PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 27.10.

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Version vom 19. Oktober 2009, 17:19 Uhr von Sascha (Diskussion | Beiträge) (Protokoll RV (15.10) von Sascha Böhm)
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Herr Prof. Gotz begann den Vortrag damit, die Philosophie als Burg zu bezeichnen, die zwar gefestigt aber verborgen ist und scheinbar nur realitätsfremde Entwürfe skizziert. Doch bevor er näher auf den Begriff der Philosophie eingehe, wolle er „viel früher“, wie er sagte, ansetzen: Er brachte ein Beispiel aus der Medizin - die Zeckenimpfung. Wie allgemein bekannt ist, kann ein Zeckenbiss zu schweren Erkrankungen, wie z.B. Gehirnhautentzündung, oder sogar zum Tot führen. Um Menschen davor zu schützen wird in einem großen Ausmaß für die Zeckenimpfung geworben, was dazu führt, dass man angesichts dieses schon fast exorbitanten Werbeaufgebots als denkender Mensch stutzig wird. So sagte ein Arzt, die Gefahr werde dadurch übertrieben, da nur ein bestimmter Prozentsatz von Zecken gefährliche Krankheiten überträgt und die Impfung, da sie Nebenwirkungen hat, selbst Gefahren birgt. Auf die Frage, ob man sich nun impfen lassen sollte oder nicht, antwortete der Arzt: „Diese Frage ist philosophisch.“ Sie ist aus diesem Grund philosophisch, da sie die Erfahrungswissenschaften übersteigt. Der Mensch kann in erster Linie empirisch erforscht werden, da er in die Wechselwirkungen der Natur miteinbezogen ist, woraus sich ergibt: der Mensch ist ein Naturwesen. Gegen diesen Realismus stellen sich Religionen und bestimmte philosophische Richtungen, z.B. der Glaube an eine unsterbliche Seele, die über den Tot des Leibes hinaus weiterexistiert oder das Ansetzen eines Gottes als höchstes Gut, der die Welt erschaffen hat. Der Mensch bildet sich dadurch eine überempirische Sichtweise, die sich empirisch nicht mehr beweisen lässt. Diese „Illusionen“ haben aber eine reale Grundlage. In erster Linie ist der Mensch ein Tier. Da der Mensch aber weiß dass er ein Tier ist, unterscheidet er sich von ihm. Das Tier hat zwar ein Gefühl vom eigenen Körper, doch sind seine Wahrnehmungen mit Trieben gekoppelt. Der Unterschied beim Menschen liegt darin, dass er zwar einen Körper und sinnliche Wahrnehmungen hat, aber auch ein Wissen davon besitzt. Wir wissen von unserem Körper und wir wissen von unseren Sinnen. Dies lässt sich damit verdeutlichen, dass der Terminus „Hören“ kein Geräusch oder der Terminus „Sehen“ keine Farbe ist. Als sinnliche Lebewesen sind wir, so wie die Gegenstände, obwohl wir uns von ihnen unterscheiden, für uns selbst ein Inhalt. Das Wissen muss als Metaebene über den Gegenständen vorausgesetzt sein. Inhalte die gewusst werden setzen also ein Wissen voraus. Dadurch ergibt sich eine unnatürliche Gestalt des Wissens, das abgetrennt vom Inhalt scheint. Dies ist eine gewisse Problematik, denn wären wir nur Wissende und hätten keinen Gegenstand auf den sich das Wissen beziehen könnte, würden wir uns selbst negieren. Das Wissen steht zwar in Distanz zur Sinnlichkeit, muss sich aber auf sie beziehen. Es muss sich durch den Gegenstand identifizieren. Trotzdem steht das Wissen über dem Körper, darf aber nicht von ihm abgegrenzt sein. Das Wissen weiß vom Körper und weiß von sich selbst. Wir wissen uns selbst als ein „Ich“. Dadurch ergibt sich ein Wissen vom Wissen, das als reflexives Wissen oder auch als Denken zu bezeichnen ist. Doch wie wird der Körper gewusst? - durch die Sinneserfahrung, durch Qualitäten. Dadurch bekommt das Wissen einen Inhalt und kann sich selbst reflektieren. Prof. Gotz sagt dass sich dadurch, wie er es bezeichnet, eine „radikale Differenz“ ergibt zwischen den Qualitäten und dem reinen Wissen, denn es gibt etwas im Denken das nicht mehr eingeholt werden kann. Wenn das „Ich“ sich selbst weiß, dann weiß es sich nicht nur als Gegenstand sondern weiß auch von dem Wissen. Es weiß den Inhalt als gewusst. Da die Wahrnehmung begrenzt ist, reicht sie uns nicht. Das Wissen, das darüber steht, ergänzt unsere Wahrnehmungen. So schaffen wir durch Reflexion der Wahrnehmungen eine empirische Welt, in der wir das Handeln riskieren. Wir müssen aus Sicht der Einzelperson eine allgemein gültige Realität schaffen. Die Selbstreflexion vereinzelt zwar durch das Meinen, das beschränkt ist, schafft aber auch eine Gemeinsamkeit. Das „Ich“ fühlt sich zugehörig zu anderen „Iche“, die ebenfalls Meinungen haben. So sucht man einen Ideologischen Rahmen für das Zusammenleben, z.B. Religion oder einen Mythos. Dieser Rahmen kann sich, wie auch die Reflexion an sich, nur in der Gesellschaft entwickeln. Das reflexive Wissen benötigt eine Begründung auf einer Metaebene, die über die Empirie hinausgeht, diese aber begründet. Methoden der Erfahrungswissenschaften Die Erfahrungswissenschaft ist eine Kombination von Wahrnehmung und Denken. Ihre Aufgabe ist es die Gegenstände zu klassifizieren und quantifizieren. Es sollen Theorien entwickelt werden, die im Labor zu überprüfen sind. Sie nähert sich dadurch einer objektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit. Die Schwäche der Erfahrungswissenschaft ist jedoch, dass die Wahrnehmung, sei sie auch noch so technisch ausgereift, begrenzt bleibt. Es können somit nur die Auswirkungen gezeigt werden aber nie die Gründe selbst. Die Erfahrungswissenschaft ermöglicht zwar eine Naturbeherrschung, kann aber keine Erkenntnis der Wahrheit bringen. Sie ist nichts Anderes als ein unendliches Ausprobieren von Gegenständen auf ihre Brauchbarkeit. Somit bleibt die Frage, ob eine Zeckenimpfung sinnvoll sei, eine philosophische.