Anarchismus, Relativismus und die Wissenschaften - Paul K. Feyerabend: Unterschied zwischen den Versionen

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(Against Method - Der Anarchismus als Arznei für die Wissenschaften)
(Against Method - Der Anarchismus als Arznei für die Wissenschaften)
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== ''Against Method'' - Der Anarchismus als ''Arznei für die Wissenschaften''==
 
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:"(...) daß der Anarchismus vielleicht nicht gerade die anziehendste politische Philosophie ist, aber gewiß eine ausgezeichnete Arznei für die Wissenschaften und die Philosophie." (Feyerabend, Wider den Methodenzwang, S.13)
  
 
Wer von Arznei spricht, wittert eine Krankheit. Nach Feyerabend ist die Krankheit heutiger Wissenschaftspraxis der Methodenzwang. Dieser ist nicht nur menschenunwürdig, sondern widerspricht vor allem der Natur wissenschaftlicher Revolutionen und wissenschaftlichem Fortschritts. Bsp. Kopernikanische Revolution, Relativitätstheorie etc.
 
Wer von Arznei spricht, wittert eine Krankheit. Nach Feyerabend ist die Krankheit heutiger Wissenschaftspraxis der Methodenzwang. Dieser ist nicht nur menschenunwürdig, sondern widerspricht vor allem der Natur wissenschaftlicher Revolutionen und wissenschaftlichem Fortschritts. Bsp. Kopernikanische Revolution, Relativitätstheorie etc.
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'''Freiheit und Fortschritt'''
 
'''Freiheit und Fortschritt'''
  
:"Es ist also klar, daß der Gedanke einer festgelegten Methode oder einer feststehenden Theorie der Vernünftigkeit auf einer allzu naive Anschauung vom Menschen und seinen sozialen Verhältnissen beruht. Wer sich dem reichen, von der Geschichte gelieferten Material zuwendet und es nicht darauf abgesehen hat, es zu verdünnen, um seine niedrigen Instinkte zu befriedigen, nämlich die Sucht nach geistiger Sicherheit in Form von Klarheit Präzision, "Objektivität", "Wahrheit", der wird einsehen daß es nur ''einen'' Grundsatz gibt, der sich unter ''allen'' Stadien der menschlichen Entwicklung vertreten läßt. Es ist der Grundsatz: '''Anything Goes''' (Feyerabend, Wider den Methodenzwang, S.31f.)
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:"Es ist also klar, daß der Gedanke einer festgelegten Methode oder einer feststehenden Theorie der Vernünftigkeit auf einer allzu naive Anschauung vom Menschen und seinen sozialen Verhältnissen beruht. Wer sich dem reichen, von der Geschichte gelieferten Material zuwendet und es nicht darauf abgesehen hat, es zu verdünnen, um seine niedrigen Instinkte zu befriedigen, nämlich die Sucht nach geistiger Sicherheit in Form von Klarheit Präzision, "Objektivität", "Wahrheit", der wird einsehen daß es nur ''einen'' Grundsatz gibt, der sich unter ''allen'' Stadien der menschlichen Entwicklung vertreten läßt. Es ist der Grundsatz: '''Anything Goes'''   (S.31f.)
  
 
:"Wenn man also die Freiheit ausweiten, ein erfülltes und befriedigendes Leben führen will, wenn man zusätzlich noch die Geheimnisse der Natur und des Menschen aufdecken möchte, dann muß man alle umfassenden Maßstäbe und alle starren Traditionen verwerfen." (S.18)
 
:"Wenn man also die Freiheit ausweiten, ein erfülltes und befriedigendes Leben führen will, wenn man zusätzlich noch die Geheimnisse der Natur und des Menschen aufdecken möchte, dann muß man alle umfassenden Maßstäbe und alle starren Traditionen verwerfen." (S.18)

Version vom 23. November 2011, 23:39 Uhr

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Relativismus und Wissenschaft - Es gibt nicht die Wahrheit

Feyerabend Interview (v.a.: 11:50 -17:40) video

Against Method - Der Anarchismus als Arznei für die Wissenschaften

"(...) daß der Anarchismus vielleicht nicht gerade die anziehendste politische Philosophie ist, aber gewiß eine ausgezeichnete Arznei für die Wissenschaften und die Philosophie." (Feyerabend, Wider den Methodenzwang, S.13)

Wer von Arznei spricht, wittert eine Krankheit. Nach Feyerabend ist die Krankheit heutiger Wissenschaftspraxis der Methodenzwang. Dieser ist nicht nur menschenunwürdig, sondern widerspricht vor allem der Natur wissenschaftlicher Revolutionen und wissenschaftlichem Fortschritts. Bsp. Kopernikanische Revolution, Relativitätstheorie etc.


Freiheit und Fortschritt

"Es ist also klar, daß der Gedanke einer festgelegten Methode oder einer feststehenden Theorie der Vernünftigkeit auf einer allzu naive Anschauung vom Menschen und seinen sozialen Verhältnissen beruht. Wer sich dem reichen, von der Geschichte gelieferten Material zuwendet und es nicht darauf abgesehen hat, es zu verdünnen, um seine niedrigen Instinkte zu befriedigen, nämlich die Sucht nach geistiger Sicherheit in Form von Klarheit Präzision, "Objektivität", "Wahrheit", der wird einsehen daß es nur einen Grundsatz gibt, der sich unter allen Stadien der menschlichen Entwicklung vertreten läßt. Es ist der Grundsatz: Anything Goes (S.31f.)
"Wenn man also die Freiheit ausweiten, ein erfülltes und befriedigendes Leben führen will, wenn man zusätzlich noch die Geheimnisse der Natur und des Menschen aufdecken möchte, dann muß man alle umfassenden Maßstäbe und alle starren Traditionen verwerfen." (S.18)


Autorität und Gewalt

"Wissenschaftler und wissenschaftlich eingestellte Individuen geben vielleicht zu, daß es in ihrem Leben viele Fragezeichen gibt, aber sie weigern sich, diese Sicht auf ihren Lieblingsspielplatz auszudehnen, eben auf die Wissenschaften. Selbst tolerante und liberal eingestellte Wissenschaftler haben das Gefühl, daß wissenschaftliche Sätze und Sätze, die nicht in den geheiligten Hallen der Wissenschaften entstanden sind, eine verschiedene Autorität haben - die ersten können die zweiten beseitigen, nicht aber umgekehrt. Das können sie natürlich, wenn man ihnen die nötige rohe Gewalt gibt. Wissenschaftlich geht man dabei aber nicht vor, und wenn man das doch glaubt, dann hat man eine sehr naive Vorstellung vom Funktionieren wissenschaftlicher Untersuchungen. Leider ist diese naive Vorstellung die Grundlage vieler methodologischer Systeme geworden." (Wissenschaft als Kunst, S.159)