Davidson, Was Metaphern bedeuten

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Vgl. für das Folgende: Rorty, Richard (1998): »Ungewohnte Geräusche. Hesse und Davidson über Metaphern«, in: Anselm Haverkamp (Hg.), Die paradoxe Metapher, Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 107-122.

Nach Richard Rorty lauten die zentralen Thesen Davidsons:

1) Der metaphorische Satz hat keine andere als seine wörtliche Bedeutung. Metaphern werden damit als Ereignisse, die zu Überzeugungsänderungen führen, gedeutet, nicht als Beschreibungen von Erkenntnis über Änderungen in einer Welt.

2) Mit Black steht Davidson fuer die Unmöglichkeit der Paraphrasierung von Metaphern.

3) Mit Black behauptet Davidson, dass Metaphern mehr als blosse Verzierungen sind.

4) Gegen Black spricht sich Davidson gegen den Begriff der metaphorischen Bedeutung aus.

Nach Rorty entspricht Blacks Frage "Wie funktionieren Metaphern?" Fragen wie "Wie funktionieren Überraschungen?" oder "Was ist die Natur des Unerwarteten?". Wir können nicht deshalb etwas verstehen, w e i l wir eine Theorie über das Unerwartete haben. Die Tatsache, daß wir etwas verstehen, zeigt lediglich an, d a ß wir eine Theorie über das Unerwartete haben.

Rorty macht auf ein Problem des Empirismus aufmerksam, das darin bestand, daß nicht unterschieden wird zwischen Sinnesreizung als Ursache einer Überzeugung und Sinnesreizung als Rechtfertigung von Überzeugung. Bei Davidson fungieren Sinnesreizungen als Rechtfertigung (im Sinne von einem Beweisphoto, das man jemandem mit unter die Nase hält).

Rorty untersucht die fließenden Übergänge zwischen verschiedenen Sinnesreizen genauer: a) Ein Geräusch im Urwald, das als Schrei des Quetzals identifiziert wird. b) Die erste Verwendung von "Dies delphinzerissene, gonggepeinigte Meer", c) die erste Verwendung von "Metaphern sind die Traumarbeit der Sprache", d) die erste Äußerung einer paradoxalen Aussage wie "Einem guten Menschen kann kein Unrecht geschehen. Die Folgen bei einer Übernahme der Geräusche 1-4 sind unterschiedlich:

ad a) Die Systematik der afrikanischen Vögel wird erweitert mit allen dazugehörigen Folgen (Tourismus..).

ad b) Es entstehen durch poetische Äußerungen keine neuen Überzeugungen oder Informationen.

ad c) Mit diesen Sätzen wird argumentiert. Rorty bezeichnet sie als Spielsteine in einer sozialen Praxis. Hier werden Informationen übermittelt.

ad d) Paradoxale Äußerungen machen wie Metaphern keinen Sinn, gleichzeitig sind sie eine kraß falsche Aussage. Auch hier wird Information weitergegeben. Dazu müssen diese Äußerungen in Argumentationen eingebaut werden, wodurch sie von bloßen Ursachen für Überzeugungen zu Gründen von Überzeugungen werden.

Es können aber auch die unter a) und b) angeführten Fälle zu Gründen für Überzeugungen werden. Geräusche sind für Rorty im Prinzip immer doppelt beschreibbar. Ob sie es tatsächlich sind, hängt von den Umgebungsbedingungen, dem Kontext ab, nicht vom Geräusch selber.

--Uk 17:55, 1. Dez. 2007 (UTC)



Simon Malzers Fragen

1. Ich möchte mich einem Fragezeichen anschließen, welches in unserer Kopie neben dem Text angebracht ist. Es steht auf Seite 74. Diese Frage wird einem durch das umkreiste „als“ förmlich aufgedrängt. Dort heißt es: „Die Metapher sorgt dafür, daß wir ein Ding als etwas anderes sehen, indem sie eine buchstäbliche Aussage macht, die die Einsicht auslöst oder veranlaßt.“ (74 Hervorhebung von mir S.M.) Die universale „Als-Struktur“ bestimmt unseren Bezug zur Welt, indem sie „dieses“ als „jenes“ begegnen lässt und sogar das Unbekannte sich noch einverleibt, indem sie es als „Unbekanntes“ erscheinen lässt. Davidson versucht mit dem Hinweis, dass das, „worauf wir durch die Metapher aufmerksam gemacht werden [...], nichts Propositionales an sich (hat)“ (73) auf „etwas“ anderes als das Bedeutungshafte aufmerksam zu machen, das sich somit der universalen Herrschaft des „Hermeneutischen-Als“ entzieht. Wie geht es nun zusammen, dass die Metapher „etwas als etwas“ sehen lässt (wenn auch etwas „als etwas anderes“), und dem nicht propositionalen Charakter, welchen Davidson dem durch die Metapher zu Bewusstsein gebrachten zugesteht? Begegnet es uns nicht, wenn es „als etwas anderes“ auftritt, als mit einer Bedeutung Versehenes und bleibt somit im Bereich des Propsitionalen gefangen?

2. Davidson eröffnet die Entgegensetzung zwischen einer „buchstäbliche[n]“ (51), wörtlichen, „gewöhnlichen“ (51) Bedeutung und ihrem Konterpart, der „metaphorische[n]“ (51), „bildliche[n]“ (51), „spezielle[n]“ (50), oder „übertragene[n]“ (53) Bedeutung, gegen welchen Davidson mit aller Vehemenz antritt. Auf etlichen Seiten (z.B., um vorne zu beginnen, 49, 50, 51, 53, 56, etz.) ruft er uns entweder ins Gedächtnis, dass es eine solche zweite Bedeutung nicht gibt, oder die wörtliche Bedeutung bereits alles leistet. Zeitweise scheint Davidson jegliche Bedeutung an der Metapher eliminieren zu wollen und sie nur auf den Gebrauch zu beschränken: „Nach meiner Auffassung gehört die Metapher ausschließlich zu Bereich des Gebrauchs“ (51 Hervorhebung von mir. S.M.), wobei jedoch nicht plausibel würde nach welchen Kriterien sich der Gebrauch richten soll (dieser braucht doch eine Bedeutung an der er sich „orientiert“). Doch diese Radikalität hält sich im Text nicht durch; Davidson gesteht der Metapher die „buchstäbliche“ Bedeutung zu, „und sonst nichts“ (49). Es bleibt die Frage, ob in dieser einseitigen Hinwendung an das Nicht-Opake, das an der Oberfläche Liegende („Denn die Metapher sagt nur, was sich an ihrer Oberfläche zeigt“ (68)), d.h. an die wörtliche Bedeutung, nicht implizit, in der Erledigung des ersten Widersachers (der „metaphorischen“ Bedeutung) über die Hintertüre, derselbe in neuer Verkleidung wieder Eintritt findet, nämlich in der Gestallt des „Nicht-Propositionalen“, dasjenige, welches sich der Bedeutung, oder dem Prozess des Bedeutung-Verleihen, entzieht. Erfolgt nicht in der Negation die Verschiebung des einen Gegensatzpols von einer „Anderen-Bedeutung“, zu einem „Nicht-der-Bedeutung“; die Verschiebung der Ebenen von einer inner-bedeutungshaften Entgegensetzung zu einer Entgegensetzung der Bedeutung und ihrem „Jenseits“? Warum das nicht eine Bedeutung nennen, ein „Jenseits“ der Bedeutung zwar, aber eine Bedeutung, und zwar eine „verborgene“, eine „metaphorische“? Anders gefragt: bleibt nicht in der Absetzung des einen Pols dieser Dichotomie, dieser noch in seiner „Quarantäne“ stets als Hintergrund, trotz seiner Verbannung, präsent (als notwendiger Gegenpol und Widersacher)? Und kehrt er nicht bei Davidson in der Gestallt des „Außerhalb“ des Propositionalen wieder? Hat somit Davidson in der Wendung gegen die metaphorische Bedeutung, somit gegen alles Opake an der Metapher, gegen alles verschlüsselt Verborgene, mit dem „Nicht-Propositionalen“ nicht genau wieder so etwas eingefürt? (Wahrscheinlich ist diese Frage nur aufgrund eines ungenügenden Verständnisses der Davidsonschen These möglich)

3. Die Pointe in Davidsons Text, dass das, was die Metapher uns zu sehen veranlasst, „im allgemeinen nichts Propositionales an sich (hat)“ (74), führt mich zur Frage wie Davidson darauf kommt dieses ...(hier beginnen die Schwierigkeiten im Versuch zu sagen was es ist), anzusetzen. Zunächst: Was ist es denn nun eigentlich? Davidson spricht nicht von einem Bereich des „Nicht-Propositionalen“ (womit die oben gestellte Frage selbst fragwürdig wird, da in ihr die Rede Davidsons, dass das, was wir zu bemerken veranlasst werden „nichts Propositionales an sich“ (73 und 74) hat, zu einem Bereich des „Nicht-Propositinalen“ umgedeutet wird, von dem jedoch Davidson nicht spricht) Er bleibt in seinen positiven Aussagen sehr vage (vielleicht da es nicht möglich ist, anders als vage in Aussagesätzen darüber zu schreiben). Und warum kommt Davidson darauf dieses „Nicht-Propositionale“ (ich nenne es so, weil ich es irgendwie nennen muss und nicht weiß, wie ich es besser benennen kann) anzusetzen? Wie erfolgt hier der Bezug auf die Welt außerhalb der Vermittlung durch die Struktur des „etwas als etwas“? Vielleicht etwas zu einfach gefragt: Wie weiß den Davidson von dem Nicht-Propositionalen, das die Metapher uns andeutet?


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