PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 15.12.: Unterschied zwischen den Versionen

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==Zimmermann, Bettina==
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'''Flatscher''' hält seine Vorlesung unter dem Titel „Überlegungen zur Gegebenheit der Welt – Zugänge der Phänomenologie und Dekonstruktion“. Er bringt die philosophische Strömung der Phänomenologie anhand einiger Thesen ihrer Hauptvertreter Husserl und Heidegger näher und erläutert zum Schluss die Idee der Dekonstruktion von Derrida.
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Die '''Phänomenologie''' ist die '''Lehre vom Erscheinen''', vom Sichzeigen von Seiendem. '''Husserl''' sprach von einem '''Korrelationsapriori''': jedes Erscheinen ist immer sowohl subjektiv als auch objektiv. Welt und Bewusstsein sind ineinander verschränkt. Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas. Die Wahrnehmung ist unvollständig und perspektivisch. Die Dinge sind immer nur in '''Abschattungen''' gegeben. Die Phänomenologie bestreitet, dass es eine „wahre Welt“ hinter der phänomenalen gibt. Das Kant’sche „Ding-an-sich“ gibt es nicht. Es gehört zum Gegebensein der Dinge, dass sie nur in Abschattungen wahrgenommen werden. Unser Bewusstsein hat darüber hinaus die Eigenschaft, dass nicht Wahrgenommenes über ein '''Mehr- und Mit-Meinen''' ergänzt wird, um so die perspektivische Wahrnehmung soweit zu ergänzen, dass ein ganzer Gegenstand wahrgenommen wird.
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Zu diesem Teil wurde eine interessante Frage aufgeworfen: Wenn irgendwo etwas ist, das von niemandem wahrgenommen wird, existiert das dann? Flatscher sagt, dass gemäß dem phänomenologischen Zugang die Frage nach der Existenz in so einem Fall keinen Sinn machen würde.
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Meines Erachtens stellt die Phänomenologie jede Wissenschaft in Frage. Sie behauptet, dass es keine objektive Sicht der Dinge geben kann, dass jede Beobachtung, jede Wahrnehmung ein subjektives Element in sich trägt. Auch das Mehr- und Mit-Meinen, das sich nicht Ausschalten lässt, hindert uns an einer objektiven Welterkenntnis. Ist es nicht eine der Aufgaben der Wissenschaft dieses Mehr- und Mit-Meinen, oder anders ausgedrückt jegliche Vorurteile, aufzudecken und zu eliminieren? Um zu allgemeingültiger Erkenntnis zu gelangen, müssen wir doch möglichst objektive, von Vorurteilen befreite Wahrnehmungen anstreben? Auch wird meines Erachtens die Frage nach den Ursachen der sichtbaren Wirkungen von der Phänomenologie als sinnlos dargestellt. Gerade um Ursache-Wirkungszusammenhänge zu erkennen, müssen wir uns mit Dingen (oder besser Kräften) beschäftigen, die für unsere Sinne nicht unmittelbar wahrnehmbar sind, sondern nur in ihren Auswirkungen erkennbar sind. Würde die Phänomenologie die Frage nach und Erforschung von Ursachen und physikalischen Kräften, die uns als solche nicht erscheinen, sondern reflexiv über Theorienbildung erkannt werden, als sinnvoll erachten? Ist also gemäß Phänomenologie wissenschaftliche Erkenntnis überhaupt möglich und sinnvoll?
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'''Heidegger''' versteht das menschliche Dasein als '''In-der-Welt-Sein'''. Es ist unumgänglich, dass wir alles um uns herum automatisch [[als]] etwas verstehen. Wir können die Dinge nicht aus ihrem '''ganzheitlichen Bedeutungszusammenhang''' herauslösen. Jede Art von Reduktionismus wird unter dieser Sichtweise unmöglich. Wir müssen uns von Anfang an als in einen großen Gesamtzusammenhang, in ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht eingebunden verstehen.
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Einen Schritt weiter noch geht '''Derrida''', der im Zusammenhang mit der '''Iterabilität''' bestreitet, dass es eine stabile Als-Struktur gibt. Durch die Wiederholbarkeit wird die Singularität gespalten. Die '''Identität''' wird bei einem Wiederholungsakt '''verändert'''. D.h. nichts bleibt wirklich identisch. Alles kann nur ein einziges Mal so erlebt werden, wie beim ersten Mal. Bereits bei einer Wiederholung in der Erinnerung ist das Erlebnis nicht mehr identisch.
  
  
  
 
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Version vom 9. Dezember 2009, 17:18 Uhr

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Konstanze Renatus-Messmer

Protokoll der Ringvorlesung vom 03.12.2009 – Prof. Dr. Flatcher

Thema: Phänomenologie als philosophische Strömung anhand der Thesen von Husserl, Heidegger und Derrida

Prof. Flatchers Ring-VO schilderte und erläuterte den Verlauf der Phänomenologie von ihrer Entstehung und Weiterentwicklung bis zur Dekonstruktions-Lehre.

Beginnend mit Husserl, der die Phänomenologie entwickelte und zu einer „Lehre vom Erscheinen“ ausbaute. Die Neuerung zu vorausgegangenen Philosophien war die These der Erscheinungsweisen von Seiendem, in der nicht mehr „der bloße Schein“, sondern das „sich Zeigen“ Priorität erlangt. Besonderen Wert legt Husserl dabei auf die Intentionalität des Bewusstseins und den Doppelsinn im subjektiven und objektiven Gebrauch am Beispiel von „etwas zeigt sich“ und „sich zeigen“. Die Offenheit des Bewusstseins muss sich nicht erst entwickeln, sondern ist immer schon draußen bei den Dingen. Daraus ergibt sich, dass ein Wahrnehmungsvorgang nie total abgeschlossen sein kann, sondern – bedingt durch den perspektivischen Zugang – immer nur eine Abschattung und folglich eine implizierte Unvollkommenheit der Wahrnehmung, eine Ausschnittswahrnehmung ist. Es gibt keine wahre Welt hinter der phänomenalen Welt. Trotzdem kann ein „Mehr“ immer dazu gedacht werden.

Die unterschiedliche Wahrnehmung + Erinnerung = synthetisches Bewusstsein ist immer schon in der Wahrnehmung vollzogen und nicht eines hinter dem Anderen. Es gibt keine Trennung zwischen sinnlicher und verstandesmäßiger Ebene. Wichtig ist dabei der Raum-Zeit-Horizont, der nie isoliert, sondern immer in einem Kontext steht. Dieser Horizont ist jederzeit erweiterbar, so dass es nie zu einem kompletten „Hintergrund“ kommen kann.

Husserl betont, dass es kein System und kein Gedankenkonstrukt in der Phänomenologie gibt, kein warum sonder immer nur ein DAS. Er grenzt sich damit von seinen Vordenkern, vor allem gegenüber Kants Vorstellungstheorie, scharf ab.

Diese Theorien zogen zukünftige Philosophen (Satre, etc.) zu seinen Vorlesungen. Sein einstiger Schüler/Assistent Heidegger wurde zu seiner eigenen Konkurrenz, indem er die Phänomenologie kritisch weiterentwickelte.

Hervorzuheben sind bei Heidegger vor allem seine frühen Marburger und Freiburger Vorlesungsschriften. Er entwickelt und publiziert eine Theorie vom „Draußen in einer entdeckten Welt“ - „Mensch sein, heißt offen sein für die Welt“ im philosophischen Hauptwerk „Sein und Zeit“. Heideggers Schwerpunkt liegt auf dem Dasein zur Mit- und Umwelt und grenzt sich zu Husserls Theorien im praktischen Gebrauch der Phänomenologie ab. Für Heidegger ist die praktische Phänomenologie nicht „bedeutungsnackt“, sondern hat in der Als-Hermeneutik immer einen Bewandtniszusammenhang. Er plädiert für einen differenten Umgang mit dem Seienden und geht von einer vor-prädikativen und prä-reflexiven Leistung aus, nicht mehr von einer interpretatorischen, „etwas als etwas zu sehen“. Nicht das analytische, sondern das unmittelbare Sehen „des etwas als etwas“ vor einem Hintergrund wird zu seiner Prämisse.

Zusammenfassend ist für Heideggers Phänomenologie wichtig, dass jede Wahrnehmung schlagartig und unmittelbar (ohne Reflexion) möglich ist. Sie ist nur in einem Gesamtzusammenhang, rückgebunden an Lebenswichtiges im Dasein, möglich. Ein bestimmter Hintergrund wird ihr auch ohne Kontext zugeordnet. Sie ist eine unmittelbare, nie isolierte Als-Struktur, die ihre Bedeutungsganzheit und ihr Gesamtkonzept an der Erfahrung festmacht.

Derrida setzt sich in seiner „Dekonstruktion“ mit Heideggers Phänomenologie, speziell mit der Als-Hermeneutik auseinander. Darin impliziert er die Differenz durch Iterabilität (Wiederholbarkeit) und kommt zu dem Schluss, dass „etwas als etwas verstehen“ permanent im Wandel ist, da man daraus folgernd, nie etwas restlos verstanden haben kann. Die Identität eines jeden ist selbst permanent mit sich selbst im Wandel und prekär, es kommt nie zu einer fertigen Identität. Es ist kein „erstes Mal“ möglich. Identität generiert sich aus Wiederholungspraxis, ist in sich konstituiert und auf Veränderung ausgerichtet.

Folglich ist eine Auseinandersetzung mit der Überlieferung keine Zerstörung dieser. Die traditionellen Systeme sollen in der Dekonstruktion von innen unterlaufen und nicht von außen nur kritisiert werden. Hierarchien können aufgelöst, neu entwickelt oder weiterentwickelt werden als „politisches Moment“.

Wir sollten alles und jedes als nicht besser sondern als ANDERS verstehen.

Die VO von Prof. Flatscher war inhaltlich gut aufgebaut, verständlich, offen für alle Rückfragen und in einem interessanten, historischen Kontext gehalten. Ich habe die Veranstaltung als persönliche Bereicherung und guten Zugang zum Philosophiestudium empfunden.

Heideggers praktischen Zugang zur Phänomenologie, genau wie die Weiterentwicklung bzw. Einschränkung/„das Überdenken“ der Als-Hermeneutik durch Derrida in der Dekonstruktion halte ich für einen alltagstauglichen und aktuellen Prozess im Leben aller Menschen, im Umgang mit sich selbst und untereinander. Aus diesem Bewusstsein heraus können sich Fragen und im besten Fall Anregungen und Lösungen für alle ethischen Themen ergeben.

Zwei Gedankengänge möchte ich für die nächste Übung zur Anregung/Diskussion stellen:

1) Ein System, welches auch immer, ist immer nur so gut, wie die Menschen, die dahinter stehen. Und die Menschen sind immer nur so gut, wie sie sich und ihre Intentionen dauerhaft und kritisch hinterfragen.

2) Alle philosophischen Thesen sind nur dann sinnvoll und praxisbezogen, wenn sie sich konsequent und kontinuierlich der aktuellen Kritik stellen und ihre innere Struktur überprüfen lassen.


Wanda Sarbinowska

Protokoll der Ringvorlesung vom 03.12.2009

Dr Matthias Flatscher

Überlegungen zur Gegebenheit der Welt

Zugang der Phänomenologie und Dekonstruktion

Phänomologie als philosophische Strömung

Dr Flatscher hat begonnen mit Edmund Husserl, der hat die Phänomenologie entwickelt und zu einer Lehre "von Erscheinen" bezeichnet.

Die Intentionalität des Bewustsein KORELATIONS APRIORI Subjektive und Objektive Momente bilden nicht ablösbare Momente einer Einheit. Kein Denken ohne Gedächtnis, kein Fühlen ohne Gefühltes ...

Das Bewusstsein kommt nicht in einem zweiten Schritt zur Welt, sondern ist immer schon draussen bei den Dingen. Es gibt keine wahre Welt hinter der "phänomenalen Welt"

Etwas zeigt sich nie isoliert sondern verweist immer schon auf andere.

Räumliche und zeitliche Horizont soll nie isoliert werden, sondern immer in einem Kontext steht - er bildet Hintergrund.

Die äußere Wahrnehmung ist eine beständige Prätention, etwas zu leisten,also gewissermaßen ein Widerspruch gehört zu ihren Wissen

Heidegger entwickelt und publiziert seine Theorie im philosophischen Hauptwerk "Sein und Zeit", wo er hat gesagt, dass Mensch sein, heißt offen sein für die Welt.

Das Dasein ist als Wesenhaft verstehendes zunächst zu Verstanden. Verstehen heißt etwas als etwas zu vestehen. Um etwass als etwas zu verstehen muss es als einer Bedeutungsganzheit erfahren werden.

Diese Gesamtkonzept ist an den Vollzug des Erfahrungen selbst rückgebunden.

Für Heidegger ist Phänomenologie wichtig. Jede Wahrnehmung unmittelbar ohne Reflexion möglich ist. Ein Hintergrund wird auch ohne Kontext zugeordnet.

Derrida "Dekonstruktion" zeigt Differenz zu Heideggers Phänomenologie.Durch Iterabilität - Wiederholbarkeit kann man nie etwas restlos verstanden, es kommt nie zu einer fertigen Identität, es generiert sich aus Wiederholungspraxis. Etwas als etwas zu verstehen sollen wir als anders verstanden .

Herr Dr Matthias Flatscher war offen auf alle Rückfragen - hat nach jede Frage kompetent und ausführlich beantwortet.

Ich habe viel neues und interessantes gelernt.

Clara Maier, Kim Dinh, Alexandra Vogt

„Methoden und Disziplinen der Philosophie Ring-Vo“ vom 3.12.2009, Prof. Flatscher

Wahrgenommenes Seiendes ist nur ein einem subjekt-relativen Erscheinen fürs Bewusstsein gegeben. Der Gegenstand bleibt immer derselbe und verändert sich also nicht. Die Betrachtung auf den Gegenstand liegt im Auge des Betrachters.

Raum und Zeit ist nie zur Gänze gegeben, da sonst nicht mehr von Wahrnehmung gesprochen werden kann. Doch was meint Husserl genau mit anderen Arten der Bezugnahme auf Seiendes?

Es gibt nur die phänomenale Welt, eine wahre Welt existiert nicht. Dies widerspricht sich mit der subjektrelativen Erscheinung. Wie meinen es die Phänomenologen? Ist ein Gegenstand wie ich ihn wahrnehme, nicht wahr?

Ein Gegenstand existiert laut Husserl immer zwischen Raum und Zeit. Wenn ich weiß, dass „es“ eine Flasche ist, kann ich sie dann auch als Flasche wahrnehmen? Kann ein Gegenstand trotzdem sein, wenn kein Raum vorhanden ist?

Seiendes wird immer bereits als etwas verstanden. Man tritt nie neutral einem Gegenstand gegenüber. Wird etwas, das wir nicht kennen als Unbekanntes trotzdem erkannt? Es gäbe immerhin noch die Möglichkeit Unbekanntes als etwas zu erkennen, das es nicht ist.

Zuletzt ist Prof. Flatscher noch auf Jacques Derrida eingegangen: Wenn wir das richtig verstanden haben, bleibt nichts trotz Wiederholbarkeit gleich und mit der Wiederholung des Originals wird es quasi verändert.

Ist die Iteration der Gegenstände wirklich nötig um diese zu begründen? Existiert ein Gegenstand wirklich, wenn ich es nur einmal sehe? Muss alles mit einem Experiment beweisbar sein, um die Existenz zu begründen um das Zufallsprinzip auszuschließen?


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Zimmermann, Bettina

Flatscher hält seine Vorlesung unter dem Titel „Überlegungen zur Gegebenheit der Welt – Zugänge der Phänomenologie und Dekonstruktion“. Er bringt die philosophische Strömung der Phänomenologie anhand einiger Thesen ihrer Hauptvertreter Husserl und Heidegger näher und erläutert zum Schluss die Idee der Dekonstruktion von Derrida.

Die Phänomenologie ist die Lehre vom Erscheinen, vom Sichzeigen von Seiendem. Husserl sprach von einem Korrelationsapriori: jedes Erscheinen ist immer sowohl subjektiv als auch objektiv. Welt und Bewusstsein sind ineinander verschränkt. Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas. Die Wahrnehmung ist unvollständig und perspektivisch. Die Dinge sind immer nur in Abschattungen gegeben. Die Phänomenologie bestreitet, dass es eine „wahre Welt“ hinter der phänomenalen gibt. Das Kant’sche „Ding-an-sich“ gibt es nicht. Es gehört zum Gegebensein der Dinge, dass sie nur in Abschattungen wahrgenommen werden. Unser Bewusstsein hat darüber hinaus die Eigenschaft, dass nicht Wahrgenommenes über ein Mehr- und Mit-Meinen ergänzt wird, um so die perspektivische Wahrnehmung soweit zu ergänzen, dass ein ganzer Gegenstand wahrgenommen wird.

Zu diesem Teil wurde eine interessante Frage aufgeworfen: Wenn irgendwo etwas ist, das von niemandem wahrgenommen wird, existiert das dann? Flatscher sagt, dass gemäß dem phänomenologischen Zugang die Frage nach der Existenz in so einem Fall keinen Sinn machen würde.

Meines Erachtens stellt die Phänomenologie jede Wissenschaft in Frage. Sie behauptet, dass es keine objektive Sicht der Dinge geben kann, dass jede Beobachtung, jede Wahrnehmung ein subjektives Element in sich trägt. Auch das Mehr- und Mit-Meinen, das sich nicht Ausschalten lässt, hindert uns an einer objektiven Welterkenntnis. Ist es nicht eine der Aufgaben der Wissenschaft dieses Mehr- und Mit-Meinen, oder anders ausgedrückt jegliche Vorurteile, aufzudecken und zu eliminieren? Um zu allgemeingültiger Erkenntnis zu gelangen, müssen wir doch möglichst objektive, von Vorurteilen befreite Wahrnehmungen anstreben? Auch wird meines Erachtens die Frage nach den Ursachen der sichtbaren Wirkungen von der Phänomenologie als sinnlos dargestellt. Gerade um Ursache-Wirkungszusammenhänge zu erkennen, müssen wir uns mit Dingen (oder besser Kräften) beschäftigen, die für unsere Sinne nicht unmittelbar wahrnehmbar sind, sondern nur in ihren Auswirkungen erkennbar sind. Würde die Phänomenologie die Frage nach und Erforschung von Ursachen und physikalischen Kräften, die uns als solche nicht erscheinen, sondern reflexiv über Theorienbildung erkannt werden, als sinnvoll erachten? Ist also gemäß Phänomenologie wissenschaftliche Erkenntnis überhaupt möglich und sinnvoll?

Heidegger versteht das menschliche Dasein als In-der-Welt-Sein. Es ist unumgänglich, dass wir alles um uns herum automatisch als etwas verstehen. Wir können die Dinge nicht aus ihrem ganzheitlichen Bedeutungszusammenhang herauslösen. Jede Art von Reduktionismus wird unter dieser Sichtweise unmöglich. Wir müssen uns von Anfang an als in einen großen Gesamtzusammenhang, in ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht eingebunden verstehen.

Einen Schritt weiter noch geht Derrida, der im Zusammenhang mit der Iterabilität bestreitet, dass es eine stabile Als-Struktur gibt. Durch die Wiederholbarkeit wird die Singularität gespalten. Die Identität wird bei einem Wiederholungsakt verändert. D.h. nichts bleibt wirklich identisch. Alles kann nur ein einziges Mal so erlebt werden, wie beim ersten Mal. Bereits bei einer Wiederholung in der Erinnerung ist das Erlebnis nicht mehr identisch.


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