PLANK, Miriam (Arbeit1)

Aus Philo Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

DISKUSSION (1.Arbeit PLANK, Miriam)

1. Schriftliche Arbeit in Methoden und Disziplinen der Philosophie

  • bei: Prof. Richard Heinrich, Sebastian Baldinger
  • verfasst von:Miriam Plank
  • behandeltes Thema: Vorlesung vom 30.10.2008 von Konrad Paul Liessman


1. Zum Vortragenden

Biographie

Konrad Paul Liessmann wurde 1953 in Villach geboren und studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Wien. Seine Promotion erfolgte im Jahr 1979. Liessmann blieb an der Universität Wien und ist dort als Professor tätig. Außerdem ist er als Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist tätig. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche und essayistische Werke zu Fragen der Ästhetik, Kunst- und Kulturphilosophie sowie der Gesellschafts- und Medientheorie und der Philosophie des 19. Und 20. Jahrhunderts.


Seit 1996 ist er wissenschaftlicher Leiter des „Philosophicum Lech“ und Herausgeber der gleichnamigen Buchreihe (erscheint im Zsolnay Verlag).


Von 2002 bis 2006 leitete Konrad Paul Liessmann den „Friedrich-Heer-Arbeitskreis“ der Österreichischen Forschungsgemeinschaft und war außerdem Herausgeber der Werke Friedrich Heers (Böhlau Verlag).


2004 trat er seine Stelle als Studienprogrammleiter für Philosophie an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaften der Universität Wien an.


Liessmann erhielt für seine Arbeit in den obigen Gebieten etliche Auszeichnungen, unter anderem den Wissenschaftspreis der Stadt Wien (1989), den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik (1996), den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln (2003), weiters wurde er 2006 zum „Wissenschafter des Jahres“ gekührt.


Werk

Konrad Paul Liessmann ist medial sehr präsent, in der Ö1 Hörfunkreihe „Denken und Leben“ erörterte er den Hörern die namhaftesten Philosophen des Abendlandes. Außerdem ist findet man seinen Namen oft in Tages- und Wochenzeitungen (Der Standard, Die Presse, Profil), wo er kontroverselle Essays zu Themen wie Bildung, Bürgertum und Zeitgeist veröffentlichen lässt. Durch ebendiese Präsenz macht er das Fach Philosophie interessierten Lesern und Hörern zugänglich und erhöht das Interesse an der Philosophie. Es gibt jedoch auch Philosophen, die dem Ganzen kritisch gegenüberstehen, da die Öffentlichkeit nicht in den breiten Umfang der Philosophie sondern eben nur in Liessmanns Schwerpunkte Einblick erhält.


Mein Eindruck über den Vortragenden

Professor Liessmann wirkte über die gesamten eineinhalb Stunden seines Vortrages äußerst locker, dynamisch, professionell und sympathisch. Man merkte, dass er eine hohe Kompetenz besitzt und „weiß, wovon er redet“. Seine Körperhaltung war stets entspannt und er sprach mit fester Stimme und gut verständlich. Sein Vortrag wurde vom Publikum sehr gut aufgenommen, zumindest habe ich es so in Erinnerung, er erntete einige Lacher und ließ keine Langeweile aufkommen.

Die Vorlesung war gut strukturiert, es zog sich ein roter Faden durch. Er wirkte bemüht, diesen roten Faden verfolgbar zu machen und wiederholt meistens die Eckpunkte um sicherzugehen dass man folgen konnte. Während des Vortrags wurde viele Philosophie zitiert und als Grundlage einiger Schlussfolgerungen verwendet, ein Unterschied zu den vorhergehenden Vorlesungen von Herrn Prof. Gotz, der übrigens hinter mir saß und fleißig mitschrieb.

2. Inhalt der Vorlesung

Liessmann sieht in der Philosophie eine praxisorientierte Absicht, das heißt die Philosophie versteht sich als universelle Grundlage in der Praxis.


Er zitierte Theodor W. Adornos Ausspruch „Die Philosophie ist zwar das Ernsteste aller Dinge, aber so ernst ist sie auch wieder nicht“ um sogleich mit der Erzählung einer Fabeldichtung von Äsop (6. Jhdt. v. Chr.) fortzufahren:


Ein Sternensucher hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Sterne zu beobachten. Als er nun ausging um dies zu tun und nach den Sternen schaute, fiel er, da er nicht auf den Boden geachtet hatte, in eine Zisterne. Jemand sah ihn und sagte:“Bist du also auch so einer, sehen will, was am Himmel ist, aber übersieht, was auf der Erde ist“


Auch Platon nutzte dieses Gleichnis, machte aber aus dem „Himmelsgucker“ den Astronomen Thales und aus dem Jemand, der ihn sah, eine reizende Dienstmarkt, die ihn belehrte, dass ihm verborgen bleibe, was vor Nase und Füßen liegt wenn er immer nur gen Himmel schaut. Laut Platon gilt derselbe Spott allen, die sich mit der Philosophie einlassen! Ich finde dies durchaus berechtigt, sieht man sich die Symbolik der Fabel an: Die Magd symbolisiert den Gegenpool des Philosophen, belehrt und belächelt diesen, sie steht also in gewisser Weise für die Naturwissenschaftler. Sie ist schadenfroh und würde nie vor Unachtsamkeit in den Brunnen fallen, sie ist auf dem Boden der Realität und sinnt nicht in die Sterne schauend vor sich hin. Dies ist die Beispielgeschichte der Philosophie, der Gegensatz der konstitutiv auf die Philosophie trifft. Gegensätze zwischen Nähe und Ferne, zwischen dem Versinken in den gestirnten Himmel, dem Vergessen des Wesentlichen und den harten Fakten.


Dies führt unwesentlich zur Frage:

Behindert uns die Philosophie in unserem Alltagsleben? Bringt sie uns zum Stolpern? Worin besteht die Motivation, sich philosophisch zu betätigen?


Aristoteles fügte der Geschichte folgendes Beispiel bei: man beschimpfte Thales des zur-Schau-Tragens seiner Armut, da es wiederrum ein Beispiel für die „Nutzlosigkeit“ der Philosophie wäre. So sagte Thales nun eine reiche Öl Ernte voraus, investierte in diese und verdiente viel Geld. Er bewies damit, dass Philosophen, wenn sie nur wollten, überaus reich werden könnten, nur: Das ist nicht ihr Ziel!


Wozu aber wollen wir dann unsere Erkenntnis verwenden, wenn nicht um einen unmittelbaren Gewinn daraus zu ziehen? Die Antwort: Der Wert des Wissens liegt im Wissen selbst, das Wissen selbst wird zum Zweck seiner selbst, der Erwerb desselben stellt eine Befriedigung dar.


Exkurs: Nun folgte als kurzer Exkurs eine andere Variante des Philosophie Gleichnisses von Abraham Santa Clara, einem strengen Katholiken und barockem Rhetoriker, der Thales in seiner Version als heidnischen Philosoph darstellt, die Magd wird zum hässlichen alten Weiblein das Thales auch deswegen verhöhnt, weil er nicht mal dazu imstande ist, natürliche Dinge zu untersuchen und trotzdem versucht, die Geheimnisse des Schöpfergottes zu erkunden. Diese Demut vor dem Wissen war eine Barriere zur Aufklärung.


Nach welchem Wissen strebt ein Philosoph? Zuerst ist dazu zu sagen, dass der Ausdruck Wissen schlecht gewählt ist, man sollte eher Weisheit sagen. Ein Philosoph also strebt, wie bereits gehört, nicht nach praktischem Wissen, das Macht zu Folge hätte. Er strebt nach einer Form von Erkenntnis die eingebettet ist in etwas, das wir Weisheit nennen, deren Praxisbegriff bezieht sich auf den Hintergrund des Kontextes in der Menschen als reflektierende Wesen stehen.


Man muss Wissen von Weisheit unterscheiden, Weisheit bezeichnet eher Lebenserfahrung, Erfahrung im Umgang mit Entscheidungsfragen, Erfahrung mit Abschätzbarkeit von Menschen, etc. Weisheit ist nicht Moraldogmatik oder Ideologie!


Liessmann erklärte, dass die Sophisten, die „Weisheitslehrer“, die natürlich starke Gegner von Sokrates und Platon waren, das Wissen strategisch einsetzten, es war ihnen ein Anliegen, alles zu unternehmen um aus schwachen Argumenten starke zu machen, man könnte sie also mit heutigen Beratern oder auch Anwälten vergleichen.


Weisheit hat einen viel weiteren Horizont als Wissen, sie ist die Fähigkeit, Dinge wahrzunehmen in ihrer Wahrheit und dies zurück zu spiegeln auf die Unmittelbarkeit.


Der Philosoph hat keine Weisheit, sonst würde er ja nicht danach streben!


Ist die Weisheit also bloß theoretisch? Nein, denn Weisheit bezieht sich immer auf das Leben und damit auf die Praxis.


Etymologie von Theorie: gr. „theorein“=schauen, betrachten

gr „theoreticos“: Gesandter, der auf Feste geht um das Geschehene wiederzugeben	, meistens sakrale Ereignisse, er sieht die Offenbarung hinter„heiligen Dingen


Daraus können wir ableiten, dass die Theorie eine Art des Betrachtens mit bestimmten Absichten ist: 1. Kommunizierbarkeit 2. Zusammenhänge aufdecken, „Geschehenes deuten das ich aber auch nicht sehen könnte, wenn ich nicht hinsehen würde“, das heißt der erste Schritt zu solch einer Deutung ist wiederum die sinnliche Wahrnehmung 3. Versuch, Geschehenes hinsichtlich seiner Genese verständlich zu machen durch das Entwerfen von Modellen


Der philosophische Begriff ist jener, dass das Schauen nur zu Hintergrund vordringt, wenn es im Wesen absichtslos ist und nicht interessensgesteuert, was uns zum Begriff Kontemplation (Cicero) bringt: Schauen ist nicht nur sinnlich sondern auch metaphysisch.


Zwei Begriffe: - Vorstellung, „Innere Schau“, sich versenken in einen Gegenstand der in ein in sich selbst versinkendes Objekt verschwindet - Abwertende Konnotation=>das nur Beschauliche (kontemplarische Abende, kontemplarische Existenz), man ist nicht aktiv, nicht mittätig=>sich der Sache selbst um der Sache selbst willen aussetzen Diese Beschaulichkeit wurde selbst zum philosophischen Programm, man wollte in der Kontemplation sehen, dass man in der Theorie die Ansicht zu einer Lebensform gewinnt.


Zu einer Lebensform gehört ohne Zweifel die Freiheit, diese meint das politische Handeln, Beiträge zu der Gesellschaft leisten, etwas produzieren und schöpferisch tätig sein. Hierbei muss man zwischen Herstellung und Praxis unterscheiden, Herstellung ist verbunden mit dem Material, mit dem ich arbeite und Praxis bezieht sich auf die Handlungen, die zwischen Menschen passieren wie etwas Krieg.


Zurück zur Kontemplation: Aristoteles sagte, die schönste Möglichkeit, ein Leben zu führen ist, es wie ein Philosoph zu führen, sofern dieser ein „vita contemplatio“ führt, also ebendieses kontemplative Leben, ein Leben in der Theorie bei dem die Form der Erkenntnis das Glück selbst ist.


Dazu natürlich die naheliegende Frage: WARUM?


Dazu hat Liessmann das „MODELL DES GLÜCKLICHEN HUHNES“, eine Bezeichnung die er selbst gewählt hat, angeführt:


Der Mensch ist glücklich, wenn er „artgerecht“ leben kann, artgerecht leben impliziert bei uns Menschen Vernunft, da diese das einzige ist, das uns von anderen Tieren unterscheidet und uns spezifisch macht. Die vornehmste Fähigkeit der Vernunft ist, die Wirklichkeit zu erkennen, Theorien werden aus dem erkennenden Beschauen der Welt entwickelt. Der „bios theoreticos“ wird nur durch die Praxis gestört wenn keine gewisse Distanz vorliegt, die Distanz ist die Vorbedingung für eine Erkenntnis um ihrer selbst willen. Nur als jemand, der nicht davon betroffen ist, will ich nichts von den Dingen.


Der Fehler des Thales war also, dass er nicht einen Weg gewählt hat, auf dem es keine Zisterne gab!


Das Erkennen wird selbst zur Lebensform, der damit verbundene Rückzug aus der Wirklichkeit ist jedoch unter bestimmten Bedingungen prekär da man ja dann nicht ins Weltgeschehen eingreifen kann.


Der Mensch hat den Trieb in sich, sich allmählich von allen Zisternen der Welt zu befreien, man kann ja nicht 24 Stunden am Tag zweckorientiert handeln.


Danach wurde noch erläutert, was Kant in seiner Einführungsvorlesung über die Philosophie sagte:


Es gibt zwei Begriffe der Philosophie:


1. Der Schulbegriff der Philosophie Dieser Begriff bezeichnet das, was in der Allgemeinheit als Philosophie gesehen wird und was sich angesammelt hat an Büchern, etc. Dies ist das Rüstzeug von einem philosophischen Fundament


2. Der Weltbegriff der Philosophie … bezieht sich auf unser Verständnis der Welt. Philosophie ist eine Wissenschaft von den letzten Zwecken der menschlichen Vernunft. Dieser hohe Begriff gibt der Philosophie Würde, die Philosophie hat unter allen Wissenschaften diesen Wert, ohne diesen sind alle anderen Wissenschaften wertlos.


Mit Philosophie gehen wir über die unmittelbaren Zwecke hinaus!


Philosophie ist eine Weltweisheit die versucht Zwecke bereitzustellen unter diesen wir in der Welt leben. Für Kant besteht die Philosophie aus vier Fragen: 1. Was kann ich wissen? Was kann ich überhaupt wissen, wo liegt die Grenze des Wissbaren, kann ich diese Grenze überschreiten, und wenn ja, wie kann ich das? 2. Was soll ich tun? … als frei verstehendes Wesen unter der Voraussetzung, dass ich bestimmte moralische Ziele habe? Handeln aus Maxime (Willen, Gutes zu tun). 3. Was kann ich hoffen? Diese Frage betrifft die Religion, alle Dinge die jenseits unserer theoretischen und praktischen Erkenntnisse und Handlungsmöglichkeiten liegen. Gibt es eine sterbende Seele, gibt es Gott? Dies alles entzieht sich unserer Vernunft, ich kann höchstens hoffen, es ist nicht erwartbar wahrscheinlich sondern radikal unverfügbar. Die Grenzen schreien danach, überschritten zu werden, gerade weil wir moralische Wesen sind. Es ist schwierig, Grenzen zu ziehen, wir wollen sie nicht akzeptieren (deshalb entstehen Dinge wie Verschwörungstheorien usw.) 4. Was ist der Mensch? (im Sinne der Anthropologie) Der Mensch als Wesen das seine Beschränkungen weiß und sie deshalb nicht akzeptiert. Nietzsche sagt dazu: Der Mensch ist das nicht festgestellte Tier, wir müssen uns selber definieren und sind von der Natur nicht festgestellt. Diese Nicht-Festgestelltheit ist Ausdruck einer Krankheit!


…. So entließ uns Herr Prof. Liessmann aus der Vorlesung


Meine Reflexion über die Vorlesung

Ich war richtig erfreut über den Vortrag, genau wegen solcher Fragen die Herr Liessmann gestellt hat will ich Philosophie studieren und genau wegen diesen Abgrenzungen zu den Naturwissenschaften und, grob gesagt, zu den rein praktisch und rational denkenden Menschen will ich umso mehr Philosophie studieren. Er hat eine gute Einführung in die Philosophie gegeben, obwohl ich das vielleicht nicht wirklich beurteilen kann da ich noch ein relatives unbeschriebenes Blatt bin, ich beurteile es aber insofern, als dass ich allen seinen Gedanken gut folgen konnte und sich meine Lust bezüglich ebendiesem Studium nachzugehen etwas vergrößert hat.

- von Miriam Plank


Zurück