Diskussion:Die Hasen-Ente: Aktualisierung

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Zwischen "Das ist eine Hase", "Das ist eine Ente" und "Das ist eine Bleistiftzeichnung" besteht Gleichförmigkeit, man kann hier in einer syntaktischen Form eine Variable durch drei verschiedene andere syntaktische Zeichen ersetzen. Doch zwischen den ersten beiden, da besteht noch eine weitere Isomorphie. (Sie sind ausgezeichnet vor der Interpretation als Formel 1-Strecke.) Dass das zumindest für unser Verständnis von elementaren Zeichnungen zutrifft, das kann man denke ich leichter sehen. Außerdem ist mit dem Wissen, dass es sich um die Zeichnung handelt, an der Wittgenstein das Sehen beschreibt, auch klar, dass es sich primär um einen Hasen oder um eine Ente und nicht um etwas ganz anderes handelt.

Gerade die Diskussion in der Vorlesung hat auch gezeigt, dass die dritte Aussage, dass dies eine Bleistiftzeichnung sei, oder ein Wittgenstein-Autograph, aus der Analyse dieser Isomorphie der beiden Deutungen, also der Isomorphie zwischen Ente und Hase, hervorgeht. (Es gibt gewiss neutralere Zugänge, die das als zum Beispiel erste Deutung nennen, aber in unserem Kulturkreis, zumindest wenn man Kinder fragt, scheint die erste Antwort die mit der Tier-Alternative zu sein.) Deshalb würde ich sagen, dass diese Information über die Gleichförmigkeit in die dritte Antwort eingeht. Sie braucht ein zusätzliches Quantum an Aufmerksamkeit oder Überlegung, und in diesem Fall ist es gleich so, dass diese Überlegung auch nicht aus subjektiven Gesichtspunkten geführt werden muss (sin etwa die Alternativdeutung als Formel 1-Ring: das wäre dann womöglich ein drittes Gleiches), sondern die Überlegung wird gleich auf Grund und zusammen mit den ersten beiden Deutungen und natürlich auch mit dem Objekt selbst geführt: Man geht gleichzeitig auf die anderen Antworten ein, erklärt sie, und bezieht sich auf das Objekt in einem viel ausgeweiteteren Sinn dazu.

Das Beispiel ist dadurch allerdings ausgezeichnet, denn so viel ineinanderpassende Sichtweisen kann man sonst nicht sofort sehen. Die Lessingsche Ringparabel allerdings, würde ich sagen, ähnelt diesem Beispiel doch sehr, hier wird ja auch eingegangen auf das Faktum der Entstehung von drei Ringen, und ihre Funktion ist in der Antwort des Richters auch aufgenommen. Die Parabel Feuer-Königspalast-Grundrisse ist anders. Dort gibt es zwar Deutungen der Grundrisse, diese werden als isomorph dargestellt, aber es gibt nichts und niemanden, der eine übergreifende Interpretation leistet. Die Herkunft der Meinungen wird nur ungefähr angegeben, gleichzeitig wird jedoch impliziert, dass sie allesamt unwichtig seien. Ein weiterer Punkt ist, dass die Position der Nicht-Streitenden ungleich der Diskutanten ist. Es gibt nämlich auch nicht die Möglichkeit, eine Isomorphie aufgrund fiktiver Antwortmöglichkeiten zu konstruieren, in Form dreier Antworten: "Dieser Stein wird durch die Linie repräsentiert." -- "Nein. Es ist jener Stein und jener Strich." -- "Es interessiert mich nicht."

So gedeutet würde sich auch leicht eine Inferiorität der Palastarbeiter ableiten lassen (was denke ich in Annas Kommentar:"Bodenlosigkeit als Position" eingeht), die in der Parabel allerdings nicht besteht. Auch eine Position über den anderen Deutungen trifft meines Erachtens nicht zu (ihre Reaktion auf die Grundrisse ist nicht ein Aus-Lachen). Bleibt also übrig: Sie stehen neben der Diskussion und machen etwas anderes; sie haben eine andere Lebensform sozusagen. Es ist auch nicht so, dass sich eine harte Gegenposition darin sehen lässt, so ist ihre Reaktion doch auch nicht Stellungnahme "gegen die Diskussion". --Georg 07:41, 22. Mär 2006 (CET)