Benutzer Diskussion:Andyka/Mitschriften/WS08-OSP-E02-10 10 08

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Version vom 17. Oktober 2008, 00:44 Uhr von Richardd (Diskussion | Beiträge) (corr)
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Rekursionen

Was mir beim Transkribieren gerade aufgefallen ist: Es ist ganz interessant und auf der anderen Weise etwas ungewöhnlich, eine Tätigkeit auf etwas anzuwenden, was man selbst getan hat und über das jemand anderer redet und worauf man dann noch einmal seine eigene Tätigkeit anwendet. Man kommt sozusagen in eine Schleife, wo man seiner eigenen Tätigkeit auf der inhaltlichen Seite wieder begegnet. Das ist - finde ich - eine Art kreative Feedback-Schleife (oder: eine andere Art der Selbstreflexion), die normalerweise über Face-to-Face-Begegnungen, in diesem Fall aber über die Produkte seiner eigenen Tätigkeit (Reden oder Transkribieren) jedoch eingebettet in die gesellschaftlichen Zusammenhänge zustande kommt. Technisch-Informatisch gesehen würde man am Ehesten von Rekursionen sprechen. Im Softwareentwicklungszusammenhang fällt einem das nicht so stark auf, finde ich. --Andyk 16:19, 16. Okt. 2008 (CEST)

Darüber habe ich im Zuge der Vorlesungen von Prof. Hrachovec auch schon des öfteren nachgedacht. Ich muss dabei auch immer an ein kleines Buch von Jacques Derrida denken "As if i were dead / Als ob ich tot wäre", wo Derrida an einem Seminar über sich selbst teilnimmt. Ebenso das Buch über Derrida von Bennington und Derrida selbst. Das Paraphrasieren, Remixen ... ist ja eigentlich ein Grundelement von Derridas Philosphie --> Stichwort Differance. Ich fände es witzig einen direkten Dialog oder Anweisungen in solche Kommunikationen einzubauen. Zum Beispiel während einer Vorlesung: "Herr Kirchner überspringen Sie die beiden nächsten Sätze!" oder eine explizite Textanweisung. Das wäre dann eine interessante Stelle, wo der gesprochene Vortrag seine Transkription direkt einholt oder sogar überholt und der Anwesenheit des Sprechers hinter dem Text oder "im Text" Platz leiht. --Richardd 16:44, 16. Okt. 2008 (CEST)

Entrückt aus dem Gegenwartszusammenhang

Ja, diese Anweisung würde es wohl auf den Punkt bringen, da ich direkt aufgefordert wäre, meine Operationsweise zu ändern und dann zu entscheiden hätte, ob ich der Aufforderung nachgehe oder nicht. Wobei mir aber noch nicht ganz klar ist, ob daraus etwas Weiteres folgt, sozusagen, ob das mehr ist als ein Spiel...

Die Aufforderung, meine Operationsweise zu ändern, finde ich IMHO schon implizit, indem ich nämlich beim blinden Transkribieren ins Denken komme: "Es wäre jetzt an der Zeit, eine direkte Reaktion auf das Gesprochene zu machen". Andererseits ist klar, dass der günstige Zeitpunkt, ein direktes Feedback zu geben, schon vorbei ist und jedes Feedback eher zur Dokumentation als zum Dialog zu zählen wäre. Von daher passt das "Als ob ich tot wäre" schon (entrückt aus dem Gegenwartszusammenhang). Auf jeden Fall ist es eine Irritation. --Andyk 21:50, 16. Okt. 2008 (CEST)

Nein, nein, da muss ich dir widersprechen, man denke nur (ein weiterer und ähnlicher Tod) an den Tod des Autors - wenn man dann überhaupt noch von Feedback sprechen kann, kommt es mit Sicherheit nicht mehr zu spät. Blendet man diese Figur aber einmal aus, so lässt sich doch mit einer direkten Anspielung z.B. auf eine Schreibtechnik, eine ungewöhnliche Präsenz in den Text hineinbefördern. Vielleicht wäre das Ganze auch einfacher zu fassen, wenn man einfach von einem Sichtbarwerden der Struktur spräche(sei es die Sinn- oder auch die bloße Satzstruktur). Der unkonventionelle Gebrauch von Sprache (etwa bei Ernst Jandl) schafft ja nicht bloß Sinn auf inhaltlicher Ebene sondern erhält eine seltsame Form von Aktualität und Anwesenheit des Autors, gerade durch seine Entrücktheit. Der Autor steht auf diese Art und Weise quasi hinter jedem Punkt. Also wirklich hinter dem "." als würde er seinen Finger draufsetzen --Richardd 00:33, 17. Okt. 2008 (CEST)