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(Neuer Abschnitt Ilka Quindeau und die Differenz)
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Warum Freud selbst allerdings ''ausserhalb'' dieses zweiendigen Stockes steht kann man wohl nur durch die "Praxis der Psychoanalyse" erklären. (luef)
 
Warum Freud selbst allerdings ''ausserhalb'' dieses zweiendigen Stockes steht kann man wohl nur durch die "Praxis der Psychoanalyse" erklären. (luef)
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== Ilka Quindeau und die Differenz ==
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Für Quindeau ist die Differenz nicht mehr die Differenz zwischen männlich und weiblich, sondern die Differenz, welche sich in jeder Beziehung zwischen Menschen finden muss. Sie vertritt die Ansicht, dass das Kind sich durch das (sexuelle) Begehren eines Anderen (also meist der Eltern) entwickelt, und auch seine eigene Sexualität entwickeln kann. Hierbei ist es aber nebensächlich, ob es sich um ein Mädchen oder um einen Buben handelt, da dies für alle Kinder gilt, es entsteht also keine Hierarchie der Geschlechter. Quindeau schließt am Ende ihres Textes, dass die Aufhebung der Geschlechterdifferenz im sexuellen Bereich auch ihre Aufhebung im gesellschaftlichen Bereich bedeuten könnte. Hier schließt meine Frage an: Sie wendet sich von der Ansicht ab, dass das Mädchen / die Frau Gefühle der Minderwertigkeit dem Mann gegenüber entwickeln müsse und deshalb auch in der Gesellschaft eine untergeordnete Rolle spiele, wie erklärt sie sich jedoch dann, dass in der gesellschaftlichen Realität durchaus eine Hierarchie gegeben ist?
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Sie sagt nur man könne diese abschaffen und an ihre Stelle andere Machtverhältnisse setzen, mich würde aber zudem interessieren wie es ihrer Meinung nach überhaupt so weit kommen konnte. (kathi.vo)

Version vom 21. Juni 2010, 12:17 Uhr

Haben sich die (sexuellen) Verhältnisse seit Freud so verändert, dass seine Theorien zum Geschlecht heute als obsolet anzusehen sind?

Ich habe im Rahmen eines vorösterlichen Ordnungsversuches die Diskussionsbemerkungen zu den einzelnen Fragen auf eigene Seiten verlagert, die über den Diskussionsraum per link mit jeder Frage erreichbar sind. Die Fortsetzung der hier begonnenen Diskussion findet sich daher hier

So, ich eröffne mal hier die Frage neu, ich weiß allerdings nicht, ob sich hier wer her verirrt.

Ich denke doch, dass in einigen Punkten die Gesellschaft Freuds Ansichten überholt hat (man denke an die ganze Problematik der Hysterie), dass aber andererseits die damalige Schicht, in der sich die Psychoanalyse bewegte (das Großbürgertum), Werte und Ansichten hatte, die heute auf weit größere Massen zu beziehen sind, also an Breite eher zugenommen haben. Wie bei diversen religiösen Büchern könnte man also annehmen, dass einige Teile des Freudschen Werks im historischen Kontext zu lesen sind (deutlich bei Totem und Tabu), andere wiederum gültige Wahrheiten darstellen.

Freud selber wollte mMn jedoch keine Realität konstituieren, sondern Vorgefundenes beschreiben und klassifizieren; und bezüglich des Phänomens "Frauengleichberechtigung" hat sich in den letzten 100 Jahren viel getan, aber gleichzeitig auch nicht!

Freud selbst bringt ja eine tolle Fußnote zu dem Thema (Über die weibl. Sex., S. 280, FN 1: "Man kann vohersehen, daß die Feministen ..."), die mir unklar war und tlw. noch ist. Ich habe das mal bei Dostojewski nachgelesen, ihr könnt das hier: http://194.64.252.38/?id=5&xid=455&kapitel=89&cHash=a383eb13fcchap089#gb_found (Projekt Gutenberg) auch tun - es ist eine Stelle am Ende von Die Brüder Karamasow, 12. Buch.

Auf recht elegante Weise weist Freud darauf hin, dass man mit "psychologischen Methoden" die Dinge immer so erscheinen lassen kann, wie es gerade passend ist. (Dostojewski: "Absichtlich, meine Herren Geschworenen, habe ich selber jetzt meine Zuflucht zur Psychologie genommen, um anschaulich zu zeigen, daß man aus ihr jeden Schluß ziehen kann, der einem beliebt. Es kommt nur darauf an, wer sie handhabt. Die Psychologie verführt sogar die solidesten Männer zum Verfassen von Romanen, und zwar, ohne daß sie es wollen. Ich rede von der unangebrachten Psychologie, meine Herren Geschworenen, von einem gewissen Mißbrauch, der mit ihr getrieben wird.") Der "Männlichkeitskomplex" kann also nach Freud nicht den Männern unterschoben werden, wenn doch ganz klar - evident - ist, dass er die Frauen betrifft, die versuchen, die männliche Macht für sich zu gewinnen.

Warum Freud selbst allerdings ausserhalb dieses zweiendigen Stockes steht kann man wohl nur durch die "Praxis der Psychoanalyse" erklären. (luef)

Ilka Quindeau und die Differenz

Für Quindeau ist die Differenz nicht mehr die Differenz zwischen männlich und weiblich, sondern die Differenz, welche sich in jeder Beziehung zwischen Menschen finden muss. Sie vertritt die Ansicht, dass das Kind sich durch das (sexuelle) Begehren eines Anderen (also meist der Eltern) entwickelt, und auch seine eigene Sexualität entwickeln kann. Hierbei ist es aber nebensächlich, ob es sich um ein Mädchen oder um einen Buben handelt, da dies für alle Kinder gilt, es entsteht also keine Hierarchie der Geschlechter. Quindeau schließt am Ende ihres Textes, dass die Aufhebung der Geschlechterdifferenz im sexuellen Bereich auch ihre Aufhebung im gesellschaftlichen Bereich bedeuten könnte. Hier schließt meine Frage an: Sie wendet sich von der Ansicht ab, dass das Mädchen / die Frau Gefühle der Minderwertigkeit dem Mann gegenüber entwickeln müsse und deshalb auch in der Gesellschaft eine untergeordnete Rolle spiele, wie erklärt sie sich jedoch dann, dass in der gesellschaftlichen Realität durchaus eine Hierarchie gegeben ist? Sie sagt nur man könne diese abschaffen und an ihre Stelle andere Machtverhältnisse setzen, mich würde aber zudem interessieren wie es ihrer Meinung nach überhaupt so weit kommen konnte. (kathi.vo)