Benutzer:Andyk/Badiou/retrospective

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Zum (Wieder)-Einstieg findet sich unten ein Abriss über eine Reihe von Auseinandersetzungen zu Badiou vermittels Blog-Einträgen und Diskussionen - sowie der Versuch, sie zu strukturieren.

High-Level - Badiou beschreiben

"Sein und Ereignis" - obskur oder erhellend?

  • Der Umgang mit mathematischen Konzepten sowie der Umgang mit traditionellen Texten (etwa Aristoteles in Meditation 6) sind Herausforderungen, vor denen man beim Lesen von "Sein und Ereignis" gestellt wird. Man kann genau hinsehen. Speziell herausfordernd sowie wichtig für die high-level-Struktur von "Sein und Ereignis" ist der Umgang mit Paul Cohens Forcing-Konzept. Die Nirenbergs sind am Ende ihrer Analyse überzeugt: "Badiou's own translations [of Cohen's text about generic extensions ...] are both obscure and (logically) meaningless." Es wäre eine eigene Betrachtung wert, unter welchen Bedingungen man jemanden Obskurantismus, Verdunkelung, Verkomplizierung vorwerfen kann. Dass Badiou straight-to-the-point wäre, kann man nicht sagen. Dass er ideosynkratisch vorgeht und man daher ein eigenes Lexikon für die Badiou-Begriffe braucht: OK (dann zeigt mir aber jemand ein originelles Werk, bei dem das nicht der Fall ist). Die Frage ist, ob - und wie - es in Anbetracht des Themas möglich ist, straight zu sein. Die Gegenposition ist: Mit dem Gestus "Ach, das ist alles so furchtbar Kompliziert und darum muss ich kompliziert schreiben" ist niemanden geholfen; besser wäre das Thema in Teile zu teilen und sich fragmentarisch heranzuwagen. Auf eine Weise tut das Badiou, indem er Meditationen bestimmten Themen und Begriffen widmet, sodass sich die Entwicklung der Ideosynkrasien nachvollziehen lässt.
  • Ein Schlüssel ist außerdem die Frage, was Ontologie bzw. ontologischer Diskurs bedeutet. Man schwankt zwischen mehreren Bestimmungen, mit dabei:
    • Ontologie als Inventarliste alles real existierenden
    • Ontologie als konzeptuelle Antwort auf die Frage "Was ist real?"
    • Ontologie zur Kategorisierung und Beschreibung der Mechanik von stabilisierten Kontexten (Situationen)
    • Ontologie als Bestimmung der "Formen des Seins"

Mathematik = Ontologie?

  • Die Grenzen von Mathematik sind nicht so weit wie die Grenzen der Welt, aber weiter als die Grenzen von Badious Ontologie, die auf jener Mathematik aufbaut, die auf die ZF-Axiome beschränkt ist.
  • Unsere Verständigungs-Versuche rund um die zentrale These des Buches "Sein und Ereignis" lassen sich wie folgt zusammenfassen:
  1. Mathematik = Ontologie
  2. Mengenlehre = Ontologie
  3. ZFC = Ontologie
  4. ZFC = die Lehre von allem Existierendem
  5. ZFC = die Lehre von der Mechanik des Sich-Präsentierens
  • Matheme als außer-mathematische Übungen zur Modellierung von menschlichem Verhalten sind ähnlich wie UML-Diagramme als übersichtlicher Ausweg aus der endlosen Aufzählung von Einzelheiten, wobei die einen einen Fan-Club haben, die anderen eine Community mit Use-Cases und Standardisierungen. Formeln und Diagramme sind ihrer Funktion nach übersichtlich.
  • "the meaning of a red light per se" vs. "the meaning of human gestures in the event of a car accident"
  • "the meaning of a formulae per se" vs. "the meaning of the french revolution"

Refs:

Entwicklung der Terminologie

Situation

Artikel: "so und so" (2011/Apr)

Tags: Situation, Zählung-als-Eins, Axiomatik, Ontologie

  • An einer einfachen, aus dem Kontext gerissenen Aussage "US soldier killed for sport" lässt sich zeigen, dass wir wie von selbst von inkonsistenten Mannigfaltigkeiten zu stabilen Strukturen gehen.
  • Warum kommt es gerade zu dieser Struktur, etwa dass wir "killed" als aktives oder passives Verb verstehen?
  • Mittlerweile, dank der vermehrten Berichte von US-Soldaten in Afghanistan hat sich die Assoziation wahrscheinlich gegenüber der im Blog-Eintrag beschriebenen schon verschoben.
  • Den Prozess kann man Seinspräsentation, oder wenn man auf "das Sein" nicht gut zu sprechen ist, sich-präsentieren, nennen.
  • Es wird in diesem Fall schwer fallen, zur Beschreibung des Übergangs von inkonsistenter Mannigfaltigkeit zu stabiler Situation eine Axiomatik wie die der Zermelo-Fraenkel-Axiome anzusetzen, so wie Badiou das in "Sein und Ereignis" tut.
  • Mit einer hingestellten Aussage in einem leicht veränderten Kontext lassen sich auch Witze machen, siehe dieser Zen-Meister-Witz:

The Zen Master is visiting New York City from Tibet. He goes up to a hotdog vendor and says, "Make me one with everything."

The hot dog vendor fixes a hot dog and hands it to the Zen Master, who pays with a $20 bill.

The vendor puts the bill in the cash box and closes it. "Where's my change?" asks the Zen Master.

The vendor responds, "Change must come from within."

Zählung-als-Eins und Überschuss

Artikel: "Der phantomhafte Rest" (2011/Mai)

Tags: Zählung-als-Eins, Situation

  • Ontologie ist die Lehre von der Mechanik der Präsentation des Seins - bzw. Mechanik des Sich-Präsentierens
  • Ein phantomhafter Rest wandelt unter uns und hilft uns bei der Rekonstruktion der Gesetze der Präsentation
  • Blind SQL-Injection ist eine Strategie von Hackern und Sicherheitsexperten, um auf Basis von indirekten Antworten auf die Struktur und den Inhalt einer zugrunde liegenden Datenbank zu schließen, obwohl die Antworten keine Information darüber enthalten. Eine an den Antwortmodus angepasste Anfrage erlaubt (partielle) Rekonstruktion... und Manipulation.

Leere

  • Die Leere ist eine Nahtstelle zwischen präsentiert-strukturierter Situation und ihrem Überschuss...
  • ... oder: Wenn wir etwas anreißen brauchen wir die Leerstelle um zum Aufgerissenen zu kommen.

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Ontologie als Situation

  • Sein ohne Seiendes (als Seiendes). Oder: der Joker

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Zum Umgang mit der Tradition

Parmenides

Artikel: "Tempel kaputt?" (2011/Mär)

Tags: Parmenides, Sein, Einheit, Mannigfaltigkeit

  • Dieser Beitrag markiert den Beginn des Badiou-Lesekreises. Badiou und Herbert beginnen mit Parmenides.
  • Badiou beginnt mit einer traditionellen, abgeschliffenen Interpretation von Parmenides, in der ein Unterschied zwischen dem einen Sein und dem vielfältigen Seienden gemacht wird.
  • Es gibt andere, zeitgenössische Lesearten zu Parmenides, in der es um Satzgehalte und nicht um ein leicht mit einer Entität zu verwechselndes Sein geht:

“das Sein” versus “dass [... <sein> ...]“.

Aristoteles

Artikel: "Das Schlüsselwort Void – Prolog" (2011/Jun)

Tags: Leere, Überschuss

Zum Umgang mit Mathematik

Das Mathem des Ereignisses

Artikel: "The Matheme of the Event" (2012/Feb/22)

Tags: non-well-founded set theory

  • Die Grenzen von Mathematik sind nicht so weit wie die Grenzen der Welt, aber weiter als die Grenzen von Badious Ontologie, die auf jener Mathematik aufbaut, die auf die ZF-Axiome beschränkt ist.
  • Matheme als außer-mathematische Übungen zur Modellierung von menschlichem Verhalten sind ähnlich wie UML-Diagramme als übersichtlicher Ausweg aus der endlosen Aufzählung von Einzelheiten, wobei die einen einen Fan-Club haben, die anderen eine Community mit Use-Cases und Standardisierungen. Formeln und Diagramme sind ihrer Funktion nach übersichtlich.
  • "the meaning of a red light per se" vs. "the meaning of human gestures in the event of a car accident"
  • "the meaning of a formulae per se" vs. "the meaning of the french revolution"

Formalismen und Ärger: das treue Subjekt

Artikel: "Das treue Subjekt" (2012/Feb/17)

Tags: Mathem, Lacan

Lesen lernen

Demokratie und die Verständigung über einen Punkt. (In: Wofür steht der Name Sarkozy?)

Artikel: "Mission und Dialog in Europa, andersrum" (2008/Dez)

Tags: Politik, Mainstream-Demokratie, Mission, Verständigung

  • Badiou stellt die Sinnhaftigkeit des Gangs zur Wahlurne in Frage.
  • Wie soll der Trubel um Spitzenkandidaten zur Verständigung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen in einem Punkt beitragen?
  • Wie trägt Badiou's Polemik dazu bei?

Das Prinzip der wohlwollenden Interpretation und seine Grenzen

Tags: Hermeneutik

Refs:


Verstehen ist der Sache nach Verstehen...

Artikel: "Situations and Horizons" (2012/Mar)

Tags: Gadamer, Horizonte

  • ... und wenn nicht: historisch oder psychologisch "Verstehen".
  • Badiou weist darauf hin: Die formale Modellierung von Situationen (Teilaspekten der Welt) gibt es auch in der analytischen Philosophie (Barwise and Perry).
  • Alenka Zupancic weist darauf hin: Die formale Beschreibung von reinem Sein als vielfach-sein und "Exzess-seiner-selbst"-sein weist Parallelen auf zu Freuds sein als sexuell-sein.

Gadamer oder Molotov-Cocktails des Verstehens

Artikel: "A Fusion of Horizons?" (2012/Apr)

Tags: Gadamer, Horizonte

  • Unifizieren und Aufbrechen