Definition von Behinderung (Jugend und Behinderung): Unterschied zwischen den Versionen

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(Körperbehinderung)
(Ursachen von Geistiger Behinderung)
 
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Taubblindheit: Blindheit und Gehörlosigkeit auf einmal.  
 
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===Ursachen von Blindheit ===
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In Notstandsgebieten dieser Welt leben drei Viertel aller blinden Menschen.
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In bestimmten Regionen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas ist mit einer hohen Steigungsrate ebenso zu rechnen wie mit einem großen Anteil an vermeidbaren Erblindungen, die für die ganze Welt auf 85 % geschätzt werden. (WHO Chronical 1973).
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Als Hauptursache von vermeidbaren oder heilbarer Blindheit stellte eine Expertengruppe der Welt-Gesundheits-Organisation den grauen Star heraus, dessen Anteil an allen Blindheitsfällen der Welt rund 20 % ausmacht, und relativ schnell operativ behebbar ist.
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In Indien und den tropischen Gebieten Afrikas leben ca. 2 Millionen blinde Kinder.
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Dies ist rückzuführen auf einen Vitamin A-Mangel als Folge von Unter- bzw. Fehlernährung und führt zu einer Austrocknung der Augäpfel.
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(vgl. Bleidick 1998, S. 12f)
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=== Ursachen von Gehörlosigkeit ===
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Hier wird im Allgemeinen eine Unterscheidung der Ursachen nach dem Zeitpunkt des Eintretens der Hörschädigung gemacht, und zwar wird unterschieden, ob die Hörschädigung pränatal, perinatal, postnatal oder im Erwachsenenalter eingetreten ist.
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'''Pränatale Hörschädingung:''' Ist zumeist entweder vererbt, wobei meist eine Gen-Kombination vorliegt, oder sie ist durch eine Erkrankung der Mutter während der Schwangerschaft, z.B. an Röteln, Masern oder Keuchhusten, hervorgerufen worden.
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Eine Belastung der Mutter durch Antibiotika, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, missbräuchliche Verwendung von Beruhigungsmitteln oder Nikotinmissbrauch sind auch Gründe für eine Schädigung.
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'''Perinatale Hörschädigung (während der Geburt):''' Kann durch eine Schädelverletzung enstehen, oder wenn im Zusammenhang der Geburt ein Sauerstoffmangel vorgekommen ist.
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'''Postnatale Hörschädigung:''' Infektionskrankheiten wie Masern, Scharlach, Diphterie, Mumps, Hirnhautentzündung, die häufig im Säuglings- und Kleinkindalter auftreten und die, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden einen schweren Verlauf nehmen.
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'''Hörschädigung im Erwachsenenalter:''' Hörschädigungen entstehen selten durch Krankheiten, in den meisten Fällen spricht man hier von einer Altersschwerhörgkeit.
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((vgl. Bleidick 1998, S. 35f)
  
 
== Sprachbehinderung ==
 
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(vgl. Opp, Kulig, Puhr 2005, S.47ff.)
 
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=== Ursachen von Geistiger Behinderung ===
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Die Frage nach den Ursachen der geistigen Behinderung zielt auf das zentrale Problem der Prävention: Unter welchen Bedingungen entstehen Störungen, organische Schädigungen, psychische Beeinträchtigungen, die zu einer geistigen Behinderung führen?
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Welche Faktoren lassen sich verhindern, um das Entstehen dieser oder jener Schädigung zu verhindern?
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* Rechtzeitiger Blutaustausch bei RH-Unverträglichkeit,
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* Vermeidung von Rötelerkrankungen der Mutter während der ersten Schwangerschaftsmonate,
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* operativer Eingriff bei einem Hydrozephalus,<br/>
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…die große Anzahl der verursachenden Faktoren machen eine Vielzahl vorbeugender Maßnahmen erforderlich.
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Zu den Fortschritten der Medizin gehört auch, dass es gelingt, Schädigungen medikamentös oder operativ einzugrenzen, so dass die Lebenserwartung besonders bei Menschen mit schweren Schädigungen zunehmen kann, wobei die Verbesserung des gesundheitlichen Zustands nicht das Bestehen bleibender Schäden ausschließt.
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(vgl. Bleidick 1998, S. 64ff)
  
 
== Psychische (seelische) Behinderung ==
 
== Psychische (seelische) Behinderung ==

Aktuelle Version vom 12. Juni 2007, 15:20 Uhr

Eine grobe Kategorisierung von Behinderung

  • Körperliche Behinderung
  • Sinnesbehinderung
  • Sprachbehinderung
  • Geistige Behinderung
  • Psychische (seelische) Behinderung
  • Lernbehinderung


Körperbehinderung

Es gibt verschiedene Definitionen von Körperbehinderung. (vgl. Bleidick 1998, S.88f.)

Behinderung aus:

  • pädagogischer Sicht
  • medizinischer Sicht
  • psychologischer Sicht
  • soziologischer Sicht
  • sozialrechtlicher Sicht

(Bleidick 1998, S. 88-92)

Pädagogische Sicht

Zur Körperbehinderung gehören Missbildungen im äußeren Erscheinungsbild, sowie Schädigungen des Stütz – und Bewegungsapparates, wenn der Beeinträchtigte in der Bewegungsfähigkeit erheblich eingeschränkt ist. (vgl. Bleidick 1998, S. 88f.)

Medizinische Sicht

Es wird durch Untersuchungen ein körperlicher Schaden festgestellt. Verlust bzw. Beeinträchtigung von physischen, psychischen und geistigen Strukturen. Hauptsächlich geht es hierbei um physische Bereiche, die aber nicht eindeutig von Psyche und Geist abzugrenzen sind. Außerdem müssen Dauer und Schweregrad berücksichtigt werden. (vgl. Bleidick 1998, S. 90)

Psychologische Sicht

Es wird die soziale Einstellung zu Körperbehinderung bestimmt und die damit verbundene Entwicklung und das Verhalten des Betroffenen. In Bezug auf Entwicklung, Kognition und Sozialverhalten sind psychologische Aspekte wichtig. (vgl. Bleidick 1998, S.91)

Soziologische Sicht

Dazu gehört das Verhalten der Gesellschaft gegenüber Körperbehinderung. Stigmatisierung kann Folge von Körperbehinderung sein. Es wird hier auf kulturelle Werte, soziale Normen und ästhetische Barrieren geachtet. (vgl. Bleidick 1998, S. 92)

Sozialrechtliche Sicht

Die soziale Sicherung von Behinderten steht hier im Mittelpunkt. Als behindert gilt hier derjenige, der dauerhaft körperlich, geistig oder seelisch schwer beeinträchtigt ist. (vgl. Bleidick 1998, S. 92)

Sinnesbehinderung

Blindheit: Wer kein Licht sehen kann, also gar nichts sieht. Hochgradige Sehbehinderung wie Sehschwäche und Sehstörung gehören auch zu Sinnesbehinderung. (vgl. Bleidick 1998, S.10) Gehörlosigkeit: Dazu gehören Menschen bei denen man mit Schallverstärkung durch Hörgeräte keine oder nur minimale auditive Wahrnehmung erreicht. (vgl. Bleidick 1998, S.33) Taubblindheit: Blindheit und Gehörlosigkeit auf einmal.

Ursachen von Blindheit

In Notstandsgebieten dieser Welt leben drei Viertel aller blinden Menschen. In bestimmten Regionen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas ist mit einer hohen Steigungsrate ebenso zu rechnen wie mit einem großen Anteil an vermeidbaren Erblindungen, die für die ganze Welt auf 85 % geschätzt werden. (WHO Chronical 1973). Als Hauptursache von vermeidbaren oder heilbarer Blindheit stellte eine Expertengruppe der Welt-Gesundheits-Organisation den grauen Star heraus, dessen Anteil an allen Blindheitsfällen der Welt rund 20 % ausmacht, und relativ schnell operativ behebbar ist. In Indien und den tropischen Gebieten Afrikas leben ca. 2 Millionen blinde Kinder. Dies ist rückzuführen auf einen Vitamin A-Mangel als Folge von Unter- bzw. Fehlernährung und führt zu einer Austrocknung der Augäpfel. (vgl. Bleidick 1998, S. 12f)

Ursachen von Gehörlosigkeit

Hier wird im Allgemeinen eine Unterscheidung der Ursachen nach dem Zeitpunkt des Eintretens der Hörschädigung gemacht, und zwar wird unterschieden, ob die Hörschädigung pränatal, perinatal, postnatal oder im Erwachsenenalter eingetreten ist.

Pränatale Hörschädingung: Ist zumeist entweder vererbt, wobei meist eine Gen-Kombination vorliegt, oder sie ist durch eine Erkrankung der Mutter während der Schwangerschaft, z.B. an Röteln, Masern oder Keuchhusten, hervorgerufen worden. Eine Belastung der Mutter durch Antibiotika, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, missbräuchliche Verwendung von Beruhigungsmitteln oder Nikotinmissbrauch sind auch Gründe für eine Schädigung.

Perinatale Hörschädigung (während der Geburt): Kann durch eine Schädelverletzung enstehen, oder wenn im Zusammenhang der Geburt ein Sauerstoffmangel vorgekommen ist.

Postnatale Hörschädigung: Infektionskrankheiten wie Masern, Scharlach, Diphterie, Mumps, Hirnhautentzündung, die häufig im Säuglings- und Kleinkindalter auftreten und die, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden einen schweren Verlauf nehmen.

Hörschädigung im Erwachsenenalter: Hörschädigungen entstehen selten durch Krankheiten, in den meisten Fällen spricht man hier von einer Altersschwerhörgkeit. ((vgl. Bleidick 1998, S. 35f)

Sprachbehinderung

Sprachbehinderungen treten häufig im Zusammenhang mit anderen Behinderungen auf. Unterscheiden lässt sich:

  • Störung der Sprachentwicklung: z.B. Aussprachenstörung, Störungen der Grammatik
  • Störung der Rede: z.B. Stottern, Poltern, Mutismus
  • Zentrale Sprach- und Sprechstörung
  • Dysphonien: Störung des Stimmklangs

(vgl. Opp, Kulig, Puhr 2005, S.74)


Geistige Behinderung

Meist wird eine Einschränkung kognitiver bzw. intellektueller Leistungsfähigkeit verstanden. Zu geistig Behinderten gehören Menschen mit einem IQ von unter 50. Merkmale geistiger Behinderung:

  • Unfähigkeit Zusammenhänge logisch zu erfassen und einzuordnen
  • Unfähigkeit Erfahrenes auf ähnliche Situationen zu übertragen (=Transfer)
  • Unfähigkeit langfristig (bzw. auch kurzfristig) zu planen

(vgl. Opp, Kulig, Puhr 2005, S.47ff.)

Ursachen von Geistiger Behinderung

Die Frage nach den Ursachen der geistigen Behinderung zielt auf das zentrale Problem der Prävention: Unter welchen Bedingungen entstehen Störungen, organische Schädigungen, psychische Beeinträchtigungen, die zu einer geistigen Behinderung führen? Welche Faktoren lassen sich verhindern, um das Entstehen dieser oder jener Schädigung zu verhindern?

  • Rechtzeitiger Blutaustausch bei RH-Unverträglichkeit,
  • Vermeidung von Rötelerkrankungen der Mutter während der ersten Schwangerschaftsmonate,
  • operativer Eingriff bei einem Hydrozephalus,

…die große Anzahl der verursachenden Faktoren machen eine Vielzahl vorbeugender Maßnahmen erforderlich. Zu den Fortschritten der Medizin gehört auch, dass es gelingt, Schädigungen medikamentös oder operativ einzugrenzen, so dass die Lebenserwartung besonders bei Menschen mit schweren Schädigungen zunehmen kann, wobei die Verbesserung des gesundheitlichen Zustands nicht das Bestehen bleibender Schäden ausschließt. (vgl. Bleidick 1998, S. 64ff)

Psychische (seelische) Behinderung

Zur psychischen Behinderung gehören Gefühls- und Verhaltensstörungen. Auch hier geht es darum, dass eine psychische Behinderung die optimale Eingliederung in die Gesellschaft verhindert. Dauerhafte Merkmale sind:

  • Psychosen
  • seelische Störung als Folge von körperlicher Krankheit
  • Suchterkrankung
  • Neurosen
  • Persönlichkeitsstörungen

(vgl. Opp, Kulig, Puhr 2005, S.78f.)


Lernbehinderung

Dieser Begriff orientiert sich an einer schulorganisatorischen Beschreibung. Als lernbehindert werden jene Menschen bezeichnet welche einen IQ zwischen 60 und 90 haben. Merkmale:

  • Dauerhafte Beeinträchtigung des Lernens
  • Ungewöhnliche Verhaltensweisen und stark von der Norm abweichende Leistungsergebnisse.
  • Schulversagen trotz vorhandener Fördermöglichkeit

(vgl. Opp, Kulig, Puhr 2005, S.66ff.)


Literatur

  • ULRICH BLEIDICK, "Einführung in die Behindertenpädagogik II", 5. Auflage 1998, W. Kohlhammer GmbH
  • GÜNTHER OPP, WOLFRAM KULIG, KIRSTEN PUHR, "Einführung in die Sonderpädagogik", 2005, VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden