Institutionen (Jugend und Behinderung): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Philo Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
 
Zeile 1: Zeile 1:
Organisationen im Bereich der Behindertenvertretung: Zusammensetzung, Aufgaben und Ziele
+
= Organisationen im Bereich der Behindertenvertretung: Zusammensetzung, Aufgaben und Ziele =
  
 
Organisationen können als Teil unseres gesellschaftlichen Systems gesehen werden. Jede Organisation verfolgt bestimmte Ziele, die wandelbar sind und abhängig von der Gruppe bzw. Sache für welche die Organisation eintritt.  
 
Organisationen können als Teil unseres gesellschaftlichen Systems gesehen werden. Jede Organisation verfolgt bestimmte Ziele, die wandelbar sind und abhängig von der Gruppe bzw. Sache für welche die Organisation eintritt.  
 
Da behinderte Menschen einen großen Teil unserer Gesellschaft ausmachen, haben sie wie alle anderen das Recht ihre Interessen zu vertreten und für ihre Rechte ein zustehen. Auf nationaler sowie auf internationaler Ebene. (vgl. Katharina Gröning, 2007, S. 66- 71)  
 
Da behinderte Menschen einen großen Teil unserer Gesellschaft ausmachen, haben sie wie alle anderen das Recht ihre Interessen zu vertreten und für ihre Rechte ein zustehen. Auf nationaler sowie auf internationaler Ebene. (vgl. Katharina Gröning, 2007, S. 66- 71)  
  
Zusammensetzung:
+
== Zusammensetzung ==
  
„Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene können „Organisationen für Menschen mit Behinderung“ von „Organisationen von Menschen mit Behinderung“ unterschieden werden.(Günther Cloerkes, 2003, S. 148)
+
"Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene können 'Organisationen für Menschen mit Behinderung' von 'Organisationen von Menschen mit Behinderung' unterschieden werden." (Günther Cloerkes, 2003, S. 148)
  
Obwohl „Organisationen für Menschen mit Behinderung“ sich mit deren Problemen beschäftigen, werden sie großteils von nicht behinderten Personen geleitet. Sie arbeiten in Partnerschaft mit anderen Organisationen, werden oftmals mit öffentlichen Geldern finanziert und stehen in Beziehung mit anderen Institutionen und Organisationen.  
+
Obwohl "Organisationen für Menschen mit Behinderung" sich mit deren Problemen beschäftigen, werden sie großteils von nicht behinderten Personen geleitet. Sie arbeiten in Partnerschaft mit anderen Organisationen, werden oftmals mit öffentlichen Geldern finanziert und stehen in Beziehung mit anderen Institutionen und Organisationen.  
 
Probleme bei Organisationen die von nicht behinderten Menschen geführt werden bestehen darin, dass es oft zu einer Abhängigkeit der behinderten Menschen kommt. Sie sind von der ihnen angebotenen Hilfe abhängig, da sie nicht selbst Teil der Organisation sind. In weiterer Folge kommt es zu einem sozialen Ungleichgewicht.  
 
Probleme bei Organisationen die von nicht behinderten Menschen geführt werden bestehen darin, dass es oft zu einer Abhängigkeit der behinderten Menschen kommt. Sie sind von der ihnen angebotenen Hilfe abhängig, da sie nicht selbst Teil der Organisation sind. In weiterer Folge kommt es zu einem sozialen Ungleichgewicht.  
 
(vgl. Günther Cloerkes, 2003, S. 148 ff)
 
(vgl. Günther Cloerkes, 2003, S. 148 ff)
Zeile 15: Zeile 15:
  
 
Sie lassen sich grob in drei Gruppen gliedern (Oliver 1990):  
 
Sie lassen sich grob in drei Gruppen gliedern (Oliver 1990):  
Selbsthilfe-Organisationen  
+
* Selbsthilfe-Organisationen  
  Hier werden durch Behinderte selbst definierte Bedürfnisse befriedigt.
+
Hier werden durch Behinderte selbst definierte Bedürfnisse befriedigt.
Aktivisten-Organisationen  
+
* Aktivisten-Organisationen  
  Die Teilnehmer dieser Organisationen setzten sich vor allem für  
+
Die Teilnehmer dieser Organisationen setzten sich vor allem für  
  politische Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit ein.  
+
politische Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit ein.  
+
* Dachorganisationen
Dachorganisationen
+
Durch Mitarbeiter dieser Dachorganisationen werden verschiedene  
    Durch Mitarbeiter dieser Dachorganisationen werden verschiedene  
+
andere Organisationen koordiniert. Sie sind aber oft auch  
    andere Organisationen koordiniert. Sie sind aber oft auch  
+
international tätig.  
      international tätig.  
 
 
(vgl. Günther Cloerkes, 2003, S. 148)
 
(vgl. Günther Cloerkes, 2003, S. 148)
 
 

Version vom 10. Juni 2007, 19:54 Uhr

Organisationen im Bereich der Behindertenvertretung: Zusammensetzung, Aufgaben und Ziele

Organisationen können als Teil unseres gesellschaftlichen Systems gesehen werden. Jede Organisation verfolgt bestimmte Ziele, die wandelbar sind und abhängig von der Gruppe bzw. Sache für welche die Organisation eintritt. Da behinderte Menschen einen großen Teil unserer Gesellschaft ausmachen, haben sie wie alle anderen das Recht ihre Interessen zu vertreten und für ihre Rechte ein zustehen. Auf nationaler sowie auf internationaler Ebene. (vgl. Katharina Gröning, 2007, S. 66- 71)

Zusammensetzung

"Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene können 'Organisationen für Menschen mit Behinderung' von 'Organisationen von Menschen mit Behinderung' unterschieden werden." (Günther Cloerkes, 2003, S. 148)

Obwohl "Organisationen für Menschen mit Behinderung" sich mit deren Problemen beschäftigen, werden sie großteils von nicht behinderten Personen geleitet. Sie arbeiten in Partnerschaft mit anderen Organisationen, werden oftmals mit öffentlichen Geldern finanziert und stehen in Beziehung mit anderen Institutionen und Organisationen. Probleme bei Organisationen die von nicht behinderten Menschen geführt werden bestehen darin, dass es oft zu einer Abhängigkeit der behinderten Menschen kommt. Sie sind von der ihnen angebotenen Hilfe abhängig, da sie nicht selbst Teil der Organisation sind. In weiterer Folge kommt es zu einem sozialen Ungleichgewicht. (vgl. Günther Cloerkes, 2003, S. 148 ff)

Als zweite Gruppe werden „Organisationen von Menschen mit Behinderung“ gesehen.

Sie lassen sich grob in drei Gruppen gliedern (Oliver 1990):

  • Selbsthilfe-Organisationen

Hier werden durch Behinderte selbst definierte Bedürfnisse befriedigt.

  • Aktivisten-Organisationen

Die Teilnehmer dieser Organisationen setzten sich vor allem für politische Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit ein.

  • Dachorganisationen

Durch Mitarbeiter dieser Dachorganisationen werden verschiedene andere Organisationen koordiniert. Sie sind aber oft auch international tätig. (vgl. Günther Cloerkes, 2003, S. 148)

Die Arbeit, die von „Organisationen von Menschen mit Behinderung“ geleistet wir, sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Hier setzt sich nämlich der Vorstand aus behinderten Menschen zusammen. So wurde zum Beispiel 1995 in Großbritannien der „Disability Discrimination Act“ dessen Ziel es ist, die Gleichstellung von behinderten Menschen zu ermöglichen. (vgl. http://www.egalite-handicap.ch/deutsch/gleichstellungsrecht/usa.html) Auch in Österreich haben Behindertenorganisationen deren Vorstand aus behinderten Menschen zusammengesetzt ist Veränderungen bewirkt. So gibt es seit dem 1. Jänner 2006 das so genannte Behindertengleichstellungspaket. Dieses Paket beinhaltet Diskriminierungsschutzrechte sowie Schutzbestimmungen für Beschäftigung und Beruf. (vgl. http://www.egalite-handicap.ch/deutsch/gleichstellungsrecht/oesterreich.html) (vgl. http://www.gleichstellung.at/rechte/) Weiters kam es durch Bemühungen dieser Organisation zu Verbesserungen im öffentlichen Raum, welche die Architektur diverser Einrichtungen (Lifte, Rolltreppen, Rampen,…etc.) sowie den Bereich der Dienstleistungen, aber auch die Medien betrifft. Doch auch bei Organisationen die von Menschen mit Behinderung teilweise oder ganzheitlich geleitet werden, können Probleme auftreten. Oft sind Personen mit körperlicher Behinderung oder einer Sinnesbehinderung stark überpräsentiert und somit kommt es zu einem Ungleichgewicht innerhalb der Organisationen. In weiterer Folge kann es zu einer so genannten Zweiklassengesellschaft unter Behinderten kommen. Man spricht auch oft von einem gewissen Phantombild: Das Privileg sich in der Öffentlichkeit stark zu machen und zu Wort kommen zu dürfen, steht sehr oft weißen, heterosexuellen Männern mit einer Körperbehinderung oder einer Sinnesschädigung zu. Diese Tatsache trifft zum Beispiel auf den Sonderbeauftragten der UN für Behindertenfragen zu, Bengt Linqvist. Aber auch auf Bert Massie, Vorsitzender der „Disability Rights Commission“. Diese Männer gelten auch trotz ihrer Behinderung als emanzipiert und finanziell unabhängig. (vgl. Günther Cloerkes, 2003, S. 149) Um dieser gewissen Art der Vorherrschaft einer Gruppe entgegen zu wirken, kam es zur Schließung der „Standard Rules“ („Rahmenbedingungen zur Herstellung der Chancengleichheit Behinderter“) der Vereinten Nationen. Die „Standard Rules“ nennen Maßnahmen für bestimmte Lebensbereiche um eine Art Gleichgewicht unter den Behinderten zu schaffen. Diese Maßnahmen können von der Regierung eingeleitet und unterstützt werden. „Sie geben allerdings keine Hinweise zur Gestaltung der Beziehung, welche diese Prozesse ermöglichen sollen.“ (Günther Cloerkes, 2003, S. 149)

Wie man sieht, lassen sich bei beiden Arten der Zusammensetzung von Organisationen Probleme erkennen. Doch jeder Mensch kann selbst wählen, welcher Organisation er beitreten möchte und von welcher er sich am besten vertreten fühlt.

Aufgaben: Vorwiegend ist es Aufgabe alle Organisationen, obgleich „für“ Menschen mit Behinderung oder „von“ Menschen mit Behinderung, sich stark zu machen für die Interessen und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung. Es gilt Rahmenbedingungen herzustellen unter denen behinderte Menschen Chancengleichheit erfahren. (vgl. Günther Cloerkes, 2003, S. 147 ff)

Ziele: Als Ziele aller Organisationen gelten „Gleichheit“ und „Empowerment“. In Anbetracht der bereits angeführten Problematik im Bezug auf die Zusammensetzung von Organisationen, der Abhängigkeit von Behinderten und der Zweiklassengesellschaft unter Behinderten, lässt sich erkennen, dass es durchaus


Probleme und Differenzen bei der Erreichung der Ziele „Gleichheit“ und „Empowerment“ gibt. Denn es wirft einige Probleme auf mehr Gleichheit und Freiheit für Alle zu schaffen vor dem Hintergrund einer Zweiklassengesellschaft und einem Abhängigkeitsverhältnis. (vgl. Günther Cloerkes, 2003, S. 150)