Diskussion:16. April 2007

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Version vom 23. April 2007, 10:47 Uhr von BirgitL (Diskussion | Beiträge)
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Ich möchte in diesem Rahmen noch einmal die Frage, die ich im Seminar gestellt habe, aufwerfen. Wenn Ricoeur von Selbstachtung spricht, meint er dann die Achtung des eigenen Selbst oder die Achtung des generellen Selbst (als anthropologische Bestimmung)? Oder meint er die Achtung, die aus dem Selbst heraus kommt - das wäre eigentlich der Weg, der mir von Kant aus gesehen am verständlichsten wäre: im Selbst als dem Sitz der Vernunft erst kann ja das Kant'sche Gesetz - mal vorausgesetzt, man will dieses als "Gesetz" verstehen - quasi wirksam werden.... Wobei sich natürlich die Frage stellt, ob die Übersetzung des Ricoeur Texts hier nicht vielleicht etwas misslungen ist - vielleicht müsste man einen Blick auf das Original werfen. Da es sich um einen französischen Text handelt, denke ich, dass man die für romanische Sprachen obligate nachgestellte Genetivkonstruktion sowohl hin auf ein Subjekt oder auf ein Objekt interpretiert werden könnte... --Iris 19:16, 18. Apr 2007 (CEST)


Zunächst - ohne gleich eine Antwort damit geben zu wollen - einige Details aus dem Text:

Selbstachtung ist die Übersetzung von respect de soi, Selbstschätzung entspricht estime de soi.

Ricoeur (1996) 248: "Die Selbstachtung besitzt die gleiche komplexe Struktur wie die Selbstschätzung unter der Herrschaft des moralischen Gesetzes. Deshalb entspricht ihre triadische Struktur der der Selbstschätzung."

Ebd. 259: "Die Achtung, die wir zum emblematischen Titel der gesamten Lehre der Moralität gemacht haben, wird erst mit einer gefestigten triadischen Struktur zu ihrer vollen Bedeutung gelangen."

Ebd. 261: "Und Achtung ist diejenige Selbstschätzung, die durch den Filter der universalen und zwingenden Norm hindurchgegangen ist, kurzum: Selbstschätzung unter der Herrschaft des Gesetzes."

Insbesondere der zweite Hinweis aus dem Text macht deutlich, dass die Frage nach dem Status der Achtung bei Ricoeur im Vergleich zum gegenwärtigen Stand unserer Lektüre früh gestellt ist. Trotzdem zwei Bemerkungen: 1) Der französische Ausdruck respect de soi lässt meines Erachtens durch das Fehlen eines Artikels die Interpretation im zweiten Sinn (Achtung des Selbst als einer anthropologischen Bestimmung) unwahrscheinlich erscheinen. 2) Und sollte sich der Begriff der Selbstachtung so eng an Kant anlehnen, wie dies Ihre Frage impliziert, bleibt mit den Zitaten 1 und 3 aus dem Text unklar, worauf sich diese Achtung dann richtet. Denn auf das Gesetz, wie bei Kant, richtet sie, die bei Ricoeur unter der Herrschaft des Gesetzes steht, sich wohl kaum.


--Uk 22:27, 18. Apr 2007 (CEST)

Es fällt mir persönlich etwas schwer die französischen Originale textnah übersetzen zu können, da ich nie Französisch gelernt habe. Generell bin ich jedoch auch der Ansicht, dass es bei Übersetzungen stets zu Translationsproblemen kommt bzw. kommen kann, jedoch bin ich mir weniger sicher, ob dies an dieser Stelle Hautthemata ist...

Ich hätte den Terminus Selbstachtung am ehesten mit der Umschreibung Selbstschätzung, unterlegt mit normativer Moral verstanden. Also, dass die Selbstachtung sozusagen das normative Gewissen darstellt, jener Teil in einem Selbst der auch (ver-)urteilt, das eigene und auch das andere Handeln und Verhalten (zum Beispiel)! Natürlich weiß ich nicht, ob ich damit auch nur annähernd richt liege...

BirgitL