beim Tsunami mit einschließen und die Einschaltquoten an den Fernsehern erklären.

Dazu werde ich auch noch Neil Postmann befragen...


dem gesagten würde ich zustimmen. die frage bleibt bestehen: warum halte ich eine lebensbedrohliche situation in bild und ton fest? denken wir die rezeption dieser situation bereits mit? generiert die kamera für die beteiligten vielleicht eine form der distanzierung vom geschehen; eine flucht "in die kamera"? (kleine selbststudie am rande: fotografiere ich, richtet sich mein blick auf die kamera (welche mir das bild als eine fläche ohne tiefe präsentiert), die umwelt verschwimmt - mein fokus ist ihr sozusagen entrissen; spekulativ dem folgend: der anblick der see ist erhaben - ... der anblick des tsunamis war des erhabenen bereits zu viel, unfassbar - die menschen versuchen dem anblick zu entkommen; wird dies physisch unmöglich suchen wir andere mittel und wege - technik hat an diesem punkt vielleicht das gebet abgelöst... -daniel


Sicher, Schiffbrüche sind pathetisch und für eine Binnennation etwas künstlich. Die Staus auf der Gegenfahrbahn sind ein guter Bezugspunkt in unserem Erfahrungshorizont. Aber wir sind umgeben von solchen überzogenen, leicht vergammelten Symbolismen: in der Kunst am Bau, in den meisten Auslagen etc. Man muss sich nur die Fakultätshomepage ansehen und fragen, welche Trigger über Studieren sie enthält. Das Thema "Wassermassen" ist aber auch bei uns aktuell: Überschwemmungen sind nicht selten. Und ausserdem hat mein Hausarzt ein Haus an der Küste von Sri Lanka. --anna 11:07, 24. Nov 2005 (CET)